Neues vom US-Comicmarkt (Dezember 2019)
In diesem Format stellen wir euch ausgewählte aktuelle Comics des US-Markts vor, die wir monatlich begleiten.
Sweet memories that become dreadful – unter diesem Stern könnte das 13. Kapitel von Middlewest gut zusammengefasst werden. Ein Appell an die Vergangenheit wird auf jeder Seite zelebriert. Seien es Abels Erinnerungen an die Zeiten, in denen seine Mutter noch bei ihm und seinen Vater war, sei es Maggies Aufruf an ihre Mitarbeiter, ihr bei der Rettung von Abel und Bobby zu helfen oder sei es, dass das junge Mädchen unseren Protagonisten aus seiner Lethargie reißen will. Denn Abel hat nach den Ereignissen der letzten Kapitel aufgegeben und hadert mit seinem Schicksal. Zum Glück geben ihn seine Freunde und diejenigen, die an ihn glauben, nicht auf.
Middlewest Nummer 13 ist ein Vorbereitungskapitel. Die Handlung selbst kommt nur marginal voran, jedoch bekommt man als Leser*in wichtige Hintergrundinformationen vermittelt. Wir verorten uns neu in der Welt von Abel, Hintergründe werden weiter ausgebaut (zum Beispiel wird erklärt, wie man Ethol denn nun eigentlich erntet. Denn nicht umsonst werden Kinder für die Ethol-Farmen entführt). Ungewiss ist, wie weit ihm sein Vater ihm auf der Spur ist und ob er je seine Mutter finden könnte. Doch scheint es noch darauf hinauszulaufen, dass sie irgendwann auftreten wird. Mir gefällt, dass die Menschen in Abels Umgebung ihn nicht aufgeben und dass es auch in dunklen Zeiten immer Hoffnung gibt. Auch die Anfangsszene ist gut umgesetzt. Abel, erst noch hochmotiviert für seinen Job als Zeitungsausträger (auch, weil sein Vater endlich stolz auf ihn ist), ist nicht davor geschützt, dass sich der Alltag und vor allem sein Vater nicht so leicht ändern lassen. Als Füllmaterial gefiel mir das Kapitel, jedoch ist das unterschiedliche Tempo der einzelnen Teile weiterhin mein größter Kritikpunkt.
Verwirrend für das ganze Team stellt sich der mysteriöse Helfer als Sam Elgin heraus. Jener Mann, der für die Hilfe mit Sky aus den USA eine Nachricht geschickt hat. Aus einem unbekannten Grund weiß Sam aber nichts von der Nachricht, ist kein Doktor und schwafelt etwas davon, dass eine Prophezeiung die Ankunft des Teams vorausgesehen hatte. Mysteriöserweise scheint es sich bei ihm aber um den gleichen Mann zu handeln, der die Eltern von Charlotte und Daniel besucht hat, kurz bevor diese nach Großbritannien geschickt wurden. Sam Elgin und die Eltern scheinen also gewusst zu haben, was mit den USA passieren wird. Zwar kann Sam etwas Licht in ihre neue Situation bringen, doch die Worte des scheinbar verwirrten Mannes sind keineswegs klar verständlich. Ausgenommen der Tatsache, dass ihr Pilot Pavel noch lebt und von jemandem gefangen genommen wurde, der sich selbst “Destiny Man” nennt. Was noch niemand ahnt ist, dass schon längst ein Spion des Destiny Man Teil des Teams war.
Undiscovered Country macht sich weiterhin außerordentlich gut. Diese Ausgabe mischt geschickt mehrere Zeitebenen und so kriegt der Leser nicht nur mehr Infos über Charlotte und Daniel, sondern wird auch dazu angeregt, kritisch zu hinterfragen, was in der Gegenwart passiert. Die Identität des Spions ist ebenso überraschend wie aber eben auch nicht. Durch die Art und Weise, wie das letzte Panel vorbereitet wurde, ist es für mich zwar eine Überraschung, doch nach ein paar Momenten wird doch klar, wie gut gemacht dieser kleine Handlungsstrang ist. Wer ein paar Antworten will, muss sich vorerst mit Informationskrümeln zufrieden geben. Was Sam Elgin über die derzeitige Situation der USA sagt, mag ein Hinweis sein, doch noch fehlen viele der Teile für das ganze Bild. Der Destiny Man wirkt wie der erste große Bösewicht und das liegt vor allem daran, wie er die “Mauer” als Bestrafung für Eindringlinge vorstellt. Hier auch noch einmal großer Applaus für Guiseppe Camuncoli, der diesem verstörenden Anblick eine klare Darstellung verpasst. Ich bin weiterhin fasziniert. Die Serie hat mich in ihrem Bann gezogen und nach diesem Cliffhanger kann ich die nächste Ausgabe nicht mehr erwarten.