TV-Kindheitserinnerungen – Teil 5: Kim Possible

Unsere Reihe “Meine Kindheit vor dem Fernseher” besinnt sich zurück auf jene Tage, in denen die Hausaufgaben warten mussten, es Gründe gab, schon während des Unterrichts auf den Nachmittag zu warten oder an Wochenenden besonders früh aufzustehen: Das TV-Programm. In einer Zeit, in der Smartphones und Internet nicht die Kinderzimmer einnahmen, sondern die Flimmerkiste (oftmals noch in der Variante Röhrenfernseher) den Alltag bestimmte. Wir widmen uns Formaten, die unsere Kindheit prägten und heute zum Teil bereits längst in Vergessenheit geraten sind. Die Nostalgiebrille aufgesetzt und volle Kraft rückwärts in der Zeit!

Titel:

Kim Possible (87 Episoden, 2002–2007)

Dort war es zu sehen:

Disney Channel (ab 2003), ProSieben, Kabel eins, Super RTL (ab 2004)

Darum geht es:

Die Highschool-Schülerin Kimberly Ann “Kim” Possible ist eigentlich ein ganz normales Mädchen: Sie ist Teil des Cheerleader-Teams, schlägt sich mit Schulzicke Bonnie herum und schwärmt für den ein oder anderen Mitschüler. Doch sie hat einen ganz besonderen Job: Geheimagentin und Superheldin! Gemeinsam mit ihrem tollpatschigen besten Freund Ron Stoppable, dessen Nacktmull Rufus und dem zehnjährigen Genie Wade bekämpft sie das Böse. Ihre Erzfeinde sind dabei der verrückte Wissenschaftler Dr. Drakken und dessen Komplizin Shego.

Wissenswertes:

Ursprünglich sollte die Serie mit der 65. Episode und somit der dritten Staffel enden, doch aufgrund des großen Erfolges und vielfachen Fan-Wünschen wurde noch eine vierte Staffel produziert. Die Serie hat trotz ihres Platzes im Kinder-Programm einen großen Teil ihrer Fanbase unter Jugendlichen und Erwachsenen gewonnen. Dies ist jedoch nicht verwunderlich, denn die beiden kreativen Köpfe Mark McCorkle und Bob Schooley wollten mit Kim Possible eine universale Serie schaffen, die ein Publikum unabhängig von Alter und Geschlecht ansprechen sollte. Auch die Wahl einer weiblichen Hauptfigur und Heldin wurde von den beiden bewusst getroffen, da es zum damaligen Zeitpunkt nur wenige starke Mädchen in animierten Serien gab und sie selbst Väter von Töchtern sind. Zudem teilt sich Kim Possible das Serien-Universum mit Lilo & Stitch, einer anderen populären Disney-Serie. Damals unüblich bei der deutschen Ausstrahlung war die Beibehaltung eines englischen Titelliedes, wobei die Begrifflichkeiten in den ersten drei Staffeln konstant übersetzt wurden. Lediglich Staffel 4 behielt die englischen Namen. Neben der regulären Serie wurden auch einige TV-Filme produziert, namentlich “Mission zwischen den Zeiten” (2003) und “Invasion der Roboter” (2005). 2019 erschien mit Kim Possible ein gleichnamiger Realfilm, der als Disney Channel Original Movie noch im selben Jahr im deutschen Pay-TV und im März 2020 im Free-TV zu sehen war.

Darum handelte es sich um ein Kinderzimmer-Highlight:

Als Kind der 00er-Jahre hatte man mit spezifischen Kinder-Programmen wie Toggo, Nick und KiKa selbst ohne Pay-TV schon eine große Auswahl, sodass viele Serien rauf und runter liefen. Kim Possible begeistert mit der Mischung aus actionreicher Agenten-Arbeit, tollen Charakteren und alltäglichem Schul-Leben aber besonders, sodass die Serie keinesfall unter dem großen Angebot unterging. Auch die Bösewichte sind sehr kreativ ausgestaltet, denn neben Dr. Drakken und Shego gibt es auch noch den von Kung-Fu besessenen Monkey Fist (der insbesondere in dem eher unscheinbaren und schusseligen Ron auch tapfere, starke Seiten weckt, an denen er wächst). Für viel Witz sorgt allerdings insbesondere der versnobte, auf das klassische Bild eines Bösewichts fokussierte Super-Reiche Senor Senior Senior und dessen Sohn Junior. Mit den so unterschiedlichen Gegnern wird es nie langweilig, gleichzeitig wird wert darauf gelegt, dass auch gewisse Running-Gags etabliert werden (wie Dr. Drakkens Angewohnheit, Ron nur als Kims “Helferlein” zu bezeichnen und sich nicht einmal seinen Namen zu merken).

Persönliche Erinnerungen:

“Was steht an?” und “Keine große Sache!”, die wohl berühmtesten und am häufigsten genutzten Worte von Protagonistin Kim Possible.

Kim Possible war als Kind meine absolute Lieblingsserie, wie noch heute der Eintrag in Freundebüchern, die ich als Siebenjährige ausgefüllt habe, beweist. Ich hab immer davon geträumt, als Teenager wie Kim zu sein: selbstbwusst, stark und eine Heldin. Mit diesen Eigenschaften ist Kim auch schlicht ein tolles Vorbild. Besonders gerne mochte ich die Episoden um Rons japanische Adoptivschwester Hana, Shegos Superhelden-Familie (insgeheim hab ich immer gehofft, Shego würde irgendwann wieder zu einer Heldin werden und gemeinsam mit ihren Geschwistern als Team Go agieren) sowie das Abenteuer, als Kim durch die Zeit reisen muss und dabei sich selbst als Kind begegnet. Aber auch Shego ist mit ihrer sarkastischen Art ein Highlight und wie sie Dr. Drakken verbal Konter gibt, ist einfach herrlich. Noch heute weiß ich, wie groß damals die Vorfreude auf den Free-TV-Start der vierten und letzten Staffel war. Schon das Titellied “Call Me, Beep Me” verursachte bei mir große Freude, auch wenn ich dank seinerzeit mangelnder Englischkenntnisse wohl mit ziemlichem Kaudawelsch mitsang. Auch die Analogie von “Possible” (= möglich) und “Stoppable” (= aufhaltbar) als die Nachnamen von Kim und Ron entging mir als Kind, dabei ist das durchaus intelligent gemacht. Zu den wohl coolsten Wortschöpfungen der deutschen Synchronisation gehören “die Zwombies” (eine Kombination aus “Zwillinge” und “Zombies”, ein Begriff für Kims jüngere Brüder) und der “Kimmunikator” (eine Kombination aus Kommunikator und Kims Namen sowie das Gerät, mit dem sie von ihrem Kumpel Wade auf dem Laufenden gehalten wird).

Lohnt sich die Serie heute noch?

Noch heute hat Kim Possible nichts an Qualität eingebüßt. Insbesondere die pfiffigen Dialoge sorgen weiterhin dafür, dass man an der Serie großen Spaß hat. Ein Punkt, den man früher vielleicht gar nicht so aktiv wahrgenommen hat, ist auch die gelungene Einbindung des Charakters Felix, der im Rollstuhl sitzt und nicht nur ein guter Basketball-Spieler ist, sondern mit seiner Cleverness Kim die ein oder anderen Male hilft. Spannend sind auch die Episoden, die Teile der asiatischen Kultur miteinbinden, unter anderem mit der Japanerin Yori, die Ron auf einem Schüleraustausch kennenlernt. Mit den gelungenen Running-Gags, den witzigen Anspielungen auf populäre Spion- und Superhelden-Tropes ist die Serie auch gerade für Erwachsene immer noch empfehlenswert. Trotz teils episodenhaftem Charakter besitzt Kim Possible zudem eine laufende Handlung und Entwicklung der Figuren, sodass es sich lohnt, die Episoden am Stück zu schauen.

Wie kommt man an die Serie heran?

Der Streamingdienst Disney+ bietet die komplette Serie sowie die produzierten Fernsehfilme in seinem Abonnement. Für Fans ist Disney+ damit die beste Anlaufstelle, alternativ können die Episoden aber auch als Stream bei diversen Anbietern wie Amazon Prime Video käuflich erworben werden. Die DVD-Veröffentlichung der Serie ist leider schon lange vergriffen, allerdings war diese ohnehin nie vollständig. Zwischen 2004 und 2006 erschienen einige Episoden zusammengefasst als eine DVD, 2008 wurden hingegen die ersten beiden Staffeln als DVD-Boxen veröffentlicht. Die beiden weiteren Staffeln erhielten von Disney kein deutsches Disc-Release und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrages sieht es nicht so aus, als würde sich dies bald ändern.

© Disney

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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