The Twilight Zone (Folge 1×01)

Es gibt eine Dimension jenseits der menschlichen Erfahrung. Eine Dimension des Unbekannten, voller unwahrscheinlicher Geschichten. Etwas Ungeheures lauert zwischen Realität und Fantasie, zwischen Licht und Schatten. Das Reich der Dämmerung, auch bekannt als The Twilight Zone. Selbst Menschen, die noch nie eine der Serien gesehen haben, haben oft eine vage Assoziation mit dem Titel. 2019 ist es wieder soweit und eine Neuauflage nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise voller Wunder und Gefahren zu den Grenzen des menschlichen Verstandes. Jordan Peele (Get Out, Wir) ist der Gastgeber, der uns Woche für Woche in Erstaunen versetzt.

Samir Wassan (Kumail Nanjiani, The Big Sick) ist ein Comedian, der sich wünscht, sein Publikum nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Denken zu bringen. Er möchte politische Pointen setzen, weshalb er sich Nacht für Nacht im Comedy Club Eddies an einem Stück über die Waffengesetze in den USA versucht. An der Bar trifft er eines Abends unvermittelt sein Idol J.C. Wheeler (Tracy Morgan, 30 Rock). Der ist einst auf dem Höhepunkt seiner Karriere verschwunden. Jetzt gibt er Samir den Rat, die Politik fallen zu lassen und aus seinem Leben zu erzählen. Die Leute wollen etwas Echtes. Man muss etwas von sich geben und damit leben, dass das Publikum es aufsaugt. Als Samir wieder keine Lacher für sich verbuchen kann, versucht er es eben mit einer Story über seinen Hund namens Cat. Darüber hat Wheeler schließlich auch kurz gelacht. Und zum ersten Mal kann Samir sich zum Applaus verbeugen. Das einzige Problem: Als er nach Hause zu seiner Freundin Rena (Amara Karan, Bancroft) kommt, kann die sich an keinen Hund erinnern.

The Comedian

Originaltitel The Twilight Zone
Jahr 2019
Land USA
Episoden 1 / 10
Genre Fantasy, Horror, Science-Fiction
Cast Samir Wassan: Kumail Nanjiani
J.C. Wheeler: Tracy Morgan
[Rena: Amara Karan
DiDi Scott: Diarra Kilpatrick
Der Erzähler: Jordan Peele

An diesem Punkt sind die ersten zehn von etwa 50 Minuten um und Jordan Peele begrüßt das Publikum in seiner Funktion als Erzähler. Er beschreibt Samir Wassan als einen Mann mit Prinzipien, der nun an einem Scheideweg steht. Ist er wirklich bereit für seinen Platz im Mittelpunkt andere Dinge seines Lebens aufzugeben? Mit sonorer Stimme spricht Peele das Intro und die bekannte Twilight Zone Musik erklingt. Es ist 2019 und ein Klassiker erhebt sich erneut aus dem Grab. Nach 1959, 1985 und 2002 ist dies das vierte Mal, dass eine Anthologie des Bizarren und Fantastischen unter diesem Namen startet. Jede Episode ein eigenes Abenteuer. Meist begleitet von einer Leitfrage über die Abgründe des Menschen. In diesem Fall, was jemand bereit ist, für Ruhm zu opfern. Das ist kein bombastischer Auftakt, der lange im Gedächtnis bleiben wird, aber ein solider Gruß zurück.

Technisch höchstes Niveau

Etwas, das sofort auffällt, ist die hohe Produktionsqualität als solche. Da CBS für die erste Staffel eine kleine Bestellung von zehn Folgen in Auftrag gab, kann das Budget gut verteilt werden, um optisch zu brillieren. Damit müssen die für Streaming produzierten Serien glänzen. Regisseur Owen Harris (Black Mirror „Wiedergänger“ und „San Junipero“) weiß, wie er Unbehagen auslöst, ehe etwas Schlimmes passiert. Die Beleuchtung wirft bedrohliche Schattenspiele an die Wand und die angewinkelte Kamera, sogenannte Dutch Angles, fangen das Geschehen mit unnatürlichen Perspektiven ein. Auf die visuellen Details wird viel Wert gelegt. So wird die emotionale Spirale deutlich, die Autor Alex Reubens (Community) zu Papier gebracht hat. Die Gier nach Anerkennung ist verborgen unter Samirs Motivation, die Leute mit Politsatire zu bewegen.

Ein unlustiges Skript

Der größte Witz der Episode ist sicherlich, dass Samir nicht wirklich lustig ist. Er fängt an, ein paar Anekdoten aus seinem Leben zu erzählen, die er auch mit viel Energie füllt, sodass klar wird, wo eine Pointe sitzen sollte. Und ein bisschen lächeln ist an manchen Stellen angebracht. Aber für den Zuschauer der Twilight Zone ist eher Fremdschämen angesagt. Da steckt ein wenig Metakommentar drin, was für unfassbar belangloses Zeug gewisse Comedians als supertolles Material verkaufen. Allerdings geht es hier überhöht weiter, da Samir seine Bekannten, über die er redet, mehr als nur für etwas Material ausbeutet. Es ist fantastisch, wie Samir erkennt, dass die Leute, die er beim Namen nennt, wirklich verschwinden und dass er immerhin versucht es kurz für Gutes zu nutzen. Aber sein Comedygig ist kein allumfassendes Death Note, mit dem er jeden umbringen kann: ohne persönliche Verbindung geht es nicht. Und nebenbei wird die Erkenntnis eingebläut, dass jeder Kontakt mit anderen Leuten uns prägt. Samir kann eifersüchtig auf den Mentor seiner Freundin sein, doch ihn verschwinden zu lassen kostet sie die Karriere, da er ein zu wichtiges Puzzleteil ihres Lebens ist. Samir ist zu Beginn der Folge ein bisschen der gutherzige Loser, der gern mehr wäre und der Weg zur Spitze bringt jede schlechte Eigenschaft zur Geltung. Menschlich und tragisch, ganz Twilight Zone.

Überzeugendes Casting

„The Comedian“ lastet ganz klar auf den Schultern von Kumail Nanjiani. Er muss diese Figur überzeugend verkaufen und schafft das von Anfang bis Ende sehr gut. Zusammen mit der technischen Ausführung wertet das die eher durchschnittliche Geschichte auf. Nanjiani ist ein guter Comedian, der eine wundervolle Balance zwischen persönlich und politisch gefunden hat und auch als Host bei Award Shows brillieren kann. Es ist mutig, dass er die eigene Kunst hier so durch den Dreck zieht. Während alle Schauspieler gut in ihren Rollen aufgehen, fällt aber vor allem Tracy Morgan auf. Der ist eher bekannt für seine lauten Momente und Übertreibungen. Sein J.C. Wheeler ist die verführerische Stimme aus dem Hintergrund und jedes Wort sitzt.

Meinung

Ich kann hier nicht mit Superlativen umher werfen, aber verstecken muss sich dieser neue Auftakt der Twilight Zone ganz sicher nicht. Für mich ist dieses Konzept sowieso am besten, wenn man sich als Zuschauer immer in die Hauptfigur versetzt und darüber nachdenkt, wie diese Situation einen selbst beeinflussen würde. Und das ist hier gruslig genug. Eine steile Abwärtsspirale ist nahezu vorprogrammiert, wenn man erst einmal anfängt, die Leute aus dem eigenen Leben in Kategorien einzuteilen, wer davon weg kann. Aber mit seiner letzten manischen Rede zeigt Samir, dass er trotz seiner Fehler im Kern gut ist. Bittersüß, wenn er auf die Fototapete verbannt wird, die wiederum eine gelungene Referenz an The Shining ist. Die Lauflänge wäre vermutlich nicht nötig, da die Twilight Zone früher auch mit kurzen und knackigen Episoden auftrumpfen konnte. Jemand muss bei Produktionen für Streamingdienste genauer darauf schauen, wenn Einzelfolgen sich zu sehr ziehen, weil sie lang sein dürfen (aber nicht müssen). Mit Jordan Peele als Erzähler bin ich wahnsinnig zufrieden und freue mich auf seine weiteren Auftritte. Ich hoffe aber, dass die Zuschauer seine Tätigkeit als Produzent nicht mit der eines Showrunners verwechseln, da hier jede Folge von einem anderen Regie/Drehbuch-Duo stammt.

© CBS

Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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