TV-Kindheitserinnerungen – Teil 18: Silver Surfer
Unsere Reihe “Meine Kindheit vor dem Fernseher” besinnt sich zurück auf jene Tage, in denen die Hausaufgaben warten mussten, es Gründe gab, schon während des Unterrichts auf den Nachmittag zu warten oder an Wochenenden besonders früh aufzustehen: Das TV-Programm. In einer Zeit, in der Smartphones und Internet nicht die Kinderzimmer einnahmen, sondern die Flimmerkiste (oftmals noch in der Variante Röhrenfernseher) den Alltag bestimmte. Wir widmen uns Formaten, die unsere Kindheit prägten und heute zum Teil bereits längst in Vergessenheit geraten sind. Die Nostalgiebrille aufgesetzt und volle Kraft rückwärts in der Zeit!
Alle Ausgaben:
Teil 1 – Saber Rider and the Star Sheriffs
Teil 2 – Die Nanny
Teil 3 – Bonanza
Teil 4 – Captain Future
Teil 5 – Kim Possible
Teil 6 – Spider-Man und seine außergewöhnlichen Freunde
Teil 7 – Eine fröhliche Familie
Teil 8 – Daktari
Teil 9 – Western von gestern
Teil 10 – Hannah Montana
Teil 11 – Full House
Teil 12 – Raumschiff Enterprise
Teil 13 – Karl May
Teil 14 – Pokémon
Teil 15 – The Legend of Zelda
Teil 16 – Die Rebellen vom Liang Shan Po
Teil 17 – Fillmore!
Teil 18 – Silver Surfer
Titel:
Silver Surfer (13 Episoden, 1998)
Dort war es zu sehen:
RTL (1999)
Darum geht es:
Der friedliche Planet Zenn-la ist die Heimat von Norrin Radd. Als der Weltenverzehrer Galactus Zenn-la mit der Zerstörung droht, erklärt sich Norrin Radd bereit, Galactus zu dienen, wenn dieser im Gegenzug seinen Heimatplaneten verschont. Galactus willigt ein. Von nun an muss Norrin Radd als erinnerungsloser Silver Surfer das Weltall durchstreifen, immer auf der Suche nach neuen Planeten für seinen gnadenlosen Meister Galactus …
Wissenswertes:
Silver Surfer ist die fünfte von insgesamt sieben Zeichentrickserien, die von Marvel Animation in den 90ern veröffentlicht wurden. Da die Serien zum Teil fließend ineinander übergingen, wurde die Figur des Silver Surfer bereits zuvor in Fantastic Four (1994–1996) vorgestellt. Die Serie folgt lose Surfers Comic-Geschichte, wobei die ersten drei Episoden seiner Herkunft gewidmet sind. Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Fantastic Four nicht beteiligt sind, als Galactus kommt, um die Erde zu verschlingen, und es ist tatsächlich Frankie Raye, der dem Surfer hilft, seine Menschlichkeit wiederzuerlangen, nicht Alicia Masters. Und anstatt auf der Erde gefangen zu sein, verbannt Galactus den Surfer stattdessen von der Suche nach Zenn-La, so dass er die Weltraumwege bereisen kann, aber ein ständiger Außenseiter bleibt. Der Rest der Serie folgt hauptsächlich seiner Suche nach seiner Heimatwelt, mit einer fortlaufenden Nebenhandlung, in der Thanos versucht, das Universum zu zerstören, um die Gunst von Lady Chaos zu gewinnen. Die Serie wurde nach nur 13 Episoden aufgrund eines Rechtsstreits zwischen Marvel und Saban Entertainment abgesetzt. Ein Skript für weitere Folgen existiert(e) zwar, dazu kam es allerdings nie.
Darum handelte es sich um ein Kinderzimmer-Highlight:
Silver Surfer war nach den bunten X-Men eine wahnsinnig düstere Serie. Im Gegensatz zu den vorhergegangenen Serien spielt die Serie im dunklen All und sorgte damit für ein echtes Kontrastprogramm. Die Serie war außerdem eine eine der ersten, die computergenerierte Bilder zusammen mit Cel-Animationen an prominenter Stelle zeigte. Der Animationsstil blieb dem grafischen Stil des Silver Surfer-Schöpfers Jack Kirby treu. Viele der Charakter- und Schiffsdesigns sind unverhohlen von ihm beeinflusst, wenn nicht sogar ganz aufgehoben. Die Fälle, in denen Entwürfe nicht direkt (Silver Surfer, Galactus) oder indirekt (Thanos, Beta-Ray Bill) übernommen werden, sondern offensichtlich ausschließlich für die Zeichentrickserie entwickelt wurden, stechen jedoch hervor. Es gibt hier und da ein paar außerirdische Rassen, die einfach aussehen, als wären sie aus einem anderen Zeichentrickfilm entsprungen. Das sorgte visuell für ein echtes Chaos, was die Serie wahnsinnig eigen machte.
Persönliche Erinnerungen:
Silver Surfer stand nur einen kurzen Moment im Rampenlicht und wohl nur wenige Kinder der 90er konnten ihn so gut im Gedächtnis behalten wie Spider-Man oder die X-Men. Mir blieb der Silver Surfer vor allem aufgrund seiner vielen (!) Monologe im Gedächtnis, denn die Geschichte wurde oftmals über seine Gedanken erzählt, was dem Charakter eine melancholische Note gab. Es gibt viele Sequenzen, in denen die Figur einfach herumfliegt und für sich selbst nachdenkt. Das machte ihn wesentlich erwachsener und reifer als die anderen bunten Superheld:innen, die zuvor da waren. Außerdem war das All als Schauplatz wirklich absolute Geschmackssache. Frustrierend war, dass eine vergleichsweise komplexe Handlung aufgebaut wurde, die aber niemals aufgelöst wurde. Nach dem Kampf mit Thanos in der letzten Folge geht es einfach nicht weiter, dabei bleibt soviel Potenzial einfach liegen.
Lohnt sich die Serie heute noch?
Rückblickend ist vor allem cool, hier viele prominente Marvel-Charaktere zu erleben: Thanos, Ego, Galactus, Adam Warlock, Pip, Lady Chaos, Gamorra, Nebula, Uatu … Alle außerirdischen Charaktere mit Rang und Namen sind vertreten. Wer in verdichteter Form einmal die beliebten Comic-Charaktere erleben möchte und sie vor allem außerhalb des Marvel Cinematic Universe sehen und fühlen will, ist bei Silver Surfer goldrichtig. Inhaltlich also ein klares Ja! Visuell ist die Serie wesentlich (!!!) schlechter gealtert als alle anderen. Das liegt daran, dass die neu eingeführten Computer-Animationen in der Zeit verankert sind und damals schon für ein echtes Chaos sorgten. Heute ist der stilistische Bruch noch viel deutlicher als damals, da hier verschiedene Animationswelten aufeinanderprallen.
Wie kommt man an die Serie heran?
Silver Surfer wurde weder in den USA noch sonstwo auf DVD veröffentlicht. Disney+ hat die Serie im Programm, allerdings nicht in Deutschland. Somit kann die Serie nur mit einem VPN gesehen werden.