Star Trek: Discovery (Folge 2×04)
Ein Blob, ein lebender Mini-Mond, Drogentrips und ganz viel Drama. Während sich das Warten auf Spock in Folge 2×04 “An Obol for Charon” fortsetzt, können Zuschauer rätseln, ob neben den Figuren auch die Drehbuchautoren dieser Folge von Star Trek: Discovery beim Schreiben einen Drogenrausch auf Pilzbasis durchlebt haben.
Während die Enterprise weiterhin repariert wird, besucht deren erste Offizierin Captain Pike auf der Discovery. Kein reiner Freundschaftsbesuch, denn Pikes Nummer Eins hat ihre Beziehungen nicht ganz legal spielen lassen und Aufzeichnungen über die Warpsignatur des Schiffs mitgebracht, mit dem Spock von der psychiatrischen Klinik geflohen ist. Da Mr. Spock nicht nur weiterhin der Schlüssel zum Verstehen der roten Signale ist, sondern auch des Mordes an einigen Wachen in der Klinik bezichtigt wird, will sich die Discovery sofort an die Verfolgung machen, solange die Warpsignatur noch brauchbar ist. Kaum auf dem Weg wird das Schiff jedoch wieder gestoppt und sieht sich in einem Stasisfeld gefangen. Verantwortlich dafür: ein unbekanntes Lebewesen in Form einer gigantischen halborganischen Kugel, die die Discovery nicht nur gefangen hält sondern auch mit einem Computervirus infiziert, der Chaos auf dem Schiff stiftet. Auch davon betroffen sind einmal Commander Saru, der plötzlich von einer Krankheit befallen, sich eigentlich erholen sollte, sowie Stamets und Tilly, die in ihrem Labor den Pilz-Parasiten aus dem Spiegeluniversum untersuchen wollten, der Tilly zuvor befallen und fast in den Wahnsinn getrieben hatte.
Saru stirbt… nicht!
Zwischen neuem Captain und Burnhamschen Familienangelegenheiten zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten, rückt in dieser Folge Saru wieder in den erzählerischen Fokus. Besonders seine Vergangenheit wird näher beleuchtet und an dem der zweiten Staffel vorausgegangenen Short Trek “The Brightest Star” angeschlossen. Der Kurzfilm beleuchtet die Kultur von Sarus Heimatplaneten und wie er es als Kelpianer, eine Pre-Warp Zivilisation, die technologisch und in der Nahrungskette unter einer Spezies namens Ba’ul steht, zur Sternenflotte geschafft hat. Sarus vermeintliche Erkältung stellt sich als sogenanntes Vahar’ai heraus, das auch schon im Short Trek angesprochen wurde: Ein biologischer Prozess, den die Kelpianer durchlaufen, bevor sie sich den Ba’ul opfern sollen. Ein Prozess, der für Betroffene ultimativ mit dem Tod oder Wahnsinn endet. Der Kontakt mit der fremden Kugel scheint diesen Prozess nun auch bei Saru ausgelöst zu haben und er liegt im Sterben. Besonders bitter ist dies für Burnham, die in Saru nicht nur einen Freund sondern ein Familienmitglied sieht.
Wenn auch viele Star Trek-Figuren mal plötzliche und sonderbare Tode sterben (besonders wenn Vertragsverhandlungen scheitern), will sich tatsächliche Angst um einen Verlust Sarus hier jedoch nicht wirklich einstellen. Als emotionaler Erzählstrang angelegt, äußert sich sein Todeskampf eher in einem übertriebenen Pathos und verliert auch durch den Rahmen sonderbarer Nebenschauplätze jegliches dramatische Momentum.
Wenn ein Schiff mit Pilzen angetrieben wird
Neben Commander Nhan – die in Folge eins der Staffel trotz roter Uniform eine Außenmission überlebt hat – taucht auch Mechanikerin Jett Reno wieder an Bord der Discovery auf und wird mit Wartungsarbeiten am Antriebssystem beauftragt. Da dieses, einfach ausgedrückt, mit Pilzen betrieben wird, lässt ihr staubtrockener Sarkasmus und ein verbaler Schlagabtausch mit Stamets natürlich nicht lange auf sich warten. Eigentlich damit beschäftigt den May-Parasiten zu untersuchen, der Tilly befallen hatte und nun als wachsender „Blob“ im Labor eingesperrt ist, kommt dieser durch den Virusangriff der Kugel wieder frei und heftet sich sofort wieder an Tilly dran. So liegt es nun an Stamets und Reno zusammenzuarbeiten, denn alle drei (bzw. vier) sind dank der Krise im Labor eingesperrt.
Meinung
Uff, uhm, ja… Zeug passiert in dieser Folge, aber ich weiß nicht warum. Sie hatte schon einige gute Momente, wie den Ausfall des Universalübersetzers oder Stamets und Renos Wortgefechte. Einer interessanten Entwicklung und Geschichte für Saru wurde auch der Weg geebnet. Aber insgesamt war das ein unausgewogenes Chaos am Rande der Erträglichkeit. Okay, Föderationsschiff warpt durch das All, kommt in Kontakt mit einer fremden Lebensform, die eigentlich nur kommunizieren will und dabei beinahe das Schiff zerstört, bevor jemand auf die Idee kommt, mit den Abwehrmaßnamen aufzuhören, weil ja das fremde Lebewesen nur kommunizieren will und einen gar nicht angreift, wie vorher befürchtet: gewöhnlicher Dienstagmorgen in der Sternenflotte, egal. Nebenbei wird einem aber versucht Sarus vermeintliches Ableben als für ihn und Burnham hochemotional zu verkaufen, was durch pathetische Dialoge und ein kitschiges, neoromantisches Set-Design von Sarus Quartier und seinem Sterbebett eh schon mal gehörig daneben geht. Das alles während Tilly, Stamets und Reno mit Tillys schleimigen, Pupsgeräusche von gebenden Hentai-Monster im Labor eingesperrt sind, das alle auf Drogentrips schickt und Tilly am Ende aufisst. Nicht das seltsamste was jemals in einer Star Trek-Folge passiert ist, aber schon ziemlich weit oben und erzählerisch ein ähnlich verstörendes Erlebnis wie Transformers: The Last Knight.