20 Jahre Nintendo 64 (Teil 3)
Alles hat ein Ende und manchmal kommt es früher als erwartet. Knapp fünf Jahre nach Veröffentlichung, muss das N64 weichen und Platz machen für Nintendos GameCube, das zumindest einen “Fehler” des N64 ausbügelt: Es setzt auf CDs statt Cartridges. Doch wir möchten uns hier weniger mit dem Nachfolger, denn mit der N64 beschäftigen. Hier geht es um die letzten Spieleerscheinungen und eingestellte Entwicklungen, die letztendlich auf dem GameCube das Licht der Welt erblickten.
Weltweit wurden gerade einmal knapp 33 Millionen Konsolen verkauft – der Konkurrent Sony knackte mit der PlayStation die 100 Millionen-Marke. Zwar hatte man mit Rare einen erstklassischen Spieleentwickler an der Hand, aber im Land der aufgehenden Sonne werden Rollenspiele bevorzugt und diese werden von der PlayStation abgedeckt, die es Dank CD-Rom erlaubte, aufwendigere Spiele zu veröffentlichen. Besonders Squares Partnerschaft mit Sony veranlasste viele potentielle Käufer, zum Konkurrenten zu greifen. Zwar gibt es für die N64 400 Spiele, plätschern diese jedoch überwiegend im Mittelmaß vor sich hin. Viele Drittentwickler scheuten zudem die Konsole, da sie schwer zu programmieren war und man – im Gegensatz zur CD – eingeschränkter war, was den Speicherplatz betrifft.
2001 stellte man die Spieleentwicklung ein, der letzte Titel war Tony Hawk’s Pro Skater 3, der 2002 nur in den USA erschien. Es waren noch einige Titel für das System geplant gewesen, aber man verlagerte die Entwicklung auf den GameCube. Kirby Air Ride war schon 1995 in Entwicklung, durchlief aber viele Änderungen und wurde sogar kurzzeitig eingestellt, ehe man es für den GameCube herausbrachte. Die Kritiken waren durchwachsen, dennoch war das Spiel ein Verkaufsschlager. Mit Resident Evil Zero wurde ein erwachsenes Spiel geplant, aber ebenfalls nicht mehr auf dem N64 veröffentlicht. Der Grund war weniger die technische Limitierung, denn die geringe Verbreitung des Systems. Die Verkäufe hätten die Modulkosten nicht eingespielt.
Eternal Darkness, ein weiteres Survival-Horror-Spiel, sollte ebenfalls für das N64 erscheinen und wurde sogar auf der E3 1999 vorgestellt. Man verwarf den Gedanken jedoch und brachte es letztendlich für den GameCube heraus. Trotz positiver Kritiken verkaufte sich das Spiel verhältnismäßig schlecht, nicht einmal eine halbe Million Spiele ging über die Ladentheke. Einen recht langen Entwicklungsweg legte Mother 3 hin: Satte 12 Jahre liess HAL Laboratory sich Zeit, um das Rollenspiel zu kreieren. Angefangen 1994 auf dem SNES ging es über zum N64 und dessen Add-on 64DD, nur um 2000 gecancelt und drei Jahre später auf dem GameBpy Advance wiedererweckt zu werden. 2006 wurde es dann endlich veröffentlicht. Dinosaur Planet dürfte wohl kaum jemandem etwas sagen, aber Star Fox Adventures schon. Die Entwicklungsfirma Rare – zu diesem Zeitpunkt gehörte sie Nintendo – startete die Programmierung auf dem N64, beendete sie aber letztlich auf dem GameCube. Dies war auch Rares letztes Spiel für Nintendo, kurz danach wurden sie an Microsoft verkauft. Als letztes Spiel, welches erst auf dem GameCube beendet worden war, wäre noch Animal Crossing zu nennen, das eigentlich für den N64DD entwickelt werden sollte, da man die Echtzeit-Uhr des Systems mit einbauen wollte. Kurz darauf verlagerte man die Produktion auf das N64 und integrierte die Uhr in das Modul. Tatsächlich wurde es sogar 2001 für das N64 veröffentlicht (zumindest in Japan), aber keine acht Monate später kam Animal Crossing+ für den GameCube heraus.
Der GameCube wurde 2002 in Deutschland herausgebracht, ein Jahr zuvor konnte schon der Rest der Welt damit spielen. Dennoch wurde auch das Nintendo 64 weiter produziert bis zur finalen Einstellung 2003. Was bleibt ist eine umstrittene Konsole, die einerseits mit Innovation und gelungenen Spielen punkten konnte, andererseits aber hinter den Erwartungen zurückblieb und somit viele Fans enttäuschte. Aber noch heute ist die Konsole beliebt und die Preise bei Gebrauchtwarenhändlern steigen stetig.
Das N64 war meine erste eigene Spielekonsole und war damit auch mitverantwortlich für all das, was mir das Hobby “Gaming” bisher bedeutet hat und immer noch bedeutet. Super Mario 64 hat mir gezeigt, wie vielfältig diese Welten in Spielen sein können. Mario Kart 64 hat mir gezeigt, dass es Dinge gibt, die ich besser kann als mein älterer Bruder. Ocarina of Time hat mir gezeigt, was es heißt in die Zukunft zu reisen und in die Haut eines heldenhaften Erwachsenen zu schlüpfen – nur um viele Jahre später dasselbe Spiel als Zeitreise zu nutzen, um die Welt mit den Augen eines jungen Abenteurers zu sehen. Mario Party hat mir gezeigt, dass Freundschaften auch Missgunst und Neid überstehen können. Viele weitere Spiele haben mir viele weitere Lektionen vermittelt, und diese sind alle bei mir geblieben, selbst nachdem ich mein N64 zum letzten Mal ausgeschaltet habe.
Ich habe nie einen N64 besessen, mein Cousin hingegen schon. Dumm nur, dass er knapp 70km von mir entfernt wohnt. Und für einen Grundschüler war das eine lange Strecke! Aber kommt Zeit, kommt Emulator, weshalb ich viele Titel zwar erst spät, aber dennoch spielen konnte. Unvergessen wird mir Mario Kart 64, Mario Party und Diddy Kong Racing sein, bei denen (welch Wunder) mein Cousin immer gewann. Spaß hat’s trotzdem gemacht. Für die “erwachsenen” Spiele wie Duke Nukem oder Turok war ich noch zu klein, aber das spielt sich auf dem PC eh besser. Gerade auf LAN-Partys kommt so ein Emulator gut an, wobei mehr in Erinnerung geschwelgt wird als tatsächlich gespielt. Man kann dem N64 zugutehalten, dass die Grafik auch heute noch in Ordnung geht. Viele Spiele sind recht gut gealtert, was auch zum Teil an der Comicgrafik liegt. Ein Duke Nukem oder James Bond 007 sieht selbst bei N64-Grafik alt aus. Mario dagegen ist auch heutzutage noch ansehlich.