Middlewest
USA, Mittlerer Westen. Die Landschaften sind weitläufig, das Leben ist ruhig. Doch nicht jedem ist ein idyllisches Leben gegönnt, wie man schon in Der Zauberer von Oz gelernt hat. Und auch sonst fallen einem bei der Lektüre von Middlewest, der neuen Serie von Skottie Young (I Hate Fairyland, Deadpool), Parallelen zu dem allseits bekannten Werk auf. Seit November 2018 kann man die von Jorge Corona (Feathers) gezeichnete Serie verfolgen. Wir haben hereingelesen und sagen euch, ob sich ein Blick auf die Geschichte lohnt.
Middlewest ist scheinbar eine typische “Junge vom Land leidet unter schwierigem und ödem Leben”-Geschichte. Abel träumt zwar des Nachts von Tornados mit Gesichtern, die ihm böses wollen, doch ansonsten ist sein Leben recht normal. Er hat einen miesen Job als Zeitungsjunge, hängt am liebsten mit seinen Freunden ab und wird beim Diebstahl von Süßigkeiten erwischt. Dann kommt es aufgrund der Klauerei zur Eskalation mit seinem Vater. Und plötzlich ist nichts mehr so wie vorher.
Windiger Auftakt
Originaltitel | Middlewest |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Fantasy, Abenteuer |
Autor | Scottie Young |
Zeichner | Jorge Corona |
Verlag | Image Comics |
Direkt auf den ersten Seiten von Middlewest sehen wir einen riesigen Sturm, der den Protagonisten Abel bedroht. Dessen Gedanke, dass der Wind im Mittleren Westen gewalttätig ist, scheint direkt bewiesen. Doch zum Glück ist das nur ein Traum und die harte Realität weckt Abel auf. Ein Vater, der ihn zu hassen scheint und ein Job, den Abel hasst – es könnte angenehmer sein. Wie ein roter Faden zieht sich das Windthema durch das erste Kapitel. Als wäre verschlafen nicht schon schlimm genug (weckt es doch den Zorn des Vaters), entreißt ihm eine Böe die Zeitungen, die er austragen soll. In Panels, die an einem Ort spielen, aber das Fortschreiten der Zeit illustrieren, wirbelt stets Wind den Staub auf. Und zum Schluss stellt sich die Frage, wie real Träume werden können.
Langsame Einführung in die potentielle Magie
Die Fantasyerzählung beginnt wie viele Geschichten, die auch ohne Magie auskommen. Ein Junge muss aus seiner gewohnten Umgebung fliehen und begibt sich somit mehr oder weniger freiwillig auf ein Abenteuer. Wäre da nicht der beste Freund von Abel, ein sprechender Fuchs, könnte die Geschichte bis zuletzt normal sein. Doch das Tier zeigt dem Leser gleich zu Beginn, dass dies keine normale Erzählung ist. Mit trockenen Kommentaren schleicht sich der Fuchs in die Herzen der Leser. Mal abgesehen davon, dass Jorge Coronas Zeichnung mit den Strichbeinchen und bauschigem Schwanz außerordentlich putzig aussieht. Am Ende des ersten Kapitels zieht das magische Tempo an und verspricht eine äußerst spannende Geschichte.
Du siehst nicht wie ein Zauberer aus
Ja, wie sieht ein Zauberer eigentlich aus? Das ist die Frage, die sich Skottie Young seit August 2016 gestellt hat. Eine Zeichnung von einem Jungen und einem Farmer brachten ihn zu seinen Überlegungen, die schlussendlich in Middlewest endeten. Der Autor und Zeichner ist für seine Geschichten bekannt, in denen Kinder sich abenteuerlichen Aufgaben stellen müssen. Alle Ideen warfen ihn auf das Problem zurück, wie er am besten eine Geschichte in einer realistischen Welt erzählen könnte, in der die Magie unter der Oberfläche lauert. Als Setting wählte er den Mittleren Westen, weil er dort fast sein ganzes Leben verbrachte. Doch die finale Form nahm die Geschichte um Abel erst an, als er Jorge Coronas Zeichenentwürfe sah. Nachdem Skottie Young lange Zeit nicht wusste, wie die Geschichte funktionieren könnte, hatte er jetzt ein genaues Bild vor Augen. Unterstützt von Colorist Jean-Francois Beaulieu (I Hate Fairyland, Outpost Zero) und dem Letterer Nate Piekos (Briggsland, Falling Skies) ist ihm ein gelungener Auftakt für sein Projekt geglückt.
Erster Eindruck:
Voller Faszination habe ich verfolgt, wie sich die Geschichte um Abel vor meinen Augen entfaltet. Die eindrucksvollen Bilder von Jorge Corona untermalen die Geschichte von Skottie Young perfekt. Vor allem bei der Konfrontation zwischen Abel und seinem Vater und bei den Wirbelsturm-Szenen musste ich verweilen und mir alles genauer ansehen. Großartig finde ich natürlich den Fuchs. Die Tiere sind eh schon toll und dann kann er hier auch noch sprechen. Und ist dabei unglaublich witzig, ohne je verletzend zu werden. Am Ende des Kapitels nimmt die Handlung so viel Fahrt auf, dass ich den nächsten Teil kaum erwarten kann!