The Twilight Zone (Folge 1×04)

Weihnachten ist eine besinnliche Zeit, in der sich viele Menschen bemüßigt fühlen, auch mal nett zu Fremden zu sein. Aber selbst ein so dominierendes Fest wie Weihnachten ist nicht für jeden von Bedeutung und in der Twilight Zone kann eine so ignorante Annahme katastrophale Konsequenzen haben.

Das kleine Dörfchen Iglaak in Alaska umfasst nicht mal ganz 1000 Einwohner und liegt ziemlich isoliert im Nirgendwo. Die einzige Attraktion ist eine nahegelegene Air Force Basis, mit der das Dorf sich ein marodes Stromnetz teilt. Es ist Weihnachten und die Feierlichkeiten sind überall im Gange. Polizei Captain Lane Pendleton (Greg Kinnear, Little Miss Sunshine) schmeißt selbst im Revier eine Party und freut sich darauf, seine eigene Tradition zu befolgen. An Weihnachten lässt er immer jemanden begnadigen. Dummerweise sind die Zellen heute leer, weshalb er Sergeant Yuka Mongoyak (Newcomer Marika Sila) damit beauftragt hat, ihren Bruder Jack (Patrick Gallagher, Captain Marvel) einzusammeln. Der ist sowieso oft betrunken, jeder kennt ihn und er passt in die Rolle des Randalierers. Yuka sperrt Jack mit dem Versprechen ein, ihn ein paar Minuten später freizulassen und dann ist auch noch ein Essen drin. Als es aber soweit ist, sitzt plötzlich ein Fremder in der Zelle nebenan. A. Traveler (Steven Yeun, The Walking Dead) stellt sich als extremer Tourist vor, der unbedingt einmal von Pendleton begnadigt werden will. Nur Yuka macht sich ernsthaft Gedanken darüber, wo der Mann hergekommen ist, der die Leute in der Polizeistation so charmant einzulullen weiß.

A Traveler

Originaltitel The Twilight Zone
Jahr 2019
Land USA
Episode 4 / 10 
Genre Fantasy, Horror, Science-Fiction
Cast A. Traveler: Steven Yeun
Lane Pendleton: Greg Kinnear
Yuka Mongoyak: Marika Sila
Jack Mongoyak: Patrick Gallagher
Der Erzähler: Jordan Peele

Oberflächlich betrachtet ist die Geschichte um einen mysteriösen Reisenden ganz klassischer Stoff der Twilight Zone. Die Frage, wer er ist und vor allem was er will, erzeugt Spannung, die mit der Auflösung zum Ende hin ein wenig verpufft. Der Weg ist hier das Ziel und die Bedrohung des Unbekannten erzeugt einen wohligen Schauer. Das eigentliche Thema der Folge geht allerdings tiefer und nur wer dem anfänglichen geschwisterlichen Geplänkel zwischen Yuka und Jack folgt, wird am Ende wenig überrascht sein, wohin die Reise tatsächlich geht. Jack sind seine ethnischen Wurzeln wichtig, Alaska ist seine Heimat und die Russen sowie Amerikaner haben das Land geplündert und kolonisiert. Weihnachten ist eine eingeschleppte Tradition, die seine Kultur verdrängt und er ist enttäuscht, dass Yuka das alles mitmacht, um einen Job als Polizistin zu haben. Für sie ist das ein kleines Übel, denn so dient sie ihrer Gemeinde. Und wenn die Außerirdischen kommen ist das für Jack eben kein neues Weltuntergangsszenario, denn die Inuit haben diesen Prozess schon hinter sich.

Kinoreife Atmosphäre

Die Neuauflage der Twilight Zone glänzt mit einem hohen Produktionsstandard und „A Traveler“ bietet knapp 50 Minuten höchste filmische Qualität. Regisseurin Ana Lily Amirpour gelingt es vollkommen spielend eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen, die manch Horrorfilm gerne hätte. Flackernde Lichter, enge Korridore, eine weite Schneelandschaft bei Nacht – ein gelungener Kontrast zum Weihnachtsfest, das Assoziationen mit Wärme und Sicherheit aufrufen sollte. Amirpour hat mit ihrem Debütfilm A Girl Walks Home Alone At Night 2014 ihr Können bewiesen und es ist eine Verschwendung von Talent, dass ihr Name noch auf keinen größeren Produktionen prangt. Sie versteht es, das Maximum aus dem Drehbuch zu holen. Dieses stammt von Glen Morgan, in den 90er-Jahren neben Chris Carter ein wichtiger Name für Mystery und Science-Fiction im Serienformat. Akte X, Millennium oder Space 2063 stehen in seiner Filmografie. Sein bekanntestes Skript ist sicherlich Final Destination. Für die Twilight Zone zu schreiben ist da irgendwie Ehrensache und er liefert eine schöne Irrfahrt mit provokantem Ende ab.

Überzeugendes Schauspiel

Die vierte Episode trumpft allerdings auch erneut mit guten Darstellern auf. Steven Yeun als anzugtragender Fremder, der die Party an sich reißt und die Stimmung mit ein paar gut gestreuten Kommentaren steuert, ist eine gute Wahl. Ein Schauspieler, der immer überzeugt, aber zu wenige Rollen bekommt. Greg Kinnear ist dagegen ein sehr bekannter Name und er mimt perfekt den Kleinstadtpolizisten, der sich auf seinem Posten wohlfühlt, weil er auf andere herunter blicken kann. Die eingestreuten rassistischen Spitzen verbirgt er mit einem Lächeln. Ein großer Teil der Last liegt auf den Schultern von Marika Sila. Als Yuka ist sie die einzige, die dem Fremden Misstrauen entgegen bringt und so immer wieder in Wortgefechte verwickelt wird. Für sie ist die Grenzerfahrung in der Twilight Zone der ausschlaggebende Wendepunkt. Und die Chemie zwischen diesen Leuten stimmt einfach. Angespannt, aufgeladen und voller Lügen, bei denen es nur darum geht, wie viel man selbst glauben möchte, um ruhig zu bleiben.

Meinung

Wo es in der letzten Folge „Replay“ an Subtilität mangelt, ist hier Verschleierung der Tatsachen angesagt. Die Art der Bedrohung findet sich zunächst zwischen den Zeilen und macht die Folge damit doch sehr politisch, nur ohne Vorschlaghammer. Und das gefällt mir sehr. Die Atmosphäre hat mich von vornherein gepackt, denn isolierte Gemeinden versprechen immer ganz eigenen Horror. Eis und Kälte sind dabei ein toller Bonus für mich, wie schon in The Thing, 30 Days of Night oder in der Akte X Episode „Eis“. Dieses langsame Heranrollen des bösen Erwachens lädt sofort zum erneuten Ansehen ein. Die Außerirdischen haben sicherlich ihre eigenen Pläne, aber es ist erfrischend, dass man durch Jack die Perspektive bekommt, dass dieses Schreckensszenario auf unserem Planeten für einige längst Geschichte ist. Und der Fremde scheint Karaoke, einem Stück Kuchen und ruhiger Gesellschaft nicht abgeneigt.

 

Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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