TV-Kindheitserinnerungen – Teil 13: Karl May
Unsere Reihe “Meine Kindheit vor dem Fernseher” besinnt sich zurück auf jene Tage, in denen die Hausaufgaben warten mussten, es Gründe gab, schon während des Unterrichts auf den Nachmittag zu warten oder an Wochenenden besonders früh aufzustehen: Das TV-Programm. In einer Zeit, in der Smartphones und Internet nicht die Kinderzimmer einnahmen, sondern die Flimmerkiste (oftmals noch in der Variante Röhrenfernseher) den Alltag bestimmte. Wir widmen uns Formaten, die unsere Kindheit prägten und heute zum Teil bereits längst in Vergessenheit geraten sind. Die Nostalgiebrille aufgesetzt und volle Kraft rückwärts in der Zeit!
Alle Ausgaben:
Teil 1 – Saber Rider and the Star Sheriffs
Teil 2 – Die Nanny
Teil 3 – Bonanza
Teil 4 – Captain Future
Teil 5 – Kim Possible
Teil 6 – Spider-Man und seine außergewöhnlichen Freunde
Teil 7 – Eine fröhliche Familie
Teil 8 – Daktari
Teil 9 – Western von gestern
Teil 10 – Hannah Montana
Teil 11 – Full House
Teil 12 – Raumschiff Enterprise
Teil 13 – Karl May
Teil 14 – Pokémon
Teil 15 – The Legend of Zelda
Teil 16 – Die Rebellen vom Liang Shan Po
Teil 17 – Fillmore!
Teil 18 – Silver Surfer
Titel:
Karl May-Filme
Dort war es zu sehen:
Der erste Film Der Schatz im Silbersee lief am 12. Dezember 1962 im Universum Kino in Stuttgart an und wurde am 23. Märu 1974 zur Hauptsendezeit im ZDF gezeigt. Winnetou 1. Teil lief bereits ein Jahr später in den deutschen Kinos an, danach folgten 15 weitere Filme, teilweise mehrere in einem Jahr, die bis ins Jahr 1968 die Sehnsucht nach Abenteuern in weit entfernten Ländern wie Amerika und dem Nahen Osten beflügelten.
Darum geht es:
Winnetou und Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, Old Surehand, Old Firehand – für Millionen von Kinobesuchern und Fernsehzuschauern sind seit 1962 diese Namen zu einem Begriff für Abenteuer, Lagerfeuerromantik und echten Männerfreundschaften geworden. Mit seinen Erzählungen hat Karl May (*25. Februar 1842, † 30. März 1912) unwissentlich den Grundstein zu einer Filmreihe gelegt, die Jung und Alt begeisterte. Dabei erleben junge deutsche Helden in fernen Ländern Abenteuer und schließen Freundschaften mit den jeweiligen Bewohnern, wobei sie gegen Schurken jeder Couleur kämpfen und von Sidekicks wie Sam Hawkins und Lord Castlepool unterstützt werden, die untrennbar dazugehören und den Filmen einen Humor verleihen, der über manche Seichtheiten hinwegtröstet.
Wissenswertes:
Die Karl-May-Filme gelten als Synonym für die Sparte “deutschsprachige Western”, doch gedreht wurde überwiegend in Kroatien, da die dortigen Gebirgs- und Seenlandschaften eine ideale Kulisse abgaben. Der erste Film Der Schatz im Silbersee sollte eigentlich Götz George als zentrale Figur beinhalten, doch das Duo Lex Barker und Pierre Brice zeigte eine derartige Präsenz, dass Produzent Horst Wendtland und Regisseur Harald Reinl nicht umhin kamen, die beiden in den Mittelpunkt zu stellen. Die Musik von Martin Böttcher findet sich in zehn Karl-May-Filmen, wobei die Titelmusik zu Der Schatz im Silbersee 1962 für 17 Wochen die Charts in Deutschland anführte. Live und in Farbe zeigen sich die Heldinnen und Helden alljährlich bei den Karl-May-Festspielen im Freilichttheater in Bad Segeberg.
Darum handelte es sich um ein Kinderzimmer-Highlight:
Die Welt in den Karl-May-Verfilmungen ist einfach aufgebaut. Mit klar definierten guten und bösen Charakteren lässt sich der relativ simplen Handlung einfach folgen und mit den Helden mitfiebern, wenn die Bösewichte mal wieder einen perfiden Plan aushecken. Eine wirkliche Charakterentwicklung gibt es dabei nicht, aber das stört angesichts der reitenden, schießenden und kämpfenden Helden auch nicht wirklich. Zudem kommt kein Bösewicht ungeschoren davon, jeden ereilt seine gerechte – in der Regel also tödliche – Strafe. Dabei sorgen Figuren wie Sam Hawkins inmitten der Aufregung dafür, dass die Spannung sich nicht unendlich aufbaut, sondern sich in Gelächter entladen kann.
Persönliche Erinnerungen:
Ich erinnere mich noch ganz genau, denn den Platz vor dem Fernseher habe ich mir damals hart erkämpfen müssen. Den ersten Film Der Schatz des Silbersees durfte ich noch nicht ansehen, aber ich saß im Flur in eine Ecke gedrückt und habe immer wieder um die Ecke geschaut, den meisten Teil allerdings nur als Hörspiel mitbekommen. Und ich war begeistert! Die tolle Musik, die unglaubliche Freiheit, das Abenteuer, alles war für mich als Neunjährige einfach großartig. Einen Monat später lief Winnetou Teil 1 und ich hatte meine Eltern erfolgreich bearbeitet, so dass wir zu dritt der beginnenden Freundschaft zwischen Winnetou und Old Shatterhand folgten. Meine beiden jüngeren Schwestern schafften es dann mit Bitten und Betteln, wieder einen Monat später bei Winnetou Teil 2 dabei zu sein. In der Folge verwandelten wir mit den Nachbarskindern den Spielplatz in eine Westernlandschaft und spielten die Geschichten nach.
Lohnt sich die Serie heute noch?
Die Karl-May-Verfilmungen bilden einen bedeutenden Teil der deutschen Filmgeschichte. Für heutige Verhältnisse sind die Geschichten allerdings zu einfach gestrickt und begeistern als Neuzuschauer:innen eher ein junges Publikum, welches sich noch gut in die Welt von Old Shatterhand einfinden und die Abenteuer genießen kann. Älteren Zuschauer:innen wird doch empfohlen, mit einer Nostalgiebrille vor dem Bildschirm zu sitzen, den simpel strukturierten Aufbau als zeitgenössisch hinzunehmen und sich an der wunderbaren Filmmusik zu erfreuen.
Wie kommt man an die Serie heran?
Die Karl May-Klassiker lassen sich als Gesamt-Kollektion von LEONINE käuflich erwerben.