Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht (Folge 2×01)

“Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht…” Neu bei Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht: Staffel 2! Jetzt mit Ringen! Denn dort, wo die Tolkien-Adaption aus dem Hause Amazon im Jahre 2022 einsetzte, war noch kein einziger magischer Ring im Spiel. Nun sind es schon drei, die die Machtverhältnisse von Mittelerde zum Schwanken bringen. Tolkien-Fans wissen: Da kommen noch mehr. Mal schauen, wie viele der gefährlichen magischen Artefakte die nächsten acht Folgen ins Rennen bringen.

Inhaltsangabe

In einer düsteren Festung hoch in den Bergen hält jemand, der wie ein blonder Langhaar-Elb aussieht, eine flammende Rede an ein Heer von Orks und ihren Anführer Adar. Es ist Sauron, höchster Gefolgsmann des gefallenen dunklen Herrschers Morgoth, der die Orks auf sich einschwören möchte. Doch anstatt ihn zum nächsten Herrn der Finsternis zu krönen, rammt Adar ihm die Zacken der Krone ins Genick, die Orks fallen über Sauron her. Mit einem letzten Atemzug schießt er blau strahlende Energie in den Raum, die alles zu Eis erstarren lässt, Dann ist seine Leiche verschwunden, Adar und die Orks halten ihn für tot. Doch schwarzes Blut sickert durch Gesteinsritzen, wird zu einem Gewirr schwarzer Fäden, nährt sich von kleinen Tieren und wächst heran, bis es an die Oberfläche gelangt und über eine einsame Reisende herfällt. Kaum hat es sein menschliches Opfer verschlungen, nimmt es die Gestalt von Halbrand an, dem zwielichtigen Mann aus den Südlanden, der sich im Laufe von Staffel 1 nicht als verschollener König sondern als Sauron herausstellte. Halbrand schließt sich einer Gruppe von Reisenden an, die ein Schiff nach Numenor nehmen wollen. Einem gutmütigen alten Mann entreißt er das Wappen des ausgestorbenen Königshauses der Südlande, das Galadriel auf eine ganz falsche Spur brachte. Das Schiff wird von einem Meeresungeheuer angegriffen, Halbrand landet schiffbrüchig auf einem Floß, als eine blonde Frau heranschwimmt. Es ist Galadriel.

Zurück in die Gegenwart: Galadriel muss sich vor König Gil-Galad dafür verantworten, sich mit dem getarnten Sauron eingelassen zu haben. Zudem ist da die Frage, was mit den drei Ringen geschehen soll, die Elben-Schmied Celembrimbor geschaffen hat, zwar mit nützlichen Tipps von Halbrand/Sauron, aber ohne seine direkte Mitarbeit. Behalten? Zerstören? Elrond soll sie eigentlich den König aushändigen, stattdessen springt er in einen Wasserfall und begibt sich zu Elben-Bootsbauer Cirdan, dem ältesten und weisesten Elben von Mittelerde. Der will sie in einen tiefen Meeresgraben werfen. Doch die Ringe üben einen magischen Sog auf ihre Umgebung aus; Cirdan zögert … und steckt sich dann einen an. Die anderen bringt er zu Gil-Galad. Auch der wählt einen Ring, der dritte purzelt vor Galadriels Füße. Als alle drei Ringe an Fingern stecken, erstrahlt ein goldenes Licht, der kahle Baum treibt wieder aus, das Licht der Elben ist zurückgekehrt. Also müssen sie nicht nach Valinor zurückkehren, sondern können in Mittelerde bleiben und hoffentlich Saurons Aufstieg verhindern. Zunächst müssen Boten zu Celebrimbor entsandt werden, denn der weiß noch nichts von Sauron und der Macht der Ringe.

Harfußmädchen Nori und der Fremde, der sich mittlerweile als Istar, also Zauberer, ohne Gedächtnis und ohne Kontrolle über seine Magie herausgestellt hat, sind auf dem Weg ins Land Rhun, wo möglicherweise das Rätsel um die Vergangenheit des Fremden gelöst werden kann. Ohne Proviant irren sie durch eine karge Landschaft mit versteinerten Bäumen, die der Fremde mit seiner noch unkontrollierten Magie nicht zum Leben erwecken kann. Immerhin finden sie in den Trümmern des Bauns jede Menge essbare Käfer. Jemand verfolgt sie. Als sie dem Verfolger eine Falle stellen stellen, fangen sie darin Magsi, Noris beste Freundin, die ihnen mithilfe des Harfuß-Wanderliedes den Weg nach Rhun weist. Doch Magsi ist nicht die einzige, die den beiden folgt. Da sind auch noch die maskierten Reiter mit dem Symbol eines weißen Auges am Sattel…

Halbrand/Sauron kehrt in die Südlande zurück und stellt sich Adar und seinen Orks, die dabei sind, das Reich Mordor aufzubauen und die Menschen der Südlande zu versklaven. Er will verhandeln, Informationen über den Verbleib Saurons gegen die Freiheit der Südländer. Adar lässt den vorgeblichen König der Südlande erst einmal einsperren und foltern, lässt sich aber doch auf den Handel ein. Doch Halbrand rückt gar nicht mit Informationen über Saurons Aufenthaltsort heraus. Er bietet nur an, seine Kontakte zu den Elben zu nutzen, um dort als Agent für Adar zu arbeiten und nützliche Informationen zu sammeln. Das genügt Adar, um ihn ziehen zu lassen. Halbrand/Sauron reitet zu Celebrimbor, der zögert, ihn einzulassen.

Wo sind sie alle hin?

Elben. Zwerge. Hobbit-Vorfahren. Orks. Menschen aus verschiedensten Gegenden. Mittelerde ist ein vielfältiger Kontinent, schon bei Tolkien. Und Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht, immer wieder als die teuerste Fernsehserie aller Zeiten bezeichnet, hat in Staffel 1 diese Vorgabe bildgewaltig und detailreich umgesetzt. All diese Landschaften und Völker und Handlungsstränge! Da weiß man gar nicht, welche Lieblingsfiguren man zuerst sehen will. Da lässt uns Folge 1 ganz schön zappeln. Denn es geht um einen ganz großen Klops Backstory. Und dann geht es um Elben. Galadriel und Elrond und Gil-Galad und Elrond und Galadriel und Gil-Galad. Das zerrt ein bisschen an den Nerven, denn Elben machen zwar optisch viel her, neigen aber zu ganz epischen Sötzen, von denen man nicht zu viel auf einmal verträgt. In Staffel 1 waren sie am unterhaltsamsten, wenn dieses ganz hohe High Fantasy-Pathos ironisch gebrochen wurde und sie auch mal arrogant oder politisch zweifelhaft sein durften. Das passiert hier noch nicht, denn sie haben ein ernstes Thema zu verhandeln: Was fangen wir mit den drei Ringen der Macht an? Durchaus bedeutsam und Pathos-würdig, nur, dass aus dem moralischen Konflikt von vornherein die Luft heraus ist, weil das Publikum auch mit oberflächlichster Tolkien-Kenntnis weiß, dass sie die Ringe Jahrhunderte später immer noch haben und nicht der Finsternis zum Opfer gefallen sind. Einziger Pluspunkt dieses Handlungsstrangs: Wir lernen Cirdan und seine eindrucksvolle Schiffswerkstatt kennen. Was ist ein halbfertiges Schiff doch für ein elegantes Objekt! Ansonsten gibt es keine Neuigkeiten von den Zwergen oder aus Numenor oder von sonst wem. Das macht kribbelig. Immerhin, wir begegnen Nori und dem Fremden wieder und das Wanderlied der Harfüße wird geschmeidig in die Handlung integriert. Es reicht zwar nur für einen Moment, dann sind die Hinweise des Liedtextes aufgebracht. Aber es hat die Wanderer hoffentlich einen entscheidenden Schritt weiter gebracht. Wo ist Isildur? Wo ist Arondir? Wo sind Durin und Disa? Was macht Miriel? Da muss man auf die nächsten Folgen warten.

Des Teufels Backstory

Acht Folgen lang hat Staffel 1 mit der Frage “Wer ist Sauron?” gespielt, Hinweise ausgestreut, Verdächtige ins Spiel gebracht, bis die Bombe in Folge 8 dann endlich platzen durfte. Nicht der Fremde mit der Gedächtnislücke und der unkontrollierbaren Magie ist Sauron. es ist Halbrand, der sympathische junge Mann mit dem Dreitagebart und den Lücken im Lebenslauf. Das ließ das Publikum mit einem ganz großen “Ja, aber?” zurück, das nicht mehr beantwortet wurde. Dafür kommt die Antwort gleich am Staffelbeginn von Staffel 2 in epischer Länge. Wer nicht mehr so recht im Thema steckt, vertut sich am Anfang vielleicht. Das ist nicht der Anschluß, das ist die Vergangenheit. Wie Sauron vom Langhaar-Elb zu schwarzem Schleim und dann zu Halbrand wurde. Der hatte stets mit seiner dunklen Vergangenheit und seinen Schuldgefühlen kokettiert und eine ganze Staffel hindurch hatte man ihm das auch ohne weiteres abgenommen. Jetzt wird alles noch mal aufgedröselt und siehe da: Das ist seine Masche, um andere zu umgarnen. Vom freundlichen Auswanderer bis hin zu Galadriel. Jetzt steckt er gleich noch Adar in die Tasche. Es hakt zwar an Momenten, wo man nicht weiß, hat er einfach sehr hoch gepokert oder hat er das Drehbuch gelesen? Woher weiß er, dass das Wappen des ausgestorbenen Königshauses noch nützlich sein würde? Was, wenn Adar und seine Orks den vorgeblichen König einfach niedergemetzelt hätten anstatt sich auf Verhandlungen einzulassen? Aber dennoch entwickelt sich hier ein endlich einmal ein ernstzunehmender Antagonist, der um so vieles interessanter und bedrohlicher ist als ein dunkler Herrscher mit Zackenkrone oder ein gigantisches Auge.

Fazit

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht hat in den ersten acht Folgen jede Menge Schwung entwickelt, jede Menge Schauplätze und Figuren ins Spiel gebracht und jede Menge Handlungsfäden begonnen. Staffel 2 hat mit Folge 1 einen etwas mühsamen Start. So viel Screentime für Elben-Dialoge in hohem Elben-Pathos, wenn man doch lieber lustige Zwerge sehen möchte. So viel Backstory, wenn man doch eigentlich wissen will, wie es mit liebgewonnenen Figuren andernorts weitergeht. Aber Halbrand/Saurons teuflisches Tun bringt die Folge doch noch in Fahrt. So tickt der also! Da kann man noch auf jede Menge schurkische Intrigen hoffen! Monster der Woche: Der Haufen glitschige schwarze Spaghetti, der sich durchs Erdinnere schwabbelt, bis er zu Sauron wird. Innerer Merkzettel: Beim Italiener nicht mehr Spaghetti al Nero die Seppia bestellen, das wird Erinnerungen wecken.

© WOW

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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