Star Trek: Picard (Folge 3×02)

Star Trek: Picard Staffel 3 nimmt zügig Fahrt auf. Gefahren werden gefährlicher, Ermittlungen undurchsichtiger. Genau so sollte das in einer zweiten Folge sein. Aber Folge 2 hat auch zwei Überraschungen parat. Die eine wurde von den Fans schon sehnlich erwartet. kommt also zwar abrupt, aber nicht wirklich überraschend. Die andere erwischt sowohl Ex-Admiral Picard als auch seine Fans ganz unterwartet.

Inhaltsangabe

Zwei Wochen zuvor: Der junge Mann, den wir in Folge 1 als Beverly Crushers Sohn kennengelernt haben, zieht die unerwünschte Aufmerksamkeit der Fenris Ranger auf sich, die sein Schiff durchsuchen. Ja, er hat medizinische Hilfsgüter für von Warlords und Pandemie bedrohte Zivilisten dabei. Aber auch jede Menge Alkohol und Waffen. Die Ranger nehmen sein Bestechungsangebot gern an, beschließen aber auch, eine Person zu benachrichtigten, die sie “die gebrandmarkte Frau” nennen. 

Gegenwart: An Bord der Eleos liegt die schwer verletzte Beverly Crusher bewusstlos im Medi-Pod, während Riker und Picard Jack Crusher gegenüberstehen, der über die Hilfsaktion so gar nicht erfreut ist. Denn seine Verfolger haben ihn nun gefunden, ihr klauenartiges Raumschiff ist der Eleos turmhoch überlegen. Eigentlich könnte Captain Shaw mit der USS Titan eingreifen, aber der sperrt sich, an Picards und Rikers unvorsichtiger Rettungsmission für einen gesuchten Verbrecher mitzuwirken. Bis er doch alle im letzten Moment an Bord beamt. Es kommt zu Verhandlungen mit dem Gegner: Vadic ist eine ältere Frau mit Narben im Gesicht, die die Auslieferung von Jack Crusher fordert. Ein stummer Blickaustausch zwischen der gerade erwachten Beverly und Picard sagt alles: Jack ist ihr gemeinsamer Sohn. Da kann von Auslieferung keine Rede mehr sein. Picard lässt die USS Titan mit Höchstgeschwindigkeit davonflitzen, hoffentlich schnell genug, um Vadic zu entkommen.

Raffi hadert mit ihrer Kontaktperson. Da hat sie gerade erst angefangen, die Hintergründe für den Anschlag auf des Rekrutierungsgebäude der Sternenflotte aufzudecken und schon werden die Ermittlungen eingestellt und ein Schuldiger benannt, der kaum der Täter sein kann. Sie beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln. Über ihren Ex-Mann kann sie den Kontakt zu einem zwielichtigen Ferengi namens Sneed aufnehmen. Doch als ihre Tarnung auffliegt, wird sie in letzter Sekunde durch einen aus der Dunkelheit auftauchenden Schwertkämpfer gerettet. Es ist Worf, der Klingone, einst Crew-Mitglied der Enterprise unter Captain Picard, nun ihr Kontaktmann bei ihren Undercover-Einsätzen.

Jack, ich bin dein Vater!

So, so. Nachdem Jean-Luc Picard einst Staffel um Staffel ohne Liebesgeschichte auskam und Star Trek: Picard in Staffel 2 ausführlich an den Kindheitstraumata herumanalysierte, die zu lebenslanger Bindungsscheu führten, hatte er nun doch etwas mit der Schiffsärztin. Was zur Geburt eines Sohnes führte. Die ganze Folge hindurch wird mit dem Zaunpfahl gewunken, Riker macht immer wieder überdeutliche Bemerkungen, doch an Picard gleiten sie ab, während der Zuschauer schon beginnt, hibbelig zu werden. Dass es dann zum Schluss ein stummer Blickwechsel zwischen Beverly und Jean-Luc ist, der die Dinge klärt, ist nach all der bemühten Offensichtlichkeit der Hinweise schön gemacht. Obwohl eigentlich das Aus dem Hut Ziehen von bislang unbekannten Nachkommen ein eher plumper Trick ist, der nach Fanfiction riecht. Aber okay. Dann eben Picard und Picard Junior. Viel interessanter als die Frage, wer der Vater ist, ist jedoch die Frage: Wer ist der Sohn? Was ist Jack Crusher für einer? Ein charmanter Tunichtgut, der gern fünfe gerade sein lässt? Mit dem lässigen Schurkencharme eines Han Solo und jugendlich-rebellischer Verachtung für Regeln und Autoritäten? Oder ein zynischer Mistkerl, der medizinische Hilfseinsätze als Tarnung für kriminelle Machenschaften nutzt? Und wie ist seine Mutter in seine Machenschaften verwickelt? Da hat der Rest der Staffel noch eine Menge Material, das es aufzurollen gilt.

Lauter reizende alte Damen?

Es fällt erst auf, wenn man sie zählt. Raffi Musiker. Beverly Crusher. Seven of Nine alias Annika Hansen. Laris. Vadic. Normalerweise kann man gute Rollen für Frauen über 40 mit der Lupe suchen. Hier findet man gleich fünf in nur zwei Folgen. Und alle machen ihre Sache großartig und sehen dabei auch noch richtig gut aus. Da wirkt die einzige jüngere Frau, Fähnrich Sidney La Forge, wie ein unreifes Küken. Was sie ja auch ist. Okay, in einer Serie um Jean-Luc Picard im Rentenalter müssen seine Weggefährtinnen auch entsprechend gealtert sein. Aber auch die nicht-kanonische Schurkenrolle ist so besetzt. Vadic pafft Zigarren, fordert, erpresst, lacht dabei diabolisch und plaudert über Vogelkunde, wenn es eigentlich um Gewaltandrohung geht. Alles, was ein ordentlicher Bösewicht im Repertoire haben sollte. Doch es kriegt einen ganz besonderes Twist, wenn all diese klassischen Schurkensprüche aus dem Mund einer schmächtigen älteren Frau mit Kleinmädchen-Lachen kommen. Ein richtig gute Idee, die Rolle mit Amanda Plummer (Pulp Fiction) zu besetzen.

Fazit

Worf, Klingonen-Schwertkampf und aneinander rummsende Raumschiffe. Das könnte schon reichen, um den Fan glücklich zu machen. Auch wenn es sich dann ab und zu etwas hinzieht, kommen mit Jack Crusher und Vadic zwei neue Figuren hinzu, die neugierig auf weitere Entwicklungen machen. Und nicht zu vergessen, Captain Shaw, der heldenhaft die Rolle des Deppen übernimmt, der sich dem Guten kurzsichtig in den Weg stellt und immer wieder den offensichtlich falschen Weg einschlägt. Das muss man erst einmal mit so viel Würde hinkriegen wie Todd Stashwick (12 Monkeys (Fernsehserie)).

© Paramount

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