House of the Dragon (Folge 2×03)
Es brodelt kräftig in Westeros. Die erste Schlacht wird geschlagen, die Männer, von Kindheit an zum Rittertum erzogen, wollen Kampf, am besten mit Drachen. Und die Frauen? Fällt denen etwas Besseres ein und können sie es durchsetzen? House of the Dragon Staffel 2 schaut in Folge 3 auf die vielen Frauenfiguren auf beiden Seiten des Konflikts, ihre Standpunkte, Positionen und Möglichkeiten innerhalb des Handlungsgeflechts.
Inhaltsangabe
Ein Streit um die Grenzsteine einer Kuhweide führt zur ersten Schlacht. Denn die jungen Burschen, die sich erst anpöbeln, dann zu den Waffen greifen, gehören zu zerstrittenen Landadelsfamlilien, die eigentlich Haus Tully unterstehen. Nur, dass die einen sich auf die Seite König Aegons geschlagen haben und die anderen Rhaenyra unterstützen. Und so wird aus einem Streit pubertierender Landjunker die erste Schlacht der Schwarzen und der Grünen. Und die Flusslande werden zum strategisch bedeutsamen Territorium.
Nach der Absetzung von Otto Hohenturm als Hand des Königs wird die Atmosphäre im Rat zunehmend chaotischer und respektloser. Ser Kriston Kraut ist mit seiner neuen Stellung als Hand des Königs deutlich überfordert, denn ein Politiker ist er nicht. Seine Strategie: Ritter entsenden, in den Flusslanden Truppen sammeln und die strategich wichtige Burg Harrenhal einnehmen. Zu seinem Missfallen muss er den allzu vorwitzigen Ser Gwayne Hohenturm, Alicents Bruder mitnehmen. Unterwegs wird der Trupp von der auf ihrem Drachen patrouillierenden Baela entdeckt. Sie fingiert einen Angriff aus der Luft, scheucht die Ritter in einen schutzbietenden Wald und berichtet Rhaenyra von ihren Beobachtungen. Aegon will ebenfalls in den Kampf ziehen, doch Larys Kraft hält ihn davon ab, indem er Misstrauen gegen Mutter und Bruder schürt. Zum Dank für diese Hinweise ernennt Aegon ihn zum Meister der Flüsterer.
Daemon Targaryen ist dem Streit mit Rhaenyra ausgewichen, indem er sich aufgemacht hat, im Alleingang Burg Harrenhal einzunehmen. Als er dort mit seinem Drachen landet, wird er zu seiner Überraschung gastfreundlich empfangen, denn der Burgherr ist gern bereit, sich mit ihm und Rhaenyra zu verbünden. Doch in der Nacht plagen ihn böse Träume und Vorahnungen.
Rhaenyra wird durch die Entwicklungen immer mehr unter Druck gesetzt. Ihre Berater wollen den Einsatz von Drachen, sie setzt immer noch auf Politik und Bündnisse. Sie ernennt Mysaria, die vor dem Mordanschlag von Ser Arryk gewarnt hat,anstatt nach Penthos abzureisen, zu ihrer Beraterin und beauftragt Baelas Schwester Rhaena, die jüngeren Kinder, die Jungdrachen und einige Dracheneier fort von Drachenstein an einen sicheren Ort zu bringen. Dann macht sie sich auf, mit Hilfe von Mysarias Ortskenntnis, sich in Verkleidung nach Köningsmund einzuschleichen und Alicent gegenüber zu treten. Das Treffen gelingt, Alicent ist zu einer Unterredung bereit. In dem Gespräch klärt sich für Rhaenyra, wie Alicents Irrtum entstanden ist, der alte König habe in seinen letzten Lebensmomenten seinen Sohn Aegon zum Thronfolger bestimmt und damit Rhaenyra enterbt. Aber das ändert nichts daran, dass das Gespräch ergebnislos verläuft.
Von Männern und Frauen
Wie das ist, wenn eine Gesellschaft ihre jungen Männer zu Kämpfern erzieht und die in Friedenszeiten damit nie zum Zuge kommen, sah man bei House of the Dragon schon in der ersten Folge der ersten Staffel, als ein Turnier so gar nicht ritterlich ablief, weil alle nur auf Kampf, nicht auf fairen Wettbewerb aus waren. Nun haben sich die Dinge zugespitzt und die Männer auf beiden Seiten wollen Krieg, am besten mit Drachen. Eine recht schematische Vorgabe, aber individuell immer wieder anders. Ser Kriston will in den Krieg ziehen, weil Politik ihn überfordert. Aegon will auf seinen Drachen steigen, weil sein Bruder den größeren Drachen hat, lässt sich aber schon durch ein paar manipulative Sätze von Intrigenschmied Larys davon abhalten. Daemon erobert im Alleingang eine Burg, weil er Beziehungskonflikte nicht aushält. Und bezahlt mit Alpträumen für sein Fluchtverhalten.
Aber machen es die Frauen denn besser? Können sie das überhaupt? In der Welt von House of the Dragon finden sich zwar so einige Frauen an den Schaltstellen der Macht, zumindest Rhaenyra und Alicent sind eher für Verhandlung als für Blutvergießen, aber sie haben es in einer Männerwelt schwer, sich durchzusetzen. Folge 3 widmet Gesprächen zwischen Frauen eine Menge Screentime. Rhaenys übernimmt wieder wie in Staffel 1 die Rolle der Erklärbärin, die bescheid weiß, nur, dass es am Lauf der Dinge nichts ändert. Rhaenyra gewinnt in Mysaria eine wichtige Verbündete. Nun hat sie auch eine Meisterin der Flüsterer. Es gelingt ihr sogar, sich wieder Alicent zuzuwenden, ihre Briefe zu lesen und eine Aussprache herbeizuführen. Guter Wille kann also eine Menge bewirken. Nur dass das zwischen ihnen stehende Missverständnis für den Lauf der Dinge schon gar nicht mehr relevant ist. Für die Frage, was der alte König auf dem Sterbebett gesagt hat, ist der Konflikt schon viel zu weit fortgeschritten und auch Aussprachen unter alten Freundinnen können die Lawine nicht mehr aufhalten.
Von Schwertern und Drachen
Schlachtgetümmel und Drachenfeuer. Das will man doch sehen, wenn man sich für House of the Dragon entschieden hat? Die ganze erste Staffeln hindurch gab es das höchstens mal am Rande. Und jetzt? Der erste Drachenangriff und niemand geht in Flammen auf. Die erste Schlacht und wir bekommen sie gar nicht zu sehen. Erst geht es um Provinz-Jugendliche, die einen Streit vom Zaun brechen. Und während man sich noch fragt, wie es dem Jungen mit dem Dolch gelungen ist, dem Jungen mit dem Schwert die Waffe zu entreißen und sie ihm in den Hals zu stoßen, schwenkt die Kamera auf eine Wiese voller Leichen. Die Schlacht, die aus dem Halbstarken-Gerangel entstanden ist, ist schon vorbei. Und sie war blutig, aber völlig sinnlos, denn irgendwie ging es um Grenzsteine und um alte Familienfehden, aber so gar nicht um Aegon, Rhaenyra und den Thron. Dennoch ist sie ein weiterer politischer Zündfunke. Was man mit einem Kameraschwenk so alles erzählen kann! Baelas folgenloser Drachenangriff versetzt die Ritter nur in Angst und Schrecken. Was, wenn sie Ser Kriston und seine Mannen verbrannt hätte? Wie hätten sich die Dinge dann wohl entwickelt? So bekommt man mit einem kleinen Schreckmoment einen Vorgeschmack darauf, wie es sein könnte, wenn die Luftwaffe auf mittelalterliche Krieger herabstößt. Ritter sind Drachentöter? Nur im Märchen, schon bei Game of Thrones hat das nicht funktioniert.
Fazit
Rhaenys spricht mit Rhaenyra, Rhaenyra mit Mysaria, Rhaena mit Baela, Alicent mit Rhaenyra. Das liest sich wie das Telefonbuch von Westeros, ist aber dank geschickt strukturierter Erzählung weder unübersichtlich noch verwirrend. Langweilig schon gar nicht. Auch wenn wir die erste große Schlacht gar nicht zu sehen bekommen und der erste Drachenangriff nur ein harmloses Herumscheuchen von Reitern auf einer Wiese ist, hält House of the Dragon in Folge 3 der zweiten Staffel durchgehend die Spannung. Denn menschliche Interaktion kann so viel interessanter sein als Schwerterklirren und Drachenfeuer. House of the Dragon hält sich konsequent an diese Erkenntnis und setzt sie spannungsgeladen um. Hat jemand die Dracheneier bemerkt? Na, wenn das nicht die sind, aus denen erst Jahrhunderte später die drei Game of Thrones-Drachen schlüpfen werden …
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