The Twilight Zone (Folge 1×10)
Die Twilight Zone startete erstmals 1959 und hat in den Jahren 1985, 2002 und 2019 Revivals erlebt. In weit über 200 Episoden wird der menschliche Geist, die Gesellschaft und Realität an sich hinterfragt. Als Erzählwerkzeug dienen Elementen aus den Bereichen Science-Fiction, Horror und Fantasy. Wie beendet man da die neuste Staffel, die eine ganz neue Generation von Zuschauern erreicht? Zum Beispiel mit einem Liebesbrief voller Selbstreferenzen.
Adam Wegman (Seth Rogen) ist ein Autor, der endlich den Durchbruch an seiner neuesten Story schafft. Er beginnt einfach mit dem Weltuntergang. Als er in Feierlaune durchs Fenster schaut, muss er mit Entsetzen feststellen, dass seine Geschichte Realität geworden ist. Der Erzähler (Jordan Peele) tritt auf und beginnt mit den einleitenden Worten. CUT! Ein Schnitt erfolgt, Jordan Peele ist mit dem Text nicht zufrieden. Die Illusion zerfällt und das Set der Twilight Zone wird sichtbar. Seth Rogen ist der Schauspieler, den wir kennen, und einfach nur der Gaststar für die neueste Episode. Peele bittet die Autorin Sophie Gelson (Zazie Beetz) zu sich, um Änderungen am Skript vorzunehmen. Es ist eine stressige Situation, aber der normale Drehalltag. Doch als Jordan Peele die neue Einleitung in gewohnt bedeutungsschwangerer einspricht, ist das nicht der Text, den Sophie geschrieben hat. Denn der Text macht sie zur zentralen Figur der Geschichte.
Blurryman
Originaltitel | The Twilight Zone |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Episoden | 10 / 10 |
Genre | Fantasy, Horror, Science-Fiction |
Cast | Sophie Gelson: Zazie Beetz Jordan Peele: Jordan Peele Seth Rogen:Seth Rogen Julie: Zibby Allen |
Ein Kommentar der Twilight Zone über Kunst, Botschaften, kultureller sowie zeitlicher Einordnung, Genrekonventionen und dem Gefühl für Realität. Und das, indem die Twilight Zone selbst zum Objekt der Erzählung wird. Staffel 1 endet inhaltlich mit einem Paukenschlag, der langjährige Fans der Show in den letzten Minuten nostalgisch werden lassen dürfte. Die Episoden sind längst abgedreht gewesen, als CBS mit der Ausstrahlung anfing. Aber es zeigt sich, dass die Autoren genau wussten, welche Kritikpunkte auf den Tisch kommen würden, und diese schnell in einem lockeren Dialog zwischen Jordan und Sophie aufgreifen. Sophie ist mit der alten Twilight Zone aufgewachsen und sieht die Botschaften als den wichtigsten Bestandteil, wobei ihr die Verwendung von Science-Fiction und Horror nicht so wichtig erscheint. Aber gerade in den familiären Tropes und Konventionen liegt ein wichtiger Unterhaltungswert. Jeder Fan dieser Genres kennt die Frustration, wenn sie gegenüber den großen Dramen als nicht ernst genug abgetan werden. Und wer sagt überhaupt, dass Kunst nicht unterhalten sollte, während etwas vermittelt wird? Diese sich wiederholenden Erzählweisen sind auf mehreren Ebenen wichtig. Aber sie in neue Gewänder zu packen, der aktuellen Zeit anzupassen, ist ebenfalls möglich bis wünschenswert. Das ist sicherlich ein Gruß an diejenigen, die ihre alten Lieblinge vor der modernen Linse schützen möchten.
Ein staffelumspannender Rahmen
Sophie glaubt zunächst an einen Scherz am Set und würde gern den Übeltäter finden, muss aber erfahren, dass hier noch andere merkwürdige Dinge vor sich gehen. In einer frisch abgedrehten Szene hat sich im Hintergrund ein Komparse eingeschlichen. Da hätte eigentlich niemand sein sollen, und mittlerweile ist der verschwommene Schatten sogar in vorherigen Episoden zu sehen. Prominent wird eine Aufnahme aus der ersten Episode „The Comedian“ eingeblendet. Zuschauer dürfen die Stelle gern heraussuchen und werden feststellen, dass dort tatsächlich ein Mann im Anzug steht, das Gesicht von der Kamera abgewandt. Und es zeigt sich, dass dieser Mann in jeder einzelnen Episode zu finden ist. Allerdings nicht so verschwommen, wie hier dargestellt. Das ist aber auch nicht nötig, da seine Identität aufgelöst wird.
Meinung
Es ist vermutlich nur eine Kleinigkeit, die mir hier am besten gefällt. Sophie weiß als Drehbuchautorin genau, wie eine Folge der Twilight Zone funktioniert und kommentiert selbst, dass der ironische Twist am Ende auf sie wartet, um ihr Schicksal auf den Kopf zu stellen. Sie kennt die Klischees von rennenden und dann stolpernden Leuten in Horrorfilmen, dass die Begegnung mit einem unbekannten Wesen unausweichlich ist, wenn es einem erstmal folgt. Aber der Zerfall ihrer Realität und die Erkenntnis, dass sie selbst in diesen Genrestrudel gerät, sind nicht genug, damit sie sich vollkommen anders benimmt. Das Genre bestimmt die Reaktionen, sie gehören eben dazu und sagen etwas aus. Ich bin der Überraschungen des Schockeffektes wegen schon lange überflüssig. Ein guter Aufbau, der mir als aufmerksamen Zuschauer Ereignisse im Voraus signalisiert, ist mir wesentlich lieber als krampfhafte Twists und angestrengtes gegen Konventionen anschwimmen. Und das wird mir hier wunderbar serviert. Dass „Blurryman“ zudem mit einer Laufzeit von unter 40 Minuten die kürzeste ist, kommt der Episode sehr zu Gute. Weniger Leerlauf und pointierte Momente. So würde ich mir das in der bereits genehmigten Staffel 2 öfter wünschen. Nur weil das Modell des Online-Streamings die Fessel der Laufzeit abgestreift hat, muss man nicht alles künstlich ausdehnen. Es ist zudem herrlich, hier mal Jordan Peele ganz ungezwungen zu sehen, der immer sofort zum Popcorn greift, wenn die Kameras ausgeschaltet werden.
© CBS