Ready or Not: Home Invasion

Wer auf hyperrealistische, teambasierte Taktik-Shooter steht, kommt an Ready or Not aus dem Jahr 2023 nicht vorbei. Der spirituelle Nachfolger von SWAT 4 ist zwar nicht ganz perfekt, aber eine Offenbarung für alle Genre-Fans, die seit 2005 auf dem Trockenen sitzen. Am 24. Juli 2024, ein halbes Jahr nach Erscheinen des Basisspiels, veröffentlichte VOID Interactive den ersten DLC Home Invasion und damit neuen Stoff für die Anhänger ihres misanthropischen »Cop ‚em up«.

Ein Hurrikan der Stufe 5 ist über Los Sueños hereingebrochen. Kriminelle nutzen das anschließende Chaos für ihre Zwecke.
Mission 1: Obdachlose haben während des Hurrikans Zuflucht in den verfallenen Greenside-Wohnheimen gesucht. Aufgrund der instabilen Bausubstanz und der Tatsache, dass der Ort in der Vergangenheit immer wieder Unruhestifter angezogen hat, versucht das LSPD das Gebäude zu räumen.
Mission 2: Agent Mike Esperanza alias Alejandro wurde als verdeckter Ermittler enttarnt. Mitglieder des Drogenkartells wurden zu seiner Adresse geschickt, um ihn zu foltern und zu töten. D-Platoon versucht, Esperanza zu retten.
Mission 3: Umweltterroristen von der UPF haben die Villa eines Ölbarons überfallen und halten ihn, seine Familie und alle Angestellte als Geisel.

Mission 1»Dorms«: Schlüpfrige Verdächtige

Originaltitel Ready or Not: Home Invasion
Jahr 2024
Plattform Microsoft Windows
Genre Taktik-Shooter
Entwickler VOID Interactive
Publisher VOID Interactive
Spieler 1 bis 5
Veröffentlichung: 24. Juli 2024

Home Invasion fügt drei neue Missionen hinzu, die stattfinden, nachdem ein Hurrikan die Stadt verwüstet hat. Dies ist die einzige thematische Verbindung zwischen den Missionen, wird aber gut umgesetzt. Obwohl jeder Level anders ist, geben überflutete Straßen oder verstreute Trümmer eine kohärente visuelle Identität. Die erste Mission »Dorms« ist dahingehend eine interessante Variante der üblichen Spielformel, da hier Zivilisten und Verdächtige alle gleich aussehen und ständig durch Spalten im Mauerwerk schlüpfen, um sich zu verstecken. Die Map ist gerade wegen der Lücken und Verstecke schwer zu kontrollieren und recht anspruchsvoll, wenn man davon absieht, dass die Gegner ungepanzert sind und nur leichte Waffen tragen. Obwohl man gegen das Mapdesign gar nichts sagen kann – die Designer haben wie immer eine wunderbar detaillierte und authentische Umgebung geschaffen – ist die Mission dennoch eher lahm. »Dorms« fühlt sich an, als würde man sich nur ein abgeranztes Fallout 3-Gebäude ackern.

Mission 2 »Narcos«: Zack Bower at his best

»Narcos« ist was das Layout betrifft ein ganz anderes Kaliber. Während die Abenddämmerung dem Level einen warmen New Mexico-Filter verpasst, kämpft man sich auf kurzer Sichtweite durch Hinterhöfe, Gartenparzellen und Bungalows, die ineinander übergehen und die Gefahr erhöhen, flankiert zu werden. Wer nicht aufpasst, verirrt sich und wird aus dem nächstbesten Fenster erschossen. Die Gegner sind zugedröhnt, aggressiv und haben MKs mit High-Cap-Magazinen in petto. »Narcos« sticht als Mission am meisten hervor, gerade wegen der ungewohnten Ghetto-Schrebergarten-Ästhetik, aber auch wegen des Endes, das dank des Soundtracks von Zack Bower noch ein bisschen mehr auf den Magen schlägt.

Mission 3 »Lawmaker«: Die Saat für den zweiten DLC

Mit »Lawmaker« erreichen wir das Flaggschiff des DLCs. Eine riesige Villa, von innen und außen wunderprächtig anzuschauen (VOIDs Game Designer halt, nech?). Die unteren Etagen fühlen sich noch kontrollierbar an, bis man zu den vielen geschwungenen Treppen kommt, über die nicht selten Gegner hinunter stürzen, während man selbst noch auf der unteren Etage von ihnen herumgeschubst wird. Diese Art von frenetischen Konfrontationen sind immer die besten (und frustrierendsten) Momente in RoN. »Lawmaker« führt den neuen Plot um die Umweltterroristen der UPF ein, der im zweiten DLC Dark Waters schließlich eskalieren wird. Wie auch in Dark Waters, ist die letzte Mission also diejenige, die für Lore-Freaks am interessantesten sein dürfte. Wer allerdings nach dem Ende des Basisspiels darauf gehofft hatte, endlich FISA-Agenten vermöbeln zu dürfen (»Close the door!«), wird leider enttäuscht.

Was ist also neu in Ready or Not: Home Invasion?

  • Drei neue Karten
  • Fünf neue kosmetische Assets (ERT Carbon Helm, L9 Oberteile, BST Kampfhosen, SLY Low Visibility Weste, Salmon C6 Low Hike Schuhe)
  • Vier neue Tattoos
  • Drei neue Schusswaffen: die Pistole 509, die FLUX MP17 PCC und die DM4 PDW
  • Überarbeitetes Verhalten der Gegner-KI. Das Verhalten der Gegner ist konsequenter an den Stresslevel gebunden, der bei bestimmten Reizen ansteigt. Daraus wird abgeleitet, ob sie die Waffe senken oder nicht, ob sie rennen oder nicht, ob sie zögern, wenn sie gerufen werden, ob sie in Deckung gehen, die Tür nehmen, sich verstecken, Geiseln nehmen oder sich selbst erschießen.
  • Das sind die Highlights einer langen Liste von Key Changes, Bug Fixes und Verbesserungen der Balance

Fazit

Home Invasion ist okay. Der allgemeine Vibe unterscheidet sich nicht allzu sehr vom Basisspiel und die Maps fühlen sich an, als wären sie mit dem initialen Rüstwerkzeug erstellt worden. Der zweite DLC Dark Waters hat deutlich mehr Bumms – sowohl was die Maps als auch die Änderungen am Spiel betrifft – wer aber einfach nur mehr Ready or Not haben will, der ist mit Home Invasion sehr gut bedient. Für 9,99 Euro macht man nichts verkehrt, und im Sale schon gar nicht. »Narcos« gehört mittlerweile zu meinen Lieblingsmaps.

© VOID Interactive

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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