House of the Dragon (Folge 2×04)

Na, aber jetzt! Schlachtgetümmel und Drachenfeuer, epische Kämpfe und großes Drama. Mit Folge 4 bietet House of the Dragon Staffel 2 Monsterkampf am Himmel. Richtig ungewohnt für diese Serie, die zwar Drachen im Titel trägt, aber bisher vor allem durch Dialoglastigkeit und ausführliche Charakterentwicklung geglänzt hat. Aber irgendwann musst es ja kommen. Und ist hübsch eingebettet in … na, was? Viel Dialog und Charakterzeichnung.

Inhaltsangabe

Daemon wird nach wie vor von schlechten Träumen und Visionen gequält. Liegt es an Burg Harrenhal, wie die ansässige Kräuterfrau andeutet? Oder an seinem komplizierten Verhältnis zu Rhaenyra? Jedenfalls kommt er mit seinem Plan, von Harrenhal aus ein Heer um sich zu scharen, nicht voran, denn Lord Tully, der potenziell wichtigste Verbündete, ist ein schwerkranker, handlungsunfähiger alter Mann und sein Enkel im Teenageralter nicht bereit, die Macht vorzeitig an sich zu reißen und Entscheidungen ohne den Großvater zu treffen.

Da ist Ser Kriston Kraut mit dem gleichen Plan weitaus erfolgreicher. Er erobert eine kleine Burg nach der anderen und sammelt die Gefolgsleute der Besiegten um sich. Jedoch ist das für König Aegon kein ungetrübter Grund zur Freude, denn er fühlt sich in seinem Rat nicht ernst genommen und übergangen. Etwa von seinem Bruder Aemond, der mit Ser Kriston in Kontakt ist und Strategien entwickelt, an denen Aegon keinen Anteil hat. Weil Aemond ihn für einen Versager hält, der seine Zeit auf dem Thron mit Nichtigkeiten vertrödelt, was er seinem Bruder vor dem ganzen Rat unter die Nase reibt, immerhin taktvoll auf Alt-Valyrisch. Auch Alicent ist mittlerweile klar geworden, dass König Viserys‘ letzter Wunsch nicht Aegons Thronbesteigung galt, denn Aegon ist offensichtlich ein ungeeigneter Kandidat für die Königswürde. Sie geht mit ihrem Sohn streng ins Gericht, hält ihm all seine Fehlentscheidungen vor und ermahnt ihn, auf kompetentere Ratgeber zu hören. Aegon beschließt, zu handeln und steigt auf seinen Drachen Sonnenfeuer, um am Kampf teilzunehmen.

Auf Drachenstein herrscht Unruhe, denn sowohl Rhaenyra als auch Daemon sind verschwunden. Rhaenys versucht, Rhaenyras Verbündete am Verhandlungstisch zu halten, als Rhaenyra von ihrer gescheiterten Mission in Königsmund zurückkehrt. Mit der Nachricht konfrontiert, dass Ser Kriston Kraut auf dem Vormarsch ist und eine kleine Burg an der Küste, Stammsitz eines Verbündeten, bedroht, beschließt sie, nun doch Drachen in den Kampf zu schicken. Rhaenys macht sich auf ihrem Drachen Meleys auf, um die Burg gegen Ser Kriston zu verteidigen. Rhaenyra weiht ihren Sohn Jacaerys in die historische Mission der Targaryen, das Lied von Eis und Feuer, ein, wie einst von ihr Vater ihr aufgetragen hatte, das Erbe der Targaryen anzunehmen und Westeros gegen die Bedrohung aus dem hohen Norden zu verteidigen.

Ser Kriston greift Burg Krähenruh an, als Drache Meleys seine Truppen in Flammen aufgehen lässt. Er hat es geahnt und lässt ein Signal ertönen, das Aemond und seinen Drachen Vhagar, die sich im Wald getarnt haben, herbeirufen soll. Statt Vhagar schwebt jedoch ein anderer Drache über das Schlachtfeld: Es ist Sonnenfeuer, der Drache des Königs. Rhaenys gibt ihrem Drachen den Befehl zum Angriff, Meleys attackiert Sonnenfeuer. Da erst mischt sich auf Aemond auf Vhagar in den Kampf ein. Im Getümmel der drei Drachen geht Sonnenfeuer brennend und flugunfähig zu Boden. Meleys kann sich gegen Vhagar erst behaupten, wird dann aber von dem weitaus größeren Drachen aus dem Hinterhalt am Hals gepackt und stürzt mit seiner Reiterin zu Boden. Ser Kriston eilt zur Absturzstelle von Sonnenfeuer, wo Aemond mit gezücktem Schwert steht. Der Drache scheint schwer verletzt zu sein, was aus dem Reiter geworden ist, bleibt noch unklar.

Der rote und der goldene Drache

Das ist der Titel von Folge 4 und das sind auch die Stars der Folge: die rote Drächin Meleys und der goldene Drache Sonnenfeuer. Der eindrucksvollste Drache kommt im Titel gar nicht vor. Nun ja, Vhagar ist auch eher schmutzig-grau statt heraldisch rot oder golden. Und sie ist die verborgene Trumpfkarte, sie in den Folgentitel aufzunehmen würde einen kleinen Spoiler bedeuten. Jedenfalls ist der Drachenkampf der Höhepunkt der Folge und bei acht Folgen auch der Höhepunkt zur Staffelmitte. Verdientermaßen, denn die Drachen schlagen dank CGI ganz prächtig. Diesmal nicht wie in der ersten Staffel bei Dunkelheit und Sturm. Das hat CGI heutzutage nicht mehr nötig, nicht bei King Kong, Godzilla und Konsorten und auch hier nicht, da können sich die Monster im erbarmungslosen Sonnenlicht zeigen und verlieren trotzdem nicht ihre Wirkung. Ein bisschen Inszenierung schadet ihnen allerdings nicht, da gibt es die epische Zeitlupe. Und den sofaschubsenden Schreck beim plötzlichen Auftauchen, neudeutsch Jump Scare genannt. Drache gegen Drache hat etwas von wütenden Möwen. Oder Raubvögeln, die das Nest verteidigen. Klauen und Zähne und schlagende Schwingen. Plus Feuer natürlich. Das kann auch Drachen gefährlich werden. Und ihren Reitern? Waren Targaryen nicht von Geburt an feuerfest? So wie Daenerys? Offenbar nicht, aber das würde dem Drachenfeuer auch einiges von seiner Bedrohlichkeit nehmen. Unterm Strich kommt heraus: 1. Der dickste Drache gewinnt. Vhagar ist damit quasi unbesiegbar, kein anderer Drache ist annähernd so groß wie sie. 2. Die Strategien ändern sich komplett. Plötzlich sind Armeen gar nicht mehr wichtig, die kann man einfach mit Feueratem wegpusten. Wichtig wird, wer welche Drachen hat und wer die Reiter sind. 3. Aemond ist steil auf dem Weg nach oben. War das Absicht, dass er seinen Bruder erst ins offene Messer hat rennen lassen und ihn dann mit friendly Fire vom Himmel geholt hat? Wir sind auf Game of Thrones-Territorium, also wird es der hinterhältigste Beweggrund aller möglichen gewesen sein.

Die Kunst der Informationsvergabe

Wir werden Rhaenys vermissen. Die Beinah-Königin, die uns Folge für Folge die Welt von Westeros aus feministischer Sichtweise erklärt hat. Nicht, dass wir das nicht auch so verstanden hätten. Aber House of the Dragon liebt seine Erklärbären, die angesichts der komplizierten Sachlagen immer wieder mal zusammenfassen, was der Zuschauer mit auf den Weg nehmen sollte. Auch ohne Rhaenys wird das so weiter gehen. Da ist zum Beispiel Alys Strom, die Kräuterhexe von Harrenhal, die sich gleichermaßen mit Volksüberlieferung wie mit Daemons Eheprobleme auskennt. Nach dem großen Streit auf Drachenstein und mehreren Traumsequenzen war das eigentlich schon ausführlich erzählt, wie zwiespältig seine Beziehung zu seiner Königin/Ehefrau/Nichte ist, aber Alys fasst es noch einmal zusammen. Und man fragt sich nur ein ganz kleines bischen, ob sie wohl das Drehbuch gelesen hat. Auch Kriston Krauts Vorgehen in den Flusslanden und Aegons Unmut werden ausführlich immer wieder aufgegriffen und erklärt. Der lästige Ser Gwayne Hohenturm ist offenbar nur mitgekommen, um Ser Kriston als Stichwortgeber zu dienen. In Königsmund scheint jeder dazu berufen, Aegon zu sagen, was für ein unfähiger König er ist. Wobei das eleganter eingebaut ist, Alicent etwa hat nach dem Gespräch mit Rhaenyra gute Gründe, ihre bisherigen Überzeugungen zu revidieren und ihrem nichtsnutzigen Sohn die Meinung zu sagen. Bei all den Erklärungen ist das Überraschungsmoment der Folge, das Auftauchen von Vhagar ein wohl gehütetes Geheimnis, das kommt wirklich aus dem Nichts, obwohl es bei kurzem Nachdenken eine naheliegende Lösung für die ausführlich beschriebene Problemlage ist.

Fazit

House of the Dragon legt in Folge 4 ein flottes Genre-Crossover hin. Von der quasi-historischen Familiensaga zum guten alten Monsterfilm und zurück. Und schafft dabei, etwas zu vermeiden, was etwa bei unzähligen Godzilla-Filmen immer wieder ein Schwachpunkt ist. Riesenechsen neigen dazu, die menschlichen Protagonisten gnadenlos an die Wand zu spielen, keiner will mehr wissen, was diese winzigen Wesen da unten umtreibt. House of the Dragon lässt seine Drachen episch aussehen ohne dass sie die politischen und zwischenmenschlichen Konflikte in den Schatten stellen. Die bleiben nach wie vor spannend und komplex.

© WOW

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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