Star Trek: Picard (Folge 3×08)

Die Brücke in Feindeshand! Zeit für alle vor Ort versammelten Veteranen vergangener Star Trek-Staffeln, zu Höchstform aufzulaufen, denn Star Trek: Picard Staffel 3 biegt auf die Zielgerade ein. Nur noch ein paar Folgen bis zum Staffel-Ende, um das Schiff zurückzugewinnen und das Geheimnis um die besonderen Fähigkeiten von Picard Junior und die finsteren Pläne der formwandelnden Blubberwesen zu lüften.

Inhaltsangabe

Vadic hat die Brücke der Titan in ihre Gewalt gebracht und droht nun mit Hinrichtung der auf der Brücke befindlichen Offiziere, wenn Jack Crusher sich nicht ihr ergibt. Jack versucht, mithilfe seiner Fähigkeit, in die Gedanken anderer einzudringen, einen der gefangenen Offiziere dazu zu bewegen, einen Code einzugeben, der ihm die Kontrolle über das Schiff zurückgeben könnte, doch der Versuch misslingt, Vadic weiß nun, dass er sich seiner Fähigkeiten bewusst ist. Da dieser Versuch gescheitert ist, könnte höchstens noch Data einen neuen Code entwickeln. Doch dazu muss die Trennung zwischen Data und Lore aufgehoben werden, von den beiden Persönlichkeiten wird eine die Oberhand behalten. Es scheint zunächst, als ob Lore sich durchsetzt, da die Data-Persönlichkeit ihm alle Data-Erinnerungen kampflos überlässt. Doch indem Lore Datas Erinnerungen in sich aufnimmt, wird er zu Data, bzw. die beiden Persönlichkeiten verschmelzen miteinander, sodass ein neuer Data entsteht, der alsbald die Kontrolle über das Schiff zurückgewinnt.

Riker und Deanna Troi, Gefangene an Bord der Würger, trösten einander und rekapitulieren das Scheitern ihrer Ehe, das wohl mit dem Verlust ihres Sohnes und dem gar zu unterschiedlichen Umgang mit Verlust und Trauer zu tun hatte. Worf befreit sie und bringt sie auf die Titan.

Vadic droht immer noch damit, ihre Geiseln zu töten. Jack beschließt, sich zu stellen. Doch er hat einen Plan. Auf der Brücke angekommen errichtet er ein schützendes Kraftfeld, Data öffnet eine Luke, durch die Vadic in den Weltraum hinausgesogen wird, wo ihr gefrorener Körper auf die Würger prallt und in Splitter zerbricht. Die Titan richtet die Geschütze auf die Würger und zerstört das Raumschiff.

Picards alte Crew, nun komplett versammelt, findet sich an einem großen Tisch zusammen und berät, wie es weitergehen soll. Deanna Troi versucht in einer Art Therapiesitzung mit Jack seine Traumbilder zu ergründen. Was verbirgt sich hinter der roten Tür?

Große Schurken brauchen große Abgänge

Wieder eine Folge mit großen Momenten für die Antagonisten. Vadic zieht diabolisch an ihrem Zigarillo, bedroht mädchenhaft kichernd hilflose Geiseln und schafft es, eine ganze Folge lang das Geheimnis, dessen Lüftung sie am Ende der letzten Folge so theatralisch angekündigt hatte, immer wieder nur anzustupsen und NICHT zu enthüllen. Und dann flutscht sie wohlverdientermaßen ins All hinaus und bekommt so eine große Todesszene, die ein Zurückschreiben von den Toten komplett ausschließt. Oder ausschließen sollte. Lore darf sich seinem Gegenstück Data stellen und einen zynischen Spruch nach dem anderen servieren, bis sein Triumph des bösen Willens unvermittelt in seine Niederlage umschlägt. Die aber, da wird Star Trek philosophisch, gar keine ist. Da hatte Darsteller Brent Spiner sicher viel Spaß dran.

Die Crew ist komplett

Jetzt sind sie wirklich alle wieder da. Jean-Luc Picard, Will Riker, Geordi La Forge, Worf, Deanna Troi, Beverly Crusher und Mr. Data. Also wieder eine Ensemble-Folge, wo Picard nur einer unter vielen ist. Jeder trägt etwas bei und jeder bekommt seinen Moment. Wobei das unterschiedlich gut funktioniert. Data ist rührend, Picard und Crusher als besorgte Eltern immerhin der Situation angemessen. Geordi La Forge ist allzu sehr für Sentimentales zuständig und Riker fürs Sprücheklopfen. Waren die früher auch schon so? Worf kommt gut, wenn er den weisen Kampfkunstmeister gibt, wenn er klingt wie aus einer Selbsterfahrungsgruppe zum Thema toxische Männlichkeit, äh … toxisches Klingonentum, wird es eher peinlich. Dass Riker und Troi ihre Eheprobleme ausbreiten … naja. Sicher, so ein bisschen seelischer Konflikt im Hintergrung ermöglicht Charaktermomente, drum hat wohl auch La Forge Probleme mit seinen Töchtern. Aber wenn das bedeutet, dass man gegen das anschreibt, was man gerade erst etabliert hat, wirkt es leider ein wenig billig. In Staffel 1 waren sie noch ein glückliches Paar, das sich für das Landleben in einem idyllischen Blockhaus entschieden hatte. Jetzt war in der Ehe der Wurm drin, das Blockhaus geschmacklos, die Pizza aus dem selbstgebauten Pizzaofen schlecht. All die Demontage nur für ein paar flotte Dialogzeilen. Das mag zwar irgendwie kokett selbstironisch gedacht sein, wirkt aber wie beliebiges, effekthascherisches Wortgeklingel. Schade drum.

Die Menschwerdung des Mr. Data

Darauf haben die Fans wohl seit Jahrzehnten gewartet. Seit Mr. Data eingeführt wurde als Android, der staunend die Welt der Menschen betrachtet und so gern einer von ihnen wäre. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Mr. Spock, der auch von außen auf die merkwürdige Welt der Menschen schaute, aber sich viel darauf zugute hielt, eben kein Mensch, sondern ein streng der Logik verpflichteter Vulkanier zu sein. Jetzt findet dieser Bogen nach zehn Staffeln seinen Abschluß: der neue, verbesserte Data kann nicht nur altern, er hat auch seine dunkle Seite in sich aufgenommen und ist nun gefühls- und humorfähig, kurzum menschlich. Eingebettet wird diese Metamorphose in Star Trek-typisches Anreißen von existenziellen Grundfragen: Was macht eine Persönlichkeit aus? Die Summe aller Erinnerungen? Ist Lore bei all seinem Zynismus nicht ein armes Würstchen, das nichts erlebt hat? Und hätte er erlebt, was Data erlebt hat, wäre er dann noch Lore? Und spannend ist es außerdem, da man die Auflösung zwar ahnt, aber doch nicht kommen sieht. Schön gemacht.

Fazit

Kurz vor Staffelende steht Star Trek: Picard plötzlich ohne seine groß aufgebauten Antagonisten da und wir werden sie vermissen. Und was jetzt? Immerhin, es gibt ja noch die fiese Hackfleischfresse, die Vadic Befehle erteilte. Dass die zusammen mit Vadic im All zu Eissplittern zerfallen ist, könnte sein, muss aber nicht. Da steckt durchaus noch Spannung drin. Während die rührselige Zusammenkunft der alten Crew eher etwas für Nostalgiker ist, wer damit keine wehmütigen Erinnerungen an alte Fernsehzeiten verbindet, dem ist das schnell zu kitschlastig.

© Paramount

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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