Ms. Marvel (Folge 1×01)
Bevor wir Ms. Marvel in The Marvels erleben dürfen, steht ein Kennenlernen in Serienform aus: Der Sechsteiler Ms. Marvel führt Kamala Khan (Iman Vellani) ins Marvel Cinematic Universe ein. Wir begleiten sie auf ihrer Reise vom Fan zur Superheldin.
Inhaltsangabe
Kamala Khan ist 16 Jahre alt und lebt in einer Familie pakistanischer Einwanderer in Jersey City. Kamala ist großer Fan der Avengers. Insbesondere Captain Marvel liegt ihr als ihr großes Idol am Herzen und sie betreibt einen eigenen YouTube-Kanal namens Sloth Baby Productions, den sie als Content Creator regelmäßig mit Animationsvideos zu den Avengers füttert. Am Tag ihrer Fahrprüfung fährt sie das Auto des Fahrlehrers gegen ein anderes und erlebt damit alles andere als einen guten Start in den Tag.
In der Schule zählt sie zu den nerdigen Außenseitern, während alle zu der beliebten Zoe Zimmer (Laurel Marsden) aufschauen. Immerhin hat sie mit Bruno (Matt Lintz, Pixels) und Nakia (Yasmeen Fletcher, Let Us In) zwei loyale Freunde. Auch ihr Vertrauenslehrer Mr. Wilson (Jordan Firstman, Men Don’t Whisper) sieht Kamalas Potenzial und möchte sie entsprechend fördern, doch er weiß auch, dass sie sich leicht ablenken lässt.
Viel wichtiger als College-Bewerbungen ist für Kamala aktuell allerdings die anstehende AvengerCon, weshalb sie viel bei Bruno im Corner-Shop abhängt. Sie möchte dort in einem Captain Marvel-Cosplay aufkreuzen, weiß aber, dass ihre konservativen Eltern das niemals gestatten würden.
In einem Paket ihrer Oma findet Kamala einen Armreif, der ihr gefällt, doch von ihrer Mutter Muneeba (Zenobia Shroff, 7 Days) als Schrott bezeichnet wird. Kamalas Bruder Aamir (Saagar Shaikh) soll das Paket auf dem Dachboden verstauen. Kamala nimmt all ihren Mut zusammen und fragt nach einem Besuch der AvengerCon. Doch die Antwort fällt wie erwartet aus und das hautenge Captain Marvel-Kostüm sei ebenfalls viel zu aufreizend für sie. Der Gegenvorschlag, dass Kamala in Begleitung ihres Vaters Yusuf (Mohan Kapur, Zid) gemeinsam im Hulk-Kostüm dorthin fährt, stößt auf wenig Begeisterung.
Mit Bruno, der sich als Tüftler herausstellt, heckt sie einen Plan aus, der ihr erlaubt, für zwei Stunden unbemerkt zur Con zu fahren, ohne dass ihre Eltern dies mitbekommen. Gemeinsam mit Bruno fährt sie schließlich dort hin. Die Convention übertrifft ihre kühnsten Erwartungen. Wie sich herausstellt, ist auch Zoe dort unterwegs, ebenfalls im Captain Marvel-Cosplay, was Kamala nervt, da sie Zoe nicht zutraut, entsprechend über die Heldin informiert zu sein. Kamala ergänzt ihr Cosplay um ein letztes fehlendes Detail, nämlich den Armreif ihrer Großmutter, ehe es auf die Bühne geht. Die Blitze der Fotografen sorgen schließlich dafür, dass Kamala die Kontrolle verliert und Energieblitze verschießt, die zu einem großen Chaos führen. Ein überdimensionaler Thor-Rammer rast auf Zoe zu. Kamala gelingt es, sie zu retten. Das Publikum hält das für einen Teil der Show und ist begeistert, auch wenn dabei einiges zu Bruch geht.
Wieder zu Hause wird Kamala von ihrer bereits wartenden Mutter damit konfrontiert, dass sie sich entscheiden müsse: Entweder Aufgaben der Realität erfüllen oder in der eigenen Traumwelt bleiben.
Die Agenten des Department of Damage Control (DODC) P. Cleary (Arian Moayed, Inventing Anna) und Sadie Deever (Alysia Reiner, Orange is the New Black) begutachten ein Video von Kamalas Vorfall auf der AvengerCon und fahren nach New Jersey, um sie zu finden und festzunehmen
Eine junge Heldin für eine junge Zielgruppe
Ihr Comic-Debüt feierte Ms. Marvel 2013, womit sie zu den Figuren zählt, für die vergleichsweise wenig Zeit zwischen Comic-Ursprung und Transfer ins MCU-Erzähluniversum liegt. Allerdings konnte sie eine beachtliche Fanbase aufbauen, da die Heftserie genau den Zeitgeist und Nerv der Fans traf. Kamala Khan ist neben Peter Parker die einzige Figur des MCU (nicht bei Marvel allgemein, man denke nur an The Runaways), die sich im Highschool-Alter befindet und deren Leben überwiegend dort stattfindet. Das macht sie nicht einzigartig, räumt ihr aber einen besonderen Stellenwert ein. Denn wo andere Superhelden schon ausgebildet oder erfahren sind, steht Kamala am Anfang und hat den Weg in die Öffentlichkeit noch vor sich.
Um Diversität bemüht
Interessanter als der schulische Kontext ist aber das Bestreben, Kamala als erste muslimische Superheldin zu positionieren. Dementsprechend nehmen kulturelle und ethische Werte einen Platz in der Handlung ein. Auch wenn die erste Folge eher einem traditionellen Aufbau folgt, finden sich schon einige Elemente in der Handlung wieder. So etwa das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. In der Schule aber ist Kamala bestens integriert, wie das eben so oft in Filmen und Serien der Fall ist, die den Finger lieber nicht zu tief in die Wunden unserer Realität legen wollen. Ob die Serie dahingehend noch eine tiefere Botschaft mitbringt, bleibt abzuwarten. Kulturelle Ausflüge dürfen aber erwartet werden.
Wie es ist, ein Fangirl zu sein
Noch stärker als Kate Bishop in Hawkeye ist Kamala Khan als Star ihrer Serie auf eine junge Zielgruppe ausgerichtet. Der quirlig-witzige Style mit vielen Graffitis, Animationen und gezeichneten Elementen ist der bislang poppigste Eintrag ins MCU und noch deutlicher an seine Comic-Wurzeln angelehnt als alles andere zuvor. Die vielen visuellen Spielereien sorgen für einen lebhaften Geist und spiegeln auch das (vermeintliche?) Lebensgefühl von Titelfigur und Zielgruppe wieder.
In der Titelrolle ist Iman Vellani zu sehen, die gleichzeitig ihr Schauspieldebüt gibt. Bekanntlich setzt man bei Marvel immer auf eine Mischung aus Schauspielveteran:innen und Newcomer:innen, doch gerade bei jungen Figuren setzt man lieber auf unbeschriebene Blätter.
Veränderte Kräfte
Viele Comic-Fans kritisieren nach Sichtung erster Trailer die Entscheidung, dass man den Ursprung von Ms. Marvels Fähigkeiten veränderte. In den Comics ist Kamala ein Inhuman. Allerdings sind die Inhumans eben (noch) kein Teil des MCUs und die gleichnamige Serie gehört nicht zum Kanon und würde in den Augen vieler ohnehin besser in Vergessenheit geraten. Insofern ist es nachvollziehbar, dass diese kreative Entscheidung zugunsten des gesamten Erzählkosmos getroffen wurde. Schließlich ist das MCU nicht mehr als eine Interpretation der Comics und keine Adaption. Ihre neuen Kräfte lassen sich am besten als das Erschaffen kristalliner Strukturen bezeichnen. Auch wenn Folge 1 sicherlich noch auf Sparflamme köchelt.
Eine Welt voller Easter Eggs
Das Setting bietet sich einfach an, die Welt aus Augen einer Person zu zeigen, welche bislang vor allem zu den Avengers aufblickte. Das haben wir schon in Hawkeye erlebt, doch Ms. Marvel begibt sich geradezu knietief in diese Welt. Die AvengersCon könnte es in dieser Form tatsächlich geben und auch „Rogers: The Musical“ feiert seine Rückkehr. Der vielleicht bewegendste Moment ist ein Black Widow- und Iron Man-Tribut. Insgesamt tauchen an die 30 Figuren des MCU in Folge 1 in form einer Referenz auf. Sportlich!
Nur eine uns bekannte Figur tritt in der Mid-Credit-Scene auf: Agent Cleary aus Spider-Man: No Way Home.
Fazit
Warum Kamala ausgerechnet ein Fan von Captain Marvel ist, muss wohl irgendwo im Off erschlossen worden sein. Zumindest die Captain Marvel, die wir kennen, hatte auf der Erde wenige Momente, um zu glänzen, aber das ist wohl einfach Suspension of Disbelief. Sonst gilt: Der Einstieg ist bunt, unterhaltsam und witzig. Leichtfüßig und weniger dramatisch als Moon Knight. Im MCU wieder einmal eine neue Farbe, die sich tonal am besten mit Scott Pilgrim vs. The World und Spider-Man: A New Universe vergleichen lässt. Folge 1 verbreitet viel gute Stimmung und ist ein Fanservice-Bündel, aber noch nicht mehr.
© Disney
Also ich finde jetzt nicht unbedingt, dass Kamala bestens in der Schule integriert ist. Für mich wirkt sie eher wie eine Außenseiterin, das eine Mädchen hat sie wegen ihrer Halskette angesehen als wäre sie ein Freak. Andere schienen auch eher wenig Kenntnis von ihr zu nehmen.
Die Kräfte von Ms. Marvel wurden geändert, weil sie denen von Reed Richards zu sehr geähnelt haben. Es hat nichts mit ihrer Inhuman-Natur zutun, da sie diese neuen Fähigkeiten auch als solche haben können.
Warum sie ausgerechnet Captain Marvel-Fan ist, erschließt sich in der Serie bislang wirklich nicht. Das wird in den Comics deutlicher, vor allem weil Captain Marvel dort auch als Ms. Marvel unterwegs war.
Mir hat die erste Folge erstaunlich gut gefallen. Dabei war ich nach dem ersten Trailer durchaus skeptisch, eben weil alles so auf hipp und jugendlich getrimmt war (obwohl ich die Comics von Ms. Marvel durchaus mag).
Mit Kamala kann ich mich als Fangirl vielleicht sogar einen Tick zu sehr identifizieren xD Sie trifft als nerdiger Avengers-Fan natürlich schon einen Nerv. Ihre Begeisterung für Captain Marvel finde ich gar nicht so weit hergeholt, man sieht ja, dass sie durch ihre wenigen Auftritte als geheimnisvoll gilt, gleichzeitig scheint ja bekannt zu sein, wie stark sie ist. Aber es stimmt schon, dass das alles in den Comics mehr Sinn ergeben hat als jetzt im MCU-Kontext. Und vielleicht erfährt man ja auch in der Serie noch etwas genauer, warum sie ausgerechnet Captain Marvel so bewundert.