House of the Dragon (Folge 2×08)
Staffelfinale! Der große Krieg der Drachen … findet in der nächsten Staffel statt. Mit Folge 8 verschiebt House of the Dragon auf dem Schachbrett Westeros seine viele Figuren auf neue Positionen. Gemäß dem Grundsatz, der House of the Dragon schon immer ausgezeichnet hat: Drachenfeuer ist ein Hingucker. Aber die emotionalen Funken, die aus Personenkonstellationen sprühen, sind spannender.
Inhaltsangabe
Aemond kompensiert seine Demütigung, vor einer Übermacht von Drachen die Flucht ergriffen zu haben, damit, dass er Vhagar eine kleine Hafenstadt niederbrennen lässt. Zurück in Königsmund versucht er, seine Schwester Helaena durch Drohungen und Überredung dazu zu bringen, auf ihrem Drachen Traumfeuer in den Kampf zu ziehen, doch die friedliebende Helaena weigert sich. Statt dessen spricht sie beunruhigende Prophezeiungen aus. Larys Kraft überredet den immer noch geschwächten Aegon, aus Königsmund zu fliehen und den Krieg zwischen Rhaenyra und Aemond an einem sicheren Ort auszusitzen, denn Aemond trachtet ihm nach dem Leben.
Tyland Lannister verhandelt mit den Triarchen über eine Flotte, um die Seeblockade von Corlys Velaryon zu brechen. Die Piraten sind harte Verhandlungspartner: Sie fordern für ihre Dienste die Trittsteine, jene strategisch wichtigen Inselchen, die schon seit Jahrzehnten umkämpft sind. Und sie bestehen darauf, dass ihr Flottenkommandant Sharako Lohar mit Tyland segeln soll. Der Kommandant stellt sich als Frau heraus, die Tyland nur dann akzeptieren wird, wenn er sie im Kampf besiegen kann. Bei einer Prügelei im Schlamm kann sich Tyland ihre Anerkennung gewinnen. Somit haben die Grünen nun eine Flotte.
Auf Harrenhal kommt Ser Alfred Ginster an, der Ritter, der so oft an Rhaenyras Führungsstil gezweifelt hat, dass sie ihn zu Daemon entsandt hat, wohl um ihn loszuwerden. Er ist in der Tat davon überzeugt, dass das Land in Kriegszeiten einen Mann auf dem Thron braucht und versucht, Daemon zu überreden, die Königswürde an sich zu reißen. Doch Daemon ist für Verrat an Rhaenyra nicht mehr zu haben. Zumal er in der Nacht darauf durch Mithilfe von Alys eine Vision hat, in der er den Nachtkönig, Daenerys mit ihren drei Drachenküken und Rhaenyra auf dem eisernen Thron sieht, Als Rhaenyra, vom Kastellan von Harrenhal vor möglichem Verrat gewarnt, wenig später auf Harrenhal eintrifft, beugt er vor ihr das Knie und nimmt seine Position als ihr Heerführer an, der die Truppen mit einer markigen Rede auf den Kampf einstimmt.
Alicent hat angesichts des drohenden Krieges und Aemonds Brutalität einen Sinneswandel durchlebt und sucht nun ihrerseits eine Unterredung mit Rhaenyra. Sie bietet ihr an, die Tore von Königsmund zu öffnen, während Aemond an der Front ist, wenn sie, Helaena und die kleine Prinzessin Jahaera die Stadt verlassen dürfen. Aber was ist mit Aegon? Rhaenyra sieht keine andere Lösung, als ihn hinzurichten, sobald sie auf dem Thron sitzt. Zögerlich geht Alicent auf diese Bedingung ein. Aegon ist in diesem Moment jedoch schon unterwegs nach Braavos, wie Larys es ihm geraten hat.
Wer ist jetzt wo?
Und wieder werden die Karten neu verteilt, durch drei Drachenreiter ändert sich das Machtgefüge und bevor es in die dritte Staffel geht, bietet Folge 8 einen Überblick, wer von nun wo steht. Die Schwarzen können nun Häkchen machen hinter die Bereiche Luftwaffe, Bodentruppen und Flotte. Die Grünen setzen fast die gleichen Häkchen, nur, dass es mit Drachen nicht so gut aussieht. Rhaenyra ist nach langem Zögern bereit für den Krieg, Aemond ebenso und das ohne Zögern. Daemon ist nun doch an der Seite Rhaenyras. Ebenso ihr Sohn Jace, der seine Selbstzweifel überwunden hat. Und auch überraschenderweise Alicent, die damit Verrat an ihren Söhnen begeht. Aegon ist mit Larys auf dem Weg ins sichere Ausland, Ser Kriston ist desillioniert und voller Zukunftsängste, Otto Hohenturm ist im Gefängnis, Alyn zu seinem Unmut erster Maat auf Papa Corlys’ Schiff. Rhaena begegnet endlich ihrem Drachen, am Himmel kreist ein weiterer Drache, der wird wohl dem unbeschriebenen Blatt Prinz Daeron gehören. Ein sehr weiter Bogen, den diese Folge schlägt, doch dank sorgfältiger Vorarbeit ist es weder unübersichtlich noch ermüdend. Man mag manche Charaktere interessanter finden als andere, Alyns Papa-Konflikt oder Baelas Lebensratschläge an den zweifelnden Jace für etwas bemüht und gar zu ausgewalzt halten, Alicents 180-Grad-Wendung für allzu radikal, aber insgesamt freut man sich über jeden Schlusspunkt, bzw. neuen Startpunkt, den House of the Dragon zum Ende von Staffel 2 seinen vielen Figuren setzt.
Visionen, Prophezeiungen und das große Ganze
Eine Folge für den großen Überblick also. Nicht nur auf die Gegenwart all der handelnden Figuren, sondern auch auf das, was kommen wird. Visionen und Prophezeiungen spielten schon zuvor eine große Rolle, diesmal werden sie ganz gezielt eingesetzt, um einen ganz großen Bogen zu schlagen. Daemon sieht Schnipsel, die man aus Game of Thrones kennt, also Motive, die erst über 100 Jahre später auftauchen werden. Dass dereinst eine Targaryen mit drei Drachen die Worte Aegon des Eroberers umsetzen und gegen den Nachtkönig kämpfen wird, könnte Daemon eigentlich egal sein, er wird es ohnehin nicht erleben und es wird eintreten, auch wenn (oder gerade weil) die Targaryen alles dafür tun, den Untergang ihres Hauses und ihrer Drachen herbeizuführen. Aber das ist das Narrativ, das Rhaenyras Thronanspruch begründet und darum führt es ihn an ihre Seite zurück. Dazu kommentiert eine Traum-Helaena kokett selbstreferentiell: “Es ist alles eine Geschichte”. Um dann in einem Erzählsprung aus Daemons Traum in die Wirklichkeit von Königsmund ihrem Bruder Aemond ebenfalls einen Blick in seine Zukunft zu gewähren. Wer die Vorlage gelesen hat, kann abgleichen, ob das wohl so eintreffen wird. Wer kein Vorwissen mitbringt, kann sich in Fan-Theorien ergehen, was all dieses Foreshadowing bedeuten soll und was uns in Staffel 3 erwarten könnte.
Der Kulturschock des Tyland Lannister
Game of Thrones hatte sie, House of the Dragon hatte sie bisher nicht. Kämpferinnen, die sich ihren Platz in einer Männerwelt mit der Waffe in der Hand erobern. Brienne von Tarth etwa. Ygritte. Die Sandschlangen. Asha Greyjoy. Die Frauen von House of the Dragon sind durchaus an den Schaltstellen der Macht zu finden, aber nicht mit gezogenem Schwert. Das wäre in einer mittelalterlichen Welt auch ein zwar eventuell mögliches, aber überaus seltenes Phänomen. Nun taucht in Folge 8 doch noch eine hartgesottene, Männer verunsichernde Kämpferin auf. Allerdings eher auf der Comedy-Schiene. Eine Tonlage, die bei House of the Dragon nur sehr selten angespielt wird. Kommandantin Sharako Lohar ist alles, was einem tradtionell erzogenen Rittersmann wie Ser Tyland einfallen könnte, wenn er an das gruselige Konzept “Kämpferin” denkt. Er trifft sie an einem fremdartigen, exotischen Ort, wo alles ganz anders sein könnte als er es kennt. Sie stellt seine Männlichkeit in Frage, sie fordert ihn heraus, seine Stärke zu beweisen. Ausgerechnet beim Schlammcatchen. Echt jetzt, House of the Dragon? Will sie ihn töten oder in ihr Bett zerren? Steht sie auf harten Sex mit einem brutalen Schläger? Oder ist sie eine Kampflesbe, mit einem ganzen Harem aus willigen Frauen? Verspeist sie etwa das Fleisch ihrer toten Feinde? Gehen wir mal großzügig davon aus, dass die Drehbuch-Autoren Sharako Lohar das augenzwinkernde Wissen geschrieben haben, dass alles, was sie tut und sagt, extra fett aufgetragen ist, um Ser Tyland mit seinem beschränkten Weltbild nachhaltig zu verunsichern und sich dabei köstlich zu amüsieren. Weil er dabei gar zu lächerlich aussieht, selbst, wenn er ihr die Nase blutig schlägt. Ein Handlungsstrang, der auf recht, äh … volkstümlichen Humor setzt und im Gefüge von House of the Dragon sehr als Fremdkörper hervorsticht.
Fazit
House of the Dragon beendet seine zweite Staffel mit einer Folge, die man unbedingt noch einmal hervorkramen sollte, bevor man irgendwann in die dritte Staffel startet. Nicht, dass man dann wieder mühsam versucht, sich zu erinnern, wer alles einen Drachen hat und wer wie mit wem verwandt ist. Folge 8 bietet einen geradezu enzyklopädischen Überblick, wie ein Fan-Nachschlagewerk, nur spannender und optisch attraktiver. Und beweist wieder einmal, dass Action und Drachenfeuer sparsam dosiert am wirkungsvollsten sind. Wenn man Dialoge, Handlungsfäden, Figuren und Charakterentwicklung so gut im Griff hat, wie es House of the Dragon auch in Staffel 2 vorgemacht hat. Nur Tyland Lannister beim Schlammcatchen ist ein Ausrutscher, der nicht so in diese Folge passen will.
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