Totman Gehends Jahresrückblick 2020

Dieses Jahr könnte ich der Welt dank der Lockdowns sogar einen ziemlich ausschweifenden Jahresrückblick vor den Latz knallen. Traditionen sind aber Traditionen, gell? Also wieder kurz und knackig. Viel Spaß beim Lesen und Gucken.

Games

Das neu entdeckte Mass Effect-Franchise hat mich wunderbar durch die Lockdowns geführt. Als gewohnter Spätzünder hätte ich es dieses Mal nicht besser treffen können, denn welche Zeit könnte geeigneter sein für das eskapistische Abtauchen in ein völlig unbekanntes Universum? Selbst der Nachfolger Andromeda hat mir Freude bereitet, weil er dann doch nicht die unzumutbare Vollkatastrophe war, wie es einem das Internet gerne mal glauben lassen möchte (1000 Patches später). Daneben hat mich noch Hellblade: Senua’s Sacrifice umgehauen. Ein vergleichsweise kurzes, aber dafür umso intensiveres Abenteuer mit einer hohen Frequenz an “Himmel, Arsch und Zwirn!”-Ausrufen. Ich freue mich auf Teil 2 im kommenden Jahr. Auf dem dritten Platz landet, nachdem ich schweren Herzens Control und Darkest Dungeon aussortiert habe, der Ghostrunner. Bester Mann, wenn es um Rauschgefühle, Schnetzelparty, Parkour und Synthwave geht.

Bücher

Dieses Jahr ist hierzulande die Killerbot-Reihe von Martha Wells gestartet. Das hatte mich anfänglich eigentlich nicht gejuckt, da dieses “Tagebuch” im Titel irgendwie nach Trash stank. Letzten Endes bin ich dem Killerbot dann doch auf den Leim gegangen – dieser androgynen Menschmaschine, die eine Mixtur aus antisozialem Nerd und Badass-Schläger ist und sich während ihrer halsbrecherischen Missionen im Schnitt 700 Telenovela-Folgen reinzieht. Mal was Neues.
Weiterhin habe ich 2020 dazu genutzt, die zwei mir noch fehlenden Bücher von Subcomandante Marcos zuzulegen, dem ehemaligen Sprecher der politischen Zapatista-Bewegung in Mexiko. Darunter auch den vergleichsweise seichten Titel Kassensturz. Hier geht es weniger um die Politik, denn vielmehr um Marcos persönlich. Größte Enthüllung: Er, der Mann hinter der Maske, mag Angelina Jolie.
Zu guter Letzt: Satans Spielfeld von Ute Cohen. Ein völlig anderes Kaliber und nur für hartgesottene Drama-Leser geeignet. Die Geschichte über ein Mädchen, das in die manipulativen und missbräuchlichen Fänge des Vaters ihrer besten Freundin gerät. Gut geschriebener, harter Stoff, der mir zum Ende des Jahres hin noch in schmerzhafter Erinnerung geblieben ist.

Anime

Die Sparte der Animes ist die letzten Jahre am stärksten geschrumpft (die komplett abwesende Manga-Sparte mal außen vorgelassen). Und auch in diesem Jahr gibt es nur einen nennenswerten Titel, den ich mir angeschaut habe: Netflix’ Beastars. Ein seltener CGI-Anime, für den das CGI tatsächlich etwas tut. Er erzählt von der seltsamen Beziehung zwischen einem Wolf und einem Hasen, zeichnet sich unerwarteterweise auch auf philosophischer Ebene aus und ist im Allgemeinen eine packende, groteske und faszinierende Angelegenheit.

Filme

Zuallererst: 10 Cloverfield Lane: ganz großes Kino. Ein Film, bei dem man nicht die leiseste Ahnung hat, wohin die Reise geht. Kalter Krieg? Entführungsdrama? Postapokalyptischer Prepper-Traum? Alles möglich. Am Ende denkt man sich nur “Wtf?”, doch wird das alles unwichtig in Anbetracht der Charakterentwicklung der Protagonistin. Denn letztendlich geht es nur darum: dass die Frau Eierstöcke aus Stahl bekommt.
Daneben scheint mir noch I am Mother erwähnenswert. Ein Sci-Fi-Film über ein Menschenkind, das von Geburt an von einem Roboter namens “Mutter” aufgezogen wird. Von anderen Menschen fehlt weit und breit jede Spur. Hat die Menschheit sich selbst ausgelöscht? Oder waren das die Roboter? Und wenn ja, warum würde dann eine künstliche Mutter einen Menschen aufziehen und ihm all ihre “Liebe” geben wollen? Bis zum Ende sind die Rollen und die Motive nicht ganz klar. Ein interessanter Beitrag zum Sci-Fi-Genre.

Serien

Analog zu meiner Sub Marcos-Restlektüre ist mir aufgefallen, dass Netflix bereits seit über einem Jahr eine fünfteilige Doku über das politisch turbulente Jahr 1994 in Mexiko in petto hat, in welcher auch besagter Sub Marcos vorkommt. Titel: 1994. Selten so eine spannende Aufarbeitung von Geschichte gesehen, denn (fast) alle relevanten Persönlichkeiten von damals leben noch und wirken tatsächlich mit. 1994 verwebt Archivaufnahmen und aktuelle Interviews. Die Gegenspieler von einst, vereint im selben Format, machen ihre Aussagen. Manches widerspricht sich, manches wird durch Archivaufnahmen bestätigt. All das geschieht kommentarlos, so dass man sich sein eigenes Bild machen muss.
Kommen wir zu Platz 2: The Mandalorian ist nicht perfekt, aber es ist für mich eine dieser heimeligen Nostalgie-Serien, auf die man sich wöchentlich wie ein Honigkuchenpferd freut. Klein und schmutzig erforscht The Mandalorian die abseitigen Felder des Star Wars-Epos. Und auch wenn die Haupthandlung oft hinten ansteht, so begleitet man Protagonisten Mando gerne auf seinen Side Quests. Wie der bereits weiter oben erwähnte Killerbot ist Mando eine Figur, die man zu schätzen lernt. Da ist es mir irgendwann völlig wumpe, was in der Folge passiert. Hauptsache, es passiert Mando.
Zu guter Letzt: Das Damengambit. Was kann ich dazu noch sagen außer: ‘ne absolut runde Sache.

In diesem Sinne, liebe Leser jedweden Geschlechts: Neues Jahr, neue Schlacht.

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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