Moon Knight (Folge 1×05)

Folge 5 (“Die Psychiatrie”) offenbart sich als inhaltlich größtes Highlight von Moon Knight und bringt einige längst überfällige Antworten mit sich. Dabei zeichnet die Serie ähnlich wie WandaVision ein Psycho-Porträt ihres Protagonisten. 

Inhaltsangabe

Die Nilfperd-Dame, die Steven als ägyptische Göttin der Frauen und Kinder, Tawaret, identifiziert, offenbart Marc und Steven, dass sie längst tot sind. Die Klinik, in der sie sich befinden, ist nicht etwa in einem Gebäude, sondern ist Teil eines fliegenden Schiffes, welches durch das Jenseits über einem Sandmeer gleitet. Dieses ist auf dem Weg in den Duat, das Reich der Toten in der ägyptischen Mythologie. Sie wiegt die Herzen der beiden Männer auf der Waagschale der Gerechtigkeit. Sie erklärt, dass darf die beförderte Person nur dann nach Aaru, ins Paradies, darf, wenn Herz und das Gegengewicht, eine Feder, ausbalanciert sind. Andernfalls wird sie von den Toten in den Duat gezogen und bleibt im Sand zurück. 

Allerdings wollen Marc und Steven dort nicht bleiben, denn schließlich ist es ihr Ziel, die Auferstehung der Göttin Ammit verhindern. Der Plan lautet also über das Tor von Osiris zurück ins Leben. Doch die Zeit arbeitet gegen sie, denn sie müssen die Prüfung der Waage der Gerechtigkeit bestehen. Da die Waage aufgrund der Unvollständigkeit der Herzen verrückt spielt, müssen sie sich gegenseitig ihre Geheimnisse offenbaren.

Es folgt ein Trip durch Marcs Leben, welcher offenlegt, dass Marc in seiner Kindheit seinen Bruder Randall verlor. Seine Mutter gab ihm fortan die Schuld an dessen Tod, sodass Marc jeden Geburtstag alleine mit seinem Vater verbrachte und keine Liebe mehr von seiner Mutter erfuhr, die emotional am Tod ihres Kindes zerbrach. Steven derweil erzählt, wie er Khonshus Avatar wurde und berichtet auch davon, wie Laylas Vater auf einer Mission mit Raoul Bushman ums Leben kam. 

Marc und Steven gelingt es schließlich, Taweret zu überreden, in die Welt der Lebenden zurückzukehren, um Harrow aufzuhalten, woraufhin diese wieder auf Osiris zusteuert.

Harrow überzeugt Marc, dass dieser sich vollständig für den Gedanken öffnen muss, dass Steven nur eine von ihm unwissentlich erschaffene Figur ist, die in Folge fehlender Mutterliebe geschaffen wurde. 

Zurück auf dem Schiff schließen Steven und Marc Frieden, doch das Schiff nähert sich Aaru und die Waagschale ist noch immer nicht im Gleichgewicht. Daraufhin tauchen Geisterwesen auf, die das Schiff beklettern und Marc in einen Kampf verwickeln. Beim Versuch ihn zu retten, stürzt Steven über Bord. Er fällt in den Duat, wo er versteinert zurückbleibt und im Sand versinkt, während Marc sich in Aaru wiederfindet.

Zurück in die Kindheit

Bereits am Ende der vierten Folge deutet sich an, dass die fünfte Folge einen tiefen Blick in die Seele des Duos Marc und Steven gewähren wird. Darin wird auch der Auftritt Tawarets begründet: Es geht zurück in die Kindheit. Sich der Wahrheit zu stellen bedeutet aber auch, sich mit dem längst Verdrängten auseinanderzusetzen und so erfahren wir, dass er nicht direkt Schuld am Tod seines Bruders trägt, aber seine Mutter ihn für schuldig erklärte und fortan abschrieb. Somit ist also auch Marcs Origin-Story erklärt und Stevens Existenz endgültig als Abspaltung seiner Seele erklärt. Damit leistet die Serie (vergleichsweise) tiefschürfende Charakterarbeit, die man in dieser Dimension allenfalls aus WandaVision kennt.

Vergangenheitsbewältigung zwecklos?

Nun stellt sich aber die Frage, wie Marc und Steven überhaupt das Jenseits hätten verlassen können. Ohne Stevens Sturz in das Binsengefilde wäre gar kein Durchkommen möglich gewesen, um ein Gleichgewicht herzustellen. Demzufolge hätte so oder so eine Abspaltung stattfinden müssen, doch es geht der Serie in diesem Punkt wohl eher darum, dass beide einander anerkennen und Frieden mit der Situation schließen, sodass man das mit der Logik nicht all zu eng sehen darf. Zumindest ist das Ende der Folge dahingehend nicht rund, auch wenn wir Marc nun in Sicherheit (?) wägen können. 

Fazit

Viel gibt es gar nicht zu der Folge zu sagen, obwohl hier mitunter starker Tobak vorliegt. Die Origin-Story von Moon Knight wäre also nun da und er besitzt von allen Marvel-Helden wohl eine der traurigsten Ursprungsgeschichten. Mit dieser Folge nimmt die Serie auch (endlich!) die angekündigten Horror-Züge an, auch wenn erst gegen Ende. So richtig zu Ende erklärt ist das System mit der Waagschale leider nicht, dafür verzaubert Tawarets Putzigkeit. Da Steven nun Geschichte ist, bleibt spannend, wie Marc sich im Alleingang durch das Finale schlagen wird. Folge 5 darf sich selbst auf die Schulter klopfen und als großer Reveal und emotionaler Pay-off verbucht werden. 

© Disney

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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