Danganronpa – Die Hope’s Peak Saga – Teil 2
Das Spin-off, das keines ist
Originaltitel | Zettai Zetsubō Shōjo – Danganronpa: Another Episode |
Jahr | 2014 (J), 2015 (D) |
Plattform | PlayStation Vita, PlayStation 4, PC |
Entwickler | Spike |
Publisher | NIS America |
Genre | Third-Person-Shooter |
Spieler | 1 |
USK |
Danganronpa 2 hat viele der offenen Fragen des Vorgängers geklärt. Auch, wenn es sicherlich interessant wäre zu sehen, was nach den Geschehnissen des zweiten Teils passiert, hat man sich entschieden, einmal über den Tellerrand zu schauen. Danganronpa Another Episode: Ultra Despair Girls ist keine Visual Novel, sondern ein vollständig in 3D gerenderter Third-Person-Shooter. Die Geschichte ist zwischen den beiden Hauptteilen angesiedelt und steckt uns einmal mehr in die Schuhe eines Naegi Familienmitglieds. Als Komaru Naegi, Makotos jüngere Schwester, machen wir diesmal Towa City unsicher – eine Stadt überrannt von Monokumas, die jeden angreifen, den sie erblicken. Komischerweise betrifft dies nicht Kinder. Diese streifen mit Monokuma-Helmen durch die Straßen und sind am Chaos genauso beteiligt, wie die Robo-Bären. Fünf dieser Kinder, die sich selbst als “Warriors of Hope” bezeichnen, scheinen die Kontrolle über die Stadt zu haben. Von diesen lässt sich Komaru ein Armband anlegen, welches verhindert, dass sie Towa City verlassen kann – damit wird sie zum Ziel der Kinder und Monokumas. Glücklicherweise muss sie sich nicht allein durch die gefährlichen Straßen kämpfen. An ihrer Seite steht Toko Fukawa, eine Überlebende aus dem ersten Teil. Gemeinsam machen sie es sich zur Aufgabe, die Metropole aus den Klauen der “Warriors of Hope” zu befreien!
Ultra Despair Girls macht es Fans der Vorgänger nicht gerade einfach, ins Spiel einzusteigen. Der Genrewechsel ist nicht jedermanns Geschmack, auch wenn minutenlange Dialoge hier ebenso zum Alltag gehören. Die Balance zwischen Gesprächen, Ballereien mit Monokumas und den gelegentlichen Rätseln macht es auch schwer, Shooter-Freunden den Titel zu empfehlen. Es ist keine Seltenheit, dass man nach einer kurzen Spielpassage in einer halbstündigen Zwischensequenz gefangen ist, bevor man wieder selbst die Kontrolle übernehmen darf. Für den ersten Ausflug in die dritte Dimension ist dem Team die Spielmechanik dafür gut gelungen. So gibt es verschiedene Munitionstypen, welche alle unterschiedliche Effekte mit sich bringen. Monokumas gibt es diesmal ebenfalls in verschiedenen Varianten und jede von diesen reagiert anders auf die einzelnen Munitionsarten. Es laufen etwa Alarm-Monokumas durch die Straßen, welche bei Entdeckung von Beute Alarm schlagen und alle in der befindlichen Feinde in der Nähe anzieht. Mit der Dance-Munition kann man diese zum Tanzen bewegen, was sich auch auf die nebenstehenden Gegner auswirkt und man so einer Schießerei aus dem Weg gehen kann. Munition ist rar gesät, daher sollte man sicherstellen, dass jeder Schuss sitzt. Das ist vor allem in den wenigen Passagen, in denen das Spiel einen dazu zwingt, alle Feinde aus dem Weg zu räumen, spannend. Sollten einem die Kugeln aber doch mal ausgehen, hat man mit Toko noch ein Ass im Ärmel. Gibt man ihr nämlich einen elektrischen Schock, ändert sie ihre Persönlichkeit und wird zum Serienmörder Genocide Jill. Ausgestattet mit zwei handgefertigten Scheren, metzelt sie sich durch jede noch so große Gefahr – zumindest solange man ausreichend Batterien für den Elektroschocker dabei hat. Dank der verschiedenen Möglichkeiten, die man hat, um Monokumas zu beeinflussen, sind die Rätselräume eine willkommene Abwechslung. Dort werden einem Aufgaben zugeteilt die man für kleine Boni nach speziellen Vorgaben lösen sollte. Hier lohnt es sich die verschiedenen Gegnertypen und deren Schwächen zu kennen, um zum besten Ergebnis zu kommen. Wem das auf Dauer zu nervig wird, der darf sich aber auch einfach durchballern.
Nicht nur der Genrewechsel schreckt ab, die Geschichte wagt sich diesmal auch in sehr unangenehme Themengebiete, die auf den Magen schlagen können. Kindesmissbrauch ist einer der wichtigen Aufhänger des Spiels und einige Geschichten, welche die Kinder zu erzählen haben, sind durchaus verstörend. Da hilft es dann auch nicht unbedingt, wenn versucht wird mit unangebrachten Minispielen eine Aussage zu treffen. Neben Toko Fukawa gibt es auch weitere Cameo-Auftritte von Figuren beider Vorgänger, was dazu beiträgt, dass weitere bisher offene Fragen, beantwortet werden. Doch wie in jedem Teil der Reihe, gibt es Dinge, die ungelöst bleiben. Es wird Zeit die letzten Lücken zu füllen und die Hope’s Peak Saga zu einem Abschluss zu führen…
Doppelt hält besser
Originaltitel | Danganronpa 3: The End of Kibōgamine Gakuen |
Jahr | 2016 |
Episoden | 1×12, 1×11 + 1 Special |
Genre | Mystery, Psychological |
Regisseur | Seiji Kishi |
Studio | Studio Lerche |
Warum wird die Geschichte, die hier erzählt wird, eigentlich als “Hope’s Peak Saga” bezeichnet? Es hat doch lediglich der erste Teil, welcher an der namensgebenden Akademie gespielt. Es besteht ein Konflikt, welcher sich durch alle Ableger dieser Saga zieht: Hoffnung gegen Verzweiflung. Der Mastermind, welcher im Hintergrund alle Fäden zieht, welcher Monokuma kontrolliert und die Kinder von Towa City zum Chaos angestiftet hat, ist ein Schüler der Hope’s Peak Academy. Diese Person hat es geschafft, eine der Hoffnung bringenden Klassen in die Verzweiflung zu stürzen. Das hat die Welt so erschüttert, dass sie ebenfalls komplett der Verzweiflung verfallen ist. Es führen also alle Stränge zurück zu der Schule, an der alles seinen Anfang nahm. Mit dem Anime-Projekt Danganronpa 3: The End of Hope’s Peak High School hat man den Versuch gewagt, der Geschichte ein zufriedenstellendes Ende zu verpassen. Denn bei Danganronpa 3 handelt es sich nicht um eine einfache Serie, sondern um ein ambitioniertes Konzept, welches alle Fans zufriedenstellen sollte: Zwei Serien, welche parallel laufen. Eine angesiedelt vor den Ereignissen des ersten Teils, eine nach denen des zweiten Teils. Diese beiden Serien laufen schließlich zu einer alles abschließenden Sonderfolge zusammen – so zumindest der Plan.
In der ersten Serie, mit dem passenden Titel “Zukunft”, folgen wir ein letztes Mal Makoto Naegi. Mittlerweile ein Mitglied der Future Foundation, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Welt wieder in Ordnung zu bringen, gerät er erneut in eines von Monokumas finstren Spielen. Einmal mehr gilt es, sich sein eigenes überleben durch das Morden anderer zu sichern. Dabei tappt die Serie in genau dieselbe Falle, wie schon die Serie zum ersten Teil: In wenigen Episoden muss zuviel Neues etabliert werden, was wenig Zeit für Charakterentwicklung lässt. Das führt dazu, dass viele der Future Foundation Mitglieder blass und uninteressant bleiben. Zwischen den Kollegen entfachen so Konflikte, welche oft nur dem Konflikt und nicht der Geschichte selbst dienen. Es wird Zeit für Figuren verschwendet, die nichts zum großen Ganzen beitragen, während viele andere, wichtigere Aspekte für das Danganronpa-Universum nur kurz beleuchtet werden, sofern sie überhaupt Erwähnung finden.
Die zweite Serie, “Verzweiflung”, dreht sich direkt um den Mastermind, und wie dieser es geschafft hat, die Klasse, und daraufhin die Welt, ins komplette Chaos zu stürzen. Als frühster Punkt der Erzählung werden Plotpunkte, welche vorher nur angedeutet wurden, ausführlich behandelt. Jedoch ist auch hier die Umsetzung fragwürdig. Zum einen sind die wichtigsten Momente der Geschichte, die hier zu erzählen versucht wird, bereits bekannt; unerwartete Wendungen sucht man hier vergebens. Hinzu kommt, dass gewisse Erklärungen aus den Vorgängern abgeändert wurden, um eine der neu eingeführten Figuren ins Rampenlicht zu rücken. Leider wird der eh schon absurde Plan des Masterminds durch die abgewandelte Erzählung nur noch unglaubwürdiger.
Doch hier endet das Konzept hinter Danganronpa 3 noch nicht. Das Besondere ist in dem Fall die Reihenfolge der Veröffentlichung. Anstatt beide Serien nacheinander laufen zu lassen, lief jede Woche eine Folge beider Serien im japanischen Fernsehen, angefangen mit einer Folge “Zukunft”, gefolgt von einer Folge “Verzweiflung”. Das führt dazu, dass jeweils Hinweise verteilt werden, die Motive in der anderen Serie erklären. Im Internet brachte das die Community zum Spekulieren, wie die Geschichte letztlich ausgehen könnte. Leider waren die Fan-Theorien und das Miträtseln spannender als die tatsächliche Auflösung. In der finalen Folge, welche sich “Hoffnung” nennt, gab es nämlich keine Überraschungen. Die gut versteckten Hinweise, waren letztlich keine. Es lief so vorhersehbar ab, dass die Fans den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen haben. Die wilden Thesen waren umsonst, denn die Macher haben den einfachsten Weg gewählt, den man gehen konnte. Ein unverdienter und unnötiger Abschluss einer Geschichte, die so wie sie war, für sich hätte stehen können…
Als stolzer Vita-Besitzer und Fan abgedrehter japanischer Spiele hält man natürlich immer Ausschau nach den neusten Nischentiteln. Ohne großes Vorwissen hat mich der einzigartige Artstyle von Danganronpa an die Reihe verkauft und als der Titel endlich erschien, wurde jede wache Stunde in das Spiel gesteckt. Die Struktur war mir fremd, aber eine willkommene Abwechslung zu meinem sonstigen Spieleralltag. Die Geschichte war überdreht und spanned erzählt und der abwechslungsreiche Cast wirkt vielleicht auf den ersten Blick wie eine Gallerie der typischen Anime Klischees, jedoch stellt man im fortschreitenden Spielverlauf fest, dass nicht jeder so ist, wie er sich auf den ersten Blick gibt. Nachdem der Abspann über das kleine Handheld flimmerte, war ich offiziell Fan der Serie. Und auch wenn der letzte Abschnitt sehr negativ klingt und ich wirklich enttäuscht aus Danganronpa 3 ging, so bin ich doch weiterhin großer Fan der Serie und kann Danganronpa V3: Killing Harmony kaum noch abwarten. War es vorher recht schwierig, an die Spiele zu kommen, da sie erst nur für die PlayStation Vita erschienen, hat man die Titel zwischen 2016 und 2017 auch auf den PC und die PlayStation 4 portiert, was sie für eine breite Masse zugänglicher macht. In dem Text fand ich trotz seiner Länge nie den richtigen Platz für einige Aspekte, welche mir neben der Geschichte auch wichtig sind. Da wäre zum Beispiel die Musik, die einfach gut ins Ohr geht. Viele Stücke mausern sich zu echten Ohrwürmern und man freut sich in jedem neuen Danganronpa abgewandelte Versionen bekannter Stücke zu hören zu bekommen. Auch die Figuren sind, wenn auch nicht immer unbedingt Sympathieträger, sehr interessant. Von der mysteriösen Kyoko Kirigiri, welche sich nicht mehr an ihr ultimatives Fach erinnern kann, hin zum völlig durchgedrehten Nagito Komaeda, der mehr als einmal das Class Trial sabotiert. Die gelungenen Aspekte überwiegen letzten Endes die schwächeren Aspekte der Reihe. Die Fälle und Rätsel sind spannend, der Artstyle einzigartig und die Präsentation stilsicher. Ich freue mich schon auf den kommenden Unsinn, den Monokuma in Zukunft noch anstellen wird.