House of the Dragon (Folge 2×07)
Vorletzte Folge von House of the Dragon Staffel 2. Das könnte die Folge sein, in der es in guter alter Game of Thrones-Tradition am meisten scheppert, die letzte Folge dient dann dem Aufsammeln der Scherben. In der Tat glänzt Folge 7, wie schon Folge 4 zur Staffelmitte, mit jeder Menge Drachenfeuer. Und einem weiteren Umschwung im Machtgefüge.
Inhaltsangabe
Rhaenyra konfrontiert den neuen Drachenreiter, doch zu ihrer Überraschung will Addam von Holk nichts weiter als die Kunst des Drachenreitens zu erlernen und seiner Königin zu dienen. Dieses Erlebnis bewegt Rhaenyra dazu, weiter nach Drachenreitern außerhalb der königlichen Familie zu suchen und Mysaria weiß auch, wo man sie findet: Königsmund ist voller unehelicher Nachkommen von Generationen von Targaryen-Prinzen, die es mit ehelicher Treue nicht so genau nahmen. Bastarde aus dem gemeinen Volk zu Drachenreitern zu berufen, stellt sich als heißes Eisen heraus. Die Ratsherren protestieren, der Orden der Drachenhüter sieht darin ein Sakrileg und Prinz Jace sieht sich seines Herrschaftsanspruchs beraubt. Dennoch fährt Rhaenyra mit ihrem Plan fort und lässt durch Mysaria heimlich in Königsmund verkünden, dass wer glaubt, zum Drachenreiter berufen zu sein, nach Drachenstein reisen soll, um sich den Drachen Vermithor und Silberschwinge gegenüber zu stellen.
In Harrenhal haben sich die Flusslords unter Führung des jungen Oscar Tully versammelt, um zu klären, ob sie dem Ruf von Daemon Targaryen, für Rhaenyra (bzw. für ihn) zu den Waffen zu greifen, folgen werden. Ser Oscar fasst die Lage zusammen: Niemand mag Daemon Targaryen, er hat sich in der kurzen Zeit auf Harrenhal rundherum unbeliebt gemacht. Dennoch müssen die Eide, die Haus Tully an König Viserys binden, erfüllt werden, und daher werden die Tullys und die anderen Flusslords seine Tochter Rhaenyra unterstützen. Nicht allerdings einen König Daemon. Haus Schwarzhain hat auf Daemons Geheiß gemordet und gebrandschatzt, dieser Frevel muss gesühnt werden. Daemon muss Reue zeigen und den Schuldigen, Ser Willem Schwarzhain, hinrichten. So gerät Daemon in die Lage, seinen treuesten Gefolgsmann köpfen zu müssen.
Auf Drachenstein versammeln sich die illegiitimen Targaryen-Nachkommen mit Drachenreiter-Ambitionen, unter ihnen Ulf, der in den Kneipen von Flohloch mit seiner Verwandschaft zum Königshaus kokettiert hat und Hugh, der Schmied. Rhaenyra ruft Vermithor herbei, den größten und wildesten Drachen nach Vhagar und beobachtet das Schauspiel aus sicherer Entfernung. Vermithor speit Feuer auf den ersten Anwärter und fällt dann über die Schar der Wartenden her, bis sich Hugh dem Drachen in den Weg stellt und ihn herausfordert. Vermithor erkennt ihn als seinen Reiter an. Ulf ist zwischen die Felsen der Drachengrube geflüchtet, stolpert in ein Drachengelege und wird von Drächin Silberschwinge endtdeckt, die den panisch davon Krabbelnden nur sanft mit der Schnauze anstupst. Auch sie hat damit einen neuen Reiter akzeptiert. Ulf nutzt seine neue Fähigkeit, um mit Silberschwinge über Königsmund zu kreisen. Aemond sieht den Drachen über der Stadt, schwingt sich auf Vhagar und verfolgt ihn. Als er sich Drachenstein nähert, gebietet er Vhagar, umzudrehen, denn auf den Felsen steht Rhaenyra, umgeben von mehr Drachen als Vhagar bewältigen könnte.
Drachenzähmen leicht gemacht
Nun ja, wirklich leicht ist es nicht geworden, immerhin gehen eine Menge Anwärter in Flammen auf. Wenn man weiß, dass der Drache nur einen akzeptieren wird, sollte man vielleicht nicht Dutzende in Flammenreichweite lassen. Es sei denn, man möchte Bauernopfer für spektakuläres Drachenfeuer. Aber dafür, dass das Problem bis zum Finale von Folge 6 unlösbar schien, flutscht es nun ganz geschmeidig. Gleich zwei neue Drachenreiter innerhalb einer Folge, die Vhagar alt aussehen lassen. Das ist wie mit unbesteigbaren Bergen: Hat es erst einmal einer geschafft, dann macht es jeder. Für den Fortgang der Handlung ist das ein Level Up, ab jetzt kann es jede Menge Drachen und jede Menge neue Reiter geben. Interessanterweise wird das inflationäre Drachenreiten auch zum politischen Problem. Wenn jeder einen Drachen reiten kann, dann sind Drachen nicht mehr Symbol der Königsherrschaft. Was ist dann noch der Thronfolger mit dem verdächtig braunen Haar? Nicht weiter als einer der vielen Targyryen-Bastarde, sein Drachenreiter-Status entwertet durch die Cousins aus dem Slums, die nun auch auf einen Drachen steigen können. Dann können sie doch gleich König werden? Freiheit und Gleichheit mögen erstrebenswerte Ziele sein, in einer mittelalterlichen Welt sind das Konzepte, die die Welt ins Wanken bringen. Die gestiegene Anzahl der Drachenreiter mag Rhaenyra militärisch Vorteile bringen, insgesamt nagt es an ihrem Thronanspruch. Pfiffig mitgedacht, George R.R. Martin.
Die Stimme der Vernunft
Westeros ist eine brutale Welt, das wissen wir schon seit Game of Thrones. Was die Brutalität dieser Welt so besonders erschreckend macht, ist, dass sie so häufig mit politischer Kurzsichtigkeit, ignoranter Verbohrtheit oder purer Dummheit daherkommt. Wenn sich zwischendrin einmal die Stimme der Vernunft erhebt, dann ist das ein kleiner Lichtstrahl in der Dunkelheit, der meist nicht lange währt. Diesmal bekommt die Stimme der Vernunft eine ganz lange Szene und erklingt ausgerechnet etwas bemüht dahergeschrieben aus dem Mund eines Teenagers. Der vielleicht 14-jährige Oscar Tully fasst Daemons mehrere Folgen umfassendes Missmanagement seines Projekts “Versammele eine Armee, die dich auf den Thron bringt” klar und deutlich zusammen, benennt seinen Standpunkt und seine Bedingungen. Und schon klappt das, alle nicken beifäliig. Schön, dass Rhaenyra nun solche Gefolgsleute hat. Daemon macht es zum Verlierer dieser Staffel und es gibt nichts, was er tun kann, denn Oscar hat die Armee, Daemon hat sie nicht. Das kann doch nicht lange anhalten, so viel Triumph von Vernunft und Gerechtigkeit ist für Westeros einfach nicht typisch.
Fazit
Eine Folge mit prächtiger Drachen-Action, viel Feuer, viel CGI. Nebenfiguren gewinnen Profil. Darum also ist Hugh, der Schmied immer wieder mal präsent. Nicht nur als Repräsentant des leidenden Volkes von Königmund. Sondern, weil dieser Heldenmoment auf ihn wartet. Spannend auch die politischen Implikationen des Drachenreitens für alle. House of the Dragon-typisch kommt Rhaenyras großer Moment des Triumphs ganz ohne Drachenfeuer aus. Es reicht schon, wenn da Drachen auf Felsen sitzen, um ihren bisher unbesiegbaren Widersacher in die Flucht zu schlagen. Schade, dass die Staffel schon so bald zu Ende ist.
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