Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht (Folge 2×03)
Was ist denn eigentlich in Numenor los? Wo doch ein spektakulärer Untergang dräut? Oder in den Südlanden, nach dem verlorenen Krieg? Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht Staffel 2 hat nach zwei Folgen immer noch Handlungsfäden, die seit der ersten Staffel in der Luft hängen. Folge 3 widmet sich darum all den losen Enden und bringt nebenbei noch eine Ork-Mutter mit Baby im Arm, einen ansehblichen Troll und einen Wald voller Spinnen unter.
Inhaltsangabe
Die Truppen aus Numenor kehren in ihre Heimat zurück, doch Isildurs Pferd Berec ist nicht zu bewegen, ein Schiff zu betreten. Isildurs Vater Elendil lässt das Pferd frei, das in die Wälder galoppiert und seinen Reiter sucht. Der ist einer Höhle von Riesenspinnen eingesponnen worden und kann sich nur mit Hilfe seines Pferdes befreien. Auf dem Weg zur Küste trifft er auf eine junge Frau namens Estrid, die behauptet, ihren Verlobten zu suchen, und ihn vor den wilden Menschen mit dem Brandzeichen Adars warnt, die in den Wäldern hausen. In der Tat ist der kranke alte Mann, dem Isildur zur Hilfe eilen möchte, Lockvogel einer Räuberbande, die über Isildur und Estrid herfallen. Der Elb Arondir kann sie retten, doch die Räuber erbeuten Isildurs Pferd.
In Numenor steht die Krönung von Miriel bevor, doch der verlorene Krieg hat sie einiges an Sympathien gekostet. Stimmen werden laut, die einer blinden Königin, die sich überdies mit Elben eingelassen hat, nicht vertrauen. Earien, Isildurs Schwester, trauert um ihren vermeintlich toten Bruder und glaubt, gegen Miriel eine Trumpfkarte in der Hand zu haben. Miriel entzieht sich Kanzler Pharazons Drängen, eine andere politische Richtung einzuschlagen und sucht Rat bei dem Palantir. Doch die magische Kugel ist verschwunden. Bei der Krönungszeremonie präsentiert Earien den Palantir und beschuldigt Miriel, sich mit verbotener Magie eingelassen zu haben. In diesem Moment landet ein riesiger Adler vor dem Palast. Ein glückbringendes Zeichen bei einer Krönung, doch Pharazon nutzt den Moment so, dass alle das Omen so deuten, dass Pharazon von dem Adler zum König ausersehen wurde.
Celebrimbor lässt sich immer mehr in Annatar/Saurons finstere Pläne hineinziehen und beginnt, sein Tun vor König Gil-Galad zu verheimlichen. Er empfängt Disa und Durin, die seinen Vorschlag mit großem Misstrauen begegnen. Nicht zuletzt, weil Annatars Lüge, Elrond habe ihm so viel Gutes über Durin erzählt, gar so durchsichtig ist. Die Zwerge kehren unschlüssig nach Khazad-Dum zurück, Durin versöhnt sich zähneknirschend mit seinem Vater, warnt ihn jedoch vor Celebrimbors zweifelhaftem Hilfsangebot. In der kleinen Hafenstadt Pelargir sind die Menschen gestrandet, die den Krieg gegen Adar überlebt haben, ohne zu seinen Vasallen zu werden. Arondirs Geliebte, die Heilerin Bronwyn, ist an einer Pfeilwunde gestorben und wird bestattet. Ihr Sohn Theo ist gegenüber Arondir, der sich um ihn kümmern möchte, sehr abweisend, freundet sich aber mit Isildur an und bietet seine Unterstützung an, als Isildur sein Pferd zurückholen möchte. Sie spüren die Räuber nachts im Wald auf, Theo lenkt die Räuber ab, während Isildur sein Pferd losbindet. Da wird das Lager aus der Dunkelheit angegriffen, Theo wird von etwas sehr Großem in die Luft gerissen.
Nachkriegszeit in den Südlanden
Der Süden hat sich verändert. Rund um den Vulkan entsteht Mordor, wie man es kennt, mit Lavagestein und wenig Licht. Wo die Orks eigentlich nun ihre neue Heimat aufbauen könnten, statt dessen müssen sie schon wieder in den Krieg ziehen. Obwohl so manche doch Familie haben. Orks? Familie? Vater, Mutter, Kind? So ein Trio bekommen wir in der Tat zu sehen. Und das, wo bisher nicht einmal bekannt war, ob es überhaupt Ork-Frauen gibt. Ja, es gibt sie. Das Baby auf Mutters Arm sieht man nur als eingewickeltes Bündel, prinzipiell könnte es so niedlich sein wie Baby Yoda Grogu aus The Mandalorian. Aber auch, wenn Die Ringe der Macht es nicht bis zu so einem Zuckerschock treibt, eine Figur mit Frau und Kind zu zeigen ist der klassische Sympathie-Generator. Es macht insgesamt die Orks aber nicht netter. Rund um Mordor hat sich die Welt auch veröndert. Ein Sumpf mit den Leichen toter Krieger im flachen Wasser, ein Bild, dass man von Peter Jackson kennt. Und Spinnen. Jede Menge Spinnen! Die wirken zwar immer wieder wie ein Fremdkörper in Mittelerde, weil man das Gefühl hat, dass sie aus einem ganz anderen Genre in die Welt der Elben und Hobbits gekrabbelt wären. Aber sie sind sowas von kanonisch! Und sie bringen ganz soliden Gute-Laune-Monstergrusel in diesen Handlungsstrang, wo jeder trauert oder sich schuldig fühlt. Arondir trauert um Bronwyn, Theo ist pubertär-muffig zu seinem Patchwork-Papa und fühlt sich schuld an allem, Estrid fühlt sich schuldig, weil sie Adars Brandmal trägt. Selbst Isildur, der einen ganz gradlinigen Helden-Einstieg hat, mit Monsterkampf und einem getreuen Pferd, buddelt einen Grund für Schuldgefühle aus seiner Backstory. Er ist schuld an Mamas Tod und fühlt sich nun verpflichetet, mit seinem Leben etwas ganz Besonderes anzufangen. Das wird er, aber braucht es dafür einen so generischen Motor?
Lügengespinste in Eregion
Schon die zweite Folge, in der wir Annatar/Sauron über die Schulter schauen, wie er Celebrimbor einwickelt. Mittlerweile hat er Celebrimbor so weit, dass er nur noch eine leisen Anschubser geben muss und Celebrimbor besorgt das Lügen, Verschleiern und Intrigieren schon selber. Das beschert dem Publikum einerseits ein zufriedenes Gefühl des Bescheidwissens. Andererseits macht es hibbelig, ist Celebrimbor wirklich so ahnungslos? So dumm? So verblendet? Er muss doch sehen, was wir sehen! Tut er aber nicht. Kasperle! Hinter dir! Das Krokodil! Da atmet man fast auf, wenn die Zwerge anreisen. die sind längst nicht so einwickelbar. Mit gesundem Misstrauen gehen sie an das merkwürdige Angebot heran und Annatars dreist plumpe Schmeichelei, er habe von Elrond so viel Gutes über Durin gehört, bekommt die Reaktion, die eine so durchsichtige Lüge verdient. Leider weiß man auch, dass das ihnen nicht helfen wird und sie irgendwann dann doch in Falle tappen werden.
Schmutziger Wahlkampf in Numenor
Nun ja, eigentlich nicht. Numenor ist eine Monarchie. Da sollte eigentlich dem König Sohn oder Tochter auf den Thron, ohne Diskussion, ohne Wenn und Aber. Doch Thronfolgerin Miriel ist schwer angeschlagen: hat sich mit Elben eingelassen, den Krieg veloren und ist außerdem noch erblindet. Das kostet Sympathien im Volk. Jetzt noch ein saftiger Skandal zur Krönung und alle wollen viel lieber Kanzler Pharazon auf dem Thron sehen. Da kann Miriel sich noch so königlich und mitfühlend geben, wenn ihre Widersacherin den Palantir durch den Saal kullern lässt, hat sie alle Sympathien verspielt und sieht aus wie eine abservierte Kandidatin kurz vor Wahl, die der Gegenspieler gewinnen wird. Auch, wenn da ein Riesenadler landet. Schön gemacht, wie ein Moment, der so viel epische High Fantasy-Symbolik transportieren könnte, von einem politischen Ränkeschmied einfach gekapert wird. Einfach da stehen, wo der Adler ist, dann kann man jede Menge episch-mythische Überhöhung und Sinnstiftung abgreifen. Auch wenn man nur Kalif sein will anstelle des Kalifen.
Fazit
Jetzt sind alle Handlungsstränge ins Boot geholt, kurz vor Staffelmitte kann es also richtig losgehen. Jetzt, wo es primär um Sauron und seinen Einfluss überall in Mittelerder geht, wirkt der Numenor-Strang etwas isoliert, warum soll uns die Thronfolge von Numenor interessieren, wenn Sauron überall auf dem Vormarsch ist, nur da nicht? Aber dafür kann es in fünf Folgen ja noch irgendwann eine Auflösung geben. Monster der Woche: Die Spinnen? Der Troll? Die Spinnen haben jede Menge arachnoiden Grusel zu bieten, aber der Troll hat sein eigenes Lied auf Youtube. Einfach mal das Stichwort “Damrod” eingeben. Welchen Musikstil wohl Trolle schätzen? Heavy Metal, was sonst?
© Amazon Prime Video