American Horror Stories (Folge 1×05)
American Horror Stories geht hinsichtlich der Wahrnehmung der Qualität der einzelnen Episoden in den gängigen Internetdatenbanken weit auseinander. Doch, und darin sind sich alle Plattformen einig, Folge 5 (“BA’AL”) fährt die besten Bewertungen ein.
Auch der 5. Versuch von Liv (Billie Lourd) und Matt (Ronen Rubinstein), ein Kind zu bekommen, bleibt erfolglos. Seit zwei Jahren versuchen sie es bereits. Bernadette (Virginia Gardener), eine Angestellte der Schwangerschaftsklinik, die sie regelmäßig besuchen, schenkt Liv ein Furchtbarkeitstotem, welches Liv unter ihrem Bett platziert. Das Unglaubliche wird wahr: Kurz darauf ist sie schwanger.
16 Monate später ist Liv alles andere als glücklich in ihrer Mutterrolle: Sie wird mit dem Baby nicht so richtig warm. Als ihr wieder einfällt, dass das Totem noch unter dem Bett steht, verbannt sie es in einen Karton. Seitdem beginnt sie über die Babycam einen Dämonen, BA’AL, zu sehen, der ihr Baby bedroht. Immer wieder findet sie das Totem am Babybett vor. Sogar das abergläubische Kindermädchen Norma kündigt.
Matt kann Liv kaum Glauben schenken und auch Aufnahmen von Stimmen, die sie hört, überzeugen ihn nicht. Er selbst ist als Schauspieler stark eingespannt und hat überwiegend nächtliche Drehs. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit Matts Freunden kommt die Gruppe auf die Idee, ein Ouija-Brett zu benutzen. Erneut vernimmt Liv eine Stimme, die ihr droht, dass das Baby Aaron ihr gehöre.
Verstört sucht sie Bernadette auf, die beteuert, von all dem nichts gewusst zu haben. In einem Ritual versucht Liv schließlich, BA’AL zu vertreiben, doch es kommt zu einem Zwischenfall, bei dem sie Matt mit einem Messer verletzt.
Zwei Wochen später besucht Matt Liv schließlich in der Psychiatrie. Was Liv nicht weiß: In der Tiefgarage wartet Bernadette bereits auf Matt. Wie sich herausstellt, haben beide Liv die ganze Zeit an der Nase herumgeführt und auch Matts Freunde waren involviert. Das Ziel war es, Liv in die Psychiatrie zu bringen, um so an ihr Vermögen heranzukommen. Dafür wurden ihre Medikamente durch psychoaktive Substanzen ersetzt, das Babyphone manipuliert und sogar Matt tat alles in seiner Macht stehende, um seine Spermienanzahl zu reduzieren. Für das Kind hat er sich bereits Internatpläne zusammengelegt.
Bei einer Zusammenkunft der Freunde taucht schließlich der Dämon auf und tötet einen nach dem anderen brutal. Nur Matt wird verschont. Er kommt schließlich ins Gefängnis, denn es sieht so aus, als hätte er alle umgebracht. Er legt ein Geständnis ab und bettelt Liv an, ihn freizukaufen, doch Liv lehnt ab. Sie offenbart ihm, dass sie während ihres Psychiatrie-Aufenthalts den Dämon beschworen hat.
Wieder alleine zu Hause taucht schließlich BA’AL auf. Er bittet Liv darum, ihn freizulassen. Doch Liv stellt ihm eine Bedingung: Sie will zuvor geschwängert werden. BA’AL lässt sich darauf ein …
Die richtige Bühne für Billie Lourd
Folge 5 ist die erste Folge, in der eine Serien-Veteranin zu sehen ist: Billie Lourd ist eine lebende American Horror Story-Legende, gelang ihr doch nach Ryan Murphys Scream Queens der direkte Sprung in den Hauptcast der Serie, zu der sie in Staffel 7 dazustieß. Mit “BA’AL” hat sie obendrein eine Folge erwischt, in der sie auch darstellerisch glänzen kann, denn Liv durchläuft förmlich alle Facetten einer Schwangerschaft. Der Abstieg in den Wahnsinn ist glaubhaft, wenn auch nicht ganz klischeefrei. Gestresste Mutter, der Ehemann als Workoholic und wenn es schwierig wird, glaubt er ihr natürlich nicht und es kommt zum Streit. Die erste Hälfte der Folge ist denkbar vorhersehbar.
Story-Twister
In der zweiten Hälfte kann die Folge dann stärker punkten, wenn schließlich herauskommt, dass erst Matt die ganze Zeit ein Spiel spielt, diese Offenbarung dann aber durch Livs Racheplan getoppt wird. Wieso sie Rache hegt, ist nicht ganz offensichtlich, und woher sie und BA’AL wissen, dass auch Bernadette und die Freunde im selben Boot sitzen, bleibt unklar. Aber der Effekt funktioniert und das Ende löst sich wohlwollend auf. Denn der durchaus überkonstruierte Plan von Matt ist ziemlich makaber, aber auch Liv scheint sich selbst am nächsten zu stehen und scheut mit ihrem Schwangerschaftswunsch nicht einmal davor zurück, mit BA’AL zu schlafen. Ein bitterböses Ende, das aber ziemlich gut zu dem ohnehin ereignis- und wendungsreichen Skript der Folge passt.
Fazit
“BA’AL” bringt die erzählerische Raffinesse mit, die typisch für American Horror Story ist: Es gibt einen doppelten Boden, einen bösen Twist und einen Final Turn, der die Dinge noch einmal in eine ganz andere Richtung lenkt. Das Timing geht einfach wunderbar auf, auch wenn die Handlung hier und dort ins Stolpern gerät, wenn Ereignisse in wenigen Sekunden zusammengefasst werden sollen. Das Drehbuch ist wieder einmal relativ simpel gehalten und sollte nicht weiter hinterfragt werden: Selbst mit der geringsten Ahnung wäre Liv wohl im echten Leben darauf gekommen, dass sie die ganze Zeit nur an der Nase herumgeführt wurde. An der Stelle ist ein bisschen mehr Suspension of Disbelief notwendig als sonst, doch dann funktioniert die Geschichte auch sehr gut und findet ein versöhnliches Ende. Insgesamt ist die fünfte Folge weitaus runder als die vorhergehenden Folgen und ist schon fast auf dem Niveau eines (kurzen) Spielfilms.
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