Star Trek: Discovery (Folge 2×11)
Staffel 2 von Star Trek: Discovery geht allmählich in den Endspurt und Folge 2×11: “Perpetual Infinity” versucht, die Ereignisse bis hierhin einigermaßen sinnvoll zusammenzubinden. Während die Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Michael und ihrer zeitreisenden Roter Engel-Mum wohl noch ausbaufähig ist, findet die Killer-KI Control mit dem Sektion 31-Schergen Leland ein neues, passendes Gesicht für ihre bösen Alles-Leben-auslösch-Machenschaften.
Nachdem sich Commander Burnham gezielt in Lebensgefahr gebracht hat, um den Roten Engel zum Eingreifen zu zwingen, konnte dieser in der vorbereiteten Falle gefangen genommen werden. Damit wurde auch vorerst verhindert, dass er wie üblich zurück in die Zukunft gezogen wird. Doch anstatt wie erwartet in dem Raumanzug eine ältere Version von Burnham selbst vorzufinden, hat sich der Engel als Burnhams Mutter herausgestellt. Noch mit der Tatsache kämpfend, dass ihre Mutter tatsächlich am Leben ist, prüft Michael deren Log-Einträge aus dem Speicher des Anzugs. So findet sie heraus, wie ihre Mutter während des Angriffs der Klingonen im Anzug flüchtete, um dann 950 Jahre in der Zukunft in einem Universum zu stranden, in dem jegliches intelligente Leben ausgelöscht wurde. An Bord des Sektion 31-Schiffes ist Leland indes von einer zuvor schlummernden Kopie der Control-KI überrascht worden und befindet sich nun in deren Gefangenschaft. Da mit Patar und Airiam ihre vorherigen Tarnidentitäten aufgeflogen sind, übernimmt sie jetzt – anscheinend mithilfe von Nanotechnologie – den Körper des Sektion 31-Oberhaupts und macht sich dessen Position und bekannte moralische Flexibilität für ihre eigenen Ziele zu eigen.
Aufklärungszeit
In dieser Folge werden einige Lücken gefüllt und offene Fragen beantwortet. So ist es wie erwartet die Agenda des Roten Engels, aka Dr. Burnham, die Auslöschung allen intelligenten Lebens zu vermeiden. Dies läuft im Kern darauf hinaus, zu verhindern, dass der Wissensfundus der Sphäre in Control hochgeladen wird und die KI dadurch ein Bewusstsein erringt. Ein Versuch dies aufzuhalten, war unter anderem, die Sphäre in ihren letzten Lebensstunden auf die Discovery stoßen zu lassen, damit diese die Daten in ihren Besitz bringen und sicher verwahren kann, womit dieser Random Encounter geklärt wäre. Die Siedler auf Terralysium aus der zweiten Folge „New Eden“ stellen sich als Funktionsnachweis Dr. Burnhams heraus, dass die Zukunft veränderbar ist, da die Siedler nach deren Rettung auch noch tausend Jahre in der Zukunft gedeihen und nicht ebenfalls ausgelöscht wurden. Auch die Wahl des Roten Engels ausgerechnet mit Spock Kontakt aufzunehmen, wird mit der recht einzigartigen Zusammensetzung seines Verstandes aus vulkanischer Logik, menschlichem Instinkt und seiner Dyslexie erklärt, die es erlaubt, die Visionen aus der Zukunft zu verarbeiten. Offen bleibt jedoch, inwieweit die Evolution der Kelpianer in die Geschehnisse hineinspielen soll und auch von den Roten Signalen, welche die ganze Schnitzeljagd eingeläutet haben, weiß Dr. Burnham anscheinend nichts.
Spock mag Wissenschaft
Michaels Mutter lebt also noch, doch das unerwartete Wiedersehen läuft nicht ganz so herzlich, wie man es erwarten könnte. Dr. Burnham vermeidet zunächst den Kontakt mit ihrer Tochter und im Gespräch mit Captain Pike zeigt sich, dass sich die Wissenschaftlerin inzwischen komplett dem Ziel verschrieben hat, Control aufzuhalten und die Zukunft zu retten. Menschliche Bindungen sind da nur unnötiger Ballast und einzelne Leben im großen Kontext nur unbedeutende Fußnoten. Unbeeindruckt vom abgehärteten Auftreten ihrer Mutter, erarbeitet Michael mithilfe von Spock und Stamets trotzdem einen Plan, um sowohl die Zukunft als auch Michaels Mutter zu retten. Da der Raumanzug über enorme Speicherkapazitäten verfügt, sollen die Daten der Sphäre einfach dort hineingeladen werden und mitsamt Anzug zurück in die Zukunft geschnellt werden lassen. Die Daten wären so für die nächsten tausend Jahre aufwärts verloren und Control hätte keine Chance, sich diese einzuverleiben und sich so zum Vernichter allen Lebens zu entwickeln. Dr. Burnham soll dann mithilfe der Energiekapazität des in der ersten Folge erbeuteten Meteoriten zurück aus der Zukunft gebeamt werden, damit sie dort nicht gestrandet bleibt.
Meinung
Ich habe die Staffel an diesem Punkt eh schon abgeschrieben, aber zumindest wird man in dieser Folge nicht wieder alle drei Sekunden durch einen überüberraschenden Plottwist heimgesucht. Ich hoffe irgendwie noch, dass vielleicht etwas mehr hinter Control steckt, als es den Anschein hat. Einfach nur eine KI, die halt mit einem Schlag alles Leben auslöscht und anscheinend auch organische Körper übernehmen kann, ist zwar schön und creepy, aber was Antagonisten angeht auch nicht gerade sehr spannend oder kreativ. Bisher weiß man ja nicht mal, warum die KI überhaupt alles Leben auslöschen will. Anscheinend hat Control zusätzlich wohl irgendeine Borg-ähnliche Nanotechnologie, mit der sie Körper übernehmen und Phaser-resistent upgraden kann. Vielleicht gibt es da ja noch irgendeine Verbindung zur größeren Star Trek-Mythologie, aber bisher ist Control nur eine böse Maschine, die Böse Maschinensachen tut.
Für eine Wissenschaftlerin, die eine Zeitmaschine gebaut hat, benutzt Dr. Burnham seltsam viel unwissenschaftliche, blumige Metaphorik über die Zeit als Lebewesen, aber ich schätze nach ein paar hundert erfolglosen Versuchen die Zukunft ordentlich hinzubiegen, wird es zwischen Zeit und Zeitreisender irgendwann persönlich. Die Folge versucht die vielen bisher teilweise willkürlich wirkenden Elemente der Staffel zu einem großen Ganzen zusammenzusetzen, das dabei herauskommende Bild bleibt allerdings noch ein deformiertes Science-Fiction-Abstraktum ohne große Wirkung.