Star Trek: Picard (Folge 2×05)

So langsam könnte Star Trek: Picard in Staffel 2 mal damit herausrücken, was eigentlich passieren muss, damit die Welt nicht dereinst in einer fiesen Diktatur endet. Folgen 1 bis 4 haben sich mühsam an das Problem herangerobbt, mit allerlei Umwegen, Nebenschauplätzen und Täuschungsmanövern. Zur Staffelmitte sollte allerdings langsam mal Butter bei die Fische. “Flieg mich zum Mond” heißt Episode 5 in Anlehnung an einen Frank Sinatra-Song und schubst damit die Aufmerksamkeit auf die bereits angeteaserten Anfänge der Raumfahrt im 21. Jahrhundert, die einmal die Sternenflotte, wie wir sie aus etlichen Staffeln Star Trek kennen, hervorbringen werden. Oder auch nicht, wenn Q daran herumpfuscht.

Inhaltsangabe

Eine Astronautin hat mit wachsenden Komplikationen zu kämpfen und Houston ist bei dem Problem nur bedingt hilfreich. Das könnte tödlich enden, doch … es ist nur eine Simulation und Renée Picard, die Astronautin, die für ihre erste großen Mission im All trainiert, ist mit den Nerven fertig. Picard findet sich in einer geschmackvoll eingerichteten Wohnung wieder, wo ihn die Wächterin hingebeamt hat, um sich ausführlicher mit ihm zu unterhalten. Nein, sie ist nicht Laris, ihr Name ist Tallinn und ihre Aufgabe ist es, nicht Jean Luc Picard zu schützen, sondern seine Vorfahrin Renée Picard. Eben jene zweifelsgeplagte junge Astronautin, hochbegabt und depressiv, deren Therapeut sie auch noch in ihren Ängsten bestärkt. Kein Wunder, es ist Q. Seine verhängnisvolle Manipulation an der Vergangenheit, die es zu verhindert gilt, ist offenbar, Renée daran zu hindern, ins All zu fliegen, schlussfolgert Picard. Anderorts befreien Raffi und Seven Rios. Ein Genetiker namens Dr. Adam Soong ist verzweifelt: seine Tochter Kore leidet an einer genetisch bedingten Hyperempfindlichkeit gegen Staub und Sonnenlicht, die ihr Leben bedroht. Und jetzt ist ihm auch noch Approbation entzogen worden. Q bietet ein Heilmittel an, doch er erwartet eine Gegenleistung. Die Borg-Königin, die es nicht geschafft hat, Agnes auf ihre Seite zu ziehen, versucht es mit Erpressung: Sie manipuliert den Zugriff auf das Schiff, ruft die Polizei und macht einen Polizisten zu ihrer Geisel, um so Agnes zu zwingen, sich von ihr assimilieren zu lassen. Agnes erschießt sie. Picard, seine Crew und die etwas zögerliche Tallinn arbeiten einen Plan aus, um Renée vor Q zu schützen: Vor dem Start ins All muss sich Renée in Quarantäne begeben, doch vor der Quarantäne ist noch ein Empfang, an dem sie teilnehmen muss. Nichts wie hin! Aber da die Sicherheitsvorkehrungen mit Gesichtserkennung arbeiten, muss jemand zunächst das Sicherheitssystem hacken, bevor Picard und Crew sich unter die Gäste mischen können. Ein Job für Agnes! Die erscheint bei dem Empfang, wird als Eindringling erwischt und in Handschellen in den Kontrollraum gebracht. Genau da, wo sie hinwollte, um sich an den Rechnern zu schaffen zu machen. Allerdings war der Schlagabtausch mit der Borg-Königin doch anders abgelaufen, als sie zugegeben hat. Ja, sie hat geschossen und ja, das Wesen ist tot. Aber vor dem Tod ihres Körpers hat die Borg-Königin sich doch noch in Agnes’ Seele eingenistet und ist nun ihre ständige Begleiterin.

 

Ich bin das sanfte Flattern eines Schmetterlings

Ach, Q. Immer diese bedeutungsschwangeren Sätze inmitten von Geheimnis-Nebel. Immerhin, jetzt ist die Katze aus dem Sack. Eine Katze. Aus einem Sack, Q legt gerade mit seinem Versuch, einen erpressbaren Wissenschaftler zu umgarnen, einen weiteren Katzensack an. Aber davon später. Renée Picard also. Die schon in Folge 1 als Pionierin der Raumfahrt erwähnt wurde. In Folge 4 war sie auch schon da, das war die nichtsahnende Blondine, bei der Qs Fähigkeiten versagten. Die Astronautin in Nöten zu Beginn der Folge ist auch noch namenlos, bis Tallinn in der Rolle des Erklär-Bärs alles zusammenführt. Jean Lucs Vorfahrin Renée. Für den versierten Kanon-Kenner ein Osterei: René Picard, mit einem E, gibt es schon, das war Jean Lucs kleiner Neffe. Nun die Großtante mit Doppel-E. Wenn sie nicht zum Jupiter-Mond Europa fliegt, dann hat Q gewonnen. Hübsch gemacht, wie da ein Informationskörnchen nach dem anderen ausgestreut wird, bis sie Folgen später erblühen. Wobei die Frage, was genau Picard und Crew tun müssen, noch lange nicht geklärt ist. Erst einmal bewirkt der Informationsbrocken die Planung eines klassischen Star Trek-Manövers: Beamt euch an den Ort des Geschehens und mischt euch unauffällig unters Volk. Das birgt Comedy-Potenzial für die nächsten Folgen.

Verwirrspiel mit bekannten Gesichtern

Die Kunst der Rollenbesetzung. Was wäre Tallinn für eine langweilige Figur, wenn sie nicht von Orla Brady gespielt würde. Gefunden werden, Information rüberschieben, raus aus dem Handlungsfluss. So schnappt der Zuschauer einen kurzen Moment nach einem enorm leckeren Häppchen Andeutung, das sofort eine kleine Fan-Theorie in Gang setzt. Was, wenn Laris Picards ganz persönlicher Schutzengel durch die Weiten von Raum und Zeit wäre? Hach … da möchte man sich doch gleich hinsetzen und eine Fanfic anfangen. Reingefallen! Ähnlich große Augen macht man, wenn da ein Forscher aussieht wie Brent Spiner (Star Trek: The Next Generation). Das ist doch Dr. Soong aus Staffel 1.! Moment, falsches Jahrhundert und er heißt Adam, nicht Altan. Und seine todkranke Tochter Kore sieht aus wie die Androidin Soji, die wir in der ersten Folge getroffen haben. Kein Wunder, es ist Isa Briones. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, wer mag, kann mal in einem Star Trek-Wiki den Begriff “Soong” suchen. In welche Richtung das deutet, ist nicht so offensichtlich wie die falsche Fährte, auf die Orla Brady uns führt, aber es gibt den Szenen um Qs Versuche, eine unwillige Zielperson zu ködern eine Riesenportion Bedeutung mit auf den Weg.

Fazit

So langsam entwickelt sich Star Trek: Picard zu einer Serie, die erst beim Zweit-Watch richtig Spaß macht. Nicht, dass es beim ersten Mal nicht unterhaltsam wäre. Aber da wird so viel mit des Zuschauers Unkenntnis, Vorwissen und Mutmaßungen herumgespielt, dass sich das kuschelige Gefühl, die Hinweise entdeckt und die Zeichen richtig gedeutet zu haben, bei mir erst beim zweiten Mal einstellt. Aber das Bedürfnis, jede Folge zweimal anschauen zu wollen, was wahrlich nicht jede Serie bei mir auslöst, weist schon mal darauf hin, dass Staffel 2 eine Menge richtig macht.

© Amazon Prime Video

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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