Star Trek: Discovery (Folge 3×07)

Mit Folge 7 von insgesamt 13 Folgen ist die dritte Staffel von Star Trek: Discovery in der Mitte der Staffel angekommen. Zeit für eine ausführliche Zusammenfassung der bisherigen Entwicklungen und eine Weichenstellung für den Rest der Staffel. Deshalb gibt es diesmal keine Mission der Woche sondern ausführliche Erklärungen und Rückblicke. Und einen kurzen Moment für Mr. Spock, wie wir ihn alle kennen. Nämlich mit den Gesichtszügen von Leonard Nimoy (Raumschiff Enterprise). Wenn auch nur als Hologramm.

Michael Burnhams Alleingang der letzten Folge hat sie zwar ihren Rang gekostet, aber Admiral Vance ist vom Ergebnis dennoch beeindruckt. Michaels Fund beweist Folgendes: Der Brand trat nicht überall gleichzeitig auf, sondern hatte einen Ursprungsort, den man lokalisieren kann. Drei Datensätze reichen allerdings nicht aus, um ihn zu finden. Mehr Informationen könnten möglicherweise in den Aufzeichnungen des Forschungsprojekts SB-19 zu finden sein, doch die Unterlagen über dieses Projekt sind auf dem Planten Ni’Var unter Verschluss. Der Planet wird von Vulkaniern und Romulanern bewohnt wird, die einst durch Vermittlung von Mr. Spock Frieden miteinander schließen konnten. Admiral Vance hat die Idee, Michael Burnham, Spocks Adoptivschwester nach Ni’Var zu entsenden, um über die Freigabe der Forschungsergebnisse zu verhandeln. Doch auf Ni’Var gibt man sich zugeknöpft. Michael fordert ein traditionelles T’Kal-in-ket ein, eine öffentliche Debatte des Anliegens auf der Grundlage der Logik. Gemäß der Tradition steht ihr ein Beistand zu, der sich als ihre Mutter Gabrielle herausstellt, ebenfalls in der Zukunft angekommen und mittlerweile Kriegernonne vom Orden der Qowat-Milat. Da die Quowat-Milat nach dem Prinzip der absoluten Aufrichtigkeit leben, fordert Gabrielle während der Debatte ihre Tochter immer wieder auf, ihre wahren Beweggründe und ihr Verhältnis zur Föderation offenzulegen. Schließlich bricht Michael voller Selbstzweifel die Debatte ab. T’Rina, die Präsidentin von Ni’Var, ist jedoch von Michaels Aufrichtigkeit so beeindruckt, dass sie ihr die Forschungsergebnisse heimlich zukommen lässt.

Das Vermächtnis des Mr. Spock

Alt-Fans werden sich freuen: diese Folge schließt direkt an zwei Folgen der Ära Picard aus den 90er Jahren an. Damals hatte Spock sich daran gemacht, die Vulkanier und die Romulaner, einst ein Volk, nur bitter verfeindet, miteinander zu versöhnen. Knapp 1000 Jahre später heißt der Planet Vulkan nun Ni’Var und wird von Vulkaniern und Romulanern bewohnt. Dieser Traum ist also in Erfüllung gegangen. Doch Star Trek: Discovery skizziert in dieser Folge eine komplizierte Gemengelage: Ni’Var ist innerlich zerrissen und schon lange nicht mehr Mitglied der Föderation. Grund für die Abspaltung ist das ominöse Forschungsprojekt SB-19, das angesichts schwindendender Dilithiumvorräte (Erdölreserven?) neue Energiequellen für die Raumfahrt (Atomenergie?) erschließen sollte. Die Wissenschaftler von Ni’Var wollten das Projekt als zu gefährlich abbrechen, wurden jedoch von der Föderation gedrängt, weiterzumachen, bis das Projekt – so glaubt man jedenfalls auf Ni’Var – den Brand auslöste. Kein Wunder, dass man sich der Föderation gegenüber abweisend gibt. Und dass die Debatte nach dem Prinzip der Logik kaum von Logik geprägt ist, eher von Ängsten und Misstrauen. Eine Menge Vorgeschichte, die da in eine Folge gestopft wird. Aber wenn das die Richtung für den Rest der Staffel angibt, dann muss so ein Textklotz wohl sein.

Die Rückkehr der romulanischen Kriegernonnen

Über dieses Detail können sich auch die Zuschauer freuen, die erst seit letztem Jahr im Star Trek-Universum unterwegs sind. Die Schwestern von der immerwährenden Aufrichtigkeit, die ihre Kampfskills nur aussichtslosen Missionen widmen, hatten ihren ersten Auftritt in 2019 Star Trek: Picard. Da stellten sie dem greisen Ex-Käptn ihren Ziehsohn Elnor an die Seite. Der konnte zwar mit Kampfkunst glänzen, war sonst aber durch seine Erziehung zur absoluten Aufrichtigkeit eher ein weltfremdes Wesen, das menschliche Interaktionen mit großen, staunenden Augen betrachtete. Hier ist nun ausgerechnet Michael Burnhams Mutter nach ihrer Zeitreise bei den immer noch existierenden Qowat-Milat gelandet. Das Universum ist doch ein Dorf! Gabrielle hat keine Gelegenheit für Kampfkunst, das ist in Star Trek: Discovery die Domäne von Philippa Georgiou (obwohl, wer weiß … ein Duell von Mama gegen Mutterfigur aus dem Paralleluniversum? Vielversprechend…) Dafür bohrt sie gemäß den Richtlinien ihres Ordens just im kritischen Moment in Michaels Seele herum. Warum will sie immer Großes und Gutes tun? Und was ist mit ihrem gebrochenen Verhältnis zur Föderation? Obwohl es doch in der Debatte um Logik gehen soll und nicht um Psychotherapie? Anstrengend. Hoffentlich ist das Thema jetzt nach dieser Therapiestunde endlich abgehakt.

Erster Offizier Tilly?!

Auch in der Nebenhandlung geht es um Selbstzweifel und die Botschaft „Du bist okay, so wie du bist“. Saru braucht eine neue Nummer Eins und hat sich dafür ausgerechnet Fähnrich Tilly, die liebenswert-hektische Stressquasslerin ausgesucht. Obwohl sie damit mindestens vier Ränge in der Offiziersrangordnung überspringt. Von einem solchen Angebot entsprechend überfahren sucht Tilly Rat bei ihren Mannschaftskameraden und alle sind sich einig: Tilly ist zwar nicht annähernd qualifiziert für den Job, aber sie ist für Saru und die ganze Crew erster Offizier der Herzen. Das ist zwar auch weit hergeholt und voll sentimentalem Pathos, aber in seiner Niedlichkeit und Comedy-Lastigkeit sehr viel angenehmer anzuschauen als Michaels Handlungsbogen.

Eine Folge mit einem Riesenballast an Informationen. Entsprechend ist wenig Bewegung im Geschehen, über weite Strecken der Folge hinweg stehen sich Menschen gegenüber und reden miteinander. Während der Rückblick auf die Vulkanier und die Romulaner und ihre Position in der politischen Landschaft durchaus interessant ist, zerrt Michael Burnhams Bad im Selbstzweifel eher an meinen Nerven. Denn sie generiert damit Pathos, Kalenderweisheiten und tränenfeuchte Augen, alles Zutaten, die ich bei Star Trek nur in kleinen Dosen vertrage.

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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