Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht (Folge 2×04)

Tom Bombadil? Wer ist Tom Bombadil? Tolkien-Leser wissen es, Kinogänger wissen es nicht. In Folge 4 glänzt Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht mit jeder Menge Figuren aus J.R.R. Tolkiens voluminöser Roman-Trilogie, die es bisher noch nicht auf die Leinwand geschafft haben. Und reißt die Frage an, wie wohl die Hobbits einst ins Auenland gelangt sein könnten. Jede Menge Zuckerl für lesende Fans also.

Inhaltsangabe

Der Fremde sucht nach Nori und Magsame, die der Sandsturm davongeweht hat. Die Harfuß-Mädchen findet er nicht, dafür die Behausung eines bärtigen Mannes mit spitzem Hut namens Tom Bombadil, der auf seine Fragen nur in scheinbar inhaltsleeren Sätzen antwortet. Als der Fremde einen Ast abbrechen will, um daraus einen Zauberstab zu machen, verschlingt ihn der Baum, Tom Bombadil rettet ihn und gibt ihm zu verstehen, dass er zu seinen magischen Fähigkeiten zurückfinden muss, um Sauron und den dunklen Zauberer zu bekämpfen.

Arondir, Isildur und Estrid suchen in den Wäldern nach Theo, müssen sich mit einem Sumpfmonster herumschlagen und begegnen schließlich sehr aufgebrachten Ents Unter ihnen die Entfrau Winterblüte, die über die Verwüstungen, die die Orks in den Wäldern angerichtet haben, empört sind und nach den Schuldigen suchen. Sie haben Theo und einige der wilden Menschen in einer Baumkrone gefangen geetzt. Arondir gelingt es, sie zu beruhigen und die Gefangenen freizulassen. Unter ihnen ist Theo und auch Hagen, Estrids Verlobter.

Nori und Magsame haben den Sturm überlebt und treffen in der Wüste auf einen jungen Mann, der einer der ihren sein könnte. In der Tat sind die Starrer ein Volk, dass den Harfüßen sehr ähnlich sieht, aber sesshaft und in Höhlen lebt. Die Matriarchin lässt die beiden Unbekannten zunächst gefangen setzen, bis Nori den Namen Sadoc fallen lässt. Offenbar war einst ein Vorfahr von Sadoc von hier aufgebrochen, um das grüne Hügelland Suzat zu finden, wo die Starrer ideale Lebensbedingungen vorfinden würden. Nori begreift, dass die Harfüße von diesen Auswanderern abstammen, die ihr gelobtes Land nie gefunden haben und darum seitdem ein Wanderleben führten.

Galadriel und Elrond sind mit einem kleinen Trupp Elben auf dem Weg nach Eregion, doch an einer zerstörten Brücke müssen sie einen Umweg wählen. Elrond misstraut immer noch Galadriel und den Bildern, die der Ring ihr zeigt. Auf dem Weg, den sie wählen, treffen sie auf Grabunholde, Untote, die aus Hügelgräbern aufsteigen und nur mit der eigenen Waffe zu besiegen sind. Wenig später stehen sie einem Trupp Orks gegenüber. Galadriel gibt Elrond den Ring, damit er nicht in die Hände der Orks fällt, und stellt sich allein zum Kampf, um ihren Gefährten Zeit zur Flucht zu verschaffen. Gegen die Übermacht der Orks kommt sie nicht an und landet zu Füßen von Adar.

Was bei Peter Jackson hinten runter fiel

Der ewige Zankapfel der Bücherfans: Die Verfilmung ist ja ganz nett. Aber da fehlt doch so viel! In Folge 4 widmet sich Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht gleich mehrfach Tolkien-Gestalten, die Peter Jackson nicht mehr untergebracht hat, damals sehr zum Unmut der Fans. Tom Bombadil zum Beispiel. Dieses rätselhafte Naturwesen, einerseits ein gutmütiges, naive Volkswiesen trällerndes Männlein wie aus einem alten Kinderbuch, andererseits unauslotbar weise, mächtig und uralt. Tolkien gönnte ihm ein paar SzenenDer Herr der Ringe, ohne dass je aufgelöst wurde, wer oder was genau Tom Bombadil ist. Aber, Moment mal, wohnte er da nicht in der Nähe des Auenlandes? Und der boshafte Baum, der den verschlingt, der ihm nahe kommt war der alte Weidenmann, nicht der alte Eisenholz-Mann? Nun (bzw. Zeitalter zuvor) wohnt Tom Bombadil am Rand der Wüste und wird für den Fremden zum Erklär-Bär und Missions-Auftraggeber. Finde zu dir selbst und bekämpfe sowohl Sauron als auch den dunklen Zauberer, die sich zusammenschließen wollen! So richtig will der Kontrast zwischen munterem Gartenzwerg-Dasein und tiefem Wissen hier nicht gelingen, auch wenn Tom ein ums andere Mal rätselhafte Sätze spricht. Die Geister aus den Hügelgräbern kennt man ebenfalls aus Tolkiens Roman. Sie hausen auch eher in einer anderen Region von Mittelerde, tauchen aber genau da auf, wo sie Elrond und Galadriel eine nächtliche Kampfszene liefern können. Was ihre Kernkompetenz ist, da sollte man nicht an der Geographie herumnörgeln. Ents gab es schon bei Peter Jackson. Aber die wenigen Zeilen über die verschollenen Entfrauen nimmt Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht als Stichwort, nun auch einmal eine Entfrau auftreten zu lassen. Eine überaus erboste Entfrau. Schön, dass die Autoren von Die Ringe der Macht bei allen Veränderungen und Neudeutungen ihres Ausgangsmaterials auch diesen Original-Tolkien-Figuren Raum geben. Wenn man statt dreier Filme mehrere Serienstaffeln hat, kann man sich diesen Luxus gönnen.

Wer macht was und wo?

Eine Folge ohne Zwerge und ohne Numenor. Kein Wunder, da der Fremde und die Harfußmädchen einander aus den Augen verloren haben, gibt es einen Handlungsstrang mehr. Vier insgesamt in dieser Folge. Wobei zwei von ihnen recht ähnlich gestrickt sind, obwohl die Protagonisten nichts miteinander zu tun haben. Die Stimmung zwischen Elrond und Galadriel ist frostig, die Stimmung zwischen Isildur und Estrid, die so mühelos sein Love Interest werden könnte, ebenso. Wobei der Konflikt zwischen Elrond und Galadriel sich schon seit einigen Folgen zäh dahin zieht, während Estrid in ihrem Argwohn und ihrer Unberechenbarkeit jetzt erst Kontur gewinnt. Aber dann haben sie sich hier wie dort mit Monstern herumzuschlagen, die einen treffen auf Grabunholde, die anderen auf ein Sumpfmonster. Das hat durchaus Schauwert, bringt die Handlung aber kaum voran. Die spannenden Entwicklungen sind da, wo es keine Monster zu bekämpfen gibt, sondern miteinander geredet wird. Der Fremde findet seine Mission, Nori findet entfernte Verwandte, die ganz anders leben als die Harfüße. Das Dorf der Wüsten-Hobbits mit seinen Felszeichnungen, die ein gelobtes Land der grünen Hügel versprechen, ist auf jeden Fall der Schauplatz, der am meisten Spaß macht und die energische Frühzeithobbit-Matriarchin eine Figur, die sogleich ans Herz wächst.

Fazit

Folge 4 bietet gleich vier Handlungsstränge, so einige Monster und jede Menge Tolkien-Material. Das freut den detailverliebten Tolkien-Fan. Doch auch, wer nicht weiß, wo Grabunholde, Ents und ein weise-kauziger Eremit herkommen, wird gut abgeholt. Monster der Woche: Madame Ent, die rosa Blühende. Ob sie wohl Sakura heißt? Nein, natürlich nicht, da hat man sich den tolkienesken Namen Winterblüte ausgedacht. Genau genommen kein Monster, sondern eine von den Guten, aber ein tadellos umgesetztes Fabelwesen. Und ein kleiner Schnörkel zu garantiert echten Tolkien-Dialogzeilen.

© Amazon Prime Video

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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