Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht (Folge 2×02)
Endlich wieder Zwerge! Auch in der zweiten Staffel lässt sich Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht viel Zeit mit seinen vielen Handlungsbögen und so mussten Zuschauer in Folge 1 noch auf ihr Lieblingsvolk verzichten. Dafür geht es jetzt zurück nach Khazad-Dum zu seinen knorrig-kauzigen Bewohnern und dem liebenswertesten Ehepaar von Mittelerde: Zwergenprinz Durin und seine energische Frau Disa, die mit den Steinen singt. Auch dort braut sich Finsteres zusammen. Wie überall in Mittelerde …
Inhaltsangabe
Zwergenprinz Durin ist von seinem Vater enterbt worden und seine Frau Disa drängt ihn, sich mit seinem Vater zu versöhnen, als der Vulkanausbruch in den Südlanden ungeahnte Auswirkungen auf Khazad-Dum hat: Ein Erdbeben erschüttert die unterirdische Zwergenstadt, die Sonnenlicht-Schächte, die den Zwergen unter der Erde den Ackerbau ermöglichen, stürzen ein. Auch Steinsängerin Disa kann nicht ermitteln, wie die Schächte wieder freigelegt werden können, denn das Gestein reagiert nicht mehr auf ihren Gesang. Das bedeutet Hunger und Elend für das Zwergenvolk.
Galadriel hat eine beunruhigende Vision und sorgt sich um Celebrimbor, der Saurons nächstes Ziel sein könnte. Offenbar gewährt ihr der Ring, den sie trägt, Vorahnungen und Blicke in die Zukunft. Doch kann man den Ringen trauen? Gil-Galad zögert, sie nach Eregion zu entsenden, denn sie könnte für Saurons Täuschungen besonders empfänglich sein.
In der Wüste beschwört ein Zauberer mit Blut und Schmetterlingen die kurzhaarige Feuermagierin und befragt sie zum Verbleib des Istar ohne Gedächtnis. Auch die maskierten Reiter gehören zu den Gefolgsleuten des Zauberers und erhalten den Auftrag, den Fremden aufzuspüren. Währenddessen sind Nori, Magsi und der Fremde in der Wüste unterwegs und erreichen halbverdurstet einen Brunnen. Dort werden sie von den maskierten Reitern aufgespürt. Der Fremde entfesselt einen Staubsturm, der die Reiter davonfegt, aber auch Nori und Magsi mit sich reißt.
In Eregion wartet Halbrand/Sauron immer noch darauf, zu Celebrimbor vorgelassen zu werden. Der hat die Botschaft von Gil-Galad nie erhalten, denn die Boten wurden unterwegs ermordet. Dennoch will er Halbrand entgültig fortschicken, doch kaum gelingt es Halbrand, Celebrimbor in ein Gespräch zu verwickeln, findet er sofort die Schwachstellen, die Celebrimbor dazu bringen, ihn doch einzulassen. Er offenbart Celebrimbor, er sei ein Gesandter der Valar namens Annatar, also ein quasi göttliches Wesen mit der Mission, Wissen zu teilen und mit Celebrimbor noch mehr Ringe der Macht zu erschaffen. Celebrimbor ist begeistert von diesem Vorhaben und macht sich daran, Ringe für die Zwerge zu erschaffen. Er schickt eine Botschaft an Prinz Durin und bietet Hilfe an. Durin ist misstrauisch, doch Disa drängt ihn, die unerwartete Chance zu ergreifen.
Elrond hadert nach wie vor mit Galadriel und der Entscheidung, die Ringe der Macht zu nutzen und sucht Rat bei Cirdan, der ihm rät, die positiven Aspekte der Ringe zu nutzen, auch wenn sie zweifelhaften Ursprungs sind und seine Freunde zu unterstützen anstatt ihnen prinzipiell zu misstrauen. Gil-Galad entsendet nun doch Galadriel und einen Trupp Elben nach Eregion, allerdings unter der Führung von Elrond.
Finsternis über Khazad-Dum
Warum machen Zwerge so viel mehr Freude als Elben? Nicht nur, weil sie einen lustigen Dialekt sprechen und generell für Comedy-Momente zu haben sind. Sondern weil sie sehr viel nachvollziehbare Probleme und Beziehungen zu einander haben. Durin und Disas liebevoll-kratzbürstige Ehepaar-Dynamik ist immer wieder ein Glanzlicht in all dem High Fantasy-Pathos. Und Disa ist so energisch und hartnäckig und so positiv und wie in Staffel 1 geht all diese gutgemeinte Energie in ganz genau die falsche Richtung. Außerdem haben die Zwerge ein ganz konkretes Problem, im Gegensatz zu den Elben, die immer nur “Vielleicht” oder “Es könnte sein” oder “Ich habe da ein ganz schlechtes Gefühl” diskutieren. Ihre Welt ist aus den Fugen, die Lichtschächte sind verschüttet, das Gestein erklingt nicht mehr in Harmonie mit dem Gesang. Da will man eine Lösung sehen, auch wenn man weiß, dass es ganz, ganz böse enden wird.
Was trägt des Zauberers Stab an seinem Ende?
Die Fans von Terry Pratchett, dem Autor der Scheibenwelt-Romane, wissen es und gönnen sich jetzt ein etwas dreckiges Grinsen. Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht hat mit Sicherheit etwas anderes vor, hält damit aber beharrlich hinter dem Berg. Der Fremde sucht nach einem Stab und einem Namen. Seinem Stab und seinem Namen. Das macht so rein erzählerisch nur Sinn, wenn das, was so heißt ersehnt wird, auch ein bekannter Name ist. Nicht etwa Doderich. Und ein bekannter Stab. Komm schon, Die Ringe der Macht: Lass es einen knorrigen Stab mit stilisierter G-Rune am Ende sein! G wie Gandalf! Seit Staffel 1 erwarten Fans diese Auflösung. Das muss nichts heißen, Staffel 1 spielte auch konsequent mit dem Aragorn-Motiv und führte die Zuschauer damit gezielt in die Irre, besonders die, die für romantische Vorstellungen von einem verschollenen König, der schon alles in Ordnung bringen wird, zu haben waren. Folge 2 führt auch einen weiteren Zauberer ein, der mit Haar und Bart sehr an Saruman in Gestalt von Christopher Lee (Dracula) aus der Peter Jackson-Verfilmung erinnert. Wer das wohl sein mag? Egal, wie sie heißen, es gibt auf jeden Fall freundliche Zauberer, die sich Hobbits/Harfüßen verbunden fühlen und Zauberer, die Kontakt zum Bösen suchen. Vertrautes Terrain also. Warum machen Zauberer und Harfüße viel mehr Freude als Elben? Nori, Magsi und der Fremde reden über dies und das, haben einander aber viel mehr zu sagen und eine viel leichtfüßigere, herzlichere Art, miteinander umzugehen als Galadriel und Artgenossen. Weiterer Pluspunkt dieses Handlungsstrangs: Die blonde Feuermagierin ist wieder da. Viel tut sie nicht, sie wirkt einfach durch Kostüm und Präsenz. Was ein Madonnenschleier über kurzgeschorenem Haar doch bewirken kann!
Was funktioniert nicht bei den Elben?
Sie sind wortreich und langwierig. Und sie diskutieren Probleme, von denen man weiß, dass sie keine sein werden. Zur Ehrenrettung dieses Handlungsstrangs: Offenbar versucht Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht hier etwas auszumalen, was man nicht erwartet, wenn man Tolkien oder Peter Jackson im Kopf hat. In noch fernen Zeitaltern verwahren die Elben ihre Ringe mit großer Gelassenheit und deuten nur leise an, welch gewaltige Macht sie da hüten. Was, wenn der Weg dahin steiniger war, als man es vermuten möchte, wenn man das Endresultat sieht? Und was könnte unterwegs alles an Zwietracht und Misstrauen entstanden sein? Daraus kann man schon etwas machen, bis zu Folge 2 wünscht man sich als Zuschauer aber, es möge packender sein. Pluspunkt dieses Handlungsstrangs: Wir sehen Halbrand/Sauron/Annatar beim Lügen zu. In Staffel 1 sind wir ihm noch auf den Leim gegangen, diesmal wissen wir mehr als der ahnungslose Celebrimbor, den Sauron ganz gezielt bei seinen Wünschen, Idealen und Schwächen erwischt.
Fazit
Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht hat in Folge 2 alle Vorarbeiten abgeschlossen und pendelt sich nun auf ein flotteres Erzähltempo ein. Hinzu kommt, dass Zwerge und Harfüße deutlich mehr Spaß machen als Elben und es da deutlich schneller dramatisch wird und den Zuschauer besser mitzieht. Epischer Moment der Woche: Sauron als gottgesandtes Lichtwesen. Wer sich über diese äußerst fette Dröhnung Bibelfilm-Pathos lustig macht oder fremdschämt, der sei noch mal dran erinnert: Das ist eine Lüge. Das ist das Böse, wenn es ganz dick aufträgt, dann bedient es sich alter Hollywood-Bilder. Celebrimbor hätte es wissen müssen. Aber ihm fehlt halt die entsprechende Kino-Erfahrung.
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