Star Trek: Picard (Folge 1×02)
„Karten und Legenden“ heißt die zweite Folge von Star Trek: Picard und wie in der ersten Folge geht es ordentlich weit in die Star Trek-Vergangenheit, bevor es richtig losgehen kann. Gespickt mit Easter Eggs wie die erste Folge, holt die zweite gleich zwei aus dem Star Trek-Universum wohlbekannte Völker mit ins Boot: die Romulaner und die Borg. Spitzohrig und geheimniskrämerisch die einen, gefährliche Kollektivwesen die anderen. Da braucht der Star Trek-Newbie eine Menge Nachhilfe.
Als Einstieg ein Rückblick auf die Geschehnisse auf dem Mars 14 Jahr zuvor, über die in Folge 1 referiert wurde. Auf der Flottenwerft machen sich die menschlichen Mitarbeiter gern auf recht unsympathische Weise über ihre Androiden-Kollegen lustig, die weder Sarkasmus noch Wortspiele verstehen. Aber das kann nicht der einzige Grund sein, warum der Android F8 die Anlage sabotiert, die Menschen tötet und sich dann selbst zerstört. Auf der Erde versucht Jean-Luc Picard, Licht in die Hintergründe um Dahjs plötzliches Auftauchen und ihre Ermordung durch romulanische Agenten zu bringen. Unterstützt wird er dabei von Laris (Orla Brady, American Horror Story) und Zhaban(Jamie McShane, Gone Girl), seinen romulanischen Mitbewohnern/Dienstboten, die offenbar einst Agenten im romulanischen Geheimdienst Tal Shiar waren und eine Menge über die romulanische Neigung zu düsteren Geheimnissen und Abscheu vor künstlichem Leben zu berichten haben. Weitere Puzzlestücke steuert die Androidenforscherin Dr. Agnes Jurati (Alison Pill, Snowpiercer) bei: Dahj und ihre Zwillingsschweser Soji sind vor drei Jahren mit falschen Erinnerungen an eine menschliche Identität ausgestattete Androide, erschaffen von Dr. Bruce Maddox in dem Versuch, den einst in einer Explosion umgekommenen Mr. Data zu rekonstruieren. Datas Töchter, sozusagen. Für Picard ist der Weg nun klar: Ein Raumschiff besteigen, Dr. Maddox finden, Soji beschützen. Aber die Sternenflotte lässt ihn bei seiner Bitte um das Kommando über ein Raumschiff jämmerlich abblitzen. Wie gut, dass irgendwo in der Wüste eine alte Bekannte sein Problem lösen kann… Währenddessen hat der romulanische Spion Narek (Harry Treadaway, Penny Dreadful) Soji (Isa Briones, American Crime Story) ausfindig gemacht. Auf einem verlassenen Borg-Würfel ist sie Teil eines bunt zusammengewürfelten Teams, das Borg-Technologie erforscht. Sein Auftrag hat ihn schon bis in ihr Bett gebracht, aber die Ausbeute an ergründeten Geheimnissen ist noch minimal.
Noch mehr Baustellen, noch mehr Hintergrundinformationen
Folge 2 verteilt sich über viele Baustellen: Der Androidenaufstand. Der romulanische Geheimdienst und seine allergeheimste Abteilung, die Zhat Vash. Deren Unterwanderung der Sternenflotte. Mr. Datas mögliches Fortleben in den Androiden-Zwillingen Dahj und Soji und Dr. Maddox‘ Rolle dabei. Die Erforschung von Hinterlassenschaften der Borg. All das erfordert jede Menge Erklärung, manchmal bekommt man eher zu viel davon, manchmal verwirrend wenig. Und dann auch noch einen sehr techniklastigen Vortrag über die Spurensuche-Methoden romulanischer Agenten an einem Tatort, wo andere romulanische Agenten eigentlich alle Spuren verwischt haben. Puh. Immerhin, es kommt raus: Laris ist ganz schön clever. Und sie findet was. Und ein Arzttermin für Picard, wo nachEinigem an Dialog herauskommt, dass er eine bereits früher festgestellte Gehirnkrankheit hat. Handlungstechnisch lässt das alle Türen offen: Die Krankheit kann ihn irgendwann ereilen, in der nächsten Folge oder erst am Ende von Staffel X. Das ist eine Menge zu verdauen und anders als in der ersten Folge hat es Momente, wo es frustrierend ist, so viel Wissen um die Ohren gehauen zu bekommen und trotzdem nicht zu wissen, was eigentlich los ist.
Noch mehr Picard-Momente, noch mehr liebenswerte Details
Zum Glück gibt es zwischen all diesen Informationsklötzen auch wieder Szenen, in den Patrick Stewart glänzen kann. Ganz klein, wenn er den Zorn der überbehütenden Laris erregt und darüber nachdenkt, wie die Weinlese mit der anstehendne Weltraummission zu vereinen ist. Hübsch selbstreferentiell, wenn die Androidenforscherin ausgerechnet einen Band Asimov in der Hand hat und Picard dazu kommentiert, er habe nie etwas mit Science Fiction anfangen können, er versteht es einfach nicht. Oder ausführlich, wenn Picard das melancholische Schicksal aller alten, einst erfolgreichen Männer teilt: am ehemaligen Arbeitsplatz erkennen einen die ganz Jungen schon nicht mehr und die Nachfolger lassen einen alten Mann, der mit der Haltung eines ehemaligen Chefs auftritt, gnadenlos seine Machtlosigkeit spüren. Da nützt es ihm auch nichts mehr, dass in der Lobby ein Hologramm der Enterprise schwebt.
Noch eine informationslastige Folge. Diesmal allerdings zäher als beim ersten Mal und in der Mischung von Informations-Overload einerseits und bewussten Informationslöchern andererseits frustrierend für den Star Trek-Anfänger, dauernd hatte ich das Gefühl, ich hätte nicht alles mitbekommen oder würde alles viel besser verstehen, wenn ich nur Folge X und Y von Staffel Z gesehen hätte. Was vermutlich gar nicht so ist, weil vieles bewusst noch unter Verschluss gehalten wird. Also auch für Kenner der Materie nicht zu entschlüsseln ist, sonst würden die es ja schon vor dem ganzen Internet ausplaudern. Aber bittebitte, kann Picard endlich ins Weltall starten?
Huehuehue.