House of the Dragon (Folge 1×03)

Nanu? House of the Dragon geht in die dritte Runde und immer noch kein Krawall? Keine Selbstzerfleischung einer Dynastie? Auch wenn an den Rändern der Geschichte ein markiges “Drakharis!” erklingt und Drachen Armeen wegbrennen, ist es immer noch ruhig in Königsmund. Das heißt nicht, dass es nicht spannend ist. Die Geburt eines kleinen Prinzen lässt die Machtpolitiker die Karten neu mischen und die Unzufriedenen müssen feststellen, dass ein Drache allein noch keine Trumpfkarte ist.

Inhaltsangabe

König Viserys hat Alicent Hohenturm, Tochter der Hand des Königs und einstmals die beste Freundin von Prinzessin Rhaenyra, geheiratet und feiert nun den zweiten Namenstag seines kleinen Sohnes. Alicent ist bereits wieder schwanger, jedoch mit Gelassenheit und ohne Komplikationen. Prinzessin Rhaenyra ist seit der Hochzeit in verbitterten Trotz zurückgefallen, denn ihr Vater plant eine vorteilhafte Heirat für sie, die sie kategorisch ablehnt. Und sie befürchtet, dass jetzt, wo ihr Vater endlich einen Sohn hat, er ihr die Thronfolge wieder entziehen wird. Das hat Viserys gar nicht vor. Dennoch ist die Beziehung zwischen Vater und Tochter sehr frostig. Zur Feier des Tages veranstaltet König Viserys eine große Jagd. Ein weißer Hirsch soll gesehen worden sein, glückverheißendes Symbol eines starken Königtums. Als ein Gespräch mit einem Lannister-Prinzen gar zu deutlich in einen Heiratsantrag mündet, schwingt sich Rhaenyra auf ihr Pferd und galoppiert in den Wald, gefolgt von Kriston Kraut, dem Ritter, den sie einst in die Königsgarde berufen hat. Während die Jagdgesellschaft einen braunen Hirsch aufscheucht, dem der König ungeschickt den Gnadenstoß versetzt, verbringt Rhaenyra eine Nacht im Wald, hat eine Begegnung mit einem wilden Eber, den sie mit dem Dolch tötet und sieht im Morgengrauen den weißen Hirsch, den sie unbehelligt in den Wald springen lässt. Alicent wird von ihrem Vater instruiert, den König dahingehend zu beeinflussen, dass er seinen Sohn anstelle von Rhaenyra als Thronfolger einsetzt. Sie weigert sich, diese Aufgabe zu übernehmen und rät stattdessen dem König, der nicht weiß, was er mit seiner aufsässigen Tochter anfangen soll, ihr die Wahl eines Ehemannes selbst zu überlassen. Oder sie zumindest glauben zu lassen, es sei ihre eigene Entscheidung.

Prinz Daemon und Corlys Velarion, der Meister der Schiffe, hatten beschlossen, gemeinsam das Piratennest auf den Trittsteinen anzugreifen. Daraus ist kein schneller Sieg, sondern ein sich über Jahre hinziehender Krieg geworden. Der könnte nun sogar in eine Niederlage münden, denn mit einem Drachen und einer Flotte allein kann man die Truppen des Krabbenspeisers, die sich in den Höhlen der Insel verschanzt haben, nicht besiegen. Den König erreicht eine Bitte um Hilfe, allerdings nicht von Daemon, sondern von Vaemond Velaryon, Corlys’ Bruder. Viserys hatte eigentlich beschlossen, sich aus dem Krieg, den er von Anfang an nicht wollte, herauszuhalten. Doch Alicent rät ihm, die scheiternden Kämpfer zu unterstützen und er folgt ihrem Rat. Sehr zum Unmut von Prinz Daemon, der gerade von seinem Bruder keine Hilfe wollte. Die bisher erfolglosen Angreifer entwickeln eine Strategie, wie sie Craghas Drahar aus seinen Höhlen hervorlocken können. Prinz Daemon begibt sich allein mit einer weißen Fahne vor den Höhleneingang und bietet auf Knien sein Schwert dar. Doch als die Piraten und ihr Anführer herauskommen, reißt er das Schwert wieder an sich und metzelt nieder, was sich ihm in den Weg stellt, während die Truppen der Velaryons angreifen und ein weiterer Drachenreiter, Laenor Velaryon, Corlys Velaryons Sohn, von oben Feuerstrahlen auf die Piraten niederfahren lässt. Diesmal haben sie Erfolg, Daemon verfolgt Craghas Drahar bis in eine Höhle und kommt mit einer halbierten Piratenleiche wieder heraus.

Bei Königs zuhause

Die Entwicklungen der letzten Folge hatten eigentlich böse Ahnungen heraufbeschworen. Die Entscheidung des Königs, die Frau zu wählen, die er liebt statt der, die machtpolitisch die bessere Partie wäre, hätte verhängnisvoll sein können. Und das Bündnis von Daemon Targaryen und Corlys Velarion hätte die Krone bedrohen können. Drei Jahre später scheint alles erstaunlich friedlich. Der König ist glücklich verheiratet und stolzer Vater eines kleinen Sohns, Daemon und Corlys haben sich in einen nicht endenden Kleinkrieg verrannt, den der König zu ignorieren beschlossen hat. Stattdessen wird mittelalterlich gefeiert. Nur Prinzessin Rhaenyra hat sich in eine patzige Verweigerungshaltung zurückgezogen. Ja, sicher, alle Welt sieht in dem kleinen Prinzen den kommenden König und keiner glaubt an eine Königin Rhaenyra. Und eine politisch vorteilhafte Ehe scheint unvermeidlich. Eigentlich sollte man Sympathien für eine junge Frau entwickeln, die sich dagegen sträubt. Tut man aber nicht. Rhaenyras trotzige “Papa ist böse, alle sind gegen mich”-Haltung wirkt so pubertär-egozentrisch, dass man eher mit ihrem verunsicherten, wohlmeinenden Vater sympathisiert. Der ihr die Thronfolge gar nicht wegnehmen will. Und nicht weiß, was an einer vorteilhaften Heirat verkehrt ist. Paradoxien einer Welt, in der mit Eheschließungen Politik gemacht wird: wenn er nach dem Tod seiner Frau aus dynastischen Gründen eine ungeliebte Zwölfjährige geheiratet hätte, hätte Rhaenyra das akzeptiert. Aber dass er nach dem Tod von Rhaenyras Mutter noch einmal glücklich wird und das in den Armen von Rhaenyras bester Freundin, das verzeiht sie ihm nicht. Wobei auch das eine politische Ehe war, eingefädelt vom Schwiegervater, der Alicent in die Nähe des trauernden Königs geschubst hat. Aber das weiß Rhaenyra ja nicht und es wäre ihr vermutlich auch egal.

Charaktermomente und Symbole

Game of Thrones und bedeutungsvolle Tiere. Die Wölfe der Stark-Geschwister etwa. Oder wenn Tywin Lannister einen Hirsch zerlegt, das Wappentier der Baratheons, dann grinst einen die Symbolik nur so an. Hier gibt es wieder einen symbolträchtigen Hirsch. Während der König ungeschickt und unwillig ein ganz normales Tier erlegt, hat Rhaenyra eine mystische Begegnung mit dem wahren Herrn des Waldes, den sie nicht erlegt, sondern nur beobachtet, bis er in den Wald zurückkehrt. Ein unerwarteter Abstecher ins Genre Fantasy. Dass sie durchaus kämpfen und töten kann, hat sie vorher an einem Keiler demonstriert (König Robert Baratheon hatte da weniger Glück). Doch über weite Teile geht es in dieser Folge wieder um Gespräche über Ehen und Allianzen und den fernen Krieg auf den Trittsteinen. Mit ganz großen Charaktermomenten zwischendrin. König Viserys schüttet Alicent sein Herz aus und bekommt eine lange Textpassage bei Feuerschein über seine Schuldgefühle gegenüber seiner toten Frau und sein Unglück über das Zerwürfnis mit seiner Tochter. Andernorts bekommt Daemon einen ähnlich großen Moment, allerdings völlig ohne Worte. Als er den Brief seines Bruders erhält, bleibt die Kamera lange auf seinem Gesicht und zeigt jede Menge Mimik, die man zunächst nicht einordnen kann, weil man nicht weiß, was in dem Brief steht. Ist er überrascht? Enttäuscht? Wütend? Dann lächelt er… und prügelt im nächsten Moment auf den Boten ein. Wie ein Monolog vor zuckenden Flammen ist das ein Moment, wo ein Schauspieler alles zeigen darf, was er drauf hat.

Der Krabbenspeiser, die Dritte und Letzte

Und wieder wirft Craghas Drahar seine Gefangenen den Krabben vor. Auch wenn jetzt eine Armee gegen ihn anrückt. In einem typisch blutig-boshaften Game of Thrones-Moment wird der Gefangene, der auf nahende Rettung in letzter Sekunde hofft, von der Tatze des angreifenden Drachen zertrampelt. Nein, Drachen sind keine Lösung. Obwohl sie eingeführt wurden als eine Art Superwaffe, die nur zum Drohen, aber niemals zum Zünden gedacht ist, richtet Daemon auf seinem Drachen zwar jede Menge Zerstörung an, kann aber wenig ausrichten und der Krieg wird zu einem endlos schwelenden Konflikt. Heißt es. Warum Daemon und die Velaryons erst nach drei Jahren auf die völkerrechtlich bedenkliche List kommen, den Piratenhäuptling durch eine fingierte Unterwerfungsgeste unter der weißen Fahne herauszulocken und warum es dann auf Anhieb klappt? Egal. Wir stellen fest: Daemon hat Heldenpotenzial, aber Führungsqualitäten hat er offenbar nicht. Drachen sehen verdammt eindrucksvoll aus. Es gibt einen weiteren Drachenreiter, Laenor Velaryon, Corlys’ Sohn und möglicher Heiratskandidat für Rhaenyra. Köpfen war gestern. Zu oft gesehen, nichts besonderes mehr. Wer etwas Neues bringen will, der hackt seinen Gegner in zwei Stücke und schleift den abgetrennten Oberkörper hinter sich her.

Fazit

Folge 3 bietet große Momente für Schauspieler, die mal alles geben wollen, den einen oder anderen Fantasy-Moment und die erste große Schlacht. Mit Schwertern und Drachen und Prinz Daemon als Action-Held. Doch am besten funktionieren nach wie vor die Szenen, wo sich komplizierte Familienbeziehungen und politische Winkelzüge miteinander verknäulen. Und dafür braucht man nicht einmal CGI.

© Sky

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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