Das Serien-Grundwissen (Teil 5)

Hier gibt es etwas mitzuenehmen: In unserer Reihe „Das Serien-Grundwissen“ vermitteln wir kompaktes Wissen zu 70 Serien, die man entweder kennen oder zumindest schon einmal von ihnen gehört haben sollte – und auch weshalb. Natürlich gilt: Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dies ist keine ultimative Liste, aber ein Wegweiser durch den immer dichter werdenden Serien-Dschungel.

21. Familie Feuerstein (1960–1966, Cartoon)

© Warner Bros.

Worum es geht: Fred Feuerstein und seine Frau Wilma Feuerstein leben mit ihren Nachbarn und guten Freunden Barney und Betty Geröllheimer in der steinzeitlichen Stadt Felsental. Zusammen erleben die Steinzeit-Bewohner allerhand Abenteuer und einen turbulenten Alltag, insbesondere nachdem die Feuersteins ihre Tochter Pebbles bekommen und die Geröllheimers den kleinen Kraftprotz Bamm-Bamm adoptieren.

Sollte man deshalb kennen: „Yabba Dabba Doo!“, der berühmte Freudenschrei von Fred Feuerstein, ist schon purer Kult und dürfte den meisten Menschen bekannt sein. Die Serie hat das Fernsehen ohnehin nachhaltig geprägt, war Vorreiter für bestimmte Thematiken sowie Erzählweisen und stellt eine der erfolgreichsten Zeichentrick-Serien überhaupt dar. Die größtenteils episodenhafte Sitcom überzeugt dabei mit einem großartigen Humor (darunter auch tolle Running-Gags), sympathischen Charakteren und einem coolen Setting (in dem Dinosaurier vorkommen, auch wenn diese zum tatsächlichen Aufkommen des modernen Menschen natürlich schon längst ausgestorben waren), das jedoch nicht verhindert, dass man sich selbst in manchen Situationen erkennt. Witzig ist auch, dass die steinzeitlichen Tiere oft als Alltagsgegenstände herhalten müssen und diese Tatsache frustriert kommentieren. Die Ergänzung von Pebbles und Bamm-Bamm als Kinder der vier Hauptcharaktere ab der dritten Staffel fügt sich sehr gut in die Handlung ein und sorgt dafür, dass auch frischer Wind in die immerhin recht umfangreiche Serie kommt. Selbst über ein halbes Jahrhundert nach Ende der Serie ist Familie Feuerstein mit den kultigen Figuren und dem einzigartigen Charme ohne Frage ein zeitloser Klassiker.

Umfang: 6 Staffeln mit insgesamt 166 Folgen zu je 30 Minuten

Das gibt es noch: Durch den großen Erfolg der Serie erschien viel Begleitmaterial, darunter zahlreiche weitere Serien-Ableger (die aber meist nur eine sehr kurze Lebenszeit hatten), mehrere Kinofilme sowie Specials. Besonders erwähnenswert sind der Zeichentrick-Film Fred Feuerstein lebt gefährlich! und die beiden, leider eher ernüchternden Realfilme Flintstones – Die Familie Feuerstein (1994) und Die Flintstones in Viva Rock Vegas (2000). 2021 wurde mit Bedrock eine neue Sequel-Serie angekündigt, die sich um die nun erwachsene Feuerstein-Tochter Pebbles drehen wird.

22. House of Cards (2013–2018, Politthriller)

© Sony Pictures Home Entertainment

Worum es geht: Francis Underwood (Kevin Spacey) ist ein gemeiner, arroganter und selbstsüchtiger Hurensohn und wurde zum amerikanischen Außenminister ernannt. Ein Posten, mit dem er sich nicht zufrieden gibt, und so strebt er nichts anderes an als das Amt des Präsidenten und schreckt dabei vor keiner Methode zurück.

Sollte man deshalb kennen: House of Cards könnte man als fiktive Parallelspur zur politischen Realität verstehen. Eine Serie, die Einblick in die amerikanische Politik gibt und sich dabei vor allem auf die weniger glorreichen Felder wie Korruption, Denunzierungskampagnen, Auftragsmorde etc. fokussiert, das Übliche halt. Die Serie bekam vor allem dann noch mal einen neuen Status, als im letzten Jahr ihrer Ausstrahlung Donald J. Trump zum Präsident ernannt wurde und man House of Cards nachträglich einen ähnlichen prophetischen Charakter zusprach wie der Serie Die Simpsons. House of Cards wartet mit Charakteren auf, die man gleichermaßen hasst und liebt; die ständig unser Gefühl für Richtig oder Falsch in Frage stellen. Eine sehr gute Show mit intelligenter Regie und einer packenden Handlung, denn trotz des Politikfokus ist die Serie alles andere als staubig und öde, denn vielmehr blutig und höchst verwerflich. Highlights: Immer dann, wenn Francis Underwood die vierte Wand durchbricht.

Umfang: 6 Staffeln mit insgesamt 73 Folgen zu je 42–59 Minuten

Das gibt es noch:

23. Downton Abbey (2010–2015, Historisches Drama)

© Universal Pictures

Worum es geht: »Downton Abbey« ist der Name eines Herrschaftshauses in Großbritannien. Es ist das Zuhause der wohlhabenden und einflussreichen Familie Crawley sowie deren Bediensteten. Die Geschichte erzählt von Drama, Liebe und Leid sowohl in der oberirdischen Prunk-Abteilung der Adeligen als auch in den unterirdischen Küchenräumen. Im Grunde ist Downton Abbey wie alle Jane Austen-Romane zusammen genommen – plus Bedienstete.

Sollte man deshalb kennen: Downton Abbey verfügt über einen breiten, wenn nicht sogar verdammt breiten Cast. Bei so vielen Figuren und einer so langen serieninternen Laufzeit können viele historische Meilensteine abgearbeitet werden: der Untergang der Titanic, der erste Weltkrieg, die aufkeimende Frauenrechtsbewegung, die spanische Grippe etc.. Es ist quasi Geschichtsunterricht und gleichzeitig so wunderbar seifenopernmäßig, dass es nie trocken wird. Die Figuren haben alle komplexe Motivationen und ein dunkles Geheimnis, das immer in den schlimmsten Momenten vor dem Hintergrund irgendeiner weiteren Historienlehrstunde gelüftet wird. Downton Abbey ist sowohl (elegant) trashig als auch klug, mit wunderprächtigen Kostümen und Interieurs. Darüberhinaus kürte das Guinessbuch der Rekorde Downton Abbey zur am besten bewertetsten Serie 2011, aber das nur am Rande.

Umfang: 6 Staffeln mit insgesamt 52 Folgen zu jeweils 50–65 Minuten

Das gibt es noch: Einen Kinofilm aus dem Jahre 2019, quasi als „Special-Abschluss“. Keine Pflicht, aber nice-to-have.

24. Dawson's Creek (1998–2003, Coming of Age)

© Sony Pictures Home Entertainment

Worum es geht: Die verschlafene Kleinstadt Capeside ist der Ort, an dem der Teenager Dawson Leery und seine Freunde versuchen, mit dem Älterwerden klarzukommen, mit ihren Gefühlen und mit neuen Erwartungen, die an sie gestellt werden. Der Filmfreak Dawson ist von Kindesbeinen an mit Joey Potter befreundet. Regelmäßig bekommt er von ihr über eine Leiter Besuch in seinem Zimmer. Doch mit fünfzehn erwacht langsam das Interesse am anderen Geschlecht, und ihre Freundschaft wird zusehends problematischer. Joey muß ohne Vater aufwachsen, da dieser hinter Gittern sitzt. Und Dawson muss damit klarkommen, dass seine Eltern kurz vor der Scheidung stehen.

Sollte man deshalb kennen:  Dawson’s Creek ist DIE Coming-of-Age-Serie der 90er schlechthin. Die Serie versucht immer wieder, gesellschaftliche Themen aufzugreifen. So sind die Hauptakteure der Serie Außenseiter, die für sich eine Clique bilden. Fernab von Glitter und Glamour wie in anderen Teenie-Serien spielt die Handlung im ländlichen Capeside. Die Figuren zeichnen sich durch besonders hohe Charaktertiefe aus und führen tiefphilosophische Diskussionen, die weit über dem Level 16-jähriger liegen. Damit unterscheidet sich die Serie von den herkömmlichen Oberflächlichkeiten anderer Serien und setzt stärker auf Kleinstadtromantik und Freundschaft als Sex, Intrigen oder Drogen. Die Serie galt als Sprungbrett für viele heute bekannte Darsteller*innen wie Michelle Williams oder James van der Beek.

Umfang: 6 Staffeln mit insgesamt 128 Folgen zu jeweils 44 Minuten

Das gibt es noch: Seit dem Serienende kommen immer wieder Gerüche um eine Fortsetzung auf, was angesichts der Popularität des Casts heute unmöglich erscheint. Ein Semi-Spin-off entstand mit Young Americans (1999–2000), in dem die Hauptfigur einst in der selben Klasse wie Dawson und Co. war. Allerdings existieren keine Referenzen zu Dawson’s Creek.

25. I Love Lucy (1951–1957, Sitcom)

© Mediumrare

Worum es geht: Der kubanische Bandleader Ricky Ricardo und seine Frau Lucy leben in einem Apartment-Haus in der East 68th Street in New York City. Die hübsche, aber verrückte Lucy versucht ständig sich in die Bühnenshow ihres temperamentvollen Ehemannes einzuschleichen, was dieser vehement verhindern will. Durch allerlei hinterhältige Tricks versucht Lucy ihren Willen in jeder Hinsicht durchzusetzen und bringt sich dabei immer wieder in missliche Lagen. Dann liegt es nicht selten an den Freunden und Vermietern Fred und Ethel Mertz, ihr wieder aus der Patsche zu helfen … 

Sollte man deshalb kennen:  I Love Lucy ist Serienlegende und die Serie, mit der das Sitcom-Format im Fernsehen 1951 überhaupt erst begann. Fast unglaublich: Eine quirlige Rothaarige und ein Kubaner als Traumpaar der Vereinigten Staaten. Und das in einer Erfolgsserie, die sechs Jahre lang gefüllt war mit atemberaubendem Slapstick, übergreifenden Handlungsbögen und Innovationen am laufenden Band. Besonders innovativ war damals die Tatsache, dass die Serie vor einem Live-Publikum gedreht wurde, chronologisch und ohne eine Wiederholung von Szenen. Etwas, das heute undenkbar wäre. In Deutschland ist die Serie nahezu unbekannt, da sie es hierzulande nie ins Fernsehen schaffte, während in den USA seit 50 Jahren tägliche Wiederholungen an der Tagesordnung sind und die Serie als Mutter aller Sitcoms höchsten popkulturellen Status genießt. 

Umfang: 6 Staffeln mit insgesamt 181 Folgen zu jeweils 23 Minuten

Das gibt es noch: Nachdem die Serie 1957 abgesetzt wurde, wurde sie 1958 durch die Sendung The Lucille-Ball-Desi-Arnaz-Show ersetzt, die es auf drei Staffeln brachte. Nach der privaten Scheidung von Ball und Arnaz wurde die Sendung 1960 abgesetzt. Es folgten mehr oder weniger erfolgreiche Serien, in denen Ball ihre Rolle als Lucy verkörperte, wie Hoppla Lucy  oder Life with Lucy. Diese Serien haben aber mit der Ursprungsserie und der Ursprungsfigur Lucy, außer dem Namen Lucy, nichts bis fast nichts zu tun. 

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