Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht (Folge 2×07)

Aber jetzt! Schlacht um Eregion! Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht geht mit heranstürmenden Armeen und berstendem Mauerwerk in die Vollen, als ob es eine ganze Kinoleinwand zu füllen gälte. Und das eine ganze Folge lang! Aber da es erst Folge 7 von 8 ist, sind noch längst nicht alle Rätsel gelöst und alle Entscheidungen gefallen.

Inhaltsangabe

Während Eregion von Adars Truppen beschossen wird, arbeitet Celebrimbor, gefangen in der Illusion, alles sei friedlich, weiter an den neun Ringen. Annatar hat derweil den besorgten Bewohnern erklärt, er werde nun für die Verteidigung der Stadt sorgen, denn Celebrimbor habe den Verstand verloren. Viel zu spät erkennt Celebrimbor die Täuschung und stürmt nach draußen. Doch seinen Warnungen vor Sauron wird kein Glaube geschenkt, er wird zurück in seine Schmiede gebracht und Annatar/Sauron zwingt ihn, die Ringe zu vollenden um Eregion zu retten.

In Khazad-dum befiehlt der König weiter Mithril abzubauen, auch gegen den Widerstand seines Sohnes und seiner Frau Disa. Narvi und die Zwerge schlagen sich jedoch auf Prinz Durins Seite. Da trifft Elrond ein und bittet Durin um Unterstützung bei der Verteidigung von Eregion. Obwohl Durin eigentlich vollauf damit beschäftigt ist, seinen Vater aufzuhalten, willigt er ein und hält eine flammende Rede an die Zwerge, um sie anzufeuern gegen Adars Truppen in den Krieg zu ziehen.

Die Elbenarmee galoppiert aufs Schlachtfeld, doch Adar droht, die gefangene Galadriel zu töten. Elrond lässt sich auf Verhandlungen ein, Adar fordert Galadriels Ring im Austausch gegen die Gefangene. Elrond weigert sich und gibt Galadriel einen Abschiedskuss, bei dem er ihr eine Brosche zusteckt, mit der sie ihre Ketten öffnen und entkommen kann. Durch einen geheimen Gang gelangt sie nach Eregion und trifft auf Celebrimbor, der ihr die fertigen Ringe anvertraut. Er selbst bleibt in Eregion zurück. Vor den Toren kämpfen Elben gegen Orks, doch die Elben sind in der Minderzahl. Die Orks versuchen, die Mauern zu durchbrechen und schicken einen Troll aufs Schlachtfeld. Elrond. Gil-Galad und Arondir können ihn besiegen, doch die Mauern sind schwer beschädigt. Celebrimbor versucht, Annatar/Sauron verhaften zu lassen, doch die Elbenkrieger stehen unter Saurons Bann und töten sich gegenseitig. Celebrimbor ist nach wie vor ein Gefangener Saurons, der aus ihm herauspressen will, wo die neun Ringe geblieben sind.

Elrond hofft auf Unterstützung durch Durin, der im Morgengrauen eintreffen soll. Doch der kommt nicht, denn der Zwergenkönig wütet gegen seine eigenen Untertanen und will um jeden Preis in der Mithrilmine weiter graben. Daher entschied sich Durin, in Khazad-dum zu bleiben, um seinen Vater daran zu hindern, das Ungeheuer in der Tiefe freizusetzen. Ohne Unterstützung durch die Zwergenarmee verlieren die Elben die Schlacht, die Orks durchbrechen die Mauern von Eregion, Adar trifft auf Elrond und entreißt ihm Galadriels Ring, den er bei sich trägt.

Großes Kino mit kleinem Augenzwinkern

Eine Legion Orks vor den Mauern, die herangaloppierende Elben-Kavallerie, Katapulte, Belagerungsmaschinerie, ein schier unaufhaltbarer Kampftroll, Schlamm, Blut, Rauch, Feuer, Truppenmanöver und Einzel-Duelle – bei einer epische Fantasy-Schlacht wird geklotzt, nicht gekleckert. Schon bei Peter Jackson war das so. Früher mal war so etwas der Grund, ins Kino zu gehen und auf die Besitzer von kleinen Flimmerkisten mitleidig herabzuschauen. Mittlerweile sind die Fernseher größer und CGI erschwinglich, drum konnte auch die Fernsehproduktion Game of Thrones mit epischem Schlachtgeschehen glänzen. Da kann die teuerste Serie aller Zeiten, wie Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht gern betitelt wird, nicht kleine Brötchen backen. Das tut auch keiner. 72 Minuten lang tobt in Folge 7 der zweiten Staffel absolut kinowürdiges Schlachtgetümmel. Dabei schaffen es die Macher, in die vertrauten, vom Publikum heiß ersehnten Bilder ein ironisches Augenzwinkern einzubauen. Wenn etwa die Kavallerie des Lichts auf die dunkle Seite zu galoppiert und dann… einfach stehen bleibt. Wenn in höchster Not und tiefer Nacht die Sonne über einer Hügelkuppe aufgeht und dort die rettende Unterstützung heranstürmen sollte… und nur ein einsamer Reitersmann ankommt. Wenn Zwergenprinz Durin eine markige Rede an seine Kampfzwerge hält, nach der es eigentlich nichts mehr gibt, als mit erhobener Axt ins Getümmel zu stürzen… und dann doch Wichtigeres zu tun hat. Dabei bleibt das Ganze absolut episch-ersthaft ohne dass das Geschehen comedy-lastig wird und zu einer Abfolge von Gags verkommt.

Ein Fehler in der Matrix

Es war die Maus. Nicht eine schwarze Katze. Die Maus, die immer wieder im gleichen Bewegungsmuster über den Boden huscht, ist für den in einer Illusion gefangenen Celebrimbor das Warnzeichen, dass die Realität nicht die Realität ist. Damit geht Saurons Manipulation des Elbenschmieds in die nächste Runde. Wobei, Celebrimbor ist jetzt nicht mehr manipulierbar, Sauron muss nun zu ganz profaner Erpressung und Gefangensetzung greifen. Da muss man noch einmal festhalten: Celebrimbor ist weder dumm noch naiv noch weltfremd-verträumt, wie man zu Beginn der Staffel hätte meinen können. Kurz vor Schluss läuft er noch zu Heldentum auf, doch es nützt ihm nichts mehr. Denn nun manipuliert Sauron alle Bewohner Eregions, mit den knappen Handbewegungen eines Puppenspielers. Sodass es Celebrimbor gar nicht mehr weiterhilft, zu entkommen und die Wahrheit zu verkünden. Das i-Tüpfelchen dieser sich über viele Folgen hinziehenden Schilderung einer höchst komplizierten Miteinanders von Betrüger und Betrogenem ist, dass wie in einer toxischen Beziehung Sauron immer weiter lügt, manipuliert und es nun mit Victim Blaming probiert, wenn Celebrimbor schon längst nicht mehr darauf reagiert. Und die weise Erkenntnis äußert, dass ein meisterhafter Lügner auch und gerade sich selbst belügen muss. Immerhin, die neun Ringe sind erst einmal weg. Aber da man weiß, dass sie dereinst an die von Sauron ausgesuchten Finger gelangen werden, ist das Manöver, sie mitzunehmen und zu verstecken, nur eine kleine Verzögerung, die vielleicht in der nächsten Staffel zur Auflösung kommt.

Huch, ein Kuss!

Wie bitte? Elrond küsst Galadriel? Wo doch bei Tolkien niemand irgendwen küsst? Und Elrond und Galadriel eine intensive, aber rein platonische Beziehung verbindet, die eben nicht zu romantischen Verstrickungen führt? Zumal Galadriel nach Tolkiens Schriften zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet und Mutter einer Tochter ist, die Elrond dereinst heiraten wird? Das macht sie zu seiner zukünftigen Schwiegermutter. In einer Soap oder einer Rom Com könnte man aus dieser Situation eine Menge herauskitzeln, aber noch nicht bei epischer High Fantasy! Selbst Game of Thrones bog bei einer Tanten-Neffen-Ehe scharf Richtung Tragödie ab. Andererseits, es knisterte doch so schön zwischen Elrond und Galadriel, da könnten sie doch mal … jede Menge Fanfics werden das wohl schon ausgelotet haben. Und außerdem war das doch nur angetäuscht, damit er ihr ein Mittel zur Flucht zustecken kann! Ein Schelm, wer Übles dabei denkt! Galadriels überrascht gerunzelte Stirn spricht Bände. Offenbar hatte da jemand einen diebischen Spaß daran, das Publikum ein wenig zu pieksen und zu ärgern. Auf dass das Internet Futter hat, um sich so richtig aufzuregen.

Fazit

Große Schlachten sind nicht für jeden. Wer sich langweilt, wenn Orks auf Elben eindreschen und lieber wissen möchte, was an allen anderen Schauplätzen geschieht, der hat an Folge 7 keine Freude. Wer Epik, Bombast und bildschirmfüllendes Getümmel liebt und es spannend findet, wie ein Troll aufs Schlachtfeld stürmt und wer sich ihm wie entgegenstellt, der hat 72 prall gefüllte Sendeminuten vor sich, gestaltet von Leuten, die sehr genau wissen, was sie tun und das auch immer wieder ironisch durchblitzen lassen. Monster der Woche: Na, wer wohl? Natürlich der Troll. Mit seiner epischen Todesszene stiehlt er den Winzlingen, die ihn zu Fall bringen, auf jeden Fall die Show. Im Abspann gibt es jetzt sein Lied zu hören.

© Amazon Prime Video

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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