Star Trek Discovery (Folge 5×07)

Endlich mal ein richtiger Gegner! Star Trek: Discovery Staffel 5 geht in die siebte Folge und bisher dräuten die Breen nur am Horizont, geisterten gerade mal durch Rückblenden oder Zukunftsvisionen. Jetzt stehen sie quasi vor der Tür, mit angemessen finsteren Absichten und sind so kompromisslos und gewaltbereit, wie man sich Star Trek-Schurken nur wünschen kann. Da bekommen Michael Burnham und ihre Mitstreiter einiges zu tun.

Inhaltsangabe

Moll und L’ak sind der Sternenflotte ins Netz gegangen und werden auf die Discovery gebeamt. L’ak ist schwer verletzt, unter einem Kraftfeld ist Moll an L’aks Krankenbett eingeschlossen. Da steuert ein Breen-Raumschiff das Hauptquartier der Föderation an, Primarch Ruhn, L’aks Onkel, fordert die Auslieferung von Moll und L’ak. Admiral Vance, Präsidentin T’Rina, Michael Burnham und Rayner diskutieren die Lage und entscheiden sich für Verhandlungen mit den Breen. Primarch Ruhn gewährt ihnen jedoch nur einen Aufschub von einer Stunde. In dieser kurzen Frist müssen sie herausfinden, womit man die unwilligen Breen an den Verhandlungstisch holen kann.

Währenddessen knobeln Tilly, Adira und Stamets an der Bedeutung des vierten Hinweises. Eine Metallplakette, die auf den Titel eines Buches verweist, das die Schöpferin des Hinweises vor Jahrhunderten geschrieben hat. Wo könnte das Manuskript zu finden sein? Jett Reno, einst Bücherschmugglerin, kann einen wichtigen Tipp geben: Es gibt ein Archiv kultureller Errungenschaften, das durch das All wandert. Aber wo könnte es jetzt sein? Book kann seine empathischen Fähigkeiten nutzen, um mit der Plakette verbundene Gedankenbilder und Gefühle wahrzunehmen. Adira und Zora, der Bordcomputer, können schließlich den jetzigen Standort ermitteln, die Plakette stellt sich als Bibliotheksausweis heraus.

Michael versucht, von Moll und L’ak Informationen zu den Breen zu bekommen, doch die beiden bleiben unkooperativ. Michael errät den Grund: L’ak ist der Thronerbe der Breen und darum für seinen Onkel im Machtkampf um den Thron von unschätzbarem Wert. Von Rayner erfährt sie von den Untaten der Breen-Primarchin Tahal, die einst Rayners Heimatplaneten kolonisiert und verwüstet hat. Das ist genug Material für einen Bluff. Als Primarch Ruhn zurückkehrt, behauptet sie, in Verhandlungen mit Primarchin Tahal zu stehen, die ebenfalls die Herausgabe des Thronerben einfordert. Daher soll L’ak auf der Discovery verbleiben, damit keiner einen Vorteil erhält.

Moll und L’ak schmieden Fluchtpläne. Er injiziert sich eine Überdosis eines Medikaments, damit Moll fliehen kann, während Dr. Culber abgelenkt ist. Die Dosis erweist sich jedoch als tödlich. Moll will sich nun den Breen anschließen und ködert den Primarchen mit dem Versprechen, ihm die Technologie der Progenitoren zu verschaffen, möglicherweise in der Hoffnung, damit L’ak ins Leben zurückzurufen. Die Breen fordern die Auslieferung von Moll, Präsidentin T’Rina wägt ab und entschließt sich für die Auslieferung. Moll wird auf das Breen-Schiff gebeamt.

Springerstiefel, Schlagstöcke. So voll klischeemäßig eben

Dankeschön, Jett Reno, für diese knappe Zusammenfassung der Breen. Star Trek: Discovery Staffel 5 gönnt sich gern mal einen selbstironischen Moment. Simpler könnten die Koordinaten der Breen kaum sein. Gesichtslos, gewaltbereit, lieber schießen als verhandeln. Sie kolonisieren, massakrieren und verwüsten munter quer durch die Galaxis und konkurrieren untereinander um den Herrscherposten. Nein, originelle Antagonisten sind sie nicht, müssen sie auch nicht sein, denn wichtiger ist, was sie auf der Gegenseite bewirken. Da steht die gesamte Führungsriege, Admiral Vance, Botschafterin T’Rina, Commander Nhan, Captain Michael Burnham und erster Offizier Rayner und muss ein gemeinsames Vorgehen finden. Ohne die Grundsätze der Föderation zu verraten und ohne sich von den Breen entweder einschüchtern oder in die Eskalation schubsen zu lassen. Rayner ist vorhersehbarerweise ein Hardliner, der prompt von T’Rina einen Anranzer wegen fremdenfeindlicher Sprüche kassiert. Dabei hat er nur Recht: die Breen halten Verhandlungen für Zeitverschwendung. Geübte Diplomaten wissen: Auch mit solchen Gegnern kann man verhandeln, man braucht allerdings eine Position der Stärke, um sie an den Verhandlungstisch zu kriegen. Egal, ob die real oder nur vorgetäuscht ist. Nun ist das Problem mit den Breen noch lange nicht gelöst, aber das Föderationsteam schlägt sich auf jeden Fall wacker.

Ihr habt nicht gelebt, wenn ihr nicht meinen Seven of Limes probiert habt

Noch ein Spruch von Reno. Sie kann nämlich auch Cocktails mixen. Wer einen steinerweichenden Star Trek-Kalauer entdeckt, darf ihn behalten und übers Bett hängen. So ganz nebenbei erfahren wir, wie ihre abwechslungsreiche berufliche Laufbahn vor ihrer Tätigkeit auf der Discovery aussah. Wer hätte gedacht, dass der Hinweis auf das verlorene Manuskript ausgerechnet von Reno kommt, weil sie mal Bücherschmugglerin war? Und wer freut sich nicht über so einen kleinen Charaktermoment, der liebenswert-schnörkelig-überflüssig dennoch die Geschichte weiterbringt? Auf der ernsthaften Seite hat Rayner einen ganz ähnlichen Moment. Die Backstory von seinem von den Breen massakrierten Planeten erklärt seine „Erst Schießen, dann Reden“-Mentalität. Prima, der Mann kommt uns noch ein wenig näher. Seine hässlichen Erfahrungen mit den Breen liefern aber auch genug Details, um Michaels Bluff glaubhaft erscheinen zu lassen. Zwei Fliegen, eine Klappe. Book fühlt sich als fünftes Rad am Wagen? Ja, das geht ihm schon die ganze Staffel so und Stamets hat Verständnis. Aber er hat doch empathische Fähigkeiten, so wie die Betazoidin, die an der Gestaltung der Hinweise beteiltigt war? Prima, dann kann er ja etwas erfühlen, was die Schatzsuche voranbringt! Schön, wie sich Folge 7 auf viele Figuren und viele kleine Details konzentriert und doch das große Ganze im Auge behält.

Fazit

Eine Politik-Folge. Wo die Föderation zeigen muss, dass sie zwar aus lauter toleranten, friedlichen Gutmenschen (öhm… vielleicht eher speziesneutral formuliert, aus Gutwesen) besteht, aber sich trotzdem nicht von skrupellosen Weltraum-Haudraufs die Butter vom Brot nehmen lässt. Oder angesichts der Bedrohung in genau die Verhaltensmuster verfällt, die der Gegner vormacht. Michael Burnhams Bluff wirkt zwar ein wenig hastig aus dem Hut gezaubert, aber es funktioniert. Und wieder trägt fast jeder etwas bei und hat seinen kleinen Moment im Rampenlicht. Wobei sich die Frage stellt: Warum schafft es Star Trek: Discovery immer wieder, für verschiedenste Figuren kleine, charmante, sogar anrührende Dialoge zu bringen, nur für Moll und L’ak nicht? Folge 7 hat einen großen, tragischen Moment für sie und sie bleiben so hölzern und uninteressant wie eh und je. Schade.

© Paramount

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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