10 Vorschläge für Fans von American Gods
Der Krieg zwischen den alten und den neuen Göttern kam Ende März 2021 einem jähen, verfrühten Ende. Der US-Kabelsender Starz kündigte an, dass die Serienadaption von Neil Gaimans Fantasy-Roman American Gods nach der dritten Staffel nicht weitergehen wird. Der Grund dafür dürften enorme Einbrüche der Zuschauerzahlen von Staffel zu Staffel verbunden mit hohen Produktionskosten der ambitionierten Serie und zahlreichen Problemen hinter den Kulissen sein. Bitter für die Fans ist es, dass Staffel 3 mit einem großen Cliffhanger endet und die Serie bislang nur rund zwei Drittel von Gaimans Vorlage adaptiert hat. Es gibt jedoch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Noch werden Gespräche über einen Abschluss der Geschichte durch eine Miniserie oder einen TV-Film geführt. Derweil haben wir zehn gute Vorschläge, die Fans der Serie sanft auffangen könnten …
Good Omens (Mini-Serie, USA, 2019)
Ebenfalls aus der Feder von Neil Gaiman – und möge er in Frieden ruhen – Co-Autor Terry Pratchett stammt auch dieser himmlische Streich namens Good Omens, bei dem es um nicht weniger als das Ende der Welt geht. Der Sohn Satans ist geboren, doch durch ein Missgeschick landet das Kind auf dem Land, wo es seine Aufgabe, die Apokalypse herbeizuführen, nicht vorbereitet wird. Engel Erziraphael (Michael Sheen) und Dämon Crowley (David Tennant) freundeten sich über die Jahrhunderte an. Die beiden sind gar nicht begeistert, dass ihre friedlichen Tage bald vorbei sein sollen. Munter mischen sie sich daher ins Geschehen, genauso wie andere Dämonen, Engel sowie die vier Reiter der Apokalypse. Die ebenfalls stark charakterfokussierte Geschichte lebt vor allem von einer guten Portion Humor und der perfekten Cast-Wahl, der seine Figuren mit sehr viel Leben ausfüllt und einer netten Prise Kreativität in Sachen visueller Darstellung.
Preacher (Serie, USA, 2016–2019)
Preacher ist die Umsetzung der gleichnamigen bekannten Comicserie und erzählt die Geschichte von Jesse Custer (Dominic Cooper), einem zwiespältigen Pfarrer in einer kleinen Stadt in Texas, der von einem geheimnisvollen Wesen in Besitz genommen wird, mit dessen Hilfe er höchst ungewöhnliche Kräfte entwickelt. Seth Rogen hat den durchgeknallten Comic in eine noch verrücktere Serie adaptiert und scheut dabei vor keiner Brutalität zurück. Fliegende Köpfe sind die Regel, nicht die Ausnahme. Die Serie setzt ein wenig Geduld voraus, sollte Fans von American Gods dann allerdings mit einer vergleichbaren Tonalität belohnen, die auf vergleichbare Weise voller Gewaltspitzen ist.
Westworld (Serie, USA, 2016–)
In Westworld von Jonathan Nolan (Interstellar, Memento) und Lisa Joy (Burn Notice) geht es nicht um Götter. Eher um die metaphorische Loslösung davon. Klingt jetzt hochtrabend verkopft, tatsächlich aber geht Westworld ziemlich hedonistisch los. Reiche Schnösel besuchen riesige, von Androiden bevölkerte Themenparks und leben dort nicht gerade zimperlich ihre wildesten Fantasien aus, Schürzenjäger und verkappte Massenmörder gleichermaßen. Mitten darin die junge Androiden-Farmerstochter Dolores (Evan Rachel Wood), die mit jeder Tagesschleife, die sie durchlebt, ein Stück Bewusstsein erlangt und beginnt, das Grauen um sich herum, aber auch die Schönheit, zu registrieren. Westworld stützt sich auf ein breit gefächertes, starkes und mysteriöses Charakter-Ensemble, darunter u. a. Großmeister Anthony Hopkins als Androiden-Schöpfer Robert Ford. Die Serie hält sich wie American Gods zunächst zurück, doch die großen Themen und Mindfuck-Wendungen brodeln unter der sandigen Oberfläche und machen Westworld durch die Bank zu einer großartigen und spannenden Kiste.
Blood of Zeus (Serie, USA, 2020–)
Die griechische Mythologie ist doch immer wieder für eine aufregende Geschichte gut. Charley und Vlas Parlapanides (Death Note) brachten mit Blood of Zeus die gute alte Antike zu Netflix. Das animierte Original orientiert sich wie Castlevania optisch an den östlichen Anime-Vorbildern, ist aber auf eine westliche Weise erzählt. Die Serie dreht sich um Titanen, Götter und natürlich jede Menge Kampf. Wer sich also thematisch dafür erwärmen kann, findet in Blood of Zeus eine ähnlich gelagerte Serie, die sich tonal ein wenig unterscheidet. Dennoch ist auch diese Serie deutlich an ein erwachsenes Publikum adressiert und geizt wie American Gods nicht mit gewalthaltiger Action. Nur eben in einem eher antiken Gewand. Die zugrundeliegende Geschichte trifft dabei vor allem den Geschmack von Freunden des Videospiels God of War oder Filmen wie Krieg der Götter (2011) und Kampf der Titanen (2010). Fans griechischer Mythologie kommen vollkommen auf ihre Kosten.
The Shannara Chronicles (Serie, USA, 2016–2017)
Mit The Shannara Chronicles wurde die erfolgreiche Fantasy-Romanreihe von Terry Brooks für Amazon Prime Video adaptiert, die bereits in den späten 1970er Jahren erstmals erschien. Die bildgewaltige Fantasy-Serie, in der Druiden, Elfen und Menschen in einer unbestimmten Zukunft gemeinsam den Frieden der einzelnen Völker wahren wollen, wurde von MTV produziert und lässt Fantasy-Herzen höher schlagen. Fans von American Gods werden sich leicht in das Gefüge einfinden können, auch wenn The Shannara Chronicles auf den ersten Blick so wirkt, als würde sich die Serie einfach nur an bestehenden Fantasy-Formeln abarbeiten. Auch der Look der Serie ist weitaus moderner als es die Key Visuals vermuten lassen und spielt auf aktuelle Trends an, während sich der Soundtrack durchaus für MTV passend zeigt. Einziger Wermutstropfen: Auch diese Serie wurde nach zwei Staffeln abgesetzt und endet somit offen.
Hannibal (Serie, USA, 2013–2015)
Auf der Suche nach Alternativen für eine Serie kann es sich lohnen, im Dunstkreis der Showrunner zu bleiben. Warum es also nicht mit Bryan Fullers Hannibal versuchen? Ein Psychothriller-Krimi, der die Anfänge von Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) zeigt, der sich mit seinem allerliebsten Lieblingsprofiler vom FBI Will Graham (Hugh Dancy) ein Katz-und-Maus-Spiel liefert. Zusammen arbeiten sie daran, eine kannibalistische Mordserie aufzuklären, nur weiß Graham nicht, dass sein geschätzter Lieblingskollege der Täter ist. Hannibal ist im Vergleich zu American Gods eher eine Horror-Show, aber sehr packend und mit der für Fuller typischen Liebe zum Detail sowie seinem extravaganten, in diesem Falle auch verstörenden Stil.
Die Kinder des Prometheus (Comic-Reihe, Frankreich/Belgien, 2016–)
Seit dem Sturz des Olymps leben die griechischen Götter als Menschen unter uns. Allerdings geht ein Gottkiller seit Jahrhunderten auf die Jagd nach ihnen. Es wird daher Zeit für alle aus ihren Verstecken zu kommen und gemeinsam gegen den Feind vorzugehen, denn vor wenigen Stunden verlor der Gott der Meere Poseidon sein Leben. Klar, dass da Zeus nicht gerade in Ruhe weiter Wein trinkt! Ähnlich wie der smarte Odin erklärt er den Kampf gegen den Killer, weiß aber dass alleine in seiner Familie genug Probleme herrschen. Und damit ist nicht nur gemeint, dass Dionysos sich lieber in den Weinkeller verzieht! Ob die Helden rund um Perseus und Jason helfen können? Gute Frage, auf die das Kreativ-Team mit DC Comic-Zeichner Rafa Sandoval hoffentlich eine Antwort in den filmreichen Bildern versteckt. Einzige Voraussetzung für den Lesespaß ist ein gutes Vorwissen über die griechischen Sagen, denn leider gibt es hier keinen Mr. Ibis, der die Geschichten hinter den Göttern erzählt.
Noragami (Anime-Serie, Japan, 2014–2015)
Ohne Glaubende geht nix! Das kennt Odin und das weiß auch der von den alten Göttern nicht anerkannte Gott Yato. Daher nimmt der freche Junge so gut wie jeden Job an, um den Leuten seine Macht zu präsentieren und damit seine Existenz zu festigen. Dabei rettet ihn eines Tages das Mädchen Hiyori, was dazu führt, dass ihre Seele temporär ihren Körper verlässt. Yato findet damit nicht nur einen neuen Job – Hiyori will schließlich wieder normal werden! – nein, er findet auch seine erste große Glaubensanhängerin! Damit ist natürlich nicht jedes göttliche Wesen einverstanden. Yato ist allerdings nicht auf den Kopf gefallen. Er schnorrt, wo er nur kann, ist sich für keine Ausrede zu fein und im Kampf gibt er eine sehr gute Figur ab. Allerdings empfiehlt es sich, sich nach den zwei Staffeln an die Manga-Vorlage zu wagen, da diese die Geschichte weiterspinnt und es dort zu einem immer größer werdenden himmlischen Konflikt kommt.
Hades (Game, USA, 2020)
Hades ist eine Alternative für die zockfreudigen Götterfans unter uns. In dieser Mischung aus Action-RPG und Roguelite spielen wir Zagreus, den Sohnemann des Unterweltgottes Hades. Zagreus hat keine Lust mehr, in dieser unterirdischen Ödnis fernab des Lebens zu versauern und macht sich – sehr zum Missfallen seines Vaters Hades – auf zur Oberfläche. Seine Versuche, sich durch die zufallsgenerierten Ebenen der Hölle zu schnetzeln, bleiben von seinen verschrobenen Cousins, Cousinen, Tanten und Onkels auf dem Olymp nicht unbemerkt, und so stehen sie ihm mit ihren göttlichen Gaben bei. Ist allerdings die Frage, auf welchen schrulligen Verwandten wir bei unserem Fluchtversuch die meisten Pferde setzen wollen: Auf den versoffenen Lebemann Dionysos? Die lasziv verstörte Aphrodite? Die unterkühlte Omma Demeter? Den cholerischen Kriegstreiber Ares? Den promiskuitiven Zeus? Auf ganz wen anderes? Oder doch gar keinen? Diese Qual der Wahl bringt freilich einiges an Beziehungshickhack mit sich – typisch für den Olymp. Aber darum geht’s ja. Wer sich nach Familienproblemen zwischen Göttern sehnt, der greife zu Hades.