Neues vom US-Comicmarkt (Juli 2019)

In diesem Format stellen wir euch ausgewählte aktuelle Comics des US-Markts vor, die wir monatlich begleiten.

Fairlady #4 ©Image Comics

Der rote Faden, der im dritten Kapitel aufgerollt wurde, wird erst mal links liegen gelassen. Jenner wurde entführt. Von einem Leser … der eine Katzenmaske trägt. Und Jenner damit beauftragt, ein Buch zu suchen. Sie findet die Methode der Kontaktaufnahme nicht so prickelnd, aber kann sich mit der hohen Entlohnung durchaus anfreunden. Als sie jedoch erfährt, dass das gesuchte Buch ein drittklassiges Murder Mystery ist, dass der Auftraggeber sogar schon gelesen hat, fehlen ihr die Worte. Schnell wird klar, dass die letzte Seite fehlt. Und das Buch ein Titel ist, welcher vor dem Krieg zuletzt gedruckt wurde …

Dieses Kapitel von Fairlad kann für mich durchweg punkten! Das liegt vor allem am Thema. Ich kann total nachvollziehen, wie hart es ist, das Ende eines Buches nicht zu erfahren, weil Seiten fehlen! Jenner dabei zu beobachten, wie sie immer verzweifelter wird, weil es ernsthaft kein Exemplar mehr mit Auflösung zu geben scheint, ist herrlich. Noch genialer ist es, ihr in die Bibliothek zu folgen, die nur für reiche Leute gedacht ist. Die verhüllten, vieläugigen Bibliothekare mit Tentakelunterleib haben genau den richtigen trockenen Humor, den mein Berufszweig sich im Alltag aneignet (Bibliothekar: Nun, wie kann ich ihnen dienen? Jenner: Ich suche ein Buch! Bibliothekar (verdreht die Augen): Ah, Humor. Wie reizend)! Die Auflösung des Falls kam unerwartet und das Ende des Kapitels ist zu herrlich eingeleitet. Ich hoffe auf weitere Kapitel dieser Qualität!


DCEASED #3 ©DC

Nach den tragischen Ereignissen der letzten Ausgabe müssen alle mit dem Verlust zurechtkommen. Alfred muss drei seiner “Söhne” zur endgültigen Ruhe betten. Der Verlust von Batman wiegt schwer, doch leider ist er nicht der letzte bekannte Namen. Unter dem Meer wird Mera, Aquamans Frau, von ihrem untoten Mann angegriffen als sie gerade mit dessen ehemaligen Sidekick Garth trainiert. Der junge Mann wird das nächste Opfer des Virus, während Mera vorerst flüchten kann. In Metropolis muss Superman leider lernen, dass auch die meisten seiner Freunde und Kollegen vom Daily Planet nur noch als Anti-Living ihr Dasein fristen. Für ihn viel schmerzlicher ist aber der Verlust seines Vaters Jonathan, als versucht seine Eltern aus Smallville in Sicherheit zu bringen. Als er mit seiner Mutter Martha von der Farm wegfliegt versteht diese nicht warum sie ihren Ehemann zurück lassen. Clark kann seiner Mutter leider nur folgende Wahrheit sagen: “Er ist nicht mehr hier.”

Wenn man solche Geschichten liest, stellt man sich schon darauf ein, dass es Opfer gibt. Wie gut sie dann ist , zeigt sich in dem Umgang mit Verlust. Tom Taylor liefert hier ein Paradebeispiel dafür ab, wie man es machen sollte. Während der Tod Batmans bei allen Charakteren etwas auslöst, sind es die Nebencharaktere, deren Ableben besonders hart trifft. Superman, der Held, der sonst alle retten kann, ist diesmal hilflos. Als er seine Kollegen vom Daily Planet sieht, merkt man schon wie stark es ihn mitnimmt, doch als er seinen Vater sieht ist es besonders schlimm. Trevor Hairsine und Stefano Gaudiano fangen diesen traurigen Moment perfekt ein und als Clark mit seiner Mutter wegfliegt, wird man als Leser nur mit der Trauer zurückgelassen. Während der kleinen Nebenhandlung mit Aquaman erfahren wir leider auch, was man schon vermuten konnte, nämlich dass auch er ein Anti-Living geworden ist. Meiner Meinung nach ist, diese Sequenz auch dazu da, um klarzumachen, dass der Angriff noch lange nicht aus ist. Was man nach all den traurigen und persönlichen Momenten leicht vergessen könnte.


Middlewest #9 ©Image Comics

Nach der Rettung vor den Killer-Eichhörnchen wird Abel von seinen Rettern erst einmal gepiesackt. Immer wieder stupsen sie ihn mit ihren Speeren an, bis er droht, wütend zu werden, obwohl er sich beherrschen will. Dabei leuchtet der Kern seines Fluchmals auf und die Anführerin der Vermummten spricht davon, dass er ein Sturmherz hat. Natürlich hofft Abel, endlich jemanden gefunden zu haben, die ihm helfen kann. Er wird mit in das Dorf der Nowak genommen, von denen er bisher dachte, dass sie ein Mythos seien. Der Ältestenrat dieses Volkes denkt, dass es für den Jungen noch Hoffnung geben könnte, sein Sturmherz zu bändigen und schickt ihn zusammen mit Fuchs zu Nokoyuna, dem er sich stellen muss. Dieser entpuppt sich als Bär mit einem Geweih aus Ästen. Er prüft den Jungen und schickt ihn in die Winterwälder, wo er sich seiner Vergangenheit stellen muss. Währenddessen begibt sich Bobby auf die Suche nach Abel und verärgert dadurch Maggie.

Im neunten Kapitel spielt Skottie Young all seine Stärken im Erzählen aus. Auf den 33 Seiten passiert so viel, ohne je überladen zu wirken, dass die Lektüre eine wahre Freude ist. Vor allem die unterschiedlichen Beziehungskonstellationen sind wieder extrem gelungen. So trichtert Bobby zum Beispiel Wrench ein (den sie endlich fertig repariert), dass sie ihn nicht mit auf die Suche nach Abel nehmen kann, schließlich sei er nicht gerade unauffällig. Empört fragt der Roboter, ob sie ihn gerade body-shame. Es ist genial, wie einfach Young solche Themen mit einbaut, was die Geschichte immer lesenswerter macht. Auch ist das Kapitel einfach nur bildgewaltig. So viele schöne verrückte Ideen sind farbenfroh umgesetzt worden. Habe ich schon erwähnt, dass sie schön sind? Und bildgewaltig? Nun, ich glaube, ich gehe noch ein bisschen Bären mit Geweihen anschauen, das ist einfach ein cooler Geist!

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