Star Trek: Picard (Folge 2×08)
Endspurt! Mit Folge 8 stellt Star Trek: Picard die Weichen für das Staffelende, das nur noch zwei Folgen entfernt ist. So einige Handlungsstränge konkurrieren darum, Thema für das Finale zu sein, aber einer prescht in dieser Folge ganz nach vorn. Worauf so einige Fans vermutlich die ganze Zeit schon gefiebert haben, denn so als so spannend hat sich der Neuzugang Renée Picard, die Weltraum-Pionierin, nicht herausgestellt. Jedenfalls nicht im Vergleich mit …
Inhaltsangabe
Ein Junge rennt durch die Dunkelheit, verfolgt von einer schattenhaften Bedrohung. Nein, es ist nicht der kleine Jean-Luc in den Kellern von Chateau Picard, sondern ein bislang unbekanntes Kind in einem nächtlichen Wald und die Verfolger sind … zwei Vulkanier?
Picard und Guinan sitzen in einem düsteren Keller und werden von einem FBI-Agenten verhört, der sie für Aliens hält, die vorhaben, den Start der Europa-Mission zu sabotieren. Es stellt sich heraus, dass Special Agent Wells seit einem traumatischen Kindheitserlebnis davon besessen ist, Aliens aufzuspüren, was ihn zum Außenseiter unter den Kollegen macht. Die Obsession mit dem Monster im Dunkeln kennt Picard nur zu gut. Es gelingt ihm, das Vertrauen des Mannes zu gewinnen und ihm zu erklären, dass sie aus der Zukunft kommen um das Scheitern der Mission abzuwenden und die Welt zu retten.
Derweil ist Q doch von Guinans Ritual herbeigerufen worden und Guinan erspürt empathisch, was Qs Antriebsfeder ist: er hat festgestellt, dass er nicht unsterblich ist. Sind all seine Manipulationen ein Akt der Sinnstiftung angesichts seines nahenden Todes?
Rios und Teresa kommen sich näher, doch dann hat Rios ganz andere Probleme: Die Borg-Königin hat das Transportsystem manipuliert. Raffi und Seven finden die Leiche eines Mannes, den sie zu assimilieren versucht hat und bald darauf sie selbst. Sie greift Raffi an, tötet sie jedoch nicht. Lebt in ihr doch noch ein Funken Agnes?
Kore Soong ergründet die Geheimnisse ihres Vaters und bekommt Unterstützung von Q, der ihr die letzten Puzzleteile liefert und eine Ampulle des Medikaments, das ihr ermöglicht, außerhalb des Hauses zu überleben. Sie stellt ihren Vater/Schöpfer zur Rede und verlässt ihn.
Die Borg-Königin verhandelt mit dem trauernden Dr. Soong, denn sie will Picards Raumschiff und sie weiß, mit welchem Köder sie Dr. Soong zur Kooperation bringen kann: Renée Picard wird auf ihrer Mission etwas finden, was Dr. Soongs Forschung obsolet macht und ihn zur Bedeutungslosigkeit verdammt. Findet die Mission nicht statt, werden Dr. Soongs Erkenntnisse enorm wichtig und er selbst als Genie gefeiert werden. Unterstützung gegen Unterstützung, Win/Win-Situation. Dr. Soong geht darauf ein und ruft eine Einsatztruppe herbei, die die Borg-Königin sogleich assimiliert.
Die Wahrheit ist irgendwo da draußen
Ein einsamer FBI-Agent, der im Keller Akten über obskure Fälle anhäuft und es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat Aliens nachzujagen. Da grinst einem geradezu Akte X aus den 90ern entgegen. Aber wenn da Akte X-Ostereier versteckt sein sollten, sind sie mir entwischt. Niemand sagt “I want to believe” oder “The truth is out there”. Der Special Agent heißt Wells, wie H.G. Wells. Genau, Die Zeitmaschine. Eher ein Osterei aus der Sparte Allgemeinbildung. Doch obwohl Special Agent Wells fleißig ermittelt, jede Menge von Rios’ Patzern bei der Ankunft bemerkt hat und daraus mit beachtlicher Kombinationsgabe genau die falschen Schlüsse zieht, braucht Picard nur ein Paar Momente Picard-Magie, um den Mann auf die andere Seite zu ziehen. Das kann doch nicht nur daran liegen, dass sie beide den gleichen “Monster im Dunkeln”-Kindheitskomplex haben? Nun, welcher Ufo-Gläubige würde nicht strahlende Augen bekommen, wenn ihm eröffnet wird, dass er an einer Mission zur Rettung der Zukunft beteiligt ist. Ob der Umweg über den FBI-Keller noch wichtig wird oder nur ein Vorwand war, um Picard auszubremsen, damit es woanders weitergehen kann, auf jeden Fall hat die Szene hübsche Momente.
Gebt einem Mädchen die richtigen Schuhe ...
Na endlich wird mal assimiliert! Eine Borg-Königin, die sarkastische Sprüche bringt und Agnes piesackt, ist ja ganz lustig, aber nichts im Vergleich zu einer Borg-Königin, die tut, was sie am besten kann. Etwa wie der weiße Hai, der sicher auch geschickt durch Reifen springen könnte, aber eigentlich will man nur eins sehen. Nämlich, wie er Leute frisst. Aber warum braucht sie ausgerechnet Dr. Soong? Entweder weil dieser Handlungsstrang irgendwie mitverwoben werden muss oder weil das erst später aufgelöst wird. Egal. Dr. Soong zaubert sogleich Assimilations-Kandidaten aus dem Hut und schon kann sie loslegen. Übrigens, ihr rotes Kleid. Agnes sah so glamourös darin aus. Jetzt ist Agnes verschwunden und es ist zum Böse Mädchen-Outfit geworden, als hätten Harley Quinn oder Cruella de Vil es umgestylt: zerfetzt, Ärmel ab, geschlitzt bis zur Hüfte. Dabei hat sie gar nichts angestellt, was das gute Stück so ruiniert hätte. Und wo hat sie die Springerstiefel her, die gehörten doch sicher nicht zum Gala-Outfit? Gebt einem Mädchen die richtigen Schuhe und sie wird die Welt erobern. Das wusste schon Bette Midler.
Fazit
Das Problem mit Serienbegleitungen: Man meckert bei den einzelnen Folgen Dinge an, die in der nächsten Woche vielleicht schon aufgelöst sind. Guinan zum Beispiel. Die hat jetzt den Schritt von jugendlich-rotziger Aggressivität zu Gelassenheit, Empathie und positivem Denken gemacht, den mal eigentlich erst in ein paar Jahrhunderten erwartet hätte. Hingegen ist Q immer noch ein Rätsel und als solches eine Nervensäge, auch wenn man jetzt eine Menge mehr über ihn erfahren hat. Ach, und Teresa ist bezaubernd, wenn sie spanisch spricht. So eine lange Textpassage, die die Geduld des Zuschauers arg strapazieren könnte, wenn sie auf deutsch daherkäme. Auf spanisch hängt man an ihren Lippen, wurschtelt sich durch die Untertitel und würde ihr noch viel länger zuhören wollen. Schön, dass Star Trek: Picard immer auch für solche Momente Zeit hat, selbst wenn es allerhöchste Zeit ist, die Welt zu retten.
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