Star Trek: Picard (Folge 3×05)

Aus dem Weltraumkraken-Kreissaal entkommen, Wechselbalg enttarnt. Jetzt ist erst einmal Ruhe vor dem nächsten Abenteuer bei Star Trek: Picard? Weit gefehlt. Es geht ohne Atempause in die nächste Runde, denn die Wechselbälger haben noch so einige Asse im Ärmel. Und Picard trifft auf eine weitere alte Bekannte aus den Zeiten von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert. Damit kann man den Fan immer wieder glücklich machen.

Inhaltsangabe

Jack Crusher in Sternenflotte-Uniform, der die Besatzung auf der Brücke niederschießt. Nicht die Realität, sondern eine Vision, die ihn immer wieder quält. Verbunden mit rotem Leuchten in seinen Augen, rotem Adergewebe, das sich über Wände und Opfer verteilt und einer Stimme, die ihm zuraunt “Komm nach Hause…”

Riker gibt das Kommando an Liam Shaw zurück, Seven of Nine wird wieder zum ersten Offizier und Picard und Riker machen sich darauf gefasst, sich vor der Sternenflotte dafür verantworten zu müssen, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen die USS Titan gekapert und in höchste Gefahr gebracht zu haben. Da taucht auch schon die USS Intrepid auf und die Offizierin, die an Bord der Titan kommt, um Picard zur Rede zu stellen, ist niemand anderes als die Bayoranerin Ro Laren, einst Crew-Mitglied der Enterprise, bis sie zu einer Widerstandsgruppe überlief und Picard damit schwer enttäuschte. Die beiden haben also eine Menge miteinander zu klären. Nicht zuletzt die Frage, ob einer von ihnen ein Wechselbalg ist, denn Beverly Crusher hat festgestellt, dass die Wechselbälger sich weiterentwickelt haben und mittlerweile Menschen so täuschend echt darstellen können, dass sie durch herkömmliche Erkennungsmethoden nicht mehr zu enttarnen sind. Doch da Picard und Ro so viel emotionsbeladene gemeinsame Vergangenheit teilen, können sie ausschließen, dass ihnen jeweils ein Betrüger gegenüber sitzt und Ro bekennt, dass sie schon lange Informationen über Wechselbalg-Infiltrationen gesammelt hat. Offenbar ist die Sternenflotte bis in die höchsten Ränge unterwandert worden, auf jedem Schiff könnten Wechselbälger unterkannt ihr Unwesen treiben. Sie übergibt Picard ihren Ohrring, der ihre gesammelten Ermittlungsakten enthält und rät ihm, so schnell wie möglich zu fliehen. Auf dem Weg zurück zur Intrepid platzieren als Sternenflotte-Offiziere getarnte Wechselbälger eine Bombe an ihrem Shuttle. Sie steuert das Shuttle auf ein Triebwerk der Intrepid zu, wo es explodiert.

Jack Crusher, von Seven of Nine zur Tarnung in eine Sternenflotten-Uniform gesteckt, versucht, sich von der Titan wegzubeamen. Doch er wird von vier Offizieren aufgehalten, die er alle niederschießt. Alle vier waren Wechselbälger, doch das war ihm gar nicht klar. Seine Mutter macht sich Sorgen.

Raffi und Worf üben sich im Schwertkampf und überlegen, wie sie weiter vorgehen. Denn auch Worf hat eine unbekannte Kontaktperson und die hat ihm untersagt, im Daystrom Institut zu ermitteln. Also versuchen sie es noch einmal in der Unterwelt, diesmal bei dem vulkanischen Gangster Krinn. Der rückt nach allerlei Drohgebärden schließlich mit Informationen heraus, wie man die das Daystrom Institut schützende KI austricksen kann und es klärt sich auch, wer Worfs Kontaktperson ist: niemand anderes als Ro Laren.
Die Intrepid macht sich bereit zum Angriff auf die Titan. Captain Shaw zögert, doch dann saust die Titan mit Warpgeschwindigkeit davon, bevor die Geschosse der Intrepid einschlagen können.

Wie man einen Wechselbalg enttarnt – Extended Version

Die Wechselbälger haben deutlich an Potenzial gewonnen. Einst recht schlichte Glibbermonster, die zwar das Überraschungsmoment zu nutzen wissen, aber im richtigen Moment zu Wackelpudding zerlaufen. Aber ganz so einfach ist das nicht mehr. Nun kann man auch die neuen, verbesserten Wechselbälger immer noch mit einer gezielten Frage enttarnen. Etwa “Erinnerst du dich noch an unseren kleinen Hund? Ja? Aber wir hatten doch nie einen Hund!” So einfach ging das noch in Folge 4. In Folge 5 macht sich Staffel 3 die Sache schon nicht mehr so leicht. Da müssen sich Picard und die Offizierin mit der akkuraten Gundel Gaukeley-Frisur erst ausführlich beschnuppern und tief in gemeinsame Erlebnisse und alte Konflikte eintauchen, bis sie den Verdacht, das Gegenüber könnte ein Wechselbalg sein, ausräumen können. Es wird sogar hübsch angetäuscht: ist der Schnitt in die Hand ein Beweis oder ein besonders perfider Trick des weiter entwickelten Wechselbalgs, der auch Blut vorweisen kann? Ist der fehlende Ohrring ein Schnitzer des ahnungslosen Wechselbalgs oder steckt etwas anderes dahinter? Der Dialog, der sich aus dieser Situation entspinnt, hat auf jeden Fall so viel emotionale Tiefe wie Picards Aussprache mit Beverly. Leider funktioniert er nicht so gut, es sei denn, der Zuschauer kennt die entsprechenden Folgen aus Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert. Ein Paar, dass sich nach Jahrzehnten wieder trifft, das ist universell nachvollziehbar. Aber die Loyalitätskonflikte, die Ro Laren und Picard umtreiben, sind viel mehr in der Vergangenheit verwurzelt. Wer es versäumt hat, Folge 24 von Staffel 7 zu sehen, bekommt zwar eine Menge Informationen und eine Menge aufgestaute Emotionen, ohne wirklich davon berührt zu sein.

Ein guter Tag zum Sterben?

Ja, das sagt Worf wirklich. Da hat sich wahrhaftig jemand getraut, ihm einen so monumentalen und seit Jahrzehnten durch die Popkultur genudelten Satz in den Mund zu legen. Und es passt auf Worf und auf das ganze Schwertkampf-Mystizismus-Gehabe wie die Faust aufs Auge. Ganz großes Kino oder Fanfiktion-Kitsch der Spitzenklasse? Schwer zu sagen. Und dann ist es nicht einmal ernst gemeint, denn – ellabätsch! – Worf stirbt gar nicht den Heldentod. Es war eine List unter Anwendung einer mystisch unterfütterten Totstelltechnik. Das beschert dem Zuschauer einen jener Glücksmomente, wo der Grundsatz “You can’t have the cake and eat it.” außer Kraft gesetzt wird und man eine epische Todesszene UND ein munteres Überleben gleichermaßen geniessen kann. Was Spaß macht, aber auch ein recht billiges Vergnügen ist. Aber an Worfs und Raffis Streifzug durch die Welt der Kampfkunst-Klischees ist ohnehin kaum etwas ernst gemeint. Schade nur, dass ihr Gegner nicht so richtig gute Figur macht. Nur weil eine Figur in jedem Satz das Wort “logisch” fallen lässt, ist das noch kein überzeugender Vulkanier.

Fazit

Eine echte Todesszene einer Figur, die man gern noch länger gesehen hätte und eine angetäuschte Todesszene eines Publikumslieblings. Mal tragisch ernst, mal augenzwinkernd ironisch. Eine gute Mischung, die Folge 5 da präsentiert. Apropos ironisches Augenzwinkern: Captain Shaw ist wieder einmal zum Küssen, wenn er nach all den Katastrophen und Vergangenheitstraumata wieder bei seinem patzig-schadenfrohen Selbst angekommen ist und fröhlich trällernd eine ganze Reihe von alten Folgen zitiert, in denen Picard und Riker die Galaxis erst einmal ordentlich in Gefahr gebracht haben, bevor sie zur Rettungsmission ausrückten. So machen Ostereier Spaß. Während der Auftritt von Ro Laren trotz großer Gefühle eher etwas für Kenner der Materie ist.

© Paramount

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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