Star Trek: Picard (Folge 3×06)
Star Trek: Picards Staffel 3 geht in die zweite Hälfte und nun sollte das Rätselraten um Wechselbälger, Verschwörungen und Handlungsstränge ohne Berührungspunkte mal aufgelöst werden, damit die Reststaffel Kurs aufs Finale nehmen kann. Aber zuvor gibt es noch Wiedersehensfreude und Nostalgie bis zum Abwinken. Und einen Kampf-Tribble mit spitzen Zähnchen unter all der Flauschigkeit.
Inhaltsangabe
Vadic ist aus der Gravitationsfalle entkommen und auf der Spur der Titan. Auch die Sternenflotte verfolgt die Titan, denn die Wechselbälger haben die Schuld an Ro Larens Tod und der Beschädigung der Intrepid der Besatzung der Titan in die Schuhe geschoben.
Beverly Crusher hat ihren Sohn untersucht und weiß jetzt, was hinter seinen Halluzinationen steckt. Die gleiche Krankheit, unter der auch Picard litt und die er seinem Sohn vererbt hat.
Ro Larens zwei verlässliche Agenten sind Worf und Raffi, die an Bord der Titan kommen um ein Eindringen in die Daystrom Station, dem auf einer Raumstation beheimateten Geheimarchiv der Sternenflotte zu planen. Denn dass die Portalwaffe, die Vadic so gern benutzt, nicht das Hauptziel war, sondern nur gestohlen wurde, um einen noch folgenschwereren Diebstahl zu verschleiern, gilt als erwiesen. Also müsste man vor Ort einen Blick in die Inventarliste werfen, die dort irgendwo abgespeichert ist. Die Titan setzt Raffi, Worf und Riker auf der Daystrom Station ab, kann aber nicht bleiben, weil sie verfolgt wird. Die drei verschaffen sich mit dem vom vulkanischen Gangster Krinn erbeuteten KI-Überlistungs_Gerät Zugang und stöbern in Relikten aus der Star Trek-Vergangenheit, bis sie eine neue Version des Androiden Data finden, der offenbar die gesuchte Inventarliste abgespeichert hat.
Die Titan flüchtet zum Raumschiffmuseum der Sternenflotte, das von Geordi La Forge, Vater von Sidney und Ex-Crew-Mitglied von Picard geleitet wird. Picard bittet um Hilfe, La Forge verweigert sie zunächst aus Sorge um seine Tochter. Jack Crusher und Seven of Nine fachsimpeln über die Exponate und bewundern einen klingonischen Bird of Prey. Den mit der erstaunlichen Tarnvorrichtung. Sidney hat eine Auseinandersetzung mit ihrem besorgten Vater und Jack Crusher hat eine Idee. Um die Titan zu tarnen, könnte man doch die Tarnvorrichtung aus dem Bird of Prey… So getarnt, kann die Titan zur Daystrom Station zurückkehren und Worf, Raffi und Data in Sicherheit beamen, die von Wechselbälgern verfolgt werden. Riker bleibt zurück, um ihnen die Flucht zu ermöglichen und wird von Vadic gefangen genommen. Data, obwohl fehlerhaft und persönlichkeitsgespalten, liefert die entscheidende Information. Gestohlen wurde der Körper von Jean-Luc Picard.
Star Trek Memorabilia en Gros
Von allen Star Trek: Picard-Staffeln ist Staffel 3 am meisten in der Vergangenheit verwurzelt. Folge 6 stopft noch einmal eine Extraportion Erinnerungsstücke in 52 Minuten. Picard, Riker, Crusher, La Forge, Worf, Data: die alte Crew von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert ist jetzt komplett versammelt. Begrüßungen, Umarmungen, Annäherungen. Das macht einer bestimmten Sorte Fan Herzklopfen und Gänsehaut, geht aber gewaltig in die Breite. Was Zuschauer, die nicht seit Jahrzehnten auf ein Crew-Klassentreffen gewartet haben, angesichts der anstehenden Probleme (Wechselbalg-Verschwörung! Geheimnisdiebstahl!) eher ungeduldig macht. Und auch die neuen Schauplätze wirken wie Teile eines Star Trek-Theme Parks, mit Museum und Geisterbahn. Wer sich für die klassischen Retro-Linien von Captain Kirks Enterprise begeistern kann, der wird hier glücklich, wer all diese Raumschiffe nicht voneinander unterscheiden kann, der wundert sich höchstens, warum die Fanboy-Dialogzeilen ausgerechnet Jack Crusher in den Mund gelegt werden, der doch so mit Papas Vermächtnis hadert. Kampf-Tribbles sind lustig, aber ein Moriarty-Hologramm lässt wohl die meisten unbedarften Zuschauer ratlos, war das nicht ein Gegner von Sherlock Holmes? Wie kommt der denn ins Star Trek-Universum? Tja, Kinder, so ergeht es denen, die nicht aufgepasst und ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben!
Der unkaputtbare Mr. Data
Keine Staffel Star Trek: Picard ohne Brent Spiner in verschiedensten Rollen. Denn der von ihm verkörperte Android Mr. Data war eine so zentrale Figur von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert, dass man sie auch nach mittlerweile zwei großen Todesszenen nicht gehen lassen mag. Ursprünglich starb Mr. Data, weil Schauspieler altern, ein Android das aber nicht tut und diese Schieflage dem Schauspieler wie den Autoren Sorgen bereitete. Die Falle dabei: Androiden altern ebenso wenig, wie sie sterben. Irgendwo gibt es immer noch eine verborgene Sicherungskopie, die man bei Bedarf hervorkramen kann. Datas herzergreifende zweite Todesszene in Staffel 1 sollte solche Leichenfledderei eigentlich verbieten. Das muss den Autoren auch aufgefallen sein, denn sie lassen Picard zu Datas erneuter Wiederauferstehung sagen “Das tut weh!” Der neue, verbesserte und alterungsfähige Mr. Data ist allerdings ein kompliziertes Geschöpf, in dem die ganze Geschichte von Data und seinem Schöpfer, die sich über so manche Episode Raumschiff Enterprise erstreckt. Das alles aufzudröseln ist eher Aufgabe eines Star Trek-Nachschlagewerkes, für dem Moment reicht es, dass dieser Mr. Data viele Persönlichkeiten in sich vereint, die nicht alle so liebenswert sind wie der Mr. Data von einst. Da kann ein Schauspieler viel Spaß daran haben und da die Wechselbälger Picards Körper gestohlen haben, wird es passend zu einer bösen Version von Data wohl auch einen bösen Beinah-Picard geben. Hübsche Idee, sehr Star Trek-mäßig. Und doch …
Fazit
Pluspunkt: Vadic ist wieder da. Weiterer Pluspunkt: Bei all der Wiedersehensfreude der alten Herrschaften kriegt auch der Nachwuchs mal was zu tun, auch wenn die gemeinsame Diebestour von Jack und den La Forge-Schwestern eher am Rand vorkommt. Minuspunkt: die ausufernde Nostalgie, die das Tempo drosselt, nur die Kenner der Materie bauchpinselt und den Rest der Welt außen vor lässt. Wie wenn man zum Klassentreffen des LAGs mitkommt. Man bemüht sich nach Kräften, Teil des Ganzen zu sein, kontaktfreudig und aufgeschlossen den alten Geschichten anderer Leute zu lauschen, Anknüpfungspunkte zu finden und bleibt trotzdem außen vor.
© Paramount