Star Trek Discovery (Folge 5×05)
Gutes Pärchen trifft auf böses Pärchen. Irgendwann musste das in Star Trek: Discovery passieren. Es hätte einfach in einer verrufenen Weltraumkaschemme sein können. Aber es ist Star Trek und darum passiert es in einer Tasche des interdimensionalen Raums. In einer Version der Discovery aus dem Spiegeluniversum. Sonst wäre das ja alles viel zu unkompliziert. Folge 5 bietet außerdem jede Menge Backstory und eine Begegnung mit einem altbewährten Star Trek-Gegner: den Breen.
Inhaltsangabe
Dort, wo Jinaals Artefakt hinweist, ist nach wie vor nur ein Nebel. Auch die Warpspur des Raumschiffs von Moll und L’ak verliert sich dort. Doch Stamets und Tilly finden heraus, dass sich im Nebel ein Wurmloch verbirgt, das sich pulsierend öffnet und schließt und in eine Tasche im interdimensionalen Raum führt. Michael Burnham und Book steigen in ein Shuttle und fliegen hinein, in der Hoffnung, dort den nächsten Hinweis und auch Moll und L’ak zu finden. Book hat beschlossen, die Tochter seines Mentors auf den rechten Weg zurück zu führen und hofft, sie zum Umdenken bewegen zur können. Im Inneren des Wurmlochs finden Book und Michael die Trümmer von Moll und L’aks Raumschiff und ein weiteres Schiff. Es ist die ISS Discovery, das Gegenstück der USS Discovery aus dem Spiegeluniversum.’
An Bord der Discovery hat Rayner widerstrebend Michael Burnhams Platz eingenommen. Der Funkkontakt zu Michael und Book bricht ab, die Wiederherstellung übersteigt Rayners technisches Knowhow und die wortreichen Erklärungen der Crew überfordern ihn sichtlich. Michael und Book begeben sich an Bord der ISS Discovery, die vor Jahrhunderten von ihrer Crew verlassen wurde. Offenbar hat hier einst eine Gruppe von Terranern gegen das Regime rebelliert und ist geflohen. Moll und L’ak, die das Artefakt gefunden haben, erwarten Michael und Book mit gezogenen Waffen und sind nicht für Verhandlungen zu haben. Denn über sie wurde ein Errigah verhängt, das Blutkopfgeld der Breen.
Rückblick: Moll arbeitet als Kurierin und macht Geschäfte mit den Breen, als sie den in Ungnade gefallenen, zum einfachen Wachdienst abkommandierten Breen-Prinzen L’ak kennenlernt und ihn zu einem Deal überreden möchte. Denn sie spart auf ein glückliches Leben in einer friedlichen Welt im Gammaquadranten. Die beiden werden ein Paar. Doch Liebe zu einem Exemplar einer niederen Spezies ist einem Neffen des Breen-Primarchen verboten. Ebenso wie das Tragen eines der beiden Gesichter, über die die Breen verfügen. Als der Onkel Moll und L’ak ertappt, verhängt er ein Errigah über den ungehorsamen Neffen. L’ak schießt auf den Onkel und seine Schergen und flieht mit Moll.
Während Book mit Moll und Michael mit L’ak argumentiert, wird die Situation auf der ISS Enterprise bedrohlich. Das Shuttle, mit dem sie aus dem Wurmloch hätten entkommen können, geht verloren und es bleiben ihnen nur wenige Minuten, um die Gefahrenzone mit der ISS Enterprise zu verlassen. An Bord der Discovery wird ein rätselhafter Zahlencode aufgefangen. Rayner kann das als eine Botschaft von Michael erkennen und weist die Crew an, eine Lösung zu finden, wie die Öffnung des Wurmlochs vergrößert werden kann. Alle tragen dazu bei, dass es gelingt, die Spiegeldimensions-Discovery durch die erweiterte Öffnung zu ziehen und so vor der Zerstörung zu retten. Moll und L’ak entkommen in einem Kampfshuttle, doch Michael hat das Artefakt geborgen. Es enthält eine Phiole mit einer blauen Flüssigkeit, die wohl Hinweise auf die nächste Station der Suche enthält.
Willkommen bei den Breen
Die Breen sind ein Volk mit langer Star Trek-Tradition. Über diese Wesen mit den Kälteschutzanzügen und dem Helm mit dem grünen Neonlicht, erfährt man in Laufe von Star Trek: TNG bzw. Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert und Star Trek: Deep Space Nine immer wieder mal etwas. Wer sich in Star Trek-Lore vertieft, kann sicher über ihre Bedeutung in den Dominion-Kriegen referieren. Aber so richtig weit vorn im Rampenlicht wie die Klingonen oder die Romulaner standen sie nie. Genug Raum also, den man noch mit neuen Erzählungen füllen kann. Wie ist das mit den zwei Gesichtern der Breen? Eins aus mattgrünem Latex, das andere auch grün, aber irgendwie flüssig schimmernd? Offenbar enorm wichtig für das Selbstverständnis der Breen, die stramm hierarchische Strukturen und ein unsympathisches Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen Spezies kultivieren. Da ist noch eine Menge nicht erzählt. Bisher wissen wir vor allem Folgendes: Wenn man sie tun lässt, wie sie wollen, werden sie sich daran machen, die Föderation zu zerstören. Und die gesellschaftlichen Strukturen der Breen sind so repressiv, dass ihre jungen Männer mit aufregend skrupellosen Außenseiterinnen anderer Spezies durchbrennen, um Freiheit und Selbstbestimmung zu finden.
Pärchendynamik hier wie dort
Das Leben als Weltraumkurier, wo man ungebunden halblegalen Geschäften nachgeht, hat bei Star Trek: Discovery einen sehr romantischen Touch. Michael Burnham fand dort in Staffel 3 Abenteuer und Liebe, was ihrer persönlichen Entwicklung sehr zugute kam. Auch, wenn es zwischen ihr und Book kriselt, gemeinsame Missionen, in denen sie auf Erfahrungen aus ihrer Kurierzeit zurückgreifen können, absolvieren sie immer mit viel Witz und eingespieltem Teamwork. Und nun sind ihre Gegner ihr direktes Spiegelbild: Er ein Aristokrat, der mit seiner Herkunft hadert und sich nach Liebe und Freiheit sehnt, sie ein taffes Waisenkind, das mit krummen Geschäften zu einem besseren Leben kommen will. Was macht man da? Man wird ein Paar und Weltraumkurier. Aber während bei Michael und Book die Chemie immer stimmt, wirkt die Romanze zwischen Moll und L’ak sehr mühsam herbeigeschrieben. L’aks Rebellion gegen die Gebräuche der Breen bleibt blass, weil man so wenig über die Breen erfährt. Molls Pose von verführerischer, abgebrühter Coolheit ist so klischeehaft, dass sie hart an der Genreparodie vorbeischrammt, nur dass es nicht lustig gemeint ist. Dementsprechend wirken auch die langen Dialogpassagen, in denen Book versucht, mit Moll die Vergangenheit aufzuarbeiten und Michael Verständnis für L’aks Liebe zu Moll formuliert, leider nicht sehr überzeugend.
Rayner hat das Kommando
Nein, Rayner ist seit seinen Erlebnissen mit der Zeitspinne nicht weich geworden. Das wäre zu schnell zu viel der Harmonie. Als er Michael Burnham vertreten muss, ist er wieder der alte Kommunikationsmuffel, dessen Führungsstil auf knappen Worte und zackigen Befehlen beruht, ohne langwieriges Rumdiskutieren oder gar Meinungsaustausch. So gar nicht der Stil der Discovery-Crew. Und was soll er denn befehlen, wenn er gar nicht weiß, was da angesichts einen schwarzen Lochs und abgebrochener Kommunikation zu Burnham und Book überhaupt der Stand der Dinge ist und wie damit umzugehen wäre? Die Flut an Technobabble, mit der die Crew ihn überschüttet, ist in der Tat auch für den Zuschauer mühselig zu verarbeiten. Unterm Strich kommt allerdings Versöhnliches heraus: je mehr Denkansätze, je mehr Austausch, desdo wahrscheinlicher eine Lösungsfindung. Wieder eine Lektion in Demokratie und Mitsprache für den alten Haudegen.
Fazit
Viel Dialog, viel Erklärung. Book diskutiert mit Moll, Michael diskutiert mit L’ak, die Crew diskutiert fiktive technische Lösungen. Und viel Backstory, L’ak gewinnt endlich Konturen und ein alter Feind bekommt einen neuen Auftritt. Also eine Folge, in der der Zuschauer permanent die Ohren spitzen muss, anstatt es sich in altbekannten Handlungsmustern bequem zu machen. Das ist durchaus interessant, wenn auch der Versuch, Moll und L’ak durch gute Worte zu den Werten der Sternenflotte zu bekehren, etwas anstrengend ist. Dass es ein Spiegeluniversum gibt, es auch eine Discovery gibt und wo alle ein ähnliches, aber böswilliges Gegenüber haben, wird hingegen kaum erklärt, das muss man einfach wissen. Oder sich nochmal durch die vorigen Staffel buddeln.
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