Star Wars: Andor (Folge 1×06)
Es ist Halbzeit in der Star Wars-Serie Andor. Und was es für eine Halbzeit ist: Ein bildgewaltiges Augenspektakel verbindet sich in der sechsten Folge mit der spannenden Infiltration des imperialen Stützpunktes auf Aldhani durch die Rebellen um Vel und Cassian. Dabei zeigen die Rebellen, dass sie vor nichts zurückschrecken um ihre Mission erfolgreich ausgehen zu lassen.
Inhaltsangabe
Während Vel und Cinta (Varada Sethu, I Came By) sich über den Wasserweg in den Stützpunkt einschleusen, mischen sich die übrigen Rebellen in imperialer Uniform, angeführt von dem ehemaligen Sturmtruppler Taramyn (Gershwyn Eustache Jr., Britannia) unter die einheimischen Pilger und gelangen dadurch ebenfalls in den Stützpunkt. Die Gruppe um Taramyn und Cassian nimmt den arroganten imperialen Kommandanten Jayhold Beehaz (Stanley Townsend, Der Medicus) und seine Familie als Geiseln. Vel sowie Cinta stoßen dabei im rechten Moment dazu, als der ebenfalls in Geiselhaft genommene Colonel Petigar (Richard Katz, A Discovery of Witches) seine Waffe zieht und daraufhin von Cinta erschossen wird.
Mit dem Kommandanten als Geisel haben die Rebellen leichtes Spiel, mehrere Millionen Credits in einen Frachter räumen zu lassen, bis Corporal Kimzi (Nick Blood, Say My Name) die Eindringlinge enttarnt und den Raubzug mit einer kleinen spontan zusammengewürfelten Einheit aufhalten will. Eine wilde Schießerei entbrennt. Doch den Rebellen gelingt es, mit einigen Verlusten im Frachter gehetzt abzuheben und fliegen hinein in den Kometenschauer, der von den einheimischen Aldhanis, den Dhani, als Das Auge bezeichnet wird. Doch die Flucht der Rebellen gelingt, wenn auch mit einigen Rückschlägen und der Offenbarung eines Verräters: Skeen.
Die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen
Galten in den alten Star Wars-Filmen die Rebellen rund um Luke Skywalker und Leia Organa als die klassischen ehrenhaften „Guten“, hat Disney versucht, dieses Bild in seinen neuen Serien in einer weit weit entfernten Galaxis aufzuweichen. Bei Boba Fett ging das eher nach hinten los. Andor zeigt in seiner sechsten Folge zur großen Freude das Gegenteil. Die Rebellen arbeiten mit miesen Tricks wie Geiselnahme, Bedrohung eines Kindes und Tötung eines Offiziers. All das mag nicht ehrenhaft erscheinen, ist aber ein Mittel zum Zweck und zeigt eines: Rebellen oder Imperiale – das ist egal, denn jeder hat seine Ziele und geht auch zum Teil über Leichen, um diese zu erreichen. Skeen hat dabei jedoch den Bogen überspannt und zeichnet im Nachhinein das Bild eines Egoisten und Verräters durch und durch. Denn er wollte seine eigene Gruppe nach erfolgreich ausgeführter Mission hintergehen und die erbeuteten 80 Millionen Credits mit Cassian unter sich aufteilen, wenn dieser mitmachen sollte. Cassian zögert dabei keinen Moment und erschießt Skeen mit seinem Blaster. Und auch hier stellt sich die Frage: War das gut und richtig oder hätte es auch noch einen anderen Weg gegeben? Dieses Aufweichen der Grenzen lässt die Folge tiefgründiger erscheinen und das fesselt.
Packende Musik in einer packenden Folge
Gerade in den vorherigen Folgen sorgte das fehlende Tempo teilweise für Längen. Die sechste Folge dagegen erzählt eine mitfiebernde Infiltrations-Geschichte mit äußerst passender Musik. Der Soundtrack von Nicholas Britell und Jeremy Brauns ist in der sechsten Folge ruhig, aber voller unterschwelliger Spannung, der an den richtigen Stellen deutlicher in den Vordergrund tritt, die Geschichte vorantreibt und die Stimmung gut einfängt. Einen scharfen Kontrast dazu stellen die Chorgesänge der Dhani-Pilger dar, die auch eine spannungsgeladene Stimmung erzeugen, aber auf eine andere Art und Weise. Denn, während die Chorgesänge Hoffnung und Freude auf das Kommende ausdrücken, erzeugt die Musik um Cassian und den anderen Rebellen eher einen Zustand der Wachsamkeit, der ihr Eindringen in den Stützpunkt und anschließende überhastete Flucht begleitet.
Eine bildgewaltige Flucht
Schon in Folge 5 wurde darauf verwiesen, wie beeindruckend der Kometenschwarm, „Das Auge“ genannt, anzusehen sei. In der sechsten Folge bekommen die Rebellen rund um Cassian dieses Phänomen zur Gesicht, auch wenn sie es wohl nicht wirklich genießen konnten. Immerhin ist die Flucht durch den Kometenschwarm Teil ihres Plans und ihre Konzentration war eher darauf gerichtet, nicht aus dem Himmel geschossen zu werden. Denn tatsächlich entbrennt zwischen den verglühenden Kometenbrocken eine verbissene Verfolgungsjagd durch drei T-Jäger, während die Pilger auf ihrem Planeten zurückbleiben und in friedlicher Ruhe „Das Auge“ genießen. Auch an dieser Stelle arbeitet die Folge mit Kontrasten. Die Kometen sind schön anzusehen, aber tödlich wie auch die Piloten der drei T-Jäger feststellen mussten.
Fazit
Die sechste Folge überrascht mit einem Anzug des Tempos, unglaublich malerischen Bildern und einem spannend inszenierten Raubzug und macht dadurch die negativen Aspekte aus den vorherigen Folgen wieder wett. Mir gefällt, dass in dieser Folge nicht wild zwischen den einzelnen Schauplätzen hin und her gesprungen wird und der Fokus wirklich auf den Handlungen auf dem dem Planeten Aldhani liegt. Ich saß gefesselt vor dem Bildschirm und hab mit Cassian und den anderen gebangt. Dass Skeen so plötzlich von Cassian erschossen wird, damit hab ich gar nicht gerechnet und jetzt bin ich umso gefesselter, wie es weitergehen wird.
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