10 Mangas, die wir uns in Deutschland wünschen
Der deutsche Manga-Markt wächst unaufhaltsam und immer mehr Verlage treten mit einem breiten Sortiment an Titeln auf. Doch da sind sie, diese bestimmten Titel, auf die man (noch) vergeblich wartet und bei denen man es kaum erwarten kann, sie eines Tages selbst in deutscher Sprache in den Händen zu halten. Auch in der Redaktion haben wir persönliche Lieblinge, die noch in der heimischen Sammlung fehlen.
Titel: Babel
Mangaka: Noriyoshi Inoue (Zeichnungen), Hanta Kinoshita (Story)
Verlag Japan: Heros
Bände: 8
Genres: Action, Science-Fiction
Kota arbeitet im renommierten Hotel Babel, doch er ist alles andere als damit zufrieden. Er machte zwar seinen Abschluss auf einer erstklassigen Universität, aber er hat nicht das Gefühl, dass er es weit gebracht hat. Immerhin bedient er nur die reichen Gäste und mehr nicht. Er sieht sich als talentfrei an, doch dann passiert ein Terroranschlag, der sein Leben komplett auf den Kopf stellt und es liegt an ihm, herauszufinden, wer dahintersteckt und diese Person anschließend auszuschalten, bevor es überhaupt dazukommt. Yang, der Wächter der Zeit, kann die Zeit um sieben Tage zurückdrehen. Da er selbst nicht bewegungsfähig ist, bittet er Kota, zurück in die Zeit zu reisen. Aber wie soll er das in sieben Tagen schaffen, wenn er keinerlei Anhaltspunkte hat?
Babel vereint einen modernen Terrorplot mit dem Look der 80er. Der Stil mag auf den ersten Blick so aussehen, als sei er ein wenig in die Tage gekommen, doch mit zunehmender Lesezeit stellt sich die optische Stilsicherheit von Noriyoshi Inoue heraus, dessen Figuren über ein ausgereiftes Charakterdesign verfügen. Im Verlauf der acht Bände entsteht ein komplexer Zeitreise-Thriller, der den Leser konsequent bei Stange hält. Der Mangaka lässt sich einiges einfallen, um keine Atempause entstehen zu lassen. Verschachtelte Zeitsprungkonstrukte, bizarre Morde, verräterische Tarotkarten und und skurrile Clows – Babel ist ein erwachsener Thriller, der in dieser Form noch auf dem deutschen Manga-Markt fehlt.
Titel: Chang Ge Xing (Chinesisch) / Chouka Kou (Japanisch)
Mangaka: Xia Da
Verlag Japan: Shueisha
Verlag China: Comics World
Bände: ?
Genres: Historie, Drama
Im alten China der Tang Dynastie (618 – 907), als die Hauptstadt noch im alten Chang’an lag: Die Familie der Prinzessin Chang Ge wird Opfer eines Komplotts ihres Onkels. Chang Ge, trainiert in Kampfkunst und gelernt in Militärstrategien, überlebt als einzige und schwört Rache. Doch ihr erklärter Feind ist nun niemand geringeres als der Kaiser Chinas. Der aber auch noch andere Feinde hat, die sie sich zu Nutze machen will.
Diese Reihe entspringt der chinesischen Künstlerin Xia Da (Zi Bu Yu a.ka. Dare mo Shiranai) und ist eine Ausnahmeserie, die fast simultan auch in Japan in einem Jump-Magazin des größten japanischen Manga-Verlags Shueisha erscheint. Schon ab den ersten Seiten, die auf Worte verzichtet, strotzt Chang Ge Xing, das in Japan als Chouka Kou bekannt ist, vor Bildgewalt. In Chang Ges “Lied vom langen Marsch” (“Chang ge Xing”) werden viele Lokalitäten des alten Chinas besucht mit seiner kulturellen und ethischen Vielfalt. Für die Reihe ist historische Kenntnis definitiv von Vorteil, aber auch ohne die Detailkenntnisse ist die Serie spannend zu verfolgen. Vor allem ist Chang Ge definitiv eine Protagonistin, die mit allen Wassern gewaschen ist und ein ausgesprochen hehres Ziel verfolgt, auf das sie sich von praktisch null aus hocharbeiten muss. Wortgefechte, Strategien, Intrigen, Kämpfe, aber auch ein gelegentlicher Hauch von Romantik pflastern ihren Weg. Diese Serie ist definitiv nicht schnell gelesen, dafür verweilt man viel zu lange an der atemberaubenden Optik, in den Dialogen gibt es so viel über die auftretenden Figuren zu lesen. Und die geweckte Neugier über das historische China will natürlich auch gestillt werden.
Titel: Dogs: Bullets & Carnage
Mangaka: Miwa Shirow
jap. Verlag: Shueisha Inc.
Bände: bisher 10
Genres: Action, Mystery, Science-Fiktion
Irgendwann in der Zukunft. Irgendwo in einer düsteren Stadt. In einer Stadt mit mehreren Schichten aus Unterweltleveln leben vier unterschiedliche Charaktere, deren Schicksale miteinander verwoben werden: Haine Rammsteiner ist durch Experimente, an die er sich nicht mehr genau erinnert, unsterblich geworden, sein Partner ist Badou Nails, der sich als Informationsbroker über Wasser hält, die Schwertkämpferin Naoto Fuyumines sucht den Mörder ihre Eltern und Mihai Mihaeroff war früher Attentäter einer Mafiafamilie. Etwas tut sich in der Dunkelheit, so dass diese vier keine andere Wahl habe, als zu den Waffen zu greifen. Doch was genau passiert hier eigentlich?
Die düstere Story von Dogs: Bullets & Carnage entfaltet sich zwar nur sehr langsam, aber wer genug Geduld mitbringt, wird extrem belohnt werden, denn nach und nach setzen sich die Puzzelteile zu einem großen komplexen Ganzen zusammen. Die vier Charaktere bringen ihre Stärken und Macken mit und obwohl sie so unterschiedlich sind, harmonieren sie miteinander. Da jeder von ihnen eine dunkle Vergangenheit mit sich schleppt, gibt es einiges im Laufe der Story zu erfahren. Ein großes Augenmerk der Geschichte liegt auf den stylischen Kämpfen, die Miwa Shirwo als Meister der Still-Frame-Action in genialen Bildern wiedergibt. Ein starker schwarz/weiß-Kontrast zeichnet seine Seiten aus, da er zum Großteil auf Rasterfolie verzichtet. Schon die Cover sind ein regelrechter Blickfang mit ihren Motiven, die sich über den gesamten Umschlag entfalten. Fans düsterer erwachsenere Geschichten werden hier auf ihre Kosten kommen.
Titel: Hare Kon.
Mangaka: NON
jap. Verlag: Kodansha
Bände: bisher 16
Genres: Adult, Harem, Romance
Koharu will eigentlich nur eine ganz normale Beziehung, aber jedes Mal landet sie bei verheirateten Männern. Frustriert entschließt sie sich zurück in ihre Heimatstadt zu ihren Eltern zu ziehen. Diese haben allerdings eine enorme Summe an Schulden und ihr einziger Ausweg scheint, das Haus und Café zu verkaufen. Doch dann taucht ein attraktiver, aber merkwürdiger Fremder auf, der die Schulden bezahlen will. Im Gegenzug soll Koharu seine Frau werden, allerdings lebt er bereits mit zwei Ehefrauen in einem Hare-Kon zusammen. Koharu ist nicht begeistert, willigt aber dann doch ein Ryuunosuke zu heiraten. Da er sein Haus verkaufen musste, um die Schulden zu zahlen, ziehen er zusammen mit seinen beiden Frauen Madoka und Yuzu in eine eher schäbige Hütte, die auch Koharu ein neues Heim bietet.
Hare Kon. ist eine spritzige Romanze, die sich wirklich dem Harem-Aspekt widmet und sich eben nicht nur eine Schar attraktiver Frauen um einen eher mittelmäßigen Mann scharen. Ryuunosuke ist attraktiv, da kauft man es als Leser/in ab, dass Frauen ihn anziehend finden. Seine versaute Art und die Widerspenstigkeit von Koharu sind zudem sehr unterhaltsam, genauso wie die Interaktionen mit den anderen beiden Frauen. Wie in jeder guten Ehe gehört auch der Spaß im Bett dazu, allerdings immer nur mit einer Frau, falls wer etwas anderes erwartet hat. Es gibt ein paar Eifersüchteleien, allerdings halten sie sich in Grenzen. Der Manga richtet sich in erster Linie an erwachsene Männer, doch auch Leserinnen können hier ihren Spaß haben.
Titel: Hourou Musuko
Mangaka: Takako Shimura
jap. Verlag: Enterbrain
Bände: 15
Genres: Drama, Slice of Life, Romance, Gender Bender
Shuichi Nitori ist ein ruhiger und schüchterner Junge. Als er an eine neue Schule wechselt, freundet er sich mit seiner burschikosen Sitznachbarin Yoshino Takatsuki an. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass die beiden mehr sind als nur ein sensibler Junge und ein maskulines Mädchen – sie sind Transgender. Gemeinsam beschließen sie, den ersten Schritt in eine Zukunft zu machen, in der sie diejenigen sein können, die sie sein wollen.
Hourou Musuko (engl. Wandering Son) begleitet zwei junge Menschen von der fünften Klasse bis zur Hochschule auf ihrem Selbstfindungstrip. Ein langer Zeitraum, der genutzt wird, um alle möglichen vakanten Probleme abzuhandeln: Mobbing, (unerwiederte) Liebe, Dresscodes, dramatische Kämpfe mit den besten Freunden, Geschlechtsidentität, Eltern. Darüber hinaus liegt der Fokus auf einem breiten Nebencast, der in komplexer Wechselbeziehung zu den Protagonisten steht – er besteht aus Gleichaltrigen und Erwachsenen verschiedenster Milieus, die alle auf ihre Weise mit dem Transgender-Thema umgehen. Hourou Musuko bietet kein schlichtes Schwarz-Weiß an, sondern präsentiert viele Schattierungen von Geschlechtsidentität und sexueller Präferenz. Der perfekte Manga für die aktuelle Epoche der hoch im Kurs stehenden Geschlechterforschung. Einige mögen mit den Augen rollen, tatsächlich ist es aber ein wichtiges Thema, das in diesem Manga umfangreich und realistisch dargestellt wird.
Titel: Joker Game – The Animation
Autor: Kouji Yanagi
Mangaka: Subaru Nitou
jap. Verlag: Mag Garden
Bände: 5
Genres: Drama, Mystery, Historical
Im Herbst 1937 deutet sich durch politische Anspannungen auf internationaler Ebene der zweite Weltkrieg an. Oberstleutnant Yuuki, der zur kaiserlich japanischen Armee gehört, gründet im Geheimen eine Spionage-Trainingseinheit, die sich ”D-Kikan” nennt. Bei den Mitgliedern der ”D-Kikan” handelt es sich um Absolventen von Universitäten, welche problemlos bei Yuuki eine harte und übermenschliche Auswahlprüfung bestanden haben. Nach der Ausbildung in allen Fertigkeiten, die für die Spionagetätigkeit von Wichtigkeit sind, treten sie ihre Aufgabe als Spione an. Der Grundsatz von Yuuki lautet: „Stirb nicht, töte nicht!“. So müssen sie unauffällig im Geheimen ihre Arbeit verrichten.
Ich habe den Anime von Joker Game bei Crunchyroll gesehen und empfinde ihn als ziemlich spannend und innovativ. Bei Joker Game handelt es sich in Wirklichkeit um vier Romane mit Kurzgeschichten, die von Kouji Yanagi veröffentlicht wurden. Der Manga ist eine Adaption des Animes, der recht episodisch aufgebaut ist. In der Serie begleitet man jeden Spion auf einer eigenen Mission, die mal weniger und mal mehr gefährlich ist. Zwar erfährt man nicht viel über die einzelnen Spione, aber dafür sind deren Missionen spannend genug, um dranzubleiben. Die Charaktere wirken schon recht unnahbar und übermenschlich, aber was anderes hätte ich hier auch nicht als passend empfunden. Spione sollen schließlich cool sein und keine Waschlappen abgeben. Mich hat die Serie voll und ganz überzeugt. Der Zeichenstil des Mangas kann sich auch sehen lassen, denn er ist nah am Anime. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es in Deutschland viele Mangas mit Spionage als Hauptthema gibt, da wäre eine Veröffentlichung von Joker Game, der mit fünf Bänden abgeschlossen ist, gar nicht verkehrt.
Titel: Konya wa Tsuki ga Kirei Desu ga, Toriaezu Shine
Autor: Majuro Kaname
Mangaka: Sousou Sakakibara
jap. Verlag: Kodansha
Bände: bisher 7
Genres: Horror, Romance, Supernatural
Taku Kamishiro ist in seine Kindheitsfreundin Mika Hanazono verliebt, doch er traut sich nicht, ihr es zu sagen. Denn sie ist das beliebteste Mädchen der Schule und er nur jemand, der gerne putzt. Allerdings wird es immer schwieriger es vor ihr geheim zu halten. Denn er hat sich mit dem hochansteckenden Virus ID infiziert, welcher eine ungeheure Mordlust gegenüber jenen weckt, in die man verliebt ist. Geplagt von grausamen Fantasien schafft es Taku nur mit eiserner Selbstdisziplin Mika nicht zu töten, doch leider hat er die halbe Schule angesteckt und sehr viele begehren sie. Er will sie vor den anderen beschützen, stets mit seinem inneren Konflikt konfrontiert, sie auch umbringen zu wollen.
Konya wa Tsuki ga Kirei Desu ga, Toriaezu Shine habe ich rein per Zufall durch das Cover entdeckt, weshalb ich mir die Inhaltsangabe durchgelesen habe, die mich neugierig gemacht hat. Mir gefällt der Titel wirklich sehr gut, er ist spannend und vor allem mag ich den Konflikt Takus und wie er damit umgeht. Er wird auch nicht der einzige Mensch sein, der diesem Virus nicht gänzlich erliegt. Richtig geht der Titel erst los, als Mika verschwindet und Taku sich der Organisation Rudiment anschließt, um sie zu suchen. Allerdings sind die Dinge komplizierter als sie zuerst schienen, da seine Freundin von jemand Unbekannten versteckt wird. Obendrein macht noch eine gegnerische Organisation ihm das Leben schwer. Mich hat der Titel überzeugt, allerdings sollten empfindliche Leute einen Bogen um ihn machen, denn zimperlich ist er mit den Mordfantasien nicht.
Titel: Shonen Note ~ Days of Evancescence
Mangaka: Yuhki Kamatani
Verlag Japan: Kodansha
Bände: 8
Genres: Slice of Life, Psycological, Musik
Der Junge Yutaka Aoi hat sehr sensible Sinne, inbesondere bzgl. akustischen Reizen. Er hat auch einen naiven, kindlichen Charakter, der seinem Alter nicht ganz so recht entsprechen will. Als er sich mit seiner Mutter an seiner neuen Mittelschule vorstellt zieht ihn sein empfindliches Gehör zur Chorgruppe. Tief bewegt von einer Übungsstunde möchte er ihr beitreten. Es stellt sich schnell heraus, dass er eine Soprano Stimme hat. Eine hohe Stimme, die ihm noch nicht vom Stimmbruch in der Pubertät geraubt wurde. Doch wie lange bleibt ihm wohl noch erhalten? Kann er seine fantasievolle Welt, in die er versinkt, wenn er schöne Geräusche hört, seinen neuen Kameraden mitteilen? Wie gehen diese mit seinem ungewöhnlichen Charakter um?
“Yutaka tritt dem Chor seine neuen Schule bei”. – Die Handlung klingt damit erst einmal ausgesprochen banal und Yutakas Verhalten wirkt auf den ersten Blick auch ein wenig, als habe eine beliebige debile Moe-Blob Klischee Protagonistin eine Geschlechtsoperation unternommen. Ferner könnte diese in 8 Bände abgeschlossen Reihe aber nicht sein. Sehr bald offenbart sich eine Hauptfigur mit stark autistischen Charakterzügen, die in der normalen Schulgesellschaft klarkommen muss. Doch miteinander und sich selbst klarkommen müssen auch alle anderen in diesen dahinschwindenden Tagen (“Days of Evancescence”) des Heranwachsens, in der Kinder ihre eigene Identät finden müssen. Dazu gehört u.a. auch eine Transgender Figur. Zwischen all den seriös behandelten Themen ist die Musik das verbindende Element aller Figuren, die durch viele Metaphern und träumerische Sequencen visualisiert wird. Ein Coming of Age Goldstück, dass sich auch an die unbequemen Seiten wagt, ohne sie überdramatisiert ins Lächerliche zu ziehen.
Titel: Shimanami Tasogare
Mangaka: Yuhki Kamatani
Verlag Japan: Shogakukan
Bände: 4
Genres: Drama, Slice of Life, Psychological
Die Geschichte beginnt mit der Frage “Hast du etwa einen Schwulenporno gesehen?”; als ein Schulfreund von Tasuku mit dessen Handy herumspielt. Für den 16-jährigen Schüler bricht just in diesem Moment die ganze Welt zusammen. Aus Panik vor den Folgen flüchtet er von der Schule und ist kurz davor, einen Selbstmordversuch zu unternehmen. In just diesem Moment springt eine Person aus dem Fenster eines Hauses neben ihm in die Tiefe. Völlig schockiert rennt er in das Haus um Hilfe zu holen – nur um festzustellen, dass eben jene Frau dort in aller Seelenruhe mit einem “Ach – also bist du doch nicht gesprungen?” an ihm und den weiteren, sich mit sich selbst beschäftigten Gästen der Lounge “Katzenrudel” vorbeigeht. So konfus fängt die erste Begegnung zwischen Tasuku, “Anonym” (wie die Frau von allen genannt wird) sowie den weiteren Stammgästen dieser speziellen Lounge an.
Ich wusste nicht was mich erwartet und habe mich durch die ersten drei Kapitel gequält. Die eindimensional erscheinenden Nebenfiguren stellten sich plötzlich als doch nicht so trist und langweilig heraus – und spätestens ab Ende des ersten Bandes habe ich jedes weitere Kapitel aufgeregt verschlungen. Es mag anfangs danach klingen, aber Shimanami Tasogare ist eben nicht der typische Homosexualität idealisierende und fetischisierende Gay Manga, wie es sie zuhauf gibt. Man lernt die weiteren Protagonisten durch die Augen von Tasuku, einem schwulen Jugendlichen kennen – thematisch geht es aber generell um die Schwierigkeit der Identitätsfindung, Selbstakzeptanz und das Erkämpfen von Respekt bzgl. LGBTQA+ im heutigen Konservativ wie heteronormativ geprägten Japan. Unterstrichen wird das Ganze durch einen detailreichen, sensiblen Zeichenstil und einer eingesetzten Symbolik, die es schafft die herausbrechenden Emotionen wirkungsvoll zu visualisieren. Ich habe bis dato nichts gelesen, was man mit diesem Werk vergleichen kann. Es ist unglaublich schade, dass der Manga durch die Einstellung des ihn veröffentlichenden Magazins sein vorzeitiges Ende fand.
Titel: Shion no Ou
Autor: Masaru Katori
Mangaka: Jiro Ando
jap. Verlag: Kodansha
Bände: 8
Genres: Psychological, Drama, Mystery
Die 11-jährige Shion Yasuoka wurde als Kind Zeugin der Ermordung ihrer Eltern. Ihr Vater hinterließ kurz vor seinem Tod einen Spielstein. Dieser stammt aus dem japanischen Schach Shogi, was Shion zu der Schlussfolgerung bringt, dass der Mörder ein Shogi-Spieler ist. Seit dem Tod ihrer Eltern spricht Shion nur noch in schriftlicher Form und erlernt selbst Shogi, um mehr über den Mörder herauszufinden.
Shion no Ou war vor Jahren eine echte Überraschung für mich. Wer denkt, dass eine Serie mit Shogi-Wettkämpfen nicht spannend sein kann, der irrt sich. Man braucht auch keinerlei Kenntnisse über Shogi und kann dem Ganzen problemlos folgen. Der Mordfall an Shions Eltern spielt im ganzen Verlauf der Serie eine Rolle und so bleibt es durchgehend spannend. Mit Shion hat man zwar eine sehr junge Protagonistin, die allerdings sehr positiv auffällt. Sie ist ein liebenswürdiger, ruhiger und mutiger Charakter, der nicht den nervigen Otaku-Klischees entspricht. Die anderen Charaktere sind auch interessant, vor allem Ayumi Saito. Ayumi würde alles dafür tun, um Shion zu beschützen. Doch auch hinter Ayumi verbirgt sich ein Geheimnis, welches so manchen Leser überraschen wird. Der Manga von Shion no Ou wurde auch als Anime mit 22 Folgen umgesetzt und gilt schon lange als Geheimtipp.
Ein Titel aus dieser Liste hat den Sprung nach Deutschland nun geschafft:
Shimanami Tasogare wird bei Carlsen Manga unter dem Titel Wer bist du zur blauen Stunde? ab Juli 2019 erscheinen.