Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht (Folge 1×04)
Wie kann man monumentale Bautenpracht noch toppen? Indem man sie monumental kaputtmacht. Doch schon nach einem kurzen Blick auf dräuende Wassermassen über Numenor zieht Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht die Notbremse. Alles nur geträumt. Weiter geht es mit dem Tagesgeschäft von Mittelerde. Buddelnde Zwerge, Dörfer verwüstende Orks und Menschen, die ihre Probleme mit Elben haben. Doch Folge 4 hat auch einiges an Überraschungen zu bieten.
Inhaltsangabe
Königin-Regentin Miriel ist gerade dabei, die Neugeborenen von Numenor als Zukunft der Stadt zu feiern, als der Boden bebt, Blütenblätter durch die Luft wirbeln und die Stadt von riesigen Wellen verschlungen wird. Auch sie wird von einer Welle erfasst … und dann erwacht sie aus ihrem Alptraum. Auf den Straßen Numenors wird Stimmung gegen Elben und ihre vermeintlichen Sympathisanten gemacht, doch der Kanzler kann zumindest diese Wogen glätten. Isildur fällt durch die Seeprüfung und da der Prüfer absichtliches Versagen vermutet, wirft er Isildurs zwei Freunde gleich mit hinaus. Galadriel zeigt der Königin, was sie in den Archiven gefunden hat und fordert Unterstützung. Miriel bietet ihr nur eine Überfahrt nach Mittelerde, weiter nichts. Galadriel verlangt, den alten König zu sprechen, der ein Freund der Elben war und da lässt Miriel sie wieder ins Gefängnis werfen. Galadriel entkommt zum zweiten Mal und dringt bis in die Gemächer des Königs vor. Doch der König, der einst entmachtet wurde, weil er in seiner Loyalität zu den Elben allzu dogmatisch wurde, ist ein schwerkranker, dementer Greis, der nur noch seine Tochter erkennt. Miriel zeigt Galadriel einen Palantir, eine Kristallkugel, die Visionen bewirkt, wenn man sie berührt. Auch Galadriel sieht die Zerstörung der Stadt. Miriel entscheidet sich, nun doch Galadriels Kampf gegen die dunklen Mächte in den Südlanden zu unterstützen. Isildur und seine Freunde melden sich freiwillig.
Die Kooperation von Zwergen und Elben beim Bau des großen Turms scheint gut zu funktionieren, doch Prinz Durin benimmt sich merkwürdig. Geht er den Elben aus dem Weg? Und wo ist er überhaupt? Seine Frau Disa jedenfalls erfindet weitschweifige Ausflüchte. Elrond sucht nach ihm und findet ihn tief unten im Bergwerk. Durin rückt schließlich mit seinem Geheimnis heraus: Die Zwerge haben dort das seltene Metall Mithril gefunden, mit dem man meisterhafte Waffen und Rüstungen schmieden könnte. Wenn der Abbau nicht so gefährlich wäre. Und wenn das nicht zu einem Konflikt mit seinem Vater führen würde. Aber Vater und Sohn finden zueinander und der Zwergenkönig entsendet Durin zu den Elben, um mehr über ihre Absichen und ihr Bauprojekt zu erfahren.
Arondir ist immer noch in Gefangenschaft der Orks, als ihr Anführer Adar eintrifft. Adar ist kein Ork, eher ein Elb, der die Seiten gewechselt hat und nun von den Orks als ihr Vater betrachtet wird. Er schickt Arondir mit einer Botschaft zu den Menschen, die im alten Elbenwachtturm Schutz gesucht haben. Bei den Menschen werden die Vorräte knapp, Bronwyns Sohn Theo schleicht sich zurück ins Dorf, um Essen zu besorgen. Er wird von Orks überrascht und holt das zerbrochene Schwert hervor. Kaum bohren sich die Zacken des Griffs in seinen Unterarm, materialisiert sich eine flammende Klinge. Doch um gegen die Orks zu kämpfen, nutzt es ihm nicht, er muss sich verstecken, während die Orks nun wissen, dass er das magische Artefakt besitzt, das sie suchen. In der Dämmerung gelingt ihm die Flucht in den Wald, wo Arondir ihn vor den Orks rettet. Arondirs Botschaft von Adar lautet: Schwört uns Gefolgschaft oder wir greifen den Turm an. Gastwirt Waldreg weiß bescheid über Theos Fundstück und scheint die Ankunft Saurons fast herbeizuwünschen.
Tsunami über Numenor
Kaum hat man sich an der Bautenpracht von Numenor sattgesehen, ist sie auch schon wieder weg. Für einen Moment jedenfalls. Gleich zweimal gibt es diese Untergangsvision zu sehen und irgendwie hat die Zerstörung der Stadt mit Galadriels Ankunft zu tun. Doch die Kausalkette zwischen der Ankunft einer einzigen Elbe, die eigentlich sofort wieder weg will und der Zerstörung der Stadt hat der launische Prophezeiungs-Kristall ausgelassen. Es soll ja spannend bleiben. Ansonsten bringt Folge 4 in Numenor vor allem Bekanntes. Galadriels Erkenntnisse. Die ungeklärte Frage, warum die Menschen sich von den Elben entfernt haben. Der Marktplatz-Populist greift in die unteren Schubladen: Elben nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Miriels Antwort ist lang, erklärt aber eher das Wie als das Warum. Vielleicht ist das Warum auch gar nicht wichtig. Hauptsache, Galadriel hat jetzt die Unterstützung der Königin-Regentin gewonnen. Was es mit dem Kanzler, des Kanzlers Sohn, Elendil und seinen Kindern auf sich hat, wird wohl erst später aufgelöst, die sind am Start für weitere Verwicklungen, mehr nicht.
Geheimnisse unter Tage
Die Zwerge haben ein Geheimnis. Doch das stellt sich zunächst eher als Nullnummer heraus, denn Elrond interessiert sich gar nicht dafür, dass die Zwerge ein neues Erz entdeckt haben. Und wer schon mal in Tolkiens Werke hineingeblättert hat, der weiß schon, dass Zwerge Mithril verarbeiten und freut sich allenfalls über diesen Anfang einer Tradition. Nebenbei wirft das Mithril-Geheimnis Gelegenheiten ab für lustige Momente mit einer Ausreden aus dem Ärmel schüttelnden Disa und versöhnlicher Vater-Sohn-Dynamik zwischen Zwergenprinz und Zwergenkönig. Und man hört Disa singen! Das lohnt den scheinbaren Umweg auf jeden Fall. Wer allerdings ein wenig weitergelesen hat, der könnte sich daran erinnern, dass exzessives Graben der Anfang vom Ende Khazad-Dums sein wird …
Der Vater der Orks
Niemand mag Orks. Oder doch? Ork-Anführer Adar, also “Vater”, der struppige Elb mit den Brandnarben im Gesicht scheint eine ganz innige Beziehung zu seinen Gefolgsleuten, bzw. Kindern zu haben. Jedenfalls streichelt er einem schwerverletzten Ork liebevoll über den Kopf bevor er ihm den Gnadenstoß versetzt. Wann hatte ein Ork je eine emotionale Todesszene? Mit einem letzten Blick und einen letzten Lächeln? Und Abschiedsworten seiner Kameraden? “Nampak uglursha” sagen sie mehrfach. Bisher kommt noch nichts heraus, wenn man das googelt. Klingen tut es wie “And now his watch has ended”. Wow. Da haben sich die Zeiten ja geändert. Arondir hat begreiflicherweise Fragen an Adar, die der nur rätselhaft beantwortet. Es gäbe so viele Lügen. Man müsse die Welt verändern, doch das kann nur ein Gott und er sei keiner. Noch nicht. Das bedeutet auf jeden Fall Futter für all die Zuschauer, die rätseln, wann und in welcher Gestalt Sauron endlich auftauchen wird, denn nach Tolkien-Lore erscheint Sauron im Zeitalter von Die Ringe der Macht nicht als das rote Auge, sondern unerkannt in ansprechender Gestalt. Es könnte also jede der neu auftretenden Figuren sein. Ob die Fan-Theorien nun zutreffen oder nicht, ob Adar sich als der Superschurke schlechthin herausstellt, oder nur als ein Antagonist aus der zweiten Reihe, jedenfalls ist ein fehlgeleiteter Idealist mit der Aura eines düster-romantischen Helden auf Seiten der Orks eine unerwartete Entwicklung, die Spannung verspricht.
Fazit
Eine Folge ohne Harfüße. Schade. Der Numenor-Handlungsfaden wirkt ein wenig zäh, dafür hat Zwergenprinzessin Disa große Momente. Das Geheimnis der Zwerge scheint erst einmal nicht besonders bedeutend, gewinnt aber an Gewicht, wenn man weiß, was die Mithril schürfenden Zwerge ganz unten im Berg finden werden. Der spannendste Handlungsfaden ist zur Zeit auf jeden Fall der um die Orks und ihren rätselhaften Anführer. Bedeutungsschwerer Gegenstand der Woche: Der blühende Baum von Numenor, dessen Blütenblätter so symbolkräftig im Wind treiben. Das ist Tolkien pur, in Gondor wird dereinst auch so ein Baum stehen. Und trotzdem. Es sieht so dermaßen nach Asia-Kitsch aus. Schönheit und Vergänglichkeit der Kirschblüte.
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