10 Vorschläge für Fans von Squid Game

Wenn eine Serie dem Begriff des Hypes 2021 gerecht wird, dann ist das Squid Game: Binnen kürzester Zeit stürmte die Serie aus dem Schattendasein in den medialen Mittelpunkt und erwies sich für ihren Heimatplaneten Netflix als großes Geschenk. Neuartig sind Death Games jedoch nicht, der Markt ist sozusagen voller Titel, die das Konzept “Nur eine(r) kann der/die Stärkste sein” bedienen. Da es bis zur zweiten Staffel von Squid Game noch eine ganze Weile dauern kann, haben wir zehn Alternativen für alle, die gar nicht genug von diesem Konzept bekommen können.

 

© Netflix

Alice in Borderland (Serie, Südkorea, 2020–)

Alice in Borderland war die erste asiatische Serie, die auf Netflix einen Hype auslöste und vielleicht auch ein gesellschaftlicher Wegbereiter für Squid Game war und im Windschatten des Erfolgs von Squid Game sogar noch ein weiteres Mal in den streaming-internen Charts aufsteigen durfte. Nicht ganz unschuldig daran ist der Algorithmus, der beide Serien als thematisch miteinander verwandt identifiziert. Denn in ihren Grundzügen ähneln sich beide Serien stark: In der Serie nach dem gleichnamigen Manga von Haro Aso melden sich die Teilnehmer:innen aber nicht freiwillig, sondern landen in einer alternativen, menschenleeren Version von Tokio. Unter ihnen ist auch der junge Gamer Arisu, gespielt vom japanischen Teenie-Idol Kento Yamazaki. Mit seinen Freunden und der alleine durch die Stadt treibenden Usagi versucht Arisu, das Geheimnis der Spiele zu ergründen. Dabei geht es ähnlich brutal wie in Squid Game zu, nur die Manga-Herkunft sickert hier und dort durch, weshalb es zu langen Dialog-Passagen kommt.

 

©Fuji Television Network

Liar Game (Serie, Japan, 2007–2012)

Auch wenn Squid Game als Original-Serie keine Vorlage besitzt, gehen nicht wenige Quellen davon aus, dass die südkoreanische Serie von einem ganz bestimmten Manga-Titel inspiriert wurde. Die Rede ist von Liar Game: Die aufrichtige und etwas naive Studentin Nao Kanzaki erhält eines Tages eine Nachricht und 100 Millionen Yen. Sie sei nun Teil des „Liar Game“, einem Spiel um Geld, in dem es darum geht den Gegner zu belügen und auszutricksen. Verliert sie dabei Geld, so verschuldet sie sich. Einen Gewinn kann sie behalten. Gleich wird sie von Kazuo Fujisawa, einem früheren Lehrer und auch Teilnehmer am Spiel, bestohlen. Mit Hilfe des Psychologen und Trickdiebes Shinichi Akiyama kann sie ihr Geld zurückbekommen. Gemeinsam nehmen sich Nao und Shinichi vor, das Spiel zu gewinnen, um die Organisation die dahinter steht zu besiegen. Dabei wollen sie allen, die sie besiegen, die Schulden bezahlen, sodass sie das Spiel verlassen können. Bei Kazuo Fujisawa beginnen sie damit und müssen sich von da an mit immer neuen Gegnern und auch Regeln und Arten des Spiels auseinandersetzen. Geld, Schulden, Psychologie, Turnier: Die Parallelen liegen auf der Hand. Die Manga-Serie wurde in Japan zu zwei Serien-Staffeln mit 20 Episoden adaptiert, ehe man 2014 in Südkorea ein Remake produzierte.

 

© Netflix

Extracurricular (Serie, Südkorea, 2020–)

Die Drama-Serie Extracurricular dreht sich im Gegensatz zu Squid Game nicht um Erwachsene, sondern Studenten, die Verbrechen begehen, um zur Universität zu gehen. auch hier sind Geldsorgen ein zentraler Punkt. Kim Dong Hee porträtiert Ji Soo, einer der Gruppe, der nach einer unvorstellbaren Tat eines Musterschülers zum Verbrecher wird. Zwar sieht er schüchtern und unscheinbar aus, ist aber strebsam und gewieft, denn er führt als Kopf einer kriminellen Organisation ein Doppelleben, bei dem er im Untergrund agiert. Nämlich steckt er hinter einer Escort-App und leitet einen illegalen Prostitutionsring in Chat-Foren im Internet, die auch Minderjährige anbietet. Davon darf in der Universität natürlich niemand etwas wissen, doch die stinkreiche Studentin Bae Gyu-ri kommt dem Ganzen auf die Schliche und so nimmt das Drama um Intrigen, Lügen und Gewalt seinen Lauf. Die Handlung taucht dabei tief in eine Welt aus Sexarbeit und Menschenhandel ein. Ähnlich wie in Squid Game steht eine brisante Thematik auf dem Plan und es ist ebenfalls ein Polizist Teil der Handlung, der auf eigene Faust im kriminellen Umfeld der Teenies ermittelt. Extracurricular ist nicht annähernd so gewalttätig wie Squid Game und besticht in erster Linie von Drama und Charakterentwicklung. Auch wenn sie unterschiedlichen Genres angehören, werfen beide Serien einen harten Blick auf die Klassenunterschiede und die schrecklichen Dinge, die Menschen für Geld tun.

 

© Netflix

3% (Serie, Brasilien, 2016–2020)

3% ist eine brasilianische Science-Fiction-Serie, die in einer dystopischen Zukunft spielt. Ein Teil der Weltbevölkerung lebt in Frieden und Wohlstand, der ganze Rest verrottet in Slums und muss zusehen, wo er bleibt. Doch es gibt Hoffnung: Wer sein 20. Lebensjahr erreicht, der kann an einem speziellen Auswahlverfahren teilnehmen, um eine Fahrkarte in diese fernen und ominösen Länder der Eliten zu ergattern (ob da wirklich alles so tutti ist, wie alle denken?). Doch nur den titelgebenden 3% der besten Teilnehmer wird diese Möglichkeit vergönnt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Auswahlverfahren aus mitunter menschenverachtenden Spielen besteht und der Aufpasser und Organisator der Spiele namens Ezequiel ein Faible für Folter und Tod hat. 3% ist die erste von Netflix produzierte Serie aus Brasilien und bietet vier Staffeln mit insgesamt 33 Folgen.

 

© Sony Pictures

Escape Room (Film-Reihe, USA, 2019–)

Sonys Escape Room-Franchise ist noch jung und besteht aus zwei Filmen, die sich darum drehen, dass junge Menschen tödlichen Escape Games ausgesetzt werden. Die Räume und Fallen sind dabei höchst kreativ mit vielen liebevollen Details gestaltet und triggern das Publikum, selbst mitzudenken. Die Gemeinsamkeiten mit Squid Game bestehen einzig in den Death Games, einen gesellschaftlichen oder monetären Hintergrund gibt es nicht. Wer allerdings das Szenario liebt, dass verzweifelte Menschen einem tödlichen Setting ausgeliefert werden, bekommt mit Escape Room eine originelle und kurzweilige Reihe kredenzt, die nicht den einfachen Weg einschlägt und einfach nur der Gewalt Willen in Richtung SAW abzudriften, sondern ihre Figuren gerne nachdenken und tüfteln lässt. Kein Ableger der Marke ‘Menschen werden stumpf in Todesszenarien geschickt’, sondern wie in Squid Game werden Umgebung und Situation reflektiert und Taktiken vorbereitet.

 

© Studiocanal

Die Tribute von Panem (Film-Reihe, USA, 2012–2015)

Die vierteilige Film-Reihe Die Tribute von Panem adaptiert die gleichnamige drei Bände umfassende Roman-Reihe von Suzanne Collins. Im Mittelpunkt steht die junge Katniss Everdeen, die im Distrikt 12 (insgesamt ist das Land in 13 Distrikte eingeteilt, wobei Distrikt 1 als reich und Distrikt 12 als bettelarm gilt, Distrikt 13 gilt nach einem Aufstand hingegen als vernichtet) in der diktatorischen Nation Panem lebt. Dort werden jährlich die sogenannten “Hungerspiele” abgehalten, für die je ein Mädchen und ein Junge im Alter von zwölf bis 18 Jahren aus jedem Distrikt ausgelost werden. Katniss meldet sich jedoch freiwillig, als ihre erst zwölfjährige Schwester Primrose für die Hungerspiele ausgelost wird. In diesen Hungerspielen, die in einer Freilichtarena stattfinden, müssen sich die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, “Tribute” genannt, bis auf den Tod bekämpfen. Erst wenn nur noch ein Tribut übrig ist, gelten die Spiele als beendet, wobei diese als großes Event auf Leinwänden und im Fernsehen übertragen werden. Die Tribute von Panem beschäftigt sich ähnlich wie Squid Game mit Thematiken wie der Schere zwischen Arm und Reich und wie sich die Elite an den grotesken, tödlichen Spielen der Tribute amüsiert. Allerdings ist das Setting hier dystopischer Natur und die Brutalität ist deutlich weniger explizit. Insgesamt liegt der Fokus weniger nur auf den Hungerspielen selbst.

 

© Nippon Television Network (NTV)

Kaiji: Ultimate Survivor (Anime-Serie, Japan, 2007–2008)

Hochverschuldete Loser, die von wohlmeinenden Superreichen auf das Spiel ihres Lebens eingeladen werden? Und der Protagonist ist zudem ein schrulliger Trottel? »Holla die Waldfee, starke Kaiji-Vibes hier!«, wird sich da die geneigte Anime-Gemeinde gedacht haben. Basierend auf einem Manga von Gambling-Master Nobuyuki Fukumoto, erzählt die Anime-Serie Kaiji: Ultimate Survivor die Geschichte von Kaiji Ito, der ohne festen Job einen Schuldenberg von 3.850.000 Yen stemmen muss. Da macht ihm der Kredithai Endo ein verlockendes Angebot: Entweder Kaiji wird an seinem Schuldenberg zugrunde gehen, oder aber er geht an Bord des Schiffes Espoir und nimmt dort zusammen mit zig anderen Hanseln an einem mysteriösen Glücksspiel-Event teil, das Kaijis Schulden mit einem Mal tilgen könnte. Doch die Spiele sind gezinkt und nur wenn Kaiji die Tricks dahinter durchschauen kann, wird er gewinnen. Andernfalls warten zerstochene Trommelfelle auf ihn, oder sogar der Tod. Die Ähnlichkeiten zwischen Kaiji und Squid Game sind frappierend, angefangen beim fragwürdigen Lebensstil der Protagonisten, über die Kritik an der Arm/Reich-Schere bis hin zur tödlichen Brutalität der Spiele. Dabei sind die Spiele in Kaiji: Ultimate Survivor häufig komplexer als jene bei Squid Game und fordern die Zuschauerschaft dazu auf, mitzudenken und die Crux zu ermitteln. Ob Squid Game nun eine Hommage an oder gar eine Kopie von Kaiji ist; schwer zu sagen. Auf alle Fälle ist die Serie wie gemacht für all jene, die nach der Beendigung von Squid Game eine Leerstelle auszufüllen haben.

 

© NIS America, Spike Chunsoft

Danganronpa: Trigger Happy Havoc (Game, 2010)

Genug von Tintenfischen? Wie wäre es stattdessen mit einem mörderischen Robobären, der eine Bande außergewöhnlich anime-mäßige Teenager in eine Schule sperrt und dazu zwingt, ein ‘Killing Game’ zu spielen? Klingt absolut verrückt, aber die Augenbraue ist gehoben? Dann wäre mit Sicherheit das Danganronpa-Franchise, hier mit dem ersten Teil vertreten, einen Blick wert. Der Serieneinstieg folgt dem unscheinbaren Makoto, der das große Glück hat, sich in der prestige-trächtigen Hope’s Peak Academy einschreiben zu dürfen, aber das Schicksal erweist ihm dabei den zuvor erwähnten (Cyber-)Bärendienst. In ihrem Kern sind die Games eine Mischung aus Visual Novel und Adventure; es wird nicht nur gelesen, sondern auch eigens ermittelt, denn das ‘Killing Game’ ist ein bisschen perfider als ‘Bringt euch gegenseitig um’. Es ist vielmehr ‘Bringt euch gegenseitig um und kommt anschließend in einem Quasi-Gerichtsverfahren ungeschoren davon’. Schafft der Mörder es, darf er frohlockend und mit dem bleischweren Gewissen die Schule verlassen, dass all seine Mitgefangenen zum ewigen Nachsitzen verurteilt wurden. Die einzelnen ‘Who dunnit?!’-Fälle kombiniert mit dem übergeordneten ‘Who masterminded it?!’ machen den Kern des Adventure-Gameplay im Form von Hinweis-Gesammel und aggressiver Diskussionsführung in den Verfahren aus. Der verrückte Mischmasch gepaart mit einem ganz eigenen Stil, schwarzem Humor und Verdrehung von Anime-Klischees ist dabei aber nicht nur ein quatschiges Massaker, sondern liefert eine packende Mystery-Reihe mit emotionalen Tiefgang, die ihresgleichen sucht und zu dem besten gehört, was das Visual Novel-Genre zu bieten hat. Letzter Hinweis: Im Dezember 2021 erscheint das Rundum-Verzweiflungspaket Danganronpa: Decadence exklusiv für Nintendo Switch und bietet die vollständige Reihe in einer mörderischen Packung.

 

© Aksys Games

Zero Escape: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors (Game, 2009)

Die Zero Escape-Trilogie, die hier mit dem ersten Teil vertreten ist, ist eine weitere Visual Novel-Mystery-Adventure-Reih. Ausgangspunkt ist wie es zum guten Ton in Death Game-artigen Situationen gehört, das unsanfte Erwachen an einem völlig fremden Ort dank eines Gasmasken tragenden Irren. Für den ersten Teil ist Junpei der nicht im heimischen Bett erwachende, der sich zu Beginn in der Kabine eines Schiffes wiederfindet, die ein unerfreuliches Leck und eine noch unerfreulicher verschlossene Tür hat. Um einem wässrigen Ende zu entgehen, muss er sich durch den Raum puzzeln: Escape-Room-Style. Es dauert nicht lange, bis er auf acht weitere unfreiwillig Kreuzfahrende trifft, die nun gemeinsam versuchen müssen, dem mörderischen Spiel, das sich Mastermind Zero ausgedacht hat, zu entkommen. Das Game präsentiert sich wieder als Mix aus visual-noveligen Erzählungsparts mit den erwähnten Escape-Room-Einlagen, aus denen man sich herauspuzzeln muss, ähnlich zu Point & Click-Adventures. Die Zero Escape-Reihe glänzt dabei mit schönen Rätselideen, generell interessanten Themen, die (mal mehr mal weniger) subtil mit der Handlung verzahnt werden und einem wahrhaft bunten und exzentrischen Charaktercast, die ein Anime-Design-Bad genommen haben. Humor, Tragik, Spannung und Rätsel werden wundervoll kombiniert, haben einen starken Auftakt im ersten, den Höhepunkt im zweiten, dann aber leider einen kleinen Absturz im dritten Teil. Trotz des Absackers ist es eine absolute Empfehlung für all diejenigen, die sich prinzipiell einmal an einer Visual Novel versuchen wollen oder schlicht tränende Augen bei spannenden Mystery-Geschichten bekommen. Wie so oft muss man die Anime-artigkeit entweder lieben oder zumindest verkraften können, bereuen wird man die Kreuzfahrt in jedem Fall aber nicht.

 

© Tokyopop

Btooom! (Manga-Reihe, Japan, 2009–2018)

Die Manga-Reihe Btooom! handelt von dem arbeitslosen Taugenichts Ryota Sakamoto. Er liegt seiner Mutter auf der Tasche, benimmt sich undankbar und hat auch keine großen Ambitionen in seinem Leben. Stattdessen verbringt er seine Zeit lieber online in dem Online-Spiel “Btooom!”, bei dem er zu den weltbesten Spielern gehört. Doch dann findet er sich auf einmal auf einer tropischen Insel wieder. Keine Ahnung, wie er dort überhaupt hingekommen ist, muss er bald feststellen, dass er hierbei Teil von einem besonders perversen Spielchen ist: Er und zig andere Menschen sollen sich mit Bomben töten – und diese erinnern verdächtig an jene aus seinem Lieblingsspiel “Btooom!”. Bald wird ihm klar, dass er nun um Leben und Tod spielt, denn jeder Spieler und jede Spielerin besitzt ein Ortungsimplantat und nur wer mit dem eigenen Implantat acht Stück sammeln kann, darf die Insel verlassen. Btooom! ist eine sehr brutale Reihe, die dabei auch oft auf den Schockfaktor setzt. Neben blutigen Explosionen wird auch an anderen Abgründen nicht gespart, wie etwa sexuellen Übergriffen auf die weiblichen Teilnehmer. Dazu kommt, dass die Teilnehmenden tatsächlich von Menschen aus ihrem Umfeld für diese reale Version des Survival-Games nominiert wurden. Manchmal, weil diese tatsächlich schlimmste Verbrecher sind und manchmal gar von Menschen, die man eigentlich für Freunde oder Familie hielt. Ähnlich wie Squid Game versteckt die schonungslose und abstoßende Darstellung aber auch einige gesellschaftliche Kritik. So werden die Menschen auf der Insel gefilmt und die Szenen sollen verwendet werden, um ein noch viel realistischer aussehendes Videospiel verkaufen zu können. Wer lieber schaut als liest, kann sich auch die 12-teilige Anime-Serie anschauen, die jedoch nur einen kleinen Teil der Handlung adaptiert.

 

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Alva Sangai
Redakteur
28. November 2021 16:40

Liar Game verdient echt mehr Aufmerksamkeit. Ob sich jemals mein Wunsch nach einem Anime erfüllt? 😮 Vielleicht hilft der Squid Game-Hype.