Star Trek: Picard (Folge 3×10)

Ein Borg-Würfel auf dem Jupiter, die Sternenflotte attackiert die Erde und Jack Crusher in den Klauen der Borg-Königin. Da hat die Senioren-Crew um Jean-Luc Picard allerhand zu tun, um Star Trek: Picards Staffel 3 ins wohlverdiente Finale zu manövrieren. Dass es einmal um formwandelnde Glibberwesen ging, ist schon nicht mehr relevante, angesichts eines Showdowns zwischen Picard und seiner ärgsten Feindin.

Inhaltsangabe

Die vernetzte Sternenflotte ist unter der Kontrolle der Borg und wendet sich gegen die Erde. Picard und Crew eilen mit der aus dem Flottenmuseum entliehenen Enterprise D zur Hilfe und stellen fest, dass das Signal, das die Flotte kontrolliert, von einem Borg-Würfel auf dem Jupiter kommt. Vor Ort wird klar, dass es zwei Missionen zu erfüllen gibt: einerseits den Sender zerstören, andererseits Jack befreien, der irgendwo auf dem Würfel von der Borg-Königin gefangen gehalten wird. Picard, Riker und Worf beamen sich auf dem Borg-Würfel, während Crusher, Troi, La Forge und Data an Bord bleiben, um Daten zu analysieren und Hilfestellung zu leisten.

Auf der Titan gelingt es Seven of Nine, Raffi und einigen nicht assimilierten Offizieren, die Brücke zurückzuerobern. Doch was können sie tun, außer der Enterprise Zeit zu verschaffen? Also greifen sie im Alleingang die Sternenflotte an, immer wieder zwischen Tarn- und Gefechtsmodus wechselnd, damit sie nicht von den Kontrollmechanismen der Sternenflotte erfasst werden. Das verhindert zwar nicht, dass die Sternenflotte sich ihren Weg zur Erde freischießt, aber immerhin ist es eine Ablenkung.

Der Borg-Würfel stellt sich als nur zu einem guten Drittel funktionstüchtig heraus und voller toter Borg-Drohnen. Die Gruppe trennt sich, Picard sucht nach Jack, Riker und Worf suchen nach der Quelle des Kontrollsignals. Als sie Daten zur Enterprise senden, stört das verbliebene Bewohner auf. Worf und Riker geraten in ein Handgemenge mit überlebenden Borg-Drohnen, der Würfel richtet die Geschütze aus und feuert auf die Enterprise.

Picard findet das Versteck der Borg-Königin, wo Jack, nun völlig unter ihrer Kontrolle, den Angriff auf die Erde befiehlt. Es ist seine Fähigkeit, in die Gedanken anderer einzudringen, die ihm die Kontrolle über die Flotte und die assimilierten Offiziere ermöglicht. Picard will ihn überreden, sich der Kontrolle der Borg-Königin zu entziehen, kann aber nicht zu ihm durchdringen. Die Enterprise hat den Weg zu dem Sender im Inneren des Würfels gefunden, doch ihn zu zerstören bedeutet auch, dass jeder, der sich noch auf dem Würfel befindet, kurz darauf sterben wird. Schweren Herzens beschließt Beverly Crusher, die Geschütze abzufeuern. Picard begreift, dass er nur zu Jack durchdringen kann, indem er sich selbst in das Kollektiv einstöpselt. Seine intensiven väterlichen Gefühle sind stärker als die Verlockungen des Kollektivs, Jack gelingt es, sich von der Borg-Königin zu lösen. Damit bricht die Kontrolle über die Flotte und die Assimilierten schlagartig ab. Deanna Troi schafft es, im allerletzten Moment Picard, Jack, Riker und Worf ausfindig zu machen und die Enterprise so zu positionieren, dass man sie an Bord beamen kann, bevor der Würfel zerstört wird.

Im Nachgang erfährt man, dass Beverly Crusher, die jungen Offiziere von der Borg-Infektion befreien und die verbliebenen Wechselbälger enttarnen konnte. Seven of Nine wird Captain der Titan, mit Raffi als Nummer 1 und Jack Crusher, nun in Sternenflotten-Uniform als Berater. Die Titan wird in Enterprise 1701-G umbenannt und startet ins All. Die alte Crew verabschiedet sich von der Enterprise D und verbringt einen fröhlichen Abend mit Trinksprüchen und Pokerspiel. Jack bekommt einen Besuch von Q, der rätselhafte Andeutungen macht.

Alles, überall und auf einmal

Da ist ja eine Menge los! Wieder eine Ensemble-Folge, wo jeder etwas zu tun bekommt. Seven of Nine übernimmt die Titan und legt sich mit der gesamten Sternenflotte an. Als Außenseiterin am Rande der Legalität war sie schon eindrucksvoll, aber als Kommandantin, inklusive aufrüttelnder Ansprache an die Truppe, macht sie sich richtig gut. Der neue, gefühlsfähige Data glänzt mit Bauchgefühl und aufgekratzter Euphorie, wenn er einen Star Wars-würdigen Flug durch Borg-Kubus-Architektur hinlegt. Ach, Brent Spiner! Als unterkühlter Android war er schon liebenswert, im neuen Reich der menschlichen Emotionen ist er absolut bezaubernd. Crusher und Troi kriegen mal richtig was zu tun anstatt wie einst nur zu helfen und zu verstehen. Worf und Riker muss man mögen, sie können einem aber auch auf die Nerven gehen. Und es gibt ein paar neue Gadgets, Phaser haben jetzt auch eine Beam-Funktion. Und in Worfs Schwertgriff steckt noch eine Geheimwaffe.

Bye Bye Borg Queen, die zweite

Ein wenig unelegant war es schon, die Wechselbälger so mir nichts, dir nichts aus der Handlung zu schubsen, um stattdessen die Bühne einer Antagonistin zu überlassen, die ihren großen Auftritt eigentlich schon in Staffel 2 hatte. Da das Szenario geradezu nach einem Vergleich schreit: Die Borg-Königin aus Staffel 2 war witziger und interessanter. Aber das ist halt nicht die Kernkompetenz einer Schurkin, die soll vor allem bedrohlich und destruktiv sein. Also Kommando zurück. In Staffel 3 ist sie wieder, wie sie klassischerweise sein sollte, überraschend nur durch ihren unvermuteten Auftritt. In dieser Version wirken sie und Picard wie ein zerstrittenes Ehepaar, das sich um den gemeinsamen Sohn zankt, mit der Borg-Königin als besitzergreifender Klammer-Mutti aus der Hölle. Was ein bisschen merkwürdig wirkt, denn Jack mag vielleicht Sehnsucht nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit gehabt haben, aber mangelnde Mutterliebe ist so gar nicht sein Problem. Da hat er mit Beverly eigentlich so viel Glück gehabt, dass die Verlockungen einer dämonischen Ersatz-Mutter kaum reizvoll sein könnten. Egal, die Konstruktion garantiert Picard einen ganz großen emotionalen Moment der väterlichen Liebe. Dass bei jeder Menge Fliegen, Kämpfen und Schießen die Lösung durch eine geballte Ladung Gefühl herbeigeführt wird, kann recht lahm wirken, aber da Patrick Stewart weiß, wie man das macht, überzeugt das auch, wenn man für gefühligen Kitsch eigentlich nicht zu haben ist. Dankeschön an die Borg-Königin, dass sie ihm die Steilvorlage liefert und dann wutschnaubend untergeht.

Jedem Töpfchen sein Deckelchen

Obwohl das Finale sich über mehrere Schauplätze erstreckt, viel Personal beschäftigt und ein ganzer Haufen Gefahren gemeistert werden muss, ist es nach nur gut 40 Minuten, zwei Dritteln der Folge schon zu Ende. Im letzten Drittel folgt ein Nachklapp nach dem anderen. Fast jeder Faden wird noch einmal aufgenommen. Wer daran gezweifelt hat, dass Staffel 3 wirklich der Abschluß von Star Trek: Picard ist und vielleicht auf eine weitere Staffel gehofft hat, der bekommt hier gezeigt, wie man Schlusspunkte setzt und die Türen für ein weiteres Kapitel Star Trek öffnet. Und das, ohne Figuren umzubringen, das ist bei Star Trek ohnehin meist vergebliche Liebesmüh. Beverly: in den Admiralsrang erhoben. Raffi: die coolste Großmutter der Galaxis. Data: überwältigt von der neuen fremden Welt der Gefühle. Aber war Deanna Troi schon immer eine so schlechte Therapeutin? Sie während der Therapiesitzung gelangweilt auf dem Handy herumdaddeln zu lassen ist die Sorte billiger Witz, die mehr die Figur demontiert als sie Lacher einbringt. Die alten Herrschaften? Spaß beim Kartenspiel. Das macht offenbar glücklicher als ein Weingut in Südfrankreich. Während die in Enterprise G umbenannten Titan unter dem Kommando von Seven of Nine mit Raffi, Jack und dem Offiziersnachwuchs der Titan an ihrer Seite durchaus Material für eine neue Staffel bieten könnte.

Fazit

Was für ein filigranes Kunstwerk diese letzte Staffel Star Trek: Picard doch ist. Nicht unbedingt auf der Handlungsebene, da liefert sie solide Arbeit ab, aber auch nicht mehr: Spannung? Ordentlich. Charakterzeichnung: umfangreich. Humor: von wechselnder Qualität. Logik: Naja, es ist halt Star Trek. Aber wie hier unzählige Momente aus vergangenen Staffeln kunstvoll zusammen gehäkelt werden, das verdient schon einen Sonderapplaus. Diese Herangehensweise kann man als Verbeugung vor der Tradition betrachten oder für eitel und selbstverliebt halten. Die Frage ist nur, wen will man damit beeindrucken? An einem neuen Publikum huscht ein Großteil davon unbemerkt vorbei, während den Alt-Fans immer noch etwas einfällt, was auch noch dringend hätte berücksichtigt werden müssen. Immerhin, dem Publikum, das bei den ersten beiden Staffeln eher fremdelte, scheint es zu gefallen. Dabei waren die Staffeln, wo versucht wurde, einer so etablierten Figur wie Captain Picard etwas Neues abzugewinnen, eigentlich die interessanteren. Dafür ist der Wohlfühl- und Nostalgiefaktor bei Staffel 3 bis zum Anschlag ausgereizt.

© Paramount

wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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