Star Trek: Discovery (Folge 3×11)
Saru-Darsteller Doug Jones mal ohne Maske, die Lösung eines lange aufgebauten Rätsels und zum Schluss ein waschechter Cliffhanger – Star Trek: Discovery Staffel 3 hat zu Weihnachten für die Fans eine Menge Überraschungspäckchen zum Staunen und Freuen dabei.
Neue Erkenntnisse über das am Ursprungspunkt des Brandes gestrandete Raumschiff: Der Planet, auf dem das Raumschiff notlandete, besteht fast ganz aus Dilithium. Und die Kelpianerin, die vor 125 Jahren den Notruf aussandte, war schwanger. An Bord ist jetzt eine Lebensform feststellbar, wohl ihr Kind, das dort über ein Jahrhundert allein verbracht hat. Die Discovery springt per Sporenantrieb vor Ort und Saru, Michael Burnham und Dr. Culber begeben sich auf den schwer strahlenbelasteten Planeten – und stehen in einem winterlichen Wald. Dr. Culber hat die geriffelte Nase eines Bajoraners, Michael trägt die Stirntattoos einer Trill und Saru ist ein Mensch. Warum? Offenbar stehen sie in einem Holodeck und der Bordcomputer hat ihr Aussehen der Simulation angepasst. Alle Hologramme dieser Welt haben offenbar nur einen Zweck: das mittlerweile über 100jährige Kind aufwachsen zu lassen und es auf einen Kontakt mit der Außenwelt vorzubereiten. Doch der Kelpianer namens Su’Kal wird von Ängsten vor dem Unbekannten geplagt, die die Form eines schattenhaft wirbelnden Monsters annehmen. Seine Panikreaktion bewirkt an Bord der Discovery Veränderungen, die dem Brand recht nahe kommen. Zum Glück kann Saru ihn mit einem kelpianischen Wiegenlied beruhigen. Hat eine ähnliche Situation einst den Brand bewirkt?
Derweil hat Osyraa die Spur der Discovery aufgenommen. Tilly, in Sarus Abwesenheit Kommandantin der Discovery, liefert sich mit der grünen Schurkin einen bissigen Wortwechsel, doch dann beamt Osyraa sich und ihre Schergen an Bord. lässt Stamets einen wohl gedankenkontrollierenden Stirnreif aufsetzen und zwingt ihn damit, mit der Discovery wegzuspringen. Zurück bleiben Book und Michael an Bord von Books kleinem Raumschiff und Saru und Culber auf dem kelpianischen Raumschiffwrack. Wo ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt, denn unter der Strahlenbelastung können sie dort nur vier Stunden überleben. Im letzten Moment hat sich auch Adira von der Discovery weg und zu ihnen gebeamt …
Die Puppe in der Puppe in der Puppe
Folge 11 löst endlich ein, was in so einigen Folgen zuvor Stück für Stück aufgebaut wurde. Es gibt einen Ursprungspunkt des Brandes. Dort ist ein radioaktiver Nebel. Aus dem Nebel erklingt eine Melodie. Die Melodie enthält einen Notruf. Der stammt von einem Schiff. Auf dem Schiff gab es eine Überlebende. Die war schwanger. Und ihr Kind … Dafür, dass manch eine andere Folge nach dem Hauruck-Prinzip gebaut ist, etwa „Problem auf einem fernen Planeten, Hinfliegen, Problem lösen, weiter“, ist das schon eine sehr ausgefeilte Konstruktion. Sollte es auch sein, denn das sieht sehr nach der Grundlage für das Staffelfinale aus. In einem hübsch Star Trek-typisch philosophisch angehauchten Szenario: ein völlig isoliertes Wesen in einer Scheinwelt, allein mit seinen Urängsten, das unbewusst Katastrophen auslösen kann, wenn man ihm nicht zeigt, dass da draußen freundliche Wesen leben.
Spiel und Spaß auf dem Holodeck
Das Holodeck war bei Star Trek immer schon ein Ort für lustige Verkleidungen und selbstreferenzielle Scherze. Diesmal geht es allerdings über abstruse Verkleidungen hinaus. Saru trägt jetzt die scharfkantigen Züge seines Darstellers Doug Jones. Es ist schon ein besonders Seh-Erlebnis, den Mann mal ohne Latex im Gesicht agieren zu sehen und dennoch immer noch Saru vor Augen zu haben. Beziehungsweise wird einem klar, was das für eine schauspielerische Leistung ist, eine Maske mit so wenig Mimik-Möglichkeiten Folge für Folge zum Leben zu erwecken.
Der steile Aufstieg von Fähnrich Tilly
Kaum hat man den Anblick von Saru mit menschlichen Gesichtszügen verdaut, kommt gleich der nächste unerwartete Anblick: Tilly auf dem Kommandantensessel und in einem verbalen Duell mit der zweit-bösartigsten Giftspritze dieser Staffel: Osyraa, der orionischen Königin des Verbrechens. Und Tilly kann erstaunlich gut mithalten. Offenbar haben Philippa Georgious stete Gemeinheiten doch einen Lerneffekt bewirkt. Und Michael hatte Tilly noch ganz rührend auf ihre Rolle als Aushilfskandidatin vorbereitet. Aber Schlagfertigkeit bring Tilly nicht weit, denn Osyraa kann außer Sprüche klopfen halt auch die wesentlichen Dinge des Verbrechens: Ein Schiff entern, Schergen befehligen, die Crew entwaffnen und Tilly aus dem Kommandantensessel schubsen. Immerhin, ein großer Moment für Tilly. Wenn auch ein kurzer.
Und was ist mit Adira?
Adira kam in den letzten Folgen immer nur am Rande und mit Beziehungsproblemen vor. Es ist schon kompliziert genug, 17 Jahre alt und verliebt zu sein. Aber 17 zu sein, gleichermaßen männlich wie weiblich, das geliebte Wesen erst verloren und dann als Teil des eigenen Bewusstseins wiedergefunden zu haben, ist noch einmal eine Schippe drauf. Und dann noch Beziehungsstress, weil der in Adiras Bewusstsein lebende Gray damit nicht klar kommt, dass er nicht mehr am Leben teilhaben kann wie Adira … puh! Wohin dieser allmählich aufgebaute Bogen nun hinführt, außer dass es eine Rolle für eine nicht-binäre Figur geben sollte, ist nicht ganz klar. Immerhin hat Adira sich jetzt an den Ort des Geschehens gebeamt, wo es um andere Dinge geht als Liebeskummer.
Fazit
Star Trek: Discovery Staffel 3 bietet in der elften Runde eine Folge, wo man sich fragt, wie so viel Material in so wenige Sendeminuten passt. Dank sorgfältiger Vorbereitung wird man dabei nicht von Information erschlagen, und kann sich ganz den Highlights der Folge widmen. Und spannend ist es außerdem. So macht Weihnachtsfernsehen Spaß.