Ich bin Groot
Wenn der niedliche Groot am Ende von Guardians of the Galaxy in einem Blumentopf zu „I want you back“ der Jackson 5 tanzt, schlagen die Herzen des Publikums höher. In der Fortsetzung durften Fans dann den kleinen Baby Groot an der Seite der Guardians im Kampf gegen Ego begleiten. Obwohl er ein Fan-Liebling ist, kann er vielleicht keinen eigenen Solo-Film tragen (wie auch, mit nur einem einzigen Satz), aber im Kurzfilmformat sollte er doch funktionieren. Mit Ich bin Groot schickt Marvel fünf Kurzfilme in Serie, welche am 10. August 2022 auf Disney+ anliefen.
Der kleine Groot entdeckt das Leben und geht auf Mission Alltag.
Die Episode “Groots erste Schritte” spielt zwischen den beiden ersten Guardians of the Galaxy-Teilen.
Die Episoden “Der kleine Kerl”, “Groot ermittelt”, “Groot nimmt ein Bad” und “Das Meisterwerk” sind unmittelbar nach dem zweiten Film einzuordnen.
Der Einfluss von Disney+
Originaltitel | I am Groot |
Jahr | 2022 |
Land | USA |
Episoden | 6 |
Genre | Animationskomödie |
Cast | Groot: Vin Diesel / Martin Keßler Rocket: Bradley Cooper / Jan-David Rönfeldt |
Veröffentlichung: 11. August 2022 |
Spürbar ist Ich bin Groot ein Disney+-Projekt. Wie schon diverse Kurzfilme anderer Franchises wie Die Simpsons, Ice Age oder Star Wars (im LEGO-Format) nutzt der Streamingdienst das Snack-Format, um die eigene Plattform mit schnell konsumierbaren Happen zu bestücken. Bei einer Gesamtlänge von sechs Minuten, auf die dank ausufernder Credits eine Netto-Spielzeit von knapp drei Minuten fällt, ergibt sich eine Gesamtlauflänge von 18 bis 20 Minuten, was etwa einer einfachen Serienfolge entspricht. Den inhaltlichen Mehrwert darf man dabei zu Recht in Frage stellen, zumindest wenn man den Marketing-Aufwand dahinter vergleicht. Im Falle von Ich bin Groot ist es nämlich so, dass es sich hierbei um einen offiziellen Teil des Marvel Cinematic Universe handelt. Dabei ist offensichtlich, dass das Projekt nicht aufgrund seines inhaltlichen Mehrwerts existiert, sondern vor allem, um einen weiteren Exklusivtitel für den Streamingdienst zu haben. Oder wie böse Zungen es formulieren würden: für die Masse.
Drei Worte, viel Variation
Die komplett am Computer entstandenen Episoden überzeugen mit Witz, Kreativität und satten Farben. Regisseurin Kirsten Lepore (Hi Stranger) beleuchtet Groots spielerische Art und stellt dar, wie er seinem Topf entwächst und seine ersten Schritte geht. Wie er auf skurrile außerirdische Wesen trifft, sich verkleidet, tanzt und seine Begeisterung für Explosionen auslebt. Also all das, was der Kleine so treibt, wenn gerade mal keine großen Bedrohungen anstehen. Gesprochen wird der Titelheld, wie bereits schon in den Filmen zuvor, von Vin Diesel, der trotz wiederholender Worte immer den richtigen Ton trifft. Groot besitzt eine große Bandbreite an Emotionen, die immer zwischen den Höhen und Tiefen im schnellen Wandel sind.
Rocket schaut vorbei
Die überaus spannende Frage bleibt: Liefert Ich bin Groot irgendeine Form von Mehrwert für das MCU? Gibt es Cameos, Easter Eggs oder werden spannende Stränge eröffnet? Die knapp ausfallende Antwort lautet: Nein. Zwar schaut der von Bradley Cooper gesprochene Rocket vorbei, der immer ein gern gesehener Schlagabtausch-Partner ist, doch inhaltlich bewegt sich alles auf Alltagsniveau ab. Insofern ist es merkwürdig, dass die Reihe zwingend ins MCU eingeordnet wird, wo sich bereits andere Kurzfilme tummeln, die einen größeren Beitrag für den gesamten Erzählkosmos ausmachen. Wenn man also einen Teil ruhigen Gewissens überspringen kann, dann diesen.
Fazit
Ich bin Groot ist ein kleiner Animationsspaß, der als genau das und nicht mehr betrachtet werden sollte. Die Tatsache, dass Netto-Spielzeit und Credits gleichlang ausfallen, ist (wie so oft bei solchen Formaten auf Disney+) maximal ungünstig, da somit der Eindruck bleibt, dass wenig Treibkraft hinter dem Projekt steht und es vor allem nur darum geht, neue Abonnent:innen für Exklusiv-Content zu locken. Das Endresultat ist trotzdem ganz süß und erinnert uns daran, dass Groot durchaus viel Wutpotential in sich trägt. Die eigentliche Handlung ist im Endeffekt nicht der Rede wert, auch wenn Groots Buschhaarpracht wohl ganz viel Spielraum birgt.
© Disney
Die Kurzfilme sind schon echt süß und auch ganz witzig. Besonders “Groot nimmt ein Bad” war wirklich herrlich. Ich wünschte nur, man hätte nicht für jeden Kurzfilm einen eigenen Eintrag kreiert, sondern sie einfach als einzelne Episoden aufgelistet oder noch besser, schlicht an einem Stück rausgebracht. Drei Minuten wirkliche Laufzeit sind schon extrem wenig. Finde diese ganz kurzen Sachen schon bei den sonstigen Disney-Produktionen etwas doof, weil’s immer leicht so wirkt, als wolle man für Disney+ einfach nur irgendwas exklusives und den Fans kleine Krümel hinwerfen.
Ich kann mir vorstellen, dass solche Produktionen für viele Fans eher Frust als Liebe sind. Erst, weil man lange vorher angeteasert wird und dann geht mit vielen sowieso schon die Fantasie durch, was alles in so einer Serie passieren muss. Und dann natürlich, wenn der Mehrwert gleich null ist. Plus: Man muss bei Disney+ auch noch die Credits auf manchen Streaming-Playern bis zum Ende durchspulen. Nervig.