TV-Kindheitserinnerungen – Teil 16: Die Rebellen vom Liang Shang Po

Unsere Reihe “Meine Kindheit vor dem Fernseher” besinnt sich zurück auf jene Tage, in denen die Hausaufgaben warten mussten, es Gründe gab, schon während des Unterrichts auf den Nachmittag zu warten oder an Wochenenden besonders früh aufzustehen: Das TV-Programm. In einer Zeit, in der Smartphones und Internet nicht die Kinderzimmer einnahmen, sondern die Flimmerkiste (oftmals noch in der Variante Röhrenfernseher) den Alltag bestimmte. Wir widmen uns Formaten, die unsere Kindheit prägten und heute zum Teil bereits längst in Vergessenheit geraten sind. Die Nostalgiebrille aufgesetzt und volle Kraft rückwärts in der Zeit!

Titel:

Die Rebellen vom Liang Shan Po (26 Episoden, 1973 – 1974)

Dort war es zu sehen:

ARD (1980) 

Darum geht es:

Im 12. Jahrhundert versucht der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, Kao Chiou, möglichst viel Macht anzuhäufen, um den Thron an sich zu reißen. Bei seinen Plünderungen der Tempel wird ein altes Siegel gelöst, unter welchem die Seelen von 108 Rebellen aus früheren Zeiten versiegelt waren. Einer Prophezeihung gemäß werden diese Rebellen nun wiedergeboren. Damit beginnt der Widerstand gegen Kao Chious Machtbestreben, der sich der verbannte Offizier der kaiserlichen Garde, Lin Chung, anschließt, da Kao Chiou ihm sein Amt und seine Frau geraubt hat.

Wissenswertes:

Die Serie lief in Japan von 1973 bis 1974 auf dem japanischen Sender Nippon TV. Für die deutsche Erstausstrahlung im Nachmittagsprogramm wurden etliche Szenen, die als zu brutal bewertet wurden, aus Jugendschutzgründen herausgeschnitten. Die in Deutschland am 24. Juni 2016 erschienene limitierte Fassung auf Blu-ray Disc und DVD enthält alle Episoden in ungeschnittener Form. Hierfür wurden die geschnittenen Szenen nachsynchronisiert. Aufgrund zahlreicher Proteste wurde die Serie nach zehn Episoden aus dem Nachmittagsprogramm entfernt, später aber auf ARD, ZDF und RTL komplett ausgestrahlt.

Darum handelte es sich um ein Kinderzimmer-Highlight:

Die Rebellen vom Liang Shan Po erzählt in 26 Episoden eine einfache Geschichte, in der die Guten gegen einen scheinbar übermächtigen Fiesling kämpfen, der mit unlauteren Mitteln versucht, die Herrschaft an sich zu reißen, und zunächst eindeutig die besseren Karten auf der Hand hat. Doch mit Witz und erstaunlichen Fähigkeiten schlagen die Rebellen zurück und können dem Bösewicht ein ums andere Mal eins auswischen. Sympathieträger ist dabei auf jeden Fall der Offizier Lin Chung, dem von Kao Chiou übel mitgespielt wird und dessen Schicksal den Zuschauenden ans Herz geht.

Persönliche Erinnerungen:

Sonnag Nachmittag wurde bei uns oft gemeinsam Fernsehen geschaut, und als Die Rebellen vom Liang Shan Po kurz vor Weihnachten 1980 anliefen, saßen wir natürlich alle vor der Flimmerkiste, weil meine Eltern diese neue Serie interessierte, das Nachmittagsprogramm als kinderfreundlich galt und drei Kinder beschäftigt werden wollten. Ich erinnere mich, dass ich völlig fasziniert von der bunten Kulisse waren – und völlig überfordert von der Vielzahl der Protagonisten, die ich zum Teil nicht voneinander unterscheiden konnte. Das sorgte später für etliche Diskussionen mit meinen Schwestern, wer denn nun was gesagt oder getan hatte. Beeindruckt war ich auf jeden Fall von Hu Sanniang, denn eine Schwertkämpferin war mir bisher noch nicht untergekommen. Das gesamte Thema der Geschichte, der edle Heldenmut, mit dem die Rebellen gegen eine tyrannische Herrschaft kämpfen und sich weigern, genauso hinterhältig und gemein zu agieren wie der Bösewicht, hat mich auf jeden Fall angesprochen.

Lohnt sich die Serie heute noch?

Mit heutigen Produktionen lässt sich die Serie schlecht vergleichen. Die eindimensionale Einteilung in Gute und Böse, slapstikartigen Dialoge, Overacting in den Kampfszenen und eine viel zu große Anzahl an Protagonisten wären für Martial Arts-Fans heutzutage ein Grund, die Serie spätestens nach der ersten Episode zu droppen. Und dennoch besitzt Die Rebellen vom Liang Shan Po einen urtümlichen Charme, der schon in der gesprochenen Einleitung zum Tragen kommt. Die erste Szene auf dem Marktplatz, in der Wu Sung sich auf die Seite der armen Bevölkerung stellt und sich mit den Wachen herumchlägt, lässt unwillkürlich an die Filme mit Bud Spencer denken, sowohl was die Action als auch die Dialoge angeht, und dieses Feeling zieht sich mal mehr, mal weniger durch die gesamte Serie. Für Nostalgiefans ein Muss!

Wie kommt man an die Serie heran?

Die Rebellen vom Liang Shan Po gibt es auf Blu-ray Disc und DVD käuflich zu erwerben. Alternativ kann die Serie gegen eine Gebühr bei Amazon Prime angesehen werden.

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wasabi
Redakteur
17. September 2023 17:43

Hihi! Missachte nicht die Schlange, weil sie keine Hörner hat, denn aus ihr kann dereinst ein mächtiger Drache werden! Hach, war das aufregend, damals. Die Kämpferin mit dem Seidenschal-Turban! Und der Kerl, dem beinah der Kopf abgesägt wurde! Also, die Säge ist riesig, es gibt aber nur einen kleinen Ritzer, dann wird das unterbrochen. Doch das reichte, um die Bedenkenträger von damals über menschenverachtende Gewaltverherrlichung im Fernsehen leitartikeln zu lassen.