House of the Dragon (Folge 1×09)
Der König ist tot, es lebe der König. Nicht die Königin. Was acht Folgen lang in der Luft hing, ist jetzt eingetreten. Obwohl Rhaenyra offizielle Thronfolgerin ist, wird ihr Halbbruder Aegon zum König von Westeros gekrönt. So richtig knallen tut es allerdings immer noch nicht, den Rhaenyra weiß von alledem noch gar nichts. House of the Dragon widmet sich in der vorletzten Folge der Staffel den Strippenziehern und Ränkeschmieden am Hof von Königsmund, die vorerst unbehelligt die Thronfolge umorganisieren. Und dem von der Entwicklung der Dinge gar nicht erfreuten Thronfolger.
Inhaltsangabe
König Viserys ist tot und Otto Hohenturm lässt das erst einmal geheimhalten. Alicent berichtet dem kleinen Rat, dass Viserys ihr kurz vor seinem Tod anvertraut hat, dass ihm sein Sohn Aegon auf den Thron folgen soll. Das war zwar ein Missverständnis, denn Viserys’ Worte bezogen sich auf den Stammherrn der Dynastie, Aegon den Eroberer, nicht auf seinen nichtsnutzigen Sohn Aegon. Aber das kann keiner mehr aufklären. Zu ihrer Überraschung hatte der kleine Rat unter Führung von Otto Hohenturm längst vor, Aegon zu krönen und Rhaenyra aus dem Weg zur räumen. Das Problem ist nur: Der Thronfolger ist nirgends zu finden.
Ser Kriston Kraut, Prinz Aemond und die Zwillingsbrüder Ser Erryk und Ser Arryk Cargyll durchstreifen die Slums von Königsmund und finden ihn schließlich nur durch einen Hinweis von Mysaria, die unter dem Decknamen “Der weiße Wurm” mit Informationen handelt. Aegon will fliehen, um nicht König werden zu müssen, sein jüngerer Bruder Aemond würde gern an seiner Statt herrschen. Doch Aegon muss sich dem Willen von Mutter und Großvater beugen und lässt sich krönen.
Derweil hat Otto Hohenturm Anhänger von Rhaenyra einkerkern und umbringen lassen. Auch Prinzessin Rhaenys hat er in ihren Gemächern gefangen setzen lassen, denn als Unterstützerin Rhaenyras und Drachenreiterin stellt sie ein Risiko dar. Einer der Cargyll-Brüder ermöglicht ihr die Flucht, doch sie will ihren Drachen nicht zurücklassen. Während der Krönung schleicht sie sich zur Drachengrube und platzt auf ihrem Drachen Meleys mitten in die Krönungszeremonie. Doch statt den neuen König und seine Familie im Drachenfeuer verbrennen zu lassen, wendet sie nur ihren Drachen und fliegt davon.
Staatsstreich leicht gemacht
Wer am Ende von Folge 8 geglaubt hat, Alicents Söhne wären die Quelle der Zwietracht, der hat sich geirrt. Die hatten nur grandios schlechte Manieren und Minderwertigkeitskomplexe. Rhaenyra die Krone wegzunehmen und selbst zu herrschen ist zumindest für den Thronfolger gar keine Option. Der will sich lieber in den dreckigsten Ecken von Flohloch amüsieren. Den Slum von Königsmund bekommen wir diesmal ausführlich zu sehen, bis hin zu Schaukämpfen, ausgetragen von Kindern mit spitz gefeilten Zähnen. Keine Empfehlung für einen zukünftigen König. Sein jüngerer Bruder sieht sich zwar als vorbildlichen Thronfolge-Kandidaten, aber Staatsstreich-Pläne hatte er bislang auch keine. Die hat dafür der kleine Rat unter der Leitung von Otto Hohenturm. Quasi der erste Tagesordnungspunkt nach dem Tod des Königs lautet: Änderung der Thronfolge, Krönung von Prinz Aegon. Was die Hand des Königs zum Großvater des Königs befördert. Und es geht so mühelos. Hier mal ein Schädel zerschmettert, da ein paar renitente Adelige eingesperrt und schon wird König, wen Otto Hohenturm dafür bestimmt. Da ist das Aufspüren und gefügig Machen des aufmüpfigen Enkels schon die größte Schwierigkeit, die Opa zu bewältigen hat.
Und die Frauen von Königsmund?
Eine Folge ganz ohne Rhaenyra. Dafür bekommt Alicent jede Menge Screentime. Sie steckt aber auch in einer vertrackten Situation. Als Vollstreckerin von Viserys vorgeblichem letzten Willen ist sie nun eine Frau mit einer Mission. Nämlich der, die sie schon immer wollte: Ihren Sohn auf den Thron zu bringen. Nur um festzustellen, dass ganz andere die Strippen ziehen und die Änderung der Thronfolge schon längst beschlossene Sache war. Da ist ihr Zeugnis von Viserys’ letzten Worten nur ein Sahnehäubchen. Papa und all die männlichen Politiker im Rat haben längst alles geregelt. Rhaenys Velaryon muss mal wieder als feministischer Erklär-Bär herhalten. Wie schon in früheren Folgen, als sie für Rhaenyra ausführlich aufdröseln musste, dass Frauen einfach nicht an die Macht gelassen werden. Für Alicent hat sie Erläuterungen bereit, wie frustrierend es ist, wenn frau sich immer nur von Vater, Mann und Söhnen herumschubsen lässt. Recht hat sie. Aber verstanden hätten wir das auch so. Ach, und Mysaria ist wieder da. Mittlerweile als Chefin eines Freelance-Spionagerings etabliert, setzt sie sich für Kinderrechte in den Slums von Königsmund ein. Echt, jetzt? House of the Dragon hat ja selten Anachronismen, wo das 21. Jahrhundert gar zu deutlich unter dem historischen Kostüm hervorlugt. Aber das ist einer, der sofort ins Auge sticht.
Fazit
Von Game of Thrones ist man gewöhnt, dass in der vorletzten Folge einer Staffel das große Finale passiert und in der letzten dann die Scherben aufgesammelt werden. House of the Dragon hätte in Staffel 1 die Chance, genau dieses Muster nachzuhäkeln und tut es nicht. Der König ist tot, die Thronfolgerin wird aus dem Rennen geworfen, der denkbar ungeeignetste Kandidat wird König und alles flutscht ohne größere Hindernisse. Selbst, wenn ein Drache in die Krönung platzt, dann schaut er nur böse, öffnet das Maul … und … spuckt … kein Feuer. Sondern er fliegt zur Tür hinaus. Langweilig ist es nicht, aber spektakulär auch nicht. Merkwürdig.
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