Halo 4: Forward Unto Dawn
Bevor Paramount seine 2022er Serien-Adaption von Halo in den Ring warf, gab es bereits Halo 4: Forward Unto Dawn. Eine Live-Action-Miniserie aus dem Jahre 2012, die als Origin-Story des Nebencharakters Thomas Lasky angelegt ist, gleichzeitig aber auch den ersten Live-Action-Auftritt des Master Chiefs dokumentiert. Schauen wir hinein in diese denkwürdigen Moment der Halo-Historie und stellen uns die Frage: Bleibt der Helm auf? Die remasterte Version erscheint am 18. August 2022 auf Blu-ray.
Das Jahr 2525: Die Menschheit bereist das Weltall, gründet Kolonien und befindet sich im Bürgerkrieg. Kadett Thomas Lasky (Tom Green, Camp) besucht die Corbulo-Akademie des UNSC und lässt sich zum Offizier ausbilden. Er legt sich mit Klassenkameraden und Ausbildern gleichermaßen an und leidet unter den Erwartungen, die man an ihn stellt – ihn, den Sohn einer Kriegsheld-Mutter und einem älteren Bruder, der bei den ODST-Spezialeinheiten dient. Außerdem hegt er Gefühle für seine Kameradin Chyler (Anna Popplewell, Die Chroniken von Narnia). Eines Tages wird die Akademie mitten in der Nacht angegriffen, jedoch nicht von Aufständischen, sondern von übermächtigen Aliens. Lasky und seine Mitkadetten sitzen in der Falle.
Die groben Fakten
Originaltitel | Halo 4: Forward Unto Dawn |
Jahr | 2012 |
Land | USA |
Episoden | 5 in Staffel 1 |
Genre | Science-Fiction, Action |
Cast | Thomas Lasky: Tom Green Chyler Silva: Anna Popplewell Colonel Mehaffey: Ayelet Zurer Master Chief: Daniel Cudmore |
Veröffentlichung: 18. August 2022 |
Bei Halo 4: Forward Unto Dawn handelt es sich um eine fünfteilige Webserie, die im Oktober 2012 wöchentlich auf Halo Waypoint ausgestrahlt und späterhin im Jahre 2013 als zusammenhängender Film auf Blu-ray und DVD herausgebracht wurde. Produziert von 343 Industries, Lasky Productions und den Mircosoft Studios, diente sie vor allem den Marketingzwecken für das Videospiel Halo 4 (2012) und sollte das Publikum erweitern sowie den Weg ebnen für den damals noch geplanten Spielfilm. Insgesamt kostete die Serie 10 Millionen Dollar – ein Budget, das der 2022er Halo-Serie von Paramount pro Folge zur Verfügung steht. Forward Unto Dawn zielte darauf ab, auch von Nicht-Kennern des Halo-Franchises genossen werden zu können.
Sitzfleisch für den Master Chief
Zwar werden besagte Nicht-Kenner mit der ominösen Intro-Sequenz, die den Film mit Halo 4 verbindet, nichts anfangen können, doch glücklicherweise wird sich damit nicht lange aufgehalten. Denn bei Forward Unto Dawn handelt es sich um eine Coming-of-Age-Geschichte, die der Einführung der neuen Figur des Commander Thomas Lasky dient. Nach dem Intro werden wir auch sogleich in dessen Erinnerungen an die Kadettenzeit hineingezogen. Damit umgeht die Serie den Fallstrick der omnipotenten und unfehlbaren Hauptfigur (aka Master Chief), die sich zwar in einem Game gut macht, jedoch in einem passiven Medium wie einem Film echte Probleme hätte, unser Herz zu gewinnen. Forward Unto Dawn setzt den Master Chief auf die Cameo-Bank, auf der er den Großteil der Zeit über verbleibt.
Geeignet für Nicht-Kenner?
Stattdessen steht also der Backfisch Thomas Lasky im Fokus, der auf der Corbulo-Akademie des UNSC seine Ausbildung begeht und dabei die üblichen Versatzstücke von Pflicht, Ehre und Zweifel durchlebt. Es wird nicht wirklich erklärt, was das UNSC oder die ODSTs sind, warum Bürgerkrieg herrscht, woher die Allianz kommt und warum das Auftauchen des Master Chiefs in der Akademie so eine große Sache ist, doch wir bekommen im Kontext der Serie gerade genug mit, um die Geschichte zu begreifen. Master Chief = gut, Allianz = böse. Das mag Forward Unto Dawn auch für Halo-Fremde irgendwo akzeptabel machen, doch insgesamt ist die Serie wenig aussagekräftig. Als Auftakt zum vierten Hauptteil einer Game-Serie kann man ohnehin nicht mehr Händchenhalten erwarten.
Schwerpunkt auf den Figuren, nicht auf der Action
Im Fokus der Miniserie steht die Ausbildung der Kadetten; die großangelegte Action wird für das Grande Finale aufgehoben. Langeweile kommt dennoch nicht auf, da sich das militärische Training, die sozialen Dramen und die Charaktermomente als kurzweilig erweisen. Die zwei Hauptfiguren Lasky und Chyler bilden einen ausreichend starken emotionalen Kern, während die restlichen Kadetten (und vor allem die erwachsenen Offiziere) zwar recht vergessenswert geraten sind, aber immerhin ihre Pflicht tun. Der Großteil des Budgets wird im letzten Teil der Serie verbraten, wenn die Allianz auf den Plan tritt. Die Aliens werden sparsam, aber effektiv eingesetzt und sehen durch geschickte Lichtspielchen, Rauch und Kamerawinkel konsequent gut aus (ein Glück, dass sich darüber hinaus alles in der Nacht abspielt und die Eliten sich unsichtbar machen können, huh?). Auch der Master Chief kann sich sehen lassen und glänzt in seiner Rolle als Retter und Inspirationsgeber für den jungen Lasky, damit dieser 31 Jahre später in Halo 4 das tun kann, was er eben tut.
Fazit
Videospiele und ihre Verfilmungen sind ja stets eine heikle Sache. Umso überraschender, dass Halo 4: Forward Unto Dawn gar nicht so grottig ausfällt wie befürchtet. Stattdessen haben die Macher sehr stilsicher eine grundsolide Story auf die Leinwand gebracht. Selbst die CGI-Auftritte der Allianz sind elegant gelöst; nicht zu nebulös, nicht zu plastisch, sondern genau die richtige Mischung aus beidem. So, dass man keinen Uwe Boll-Cringe verspürt, sondern die Serie genießen kann. Geeignet ist Forward Unto Dawn allerdings trotzdem nur für Halo-Fans. Alle anderen werden wohl kaum abgeholt. Ach, und was die eingangs gestellte Frage betrifft: Ja, der Helm bleibt auf.
© Polyband
Veröffentlichung: 18. August 2022